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Der Trend der letzten Jahre zur Höherqualifizierung hat sich auch im Berichtsjahr 2017 in Bezug auf die allgemeinbildenden Schulabschlüsse der Auszubildenden im dualen System weiter fortgesetzt. Zwar stellen die Auszubildenden mit Realschulabschluss seit Jahren mit nahezu unverändert hohen Anteilswerten die größte Schulabschlussgruppe im dualen System der Berufsausbildung (2009: 43,0% vs. 2017: 42,3%; absolut 2017: 214.236 Neuabschlüsse), am oberen und unteren Rand kam es aber in den vergangenen Jahren zu deutlichen Verschiebungen: Mit 148.029 Neuabschlüssen hatte die Gruppe der Auszubildenden mit Studienberechtigung im Vergleich zum Vorjahr (144.630; +0,5 Prozentpunkte) erneut einen Zuwachs zu verzeichnen. Insgesamt stieg der Anteilswert im Zeitverlauf von 20,4% im Jahr 2009 auf nunmehr 29,2%. Die Zahl der Neuabschlüsse mit Auszubildenden mit Hauptschulabschluss ging im Gegenzug weiter zurück. Ein rückläufiger Trend ist bereits seit 2009 zu beobachten. Mit einem Anteilswert von 24,7% (2009: 33,1%) wurde im Berichtsjahr 2017 nun der bisherige Tiefststand erreicht. Seit 2015 werden somit mehr neue Ausbildungsverträge mit Jugendlichen mit Studienberechtigung geschlossen als mit Hauptschulabschluss (vgl. Kroll/Lohmüller/Ulrich 2016). Der Anteil der Neuabschlüsse mit Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss war mit 3,7% erneut gering Schaubild A5.5.1-1, Tabelle A5.5.1-3.

Erfassung des höchsten allgemeinbildenden Schulabschlusses in der Berufsbildungsstatistik

Seit der Revision der Berufsbildungsstatistik 200790 wird der höchste allgemeinbildende Schulabschluss der Auszubildenden als eigenständiges Merkmal erfasst – neben den Informationen über eine vorangegangene Teilnahme an berufsvorbereitender Qualifizierung oder beruflicher Grundbildung (vgl. Kapitel A5.5.2) sowie einer vorherigen Berufsausbildung (vgl. Kapitel A5.3). Die erfassten Merkmale können frei kombiniert und für verschiedene Personengruppen ausgewertet werden. Die Analysemöglichkeiten haben sich hierdurch erweitert. Die Schulform, d. h., wo der Abschluss erworben wurde, ist dabei unerheblich. Unterschieden werden folgende Kategorien:

  • ohne Hauptschulabschluss,
  • Hauptschulabschluss,
  • Realschulabschluss oder vergleichbarer Abschluss,
  • Studienberechtigung,
  • im Ausland erworbener Abschluss, der den obigen Kategorien nicht zugeordnet werden kann.

Da es bei den Angaben zu „im Ausland erworbener Abschluss, der nicht zuordenbar ist“ 2008 erhebliche Probleme bei der Datenerhebung gab und auch in den Folgejahren noch davon auszugehen ist, dass hier über die eigentliche Abschlussgruppe hinaus auch fehlende Angaben gemeldet wurden, wird diese Kategorie in den dargestellten Tabellen nicht in die Prozentuierung einbezogen.

Bis 2006 wurden Angaben zum allgemeinbildenden Schulabschluss nur alternativ zu Abschlüssen an der zuletzt besuchten beruflichen Schule gemeldet (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.5.1). Daten zur schulischen Vorbildung bis 2006 und zum höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss ab 2007 können daher nur eingeschränkt miteinander verglichen werden. Ein Vergleich der Angaben im Zeitverlauf ist erst ab dem Berichtsjahr 2007 möglich, wobei in den ersten Jahren nach der Revision der Berufsbildungsstatistik Veränderungen mit Vorsicht zu interpretieren sind.

Zeitreihen bis zum Berichtsjahr 2006 finden sich im BIBB-Datenreport 2009, Kapitel A5.4.1.

