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Das Wichtigste in Kürze

Zielsetzung des Kapitels ist es, die indikatorengestützte Berichterstattung des Datenreports zum Berufsbildungsbericht der Bundesregierung um ausgewählte Daten zur Internationalisierung der beruflichen Bildung und zur Entwicklung der Berufsbildung weltweit und insbesondere in Europa zu erweitern. Die Entwicklungen der vereinbarten Benchmarks aus dem gemeinsamen Arbeitsprogramm der EU zu Bildung und Ausbildung „ET 2020“ und der Jugendarbeitslosigkeit in Europa werden in jeweiligen Unterkapiteln ebenso fortgeschrieben wie die Informationen zu Mobilität in Ausbildung und Beruf auf europäischer Ebene und zur Umsetzung des Gesetzes zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen. Das Schwerpunktthema des Datenreports 2018 aufgreifend, wird ein vergleichender Blick auf Konzepte, Strukturen und Programme der Berufsorientierung im Ländervergleich Schweiz, Österreich und Australien geworfen. Dabei wird deutlich, dass Berufsorientierung einer Bildungs- oder einer Beschäftigungslogik entspringen kann. In Ländern mit einer vorwiegend betrieblich ausgerichteten beruflichen Ausbildung folgt sie eher einer Beschäftigungslogik. Im internationalen Vergleich überwiegt hingegen die Verortung innerhalb des Bildungsverlaufs mit Blick auf die Gestaltung bzw. den Abschluss eines Bildungswegs.

Aus internationaler Perspektive sind darüber hinaus folgende Entwicklungen herauszustellen: 

  • Im Vergleich der betrieblichen Ausbildungsquoten wies Deutschland im Jahr 2015 international die zweithöchste Quote auf. Allerdings waren die Quoten in den letzten Jahren rückläufig. Das gilt auch für Österreich. In der Schweiz lag sie konstant auf dem höchsten Niveau (5%). Steigende betriebliche Ausbildungsquoten wiesen Dänemark und Kanada auf. 
  • Die auf Deutschland bezogenen Daten zur Erreichung der europäischen Benchmarks im EU-Arbeitsprogramm „Allgemeine und berufliche Bildung 2020“ haben sich 2016 gegenüber dem Vorjahr in kleinen Schritten verändert. Deutschland lag mit 33,2% der 30- bis 34-Jährigen, die einen Bildungsabschluss erzielen, der im EU-Kontext unter tertiärer Bildung gefasst wird (vgl. BIBB-Datenreport 2017, Kapitel D1), noch deutlich unter dem anzustrebenden Benchmark von 40%. Auch bei der Beteiligung Erwachsener am lebenslangen Lernen war der Sollwert noch nicht erreicht (EU-Benchmark: 15%; Wert für Deutschland 2016: 8,5%), der EU-Durchschnitt lag 2016 bei 10,8%. Sehr nah am vereinbarten Ziel lag Deutschland beim Anteil der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger (EU-Benchmark: 10%; Wert für Deutschland 2016: 10,2%). Bei der Beschäftigungsquote der 20- bis 34-Jährigen (EU-Benchmark: 82%) macht eine Differenzierung nach ISCED-Niveaus deutlich, dass die Beschäftigungsquote junger Menschen, die über einen beruflichen Sekundarabschluss verfügen, in Deutschland 2016 mit 90,1% weit über dem europäischen Durchschnittswert von 75,2% lag.
  • Die Jugendarbeitslosigkeit betrug 2016 im europäischen Durchschnitt 18,6%. In Deutschland verblieb sie mit 7,1% weiterhin auf dem niedrigsten Niveau im internationalen Vergleich. Doch auch in Staaten mit überdurchschnittlich hoher Arbeitslosenquote unter Jugendlichen (Griechenland, Italien, Spanien, Portugal) ist sie seit 2013 beständig rückläufig. In Italien und Portugal ging gleichzeitig das Risiko Jugendlicher zurück, von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein (relative Jugendarbeitslosigkeit). In diesen Staaten scheinen somit junge Menschen unter 25 Jahren stärker als Erwachsene vom Aufschwung am Arbeitsmarkt profitiert zu haben. 
  • Im Rahmen des EU-Programms für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport Erasmus+ wurden im Jahr 2017 21.272 Stipendien für Auslandsaufenthalte von Lernenden und für 4.412 Aufenthalte von Berufsbildungspersonal bewilligt. Der größte Anteil von jungen Menschen entfiel dabei auf die Industriekaufleute. Über 10% der Absolventen in diesem Beruf absolvierten über Erasmus+ einen Auslandsaufenthalt im Rahmen ihrer Ausbildung. Insgesamt ist davon auszugehen, dass derzeit rund 5% der Absolventen einer beruflichen Erstausbildung einen Auslandsaufenthalt realisieren. Ziel der Bundesregierung ist es, diesen Anteil bis zum Jahr 2020 auf 10% zu steigern und so den Benchmark zu erreichen, den der Deutsche Bundestag im Jahr 2013 formuliert hat. Als Zielland steht Deutschland im Rahmen von Erasmus+ mit 16.632 Aufenthalten nach dem Vereinigten Königreich und Spanien an dritter Stelle innerhalb der Programmstaaten. 
  • Von April 2012 bis Ende 2016 wurden insgesamt 86.514 Anträge auf Anerkennung einer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation nach dem Bundesgesetz gestellt, davon allein für das Jahr 2016 23.028 Neuanträge (inklusive zurückgezogener Anträge). Für landesrechtlich geregelte Berufe liegt derzeit noch keine koordinierte Statistik vor. 74,9% der Neuanträge im Jahr 2016 bezogen sich auf reglementierte Berufe, an erster Stelle sind hier mit deutlichem Abstand Anträge auf eine Anerkennung als Gesundheits- und Krankenpfleger/-in oder als Arzt/Ärztin zu finden. Bei den nicht reglementierten Berufen bezogen sich die meisten Anträge auf den Referenzberuf Kauffrau/Kaufmann für Büromanagement. Von den im Jahr 2016 gemeldeten beschiedenen Verfahren endeten bei den reglementierten Berufen 70,5% und bei den nicht reglementierten Berufen 54,6% mit einer vollen Gleichwertigkeit – inklusive jener Verfahren, in denen die Auflage einer Ausgleichsmaßnahme erfolgreich absolviert wurde. Die Möglichkeit, bereits vom ausländischen Wohnort einen Antrag zu stellen, wurde im Jahr 2016 insgesamt 3.051 Mal in Anspruch genommen. Der weiterhin hohe Informationsbedarf zum Thema Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen ist an den insgesamt ca. 7,5 Mio. Besuchen des Informationsportals der Bundesregierung (www.anerkennung-in-deutschland.de) erkennbar. Das Portal bietet seine Informationen in 11 Sprachen an. Im Jahr 2017 fanden 58% aller Portalbesuche aus dem Ausland statt.

(Birgit Thomann)