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Über die Entwicklung der Bildungssysteme in Europa berichtet die Europäische Kommission jährlich. Kern dieser Berichte sind die gemeinsam vereinbarten europäischen Indikatoren. Fünf dieser Indikatoren, die auch mit Benchmarks versehen sind, spielen für die berufliche Bildung eine Rolle. Die Entwicklung bei diesen Indikatoren war von 2015 bis 2016 stabil und unauffällig (European Commission 2017). Für ausführliche Informationen zu den Benchmarks siehe BIBB- Datenreport 2015, Kapitel  E1.

  • Der europäische Benchmark zum Erwerb von tertiären Bildungsabschlüsse in der Gruppe der 30- bis 34-Jährigen liegt bei 40%. Er veränderte sich im EU-Durchschnitt von 38,7% im Jahr 2015 auf 39,1% im Jahr 2016 und näherte sich somit der Zielmarke an. Allerdings haben sich die teilweise großen Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten nicht verringert. 18 Staaten übertrafen den Benchmark: Belgien, Dänemark, Estland, Irland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Zypern, Litauen, Lettland, Luxemburg, die Niederlande, Polen, Slowenien, Finnland, Schweden und das Vereinigte Königreich. Deutschland lag bei 33,2%. Seit 2010 (29,7%) bedeutet dies eine Steigerung um 2,5% Prozentpunkte. Zum Verständnis von tertiärer Bildung in den internationalen Statistiken siehe BIBB-Datenreport 2017, Kapitel  D1. Die Verteilung des Erwerbs der tertiären Bildungsabschlüsse auf die 4 Niveaus (sog. Short-cycle-Programme (ISCED-2011-Niveau 5), Bachelor- (Niveau 6) und Masterprogramme (Niveau 7) sowie Doktorandenprogramme (Niveau 8)), zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten. Den größten Unterschied machten die zweijährigen Short-cycle Programme aus, die meist einen starken Praxisbezug haben. Der Anteil dieser Programme war für Deutschland sehr klein (ca. 3%).
  • Der Benchmark für die Beteiligung Erwachsener am lebenslangen Lernen liegt bei 15%. Der Benchmark umfasst sowohl non-formales als auch formales Lernen in den letzten 4 Wochen vor der Befragung. Der europäische Durchschnitt lag 2016 bei 10,8%, und damit 0,1% Prozentpunkte über dem Wert von 2015. Der überwiegende Anteil bei beinahe allen Staaten lag im non-formalen Bereich. Insgesamt war die Entwicklung seit 2012 über alle Länder recht stabil, mit Ausnahme von Frankreich, Luxemburg und Ungarn, bei denen es eine Veränderung in der nationalen Statistik gab. Die höchsten Werte hatten 2016 die 3 nordischen Staaten Schweden (29,6%), Dänemark (27,7%) und Finnland (26,4%). Der Wert für Deutschland lag bei 8,5% (8,1%; 2015). Die Schweiz, die als Nicht-EU-Staat ebenfalls in der Statistik von Eurostat aufgeführt wird, hatte mit 31,4% den höchsten Anteil europaweit (Eurostat 2017f).
  • Die Verringerung des Anteils eines frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgangs ist ein zentrales Ziel im Rahmen der Benchmarks. Mit ihm werden gesellschaftliche Werte wie soziale Inklusion und die Möglichkeit zur aktiven Bürgerschaft verbunden, aber auch im Hinblick auf die Integration in den Arbeitsmarkt kommt diesem bildungspolitischen Aspekt eine besondere Bedeutung zu. Der Benchmark wurde auf 10% festgelegt. Tatsächlich sank der europäische Durchschnittswert kontinuierlich von 13,9% (2010) auf 12% (2013), 11,1% (2014) und 10,7% (2016). Hervorzuheben ist der Wert für Portugal, der sich von 20,5% im Jahr 2012 über 17,4% (2014) auf 14% im Jahr 2016 kontinuierlich verringert hat. Ähnlich positiv war die Entwicklung in Spanien (2016: 19%; 2010: 28,2%) und Italien (2016: 13,8%; 2010: 18,6%). Deutschland lag mit 10,2% (2015: 10,1%) leicht über dem Benchmark.
  • Die Beschäftigungsquote der 20- bis 34-Jährigen, die die Schule oder Universität in den letzten 3  Jahren verlassen haben, soll in Europa bei 82% liegen. Nachdem dieser Wert im Jahr 2008 erreicht war, sank er nach der Wirtschafts- und Finanzkrise auf 74,6% im Jahr 2012. Im Jahr 2016 hat sich dieser Wert wieder leicht erholt und lag bei 78,2% und damit deutlich höher als im vorangegangenen Jahr (75,8%). Wird nach ISCED-Niveau differenziert, wird deutlich, dass die Beschäftigungsquoten in Deutschland für diejenigen mit einem beruflichen Sekundarabschluss mit 90,1% nach Malta (96,3%) und Island (91%) europaweit die höchste war. Der europäische Durchschnittswert lag bei 75,2%. Norwegen (88,6%), die Schweiz (85,6%) und Österreich (85,5%) komplettierten die Spitzengruppe in Europa. Eine berufliche Ausbildung im Sekundarbereich in diesen Ländern ist eine besonders erfolgreiche Grundlage für den Übergang in den Arbeitsmarkt. Diese Quoten sind sogar deutlich höher als die Beschäftigungsquote für Absolventen tertiärer Bildung im europäischen Durchschnitt. Diese lag 2016 bei 82,9%.
  • Der Anteil der Schüler/-innen mit schlechten Leistungen bei den sogenannten Grundkompetenzen (Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften) soll die Marke von 15% nicht überschreiten. Hierzu liegen für 2016 keine neuen Daten vor (vgl. BIBB- Datenreport 2015, Kapitel E1 ).

(Ute Hippach-Schneider)