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Für die Jugendlichen und Betriebe, die sich noch nach dem 30. September 2018 für eine Berufsausbildung im Jahr 2018 interessierten (sei es als künftige Auszubildende oder als Ausbildungsstätten), setzten die Beratungs- und Vermittlungsdienste ihre Arbeit auch über diesen Stichtag hinaus fort. Zwischen Oktober 2018 und Januar 2019 registrierten sie insgesamt 71.500 Ausbildungsstellen, die noch 2018 besetzt werden sollten. Darunter befanden sich jene 57.700 Stellen, die bereits am 30. September unbesetzt waren, sowie weitere 13.900 Stellen, die den Beratungs- und Vermittlungsdiensten erst später gemeldet wurden. Bei 69.700 bzw. 97,5% der 71.500 gemeldeten Stellen handelte es sich um betriebliche Plätze (Bundesagentur für Arbeit 2019a).

Den 71.500 gemeldeten Stellen standen 66.700 Bewerber/-innen gegenüber, welche die Beratungs- und Vermittlungsdienste um Unterstützung baten, um noch 2018 eine duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO antreten zu können. Es gab somit bundesweit im sogenannten „fünften Vermittlungsquartal“ mehr noch zu besetzende Stellen als noch zu vermittelnde Bewerber/-innen. Rechnerisch entfielen 107,2 Stellen auf 100 Bewerber/-innen. Allerdings wichen die Verhältnisse in den Ländern vom bundesdeutschen Gesamtwert gravierend voneinander ab. So entfielen z. B. im Land Berlin nur 44,9 Stellen auf 100 Bewerber/-innen, während es in Bayern 309,4 waren Tabelle A1.1.4-1. Noch deutlich stärker variierten die einzelnen Werte in den Arbeitsagenturbezirken. Während in Dortmund rechnerisch nur 19,4 Stellen auf 100 Bewerber/-innen kamen, waren es in Passau 1.035,2.

Mit diesen extremen Ungleichgewichten hatten beide Seiten des Ausbildungsmarktes, Jugendliche und Betriebe, zu kämpfen. Besonders schwierig war die Lage für die Betriebe in Bayern, wo rechnerisch 100 noch zu besetzenden Stellen lediglich 32,3 Bewerber/-innen gegenüberstanden. Im Arbeitsagenturbezirk Passau waren es sogar nur 9,7. Umgekehrt entfielen u. a. in den Regionen Dortmund, Hannover, Hameln, Herford, Hagen, Bochum, Marburg, Lüneburg-Uelzen, Kassel weit mehr als 250 Bewerber auf 100 Stellenmeldungen.

Tabelle A1.1.4-1: Zwischen Oktober 2018 und Januar 2019 registrierte Berufsausbildungsstellen und Ausbildungsstellenbewerber/-innen mit Wunsch eines Ausbildungsbeginns bis Ende des Jahres 2018

Die großen Ungleichgewichte schmälerten die Möglichkeiten der Beratungs- und Vermittlungsdienste erheblich, beide Marktseiten zusammenzuführen. Schwierig war das Vermittlungsgeschäft darüber hinaus auch deshalb, weil die bereits Ende September zu beobachtenden beruflichen Ungleichgewichte und Merkmalsdisparitäten zwischen dem noch zu besetzenden Angebot und der zu vermittelnden Nachfrage zu großen Teilen in das „fünfte Quartal“ überführt wurden. Denn 80,6% der zwischen Oktober 2018 und Januar 2019 gemeldeten Stellen und 56,4% der in diesem Zeitraum gemeldeten Bewerber/-innen entstammen aus dem Kreis der bereits zum 30. September 2018 registrierten erfolglosen Marktteilnahmen. Zudem ist davon auszugehen, dass viele Ausbildungsstellen, die nicht aus der Teilmenge der bereits zum 30. September unbesetzten Plätze stammen, aus Vertragslösungen in der Probezeit herrühren und kurzfristig nachbesetzt werden sollten. Von vorzeitigen Vertragslösungen sind aber verstärkt jene Berufe betroffen, die ohnehin unter Besetzungsschwierigkeiten leiden.4 Aus all diesen Gründen ist der Ausbildungsmarkt im „fünften Quartal“ nochmals deutlich stärker von Passungsproblemen geprägt als die Ausbildungsmarktlage während der regulären Vermittlungsperiode.

