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Zu den landesrechtlich geregelten beruflichen Weiterbildungen zählen insbesondere die Weiterbildungsgänge an Fachschulen, die in Vollzeit- oder Teilzeitform in den Fachbereichen Agrarwirtschaft, Gestaltung, Technik, Wirtschaft und Sozialwesen angeboten werden. Je nach Bundesland stehen unterschiedliche Fachrichtungen oder Schwerpunkte zur Wahl.314 Die Bildungsgänge an Fachschulen schließen in der Regel an eine berufliche Erstausbildung an und qualifizieren für die Übernahme von Führungsaufgaben. Rechtsgrundlage für die Berufsabschlüsse bilden die Schulgesetze der Länder. Angeboten werden an Fachschulen darüber hinaus auch Ergänzungs- und Aufbaubildungsgänge sowie Maßnahmen der Anpassungsweiterbildung (Kultusministerkonferenz, 2017d, S. 2).

Für das Schuljahr 2016/2017 ist im Vergleich zum Vorjahr insgesamt ein Rückgang der Schülerzahlen zu verzeichnen. Der prozentuale Frauenanteil wuchs hingegen, und auch der prozentuale Anteil ausländischer Schüler/-innen stieg weiter an. Bei den Absolventinnen und Absolventen 2016 zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen in den 10 am stärksten besetzten Berufshauptgruppen: Ein leichtes Plus verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr die Absolventenzahlen vor allem in der Berufshauptgruppe „Berufe in Recht und Verwaltung“. Rückläufig waren die Absolventenzahlen insbesondere in den Berufshauptgruppen „Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe“ sowie „Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe“. Neu in den Top Ten der Berufshauptgruppen in Bezug auf die Absolventenzahl waren die „Gebäude- und versorgungstechnischen Berufe“. Nicht mehr unter den 10 am stärksten besetzten Berufshauptgruppen waren wegen stark rückläufiger Absolventenzahlen die „Einkauf-, Vertriebs- und Handelsberufe“. Nachfolgend werden die Ergebnisse der Sekundäranalysen auf der Grundlage der Daten des Statistischen Bundesamtes dargestellt.

Fachschulen, Klassen und Schüler/-innen

Im Schuljahr 2016/2017 gab es in Deutschland 1.483 Fachschulen, 9.300 Klassen und 187.859 Schüler und Schülerinnen. Der Frauenanteil lag bei 53, 5% (Vorjahr: 52,7%). Der Anteil ausländischer Schüler/-innen an Fachschulen nahm in den letzten Jahren kontinuierlich zu und lag im Schuljahr 2016/2017 bundesweit bei 4,3% (Vorjahr: 4,0%). Berlin hatte, wie bereits im Vorjahr, den höchsten Anteil ausländischer Teilnehmender an Fachschulen (9,3%), gefolgt von Hamburg mit 7,3% und Hessen mit 6,8%. Einen Ausländeranteil unter 1,0% gab es in den Bundesländern Sachsen-Anhalt (0,4%) und Mecklenburg-Vorpommern (0,9%) Tabelle B4.3-1.

Tabelle B4.3-1: Fachschulen 2016/2017: Schulen, Klassen und Schüler/-innen nach Ländern

Nach einem kontinuierlichen Anstieg der Zahl der Schüler/-innen bis zum Schuljahr 2014/2015 ging diese in den letzten beiden Jahren leicht zurück. Im Schuljahr 2016/2017 gab es 187.859 Schüler/-innen. Gegenüber dem Vorjahr ist ein Rückgang um 1,7% zu verzeichnen. Betrachtet man die Entwicklungen geschlechtsspezifisch, so zeigt sich mit 3,2% ein stärkerer Rückgang bei den Männern als bei den Frauen (0,3%). Wie im Vorjahr absolvierte die Mehrheit der Schüler/-innen (66%) ihren Bildungsgang in Vollzeitform. Von den Vollzeitschülern sind rund 60% weiblich Schaubild B4.3-1.

Datenbasis zu Fachschulen

Die Daten sind der Fachserie 11 Reihe 2 des Statistischen Bundesamtes entnommen. Zu beachten ist, dass die Daten zu Schülern/Schülerinnen und Absolventen/Absolventinnen z. T. auch den Fachschulanteil einzelner Ausbildungen beinhalten (z.  B. Altenpflegehelfer/-innen und Altenpfleger/-innen, Heilerziehungspflegehelfer/-innen). Daten zu Fachakademien, die es nur in Bayern gibt, sind in den Daten nicht berücksichtigt.

