Seit dem Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2012 wird in regelmäßigen Abständen über die Jugendarbeitslosigkeit in Europa berichtet. Spätestens seit 2013 erlangten die Angaben zur Jugendarbeitslosigkeit besondere Aufmerksamkeit, da im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise in vielen Ländern Südeuropas ein extremer Anstieg der Arbeitslosigkeit Jugendlicher zu verzeichnen war, der auch auf europäischer Ebene eine Reihe von politischen Aktivitäten hervorgerufen hat. Bei der Verwendung und Interpretation der Daten ist zu beachten, dass verschiedene Messkonzepte zur Arbeitslosigkeit Jugendlicher genutzt werden, deren Wert in der Regel unterhalb des gängigsten Indikators, der Jugendarbeitslosenquote liegen.
Messung von Jugendarbeitslosigkeit im internationalen Vergleich – Ansätze und empirische Konzepte
Anteil der erwerbslosen Jugendlichen an den gleichaltrigen Erwerbspersonen (Jugendarbeitslosenquote nach dem ILO-Konzept)
Dieser Indikator gibt Aufschluss über den Anteil der erwerbslosen Jugendlichen am gesamten gleichaltrigen Arbeitskräftepotenzial und wird als Quotient aus der Zahl der Arbeitslosen und der Erwerbspersonen (Erwerbstätige plus Erwerbslose) gebildet (Eurostat Metadata 2017) (vgl. Kapitel A10.1.3)335.
Anteil der erwerbslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung (Erwerbspersonen und Nichterwerbspersonen)
Eine andere Kennzahl zur Arbeitslosigkeit von Jugendlichen setzt die Anzahl der arbeitslosen Jugendlichen in ein Verhältnis zu allen Personen (Erwerbs- und Nichterwerbspersonen) in derselben Altersgruppe. Sie gibt damit den Anteil der Arbeitslosen an der Altersgruppe an. Aufgrund des größeren Nenners ist die Zahl geringer als die der Jugendarbeitslosenquote.
Relative Jugendarbeitslosigkeit
Um z. B. konjunkturelle Effekte zu kontrollieren, kann man die Jugendarbeitslosigkeit des jeweiligen Landes in Relation zur Gesamtarbeitslosigkeit (nach ILO-Definition) setzen. Hierzu sind in Tabelle D1.3-1 die Arbeitslosenquoten der unter 25-Jährigen den Arbeitslosenquoten der 25- bis 74-Jährigen gegenübergestellt. Der daraus resultierende Quotient (relative Jugendarbeitslosigkeit) zeigt, inwieweit Jugendliche unter den Arbeitslosen in besonders hohem Maße von Arbeitslosigkeit betroffen sind.
NEET-Quote – Not in Education, Employment or Training: Nicht erwerbstätige Jugendliche, die weder an Bildung noch an Weiterbildung teilnehmen
Der Indikator bezieht sich auf den relativen/prozentualen Anteil der Jugendlichen (einer gegebenen Altersgruppe und des jeweiligen Geschlechts) an der gleichaltrigen Gesamtbevölkerung, die sich weder in einem Beschäftigungsverhältnis/Arbeitsverhältnis befinden noch weiterführende Bildungskurse besuchen oder einer Ausbildung nachgehen (Eurostat Metadata 2016). Im Zähler müssen zwei Bedingungen für die Befragten erfüllt sein: (a) Sie sind nicht berufstätig (d.h. arbeitslos oder fallen unter die Nichterwerbspersonen nach ILO-Definition) und (b) sie befinden sich in den vier Wochen vor der Befragung nicht in Bildung oder Ausbildung (weder formal noch nicht-formal). Der Nenner bezieht sich auf die Gesamtbevölkerung der gleichen Altersgruppe sowie des jeweiligen Geschlechts, abgesehen von den Befragten, die nicht auf die Frage „Partizipation in regulärer (formaler) Bildung und Ausbildung“ geantwortet haben.