Somit fiel die im Rahmen des Nachvermittlungsgeschäfts erzielte Einmündungsquote der Bewerber/-innen in eine Berufsausbildungsstelle mit bundesweit 9,7% ausgesprochen niedrig aus, während 72,3% immer noch auf der Suche nach einer Ausbildungsgelegenheit waren. Die restlichen 17,9% zählten zu den „anderen ehemaligen Bewerbern“, d. h. zu jenen Bewerbern, die ihren Vermittlungswunsch noch vor Einmündung in eine Berufsausbildungsstelle wieder aufgaben oder die unbekannt verblieben Tabelle A1.1.4-2.

Zwischen den verschiedenen Bewerbergruppen waren, was die Verbleibsquoten angeht, keine größeren Unterschiede auszumachen (sei es, dass es sich um männliche oder weibliche Bewerber, um Bewerber/-innen mit Hauptschulabschluss oder mit Studienberechtigung, um Bewerber/-innen aus Bayern oder Berlin handelte). So bewegten sich die Einmündungsquoten ebenso durchgängig auf niedrigem Niveau, wie umgekehrt die Quoten der im September noch suchenden Bewerber/-innen durchgängig auf hohem Niveau variierten Tabelle A1.1.4-2.5

Die Zahl der im Nachvermittlungsgeschäft noch zu besetzenden Ausbildungsstellen war zwar im Januar 2019 mit 11.400 deutlich geschrumpft. Gleichwohl lag ihr Anteil an allen 71.500 zwischen Oktober 2018 und Januar 2019 zur Nachvermittlung gemeldeten Stellen mit bundesweit 15,9% relativ hoch, sofern man zum Vergleich die Ergebnisse der regulären Vermittlungsperiode heranzieht. Denn im Berichtsjahr 2017/2018 blieben nur 10,8% der insgesamt 535.600 gemeldeten Stellen unbesetzt. Die Erfolgschancen waren demnach auch für die Betriebe in der Nachvermittlungsperiode stark eingeschränkt, zumal die Differenz zwischen der Gesamtzahl aller während der Nachvermittlung gemeldeten Stellen und den im Dezember noch unbesetzten Stellen nicht allein Stellenbesetzungen, sondern auch Stornierungen (vorzeitige Aufgabe des Vermittlungswunsches) geschuldet sein dürfte.

(Stephanie Oeynhausen, Joachim Gerd Ulrich, Simone Flemming, Ralf-Olaf Granath, Bettina Milde)

Tabelle A1.1.4-2: Von Oktober 2018 bis Januar 2019 registrierte Ausbildungsstellenbewerber/-innen für den Ausbildungsbeginn bis Ende 2018 nach Verbleib

  • 4

    Hierzu zählen z. B. die Berufe Restaurantfachmann/-frau, Fachmann/-frau für Systemgastronomie, Fachkraft im Gastgewerbe, Koch/Köchin, Bäcker/-in, Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk, Gerüstbauer/-in, Gebäudereiniger/-in. In diesen Berufen werden auf der Grundlage der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Erhebung 31.12.) regelmäßig hohe Vertragslösungsquoten (2016 von über 40%) festgestellt (vgl. zu den Vertragslösungsquoten BIBB-Datenreport 2018, Kapitel A5.6, hier insbesondere auch Tabelle A5.6-6 auf Druckversion S. 157). Ebenso werden regelmäßig hohe Quoten unbesetzter Plätze zum Stichtag 30.09. gemessen (2018 von über 20%).

  • 5

    Auf der Ebene der Arbeitsagenturbezirke variierte die Einmündungsquote im Nachvermittlungsgeschäft 2018 zwischen 4,5% (Frankfurt/Main) und 22,5% (Schwandorf).