Die Zahl der institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Jugendlichen schließt alle Personen ein, die sich im Laufe des Berichtsjahres für eine Berufsausbildung interessierten, sei es, dass diese deshalb in eine Berufsausbildung einmündeten, bis zum Bilanzierungsstichtag 30. September weiter nach einem Ausbildungsplatz suchten oder aber ihr Interesse im Laufe des Berichtsjahres wieder aufgaben. Von der offiziellen Ausbildungsplatznachfrage unterscheidet sie sich somit dadurch, dass in ihr auch jene Personen enthalten sind, die ihren Vermittlungswunsch wieder aufgegeben haben. In der Ausbildungsmarktstatistik der BA werden diese Personen „andere ehemalige Bewerber“ genannt.
Die Gesamtzahl der institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Jugendlichen betrug 2018 805.700. Sie lag damit nur leicht unterhalb des Vorjahreswertes (-100 bzw. -0,0% gegenüber 2017). Aufseiten der jungen Männer stieg die Zahl der Ausbildungsinteressenten (+8.200 bzw. +1,7% gegenüber 2017), während die Zahl bei den jungen Frauen um nahezu denselben Betrag sank (-8.300 bzw. -2,7%).
Angesichts des drohenden Fachkräftemangels ist es ein wichtiges berufsbildungspolitisches Ziel, das Interesse der jungen Menschen an einer dualen Berufsausbildung zu stabilisieren und in eine tatsächliche Beteiligung an dualer Berufsausbildung zu überführen. Wie gut dies gelingt, wird anhand der Einmündungsquote (EQI) bzw. Beteiligungsquote ausbildungsinteressierter Personen bemessen. Sie errechnet sich als der Anteil der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge an der Gesamtzahl aller institutionell erfassten ausbildungsinteressierten Personen.
Die Einmündungsquote (EQI) lag 2018 bundesweit bei 66,0% und fiel damit um rund einen Prozentpunkt höher aus als ein Jahr zuvor (64,9%). Bei den jungen Männern betrug sie 66,8% (2017: 65,9%) und bei den jungen Frauen 64,6%. In den 16 Ländern variierte sie zwischen 53,6% im Land Berlin und 74,9% im Freistaat Bayern Tabelle A1.1-2 Internet, in den 154 Regionen (Arbeitsagenturbezirken) zwischen 51,2 in Eberswalde (Brandenburg) und 83,6% in Passau (Bayern).
Die entscheidende rechnerische Einflussgröße auf die regionale Höhe der Einmündungsquote ist die relative Zahl der Ausbildungsplatzangebote, die vor Ort den Ausbildungsinteressierten gegenübersteht. Fällt diese Zahl hoch aus (z. B. über 90 Angebote je 100 Ausbildungsinteressierte), erreicht auch die Einmündungsquote, wie Tabelle A1.1.3-1 zeigt, im Schnitt hohe Werte (in diesem Fall EQI = 78,4; gegenüber EQI = 53,9 bei weniger als 60 Angeboten je 100 Ausbildungsinteressierte). Darüber hinaus ist bei einem hohen Ausbildungsplatzangebot nicht nur der relative Anteil der am Stichtag 30. September noch suchenden Ausbildungsinteressierten gering. Vielmehr fällt auch der Anteil derjenigen deutlich kleiner aus, die ihren Vermittlungswunsch in duale Berufsausbildung vorzeitig aufgeben und daraufhin anderweitig verbleiben (17,9% bei über 90 Angeboten je 100 Ausbildungsinteressierten; gegenüber 32,2% bei weniger als 60 Angeboten). Dies deutet darauf hin, dass bei schwierigen Ausbildungsmarktverhältnissen ein Teil der Ausbildungsinteressierten vorzeitig resigniert und daraufhin nicht mehr Teil der offiziellen Ausbildungsplatznachfrage ist. Denn Ausbildungsinteressierte, die vor dem Stichtag ihren Vermittlungswunsch aufgeben, werden auch dann nicht zur Ausbildungsplatznachfrage gerechnet, wenn sie sich erfolglos bewarben und dies der Grund ihres vorzeitigen Rückzugs ist.
Neben der Höhe des Ausbildungsplatzangebots spielt auch die berufliche Struktur des Angebots eine bedeutende Rolle, wie viele Ausbildungsinteressierte in eine Berufsausbildung einmünden. Die oben genannte Differenz zwischen der (im Schnitt höheren) Einmündungsquote der Männer und der der Frauen ist im Wesentlichen der Tatsache geschuldet, dass der Anteil der Dienstleistungsberufe am Ausbildungsvolumen innerhalb des dualen Berufsausbildungssystems insgesamt relativ niedrig ist (denn zahlreiche Gesundheits-, Sozial- und Erziehungsberufe, die dem Dienstleistungssektor zugerechnet werden, finden bei der statistischen Aufbereitung zum dualen Ausbildungssystem nach Berufsbildungsgesetz und Handwerksordnung keine Berücksichtigung).
Tatsächlich fällt in den Regionen, in denen der Anteil der Dienstleistungsberufe im dualen System größer ist, auch die Einmündungsquote der jungen Frauen höher aus, während sich für die männlichen Ausbildungsinteressierten der umgekehrte Effekt zeigt. Liegt der Ausbildungsanteil vor Ort in den Dienstleistungsberufen bei rund 50%, münden Frauen im Schnitt nicht mehr seltener in eine duale Berufsausbildung ein als junge Männer. Ist der Anteil noch höher, übertrifft die weibliche Einmündungsquote die der männlichen Ausbildungsinteressierten sogar recht deutlich Tabelle A1.1.3-2.