In Ergänzung zu den Indikatoren im BIBB-Datenreport 2014, Kapitel E2 wurde die Übersicht durch einen weiteren Indikator ergänzt. Den Quoten zur Jugendarbeitslosigkeit nach dem ILO-Konzept (Eurostat 2017a, Eurostat 2017b), der relativen Jugendarbeitslosigkeit und dem Anteil der erwerbslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung (Eurostat 2017c, Eurostat 2017d) wurden die sogenannten NEET-Quoten (Eurostat 2017e) hinzugefügt. Die NEET-Quoten umfassen dabei alle nicht erwerbstätigen Jugendlichen, die zum Zeitpunkt der Messung weder an Bildung noch an Weiterbildung teilnahmen. Durch die verschiedenen Definitionen und empirischen Konzeptionen zeigen sich deutliche Unterschiede in den Daten. Im Folgenden werden die Daten für das Jahr 2016 aktualisiert. Die jährlichen Angaben sind gegenüber saisonalen Schwankungen bereinigt und liefern damit insgesamt zuverlässigere Ergebnisse. Zusätzlich wurden auch die Angaben der vierteljährlichen Quoten (für 2017) ergänzt.
Jugendarbeitslosigkeit nach dem ILO-Konzept
Generell fiel die Arbeitslosigkeit im Jahr 2016 unter den Jugendlichen (15 bis 24 Jahre) im Gegensatz zu der Altersgruppe der 25- bis 74-Jährigen in allen betrachteten Ländern weiterhin deutlich höher aus Tabelle D1.3-1. Gegenüber dem Jahr 2015 hat sich die Jugendarbeitslosigkeit verringert. Dies trifft unter anderem für Griechenland, Italien, Spanien und Portugal zu, welche zu den Ländern mit den höchsten Arbeitslosenquoten unter den Jugendlichen gehörten. Vor allem für diese Länder ist eine abnehmende Jugendarbeitslosigkeit bereits seit 2013 erkennbar. Auch für Schweden, Großbritannien, Belgien und Lettland ist eine ähnliche Entwicklung abzulesen.
Tabelle D1.3-1: Arbeitslosigkeit, Jugendarbeitslosigkeit, relative Jugendarbeitslosigkeit und NEET-Quoten im europäischen Vergleich (Teil 1)
Tabelle D1.3-1: Arbeitslosigkeit, Jugendarbeitslosigkeit, relative Jugendarbeitslosigkeit und NEET-Quoten im europäischen Vergleich (Teil 2)
Relative Jugendarbeitslosigkeit
Im EU-Durchschnitt (27 Länder) hat sich 2016 die Betroffenheit der jungen Erwerbsbevölkerung, arbeitslos zu sein, im Vergleich zur den Erwachsenen leicht erhöht. Obwohl Länder wie Spanien und Griechenland eine geringere Jugendarbeitslosigkeit aufzeigten, hat sich die relative Jugendarbeitslosigkeit der Jugendlichen gegenüber 2015 nicht verringert. Auch in Deutschland hat sich trotz gleichbleibender bzw. leicht abnehmender Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2016 die Betroffenheit für Jugendliche erhöht. Dennoch gibt es auch Gegenbeispiele: In Portugal und Italien fiel nicht nur die Jugendarbeitslosigkeit niedriger als 2015 aus, sondern auch die relative Betroffenheit der Jugendlichen, arbeitslos zu sein, ging zurück. Die Jugendlichen haben hier somit stärker von dem Aufschwung am Arbeitsmarkt profitiert als ältere Personen.
Anteil der erwerbslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung und NEET-Quoten
Betrachtet man den Anteil der erwerbslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung, so befanden sich Italien, Spanien, Griechenland und Portugal im Jahr 2016 auch hier unter den Ländern mit den meisten erwerbslosen Jugendlichen. Auch die NEET-Quoten zeigen, dass diese Länder (neben Frankreich, Lettland und Großbritannien) die höchsten prozentualen Anteile an nicht erwerbstätigen Jugendlichen aufwiesen, die weder an Bildung noch an Weiterbildung teilnahmen.
(Philipp Grollmann, Viktor Ulbrich)
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In Deutschland wird die Arbeitskräftestichprobe im Rahmen des Mikrozensus befragt. Es liegen Unterschiede zwischen den Zahlen zu Deutschland aus Kapitel A10.1.3 vor, da sich die Altersgruppe zur Berechnung der Erwerbslosenquote unterscheidet.