Schaubild B4.3-1: Entwicklung der Zahl der Schüler und Schülerinnen an Fachschulen 2008/2009 bis 2016/2017

Absolventinnen und Absolventen

Im Schuljahr 2016 beendeten insgesamt 64.658 Absolventinnen und Absolventen einen Bildungsgang an einer Fachschule. Das entsprach einem Plus von 0,5% im Vergleich zum Vorjahr. Mit 56.566 Absolventinnen und Absolventen hatten 87,5% ihren Bildungsgang in einem der 10 am stärksten besetzten Berufshauptgruppen beendet. In den Top Ten zeigen sich jedoch zum Vorjahr Veränderungen. Mit einem Rückgang um 23,6% im Vergleich zum Vorjahr sind „Einkauf-, Vertriebs- und Handelsberufe“ erstmals nicht mehr unter den ersten 10  Berufshauptgruppen. Die „Berufe in Recht und Verwaltung“ sind auf Platz 3 und damit vor die „Mechatronik-, Energie und Elektroberufe“ gerückt. Neu in der Liste der 10 am stärksten besetzten Berufshauptgruppen sind die „Gebäude- und versorgungstechnischen Berufe“ mit insgesamt 933 Absolventinnen und Absolventen Schaubild B4.3-2.

Betrachtet man die Entwicklungen im Vergleich zum Vorjahr differenziert nach Berufshauptgruppen, so zeigen sich die Unterschiede wie folgt: Steigende Absolventenzahlen verzeichneten die Berufshauptgruppen „Berufe in Recht und Verwaltung“ (+9,3%), „Berufe in der Land-, Tier- und Forstwirtschaft“ (+3,0%), „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“ (+2,2%) und „Kunststoffherstellung und -verarbeitung, Holzbe- und -verarbeitung“ (+1,0%). Rückläufige Absolventenzahlen hingegen zeigen sich im Vergleich zum Vorjahr in den Berufshauptgruppen „Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe“ (-21,1%), „Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe“ (-6,4%), „Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe“ (-1,9%) sowie geringfügig in „Berufe in Unternehmensführung, -organisation“ (-0,9%) und „Nichtmedizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Wellnessberufe“ (-0,6%). 

Im Abgangsjahrgang 2016 war knapp die Hälfte der Absolventen weiblich (49,5%). Differenziert nach Berufshauptgruppen lag der Frauenanteil in „Berufe in Recht und Verwaltung“ mit rund 85% am höchsten, gefolgt von „Erziehung, sozialen und hauswirtschaftlichen Berufen, Theologie“ mit einem Frauenanteil von rund 80%. Mit nur 2,2% blieb der Frauenanteil im Bereich der „Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe“, wie auch im Vorjahr, am niedrigsten Tabelle B4.3-2.

In Bezug auf den rechtlichen Status der Schule lag der Anteil der Absolventinnen und Absolventen (aus den 10 genannten Berufshauptgruppen) in privaten Schulen bei insgesamt 34,4%. Differenziert betrachtet zeigt sich der prozentual höchste Anteil in privaten Schulen mit 51,7% im Bereich „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“, gefolgt von „Berufe in Recht und Verwaltung“ mit 37,2%. Abschlüsse ausschließlich an öffentlichen Fachschulen wurden 2016 im Bereich „Berufe in der Land-, Tier-, Forstwirtschaft“ erworben.

Eine aktuelle Übersicht über Berufsabschlüsse an Fachschulen ist der „Dokumentation der Kultusministerkonferenz über landesrechtlich geregelte Berufsabschlüsse an Fachschulen (Beschluss des Unterausschusses für Berufliche Bildung vom 03.02.2017)“ zu entnehmen. 

Fördermöglichkeiten für Lehrgänge an Fachschulen 

In Bezug auf mögliche finanzielle Förderung für Lehrgänge an Fachschulen ist an dieser Stelle insbesondere auf das Aufstiegs-BAföG315 (vgl. Kapitel B3.2) sowie das Weiterbildungsstipendium316 (vgl. Kapitel B3.3) hinzuweisen. Weitere Informationen bietet auch die BIBB-Publikation „Checkliste Qualität beruflicher Weiterbildung“.317 

(Maria Zöller)

Schaubild B4.3-2: Absolventen/Absolventinnen an Fachschulen in den 10 stärksten Berufshauptgruppen 2016

Tabelle B4.3-2: Absolventen/Absolventinnen an Fachschulen nach den 10 stärksten Berufshauptgruppen, rechtlichem Status der Schule und Geschlecht 2016