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Im Jahr 2018 wurden mit 589.100 rund 16.800 Ausbildungsplätze mehr angeboten als im Jahr 2017 (572.300). Dies ist ein stärkerer Anstieg als von PROSIMA (1.600) bei einem erwarteten Wirtschaftswachstum von 2,5% prognostiziert wurde. Tatsächlich betrug das Wirtschaftswachstum jedoch nur 1,5% (Statistisches Bundesamt 2019). Damit wurden mehr Ausbildungsplätze angeboten, als sich aus der wirtschaftlichen Entwicklung erwarten ließ. Die Begründung für die lediglich gehemmte Zunahme an angebotenen Ausbildungsplätzen in der Vorausschätzung wurde auf einen prognostizierten Rückgang der Ausbildungsplatznachfrage (erweiterte Definition) um 4.800 zurückgeführt. Denn bei weniger ausbildungsinteressierten Jugendlichen lassen sich weniger Ausbildungsverträge abschließen. In der Schlussfolgerung der Vorausschau wurde deshalb empfohlen, die Zahl der vermittlungsfähigen Bewerber/-innen zu erhöhen. Tatsächlich hat die Ausbildungsplatznachfrage in der erweiterten Definition von rund 603.500 Personen im Jahr 2017 um 6.500 Personen auf 610.000 Personen in 2018 zugenommen. Diese Zunahme ist fast ausschließlich auf die in Ausbildungsverträge vermittelten Bewerber/-innen zurückzuführen, die von 523.300 im Jahr 2017 auf 531.400 im Jahr 2018 anstiegen (prognostiziert: 524.200). Die unvermittelten Bewerber/-innen (mit und ohne Alternative) gingen hingegen von 80.200 im Jahr 2017 auf 78.600 im Jahr 2018 zurück (prognostiziert: 74.600).

Aufgrund des erwarteten leichten Rückgangs in der Ausbildungsplatznachfrage und der positiven wirtschaftlichen Entwicklung wurden die Vorausschätzungen für das Jahr 2018 mit Sensitivitätsanalysen unterstützt. Dabei stellte sich heraus, dass das Wirtschaftswachstum nur geringe Auswirkungen auf das Ausbildungsplatzangebot haben wird. Allerdings hätte die Prozentpunktdifferenz des prognostizierten und tatsächlichen Wirtschaftswachstums die Anzahl an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen um rund 7.000 verringern sollen. Berücksichtig man zudem, dass die bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldeten Bewerber/-innen um Ausbildungsstellen von 547.800 im Jahr 2017 auf 535.600 im Jahr 2018 zurückgegangen sind, dann ist der Anstieg an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen erstaunlich. Denn gemäß der Simulationsrechnung hätte dies die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um weitere 5.100 reduzieren müssen.

Für die Ausbildungs- und Meldebereitschaft der Betriebe, Praxen und Verwaltungen wurden keine Szenarien berechnet, weil sich in den Prognosen für 2018 herausstellte, dass das Wirtschaftswachstum und die Ausbildungsnachfrage einen größeren Einfluss ausübten als die bei der BA gemeldeten Ausbildungsstellen. Letztere stiegen von 2016 auf 2017 nur geringfügig an. Für den Ausbildungsmarkt 2018 zeigt sich hingegen, dass sich die Anzahl der bei der BA gemeldeten Stellen von 549.800 im Jahr 2017 um rund 15.600 auf 565.400 erhöht hat. Wäre diese Erhöhung bekannt gewesen, so wäre die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge selbst bei einem geringeren Wirtschaftswachstum von 1,5% mit rund 528.000 prognostiziert und der tatsächliche Wert lediglich um 3.400 verfehlt worden. Die Ausbildungs- und Meldebereitschaft der Unternehmen, Praxen und Verwaltungen muss vor dem Hintergrund einer voraussichtlich gehemmteren wirtschaftlichen Entwicklung deshalb gesondert analysiert werden.

Besonders hervorzuheben sind des Weiteren die Bewerber/-innen, die im Fluchtkontext bei der BA registriert sind. Aufgrund der getätigten Vorausschau (vgl. BIBB-Datenreport 2017, Kapitel C5) wurde von rund 33.000 im Fluchtkontext registrierten Bewerber/-innen bei der BA ausgegangen. Tatsächlich fiel die Anzahl mit 38.300 registrierten Bewerber/-innen etwas höher aus (Matthes u. a. 2018). Trotz der geringfügigen Unterschätzung der Bewerber/-innen im Fluchtkontext wurde die Gesamtzahl der gemeldeten Bewerber/-innen leicht überschätzt. Dies zeigt, dass mit einer gesonderten Berücksichtigung Geflüchteter im Prognosezeitraum vorsichtig umgegangen werden muss. Denn die vorwiegend in den Jahren 2015 und 2016 zugezogenen Personen finden sich bereits in einer Vielzahl an Datenquellen (z. B. Schulabgängern und -abgängerinnen aus allgemeinbildenden oder berufsvorbereitenden Schulen) wieder, ohne in den Daten von PROSIMA jedoch identifiziert zu sein.