Schaubild A5.5.1-1: Schulische Vorbildung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag 2009 bis 2017 (in %)1

Ein durch den Anstieg der Studienberechtigten initiierter Verdrängungsprozess am Ausbildungsmarkt – insbesondere von Bewerberinnen und Bewerbern mit maximal Hauptschulabschluss – konnte, den Ergebnissen der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2012 zufolge, allerdings nicht nachgewiesen werden. Es kam vielmehr zu einer verschärften Konkurrenz der studienberechtigten Bewerberinnen und Bewerber um die häufig knappen Plätze in den von ihnen besonders begehrten Berufen (vgl. Beicht 2013; Milde/Kroll 2015).

Es stellt sich in diesem Zusammenhang für die Zukunft aber nicht mehr nur die Frage nach einer möglichen Verdrängung. Von Interesse ist zunehmend auch, ob es gelingt, die rückläufigen Zahlen aufseiten der Personen mit maximal Hauptschulabschluss durch die stärkere Gewinnung von Studienberechtigten für die duale Berufsausbildung zu kompensieren, um auch zukünftig den Fachkräftebedarf sichern zu können. Hierzu hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Jahr 2016 eine Sonderauswertung durchgeführt (vgl. Kroll/Lohmüller/Ulrich 2016). Im Ergebnis ist ein gestiegenes Interesse von Studienberechtigten an der dualen Berufsausbildung zu konstatieren. Davon profitieren nicht nur typische Studienberechtigtenberufe Tabelle A5.5.1-8. Auch in vielen Hauptschülerberufen werden im Vergleich zu 2010 deutlich mehr Studienberechtigte gezählt. Mit Blick auf die Fachkräftesicherung und insbesondere auch auf Berufe mit einem hohen Anteil unbesetzter Stellen (z. B. Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk, Gebäudereiniger/-in, Fleischer/-in, Bäcker/-in; vgl. Kapitel A1.1) begannen zwar mehr Studienberechtigte eine Ausbildung, doch reichten die Zuwächse bei Weitem nicht aus, um die großen Verluste bei Personen mit niedrigeren Schulabschlüssen, insbesondere mit maximal Hauptschulabschluss, auszugleichen.

Betrachtet man die Verteilung der Schulabschlüsse der Auszubildenden mit neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen 2017 differenziert nach Bundesländern, zeigt sich, dass die Anteile teilweise recht stark variieren. Diese unterschiedlichen Verteilungen sind nicht nur mit der jeweiligen regionalen Ausbildungsmarktsituation zu begründen, sondern auch maßgeblich auf die unterschiedliche Verteilung der Schulabschlüsse unter den Schulabgängerinnen und Schulabgängern in den Bundesländern zurückzuführen. Beispielsweise verließ in Bayern im Jahr 2017 rund jeder fünfte Absolvent bzw. jede fünfte Absolventin die allgemeinbildende Schule mit einem Hauptschulabschluss, in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen war es hingegen nur rund jede/-r siebte. Auf der anderen Seite gab es z. B. in Hamburg sehr hohe Anteile (über 50%) an Schulabsolventen und -absolventinnen mit Studienberechtigung, wohingegen dieser Anteil in Baden-Württemberg mit unter 30% deutlich niedriger lag (vgl. Statistisches Bundesamt 2018d). Dies sollen nur einige Beispiele sein, um die regional stark unterschiedlichen Verteilungen beim allgemeinbildenden Schulabschluss der Schulabsolventinnen und -absolventen zu verdeutlichen. Dass sich hierdurch auch Auswirkungen für die Zusammensetzung bei der allgemeinschulischen Vorbildung der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag ergeben, scheint wahrscheinlich.90

Schon die grobe regionale Differenzierung nach Ost- und Westdeutschland zeigt deutliche Unterschiede bei den Anteilen der jeweiligen Schulabgangsgruppe. So lag der Anteil der Neuabschlüsse von Jugendlichen mit Realschulabschluss in Ostdeutschland mit 48,6% deutlich über dem Anteil in Westdeutschland (41,3%). In Westdeutschland ergab sich hingegen ein höherer Anteil an Auszubildenden mit Hauptschulabschluss (25,1% vs. Ostdeutschland: 22,2%) und auch der Anteil der Auszubildenden mit Studienberechtigung war hier mit 30,0% stärker ausgeprägt (Ostdeutschland: 25,0%).

Die Verteilung der allgemeinschulischen Vorbildung bei den Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag im Jahr 2017 schwankte zwischen den einzelnen Bundesländern – bedingt auch durch die oben erwähnten Unterschiede bei den Absolventinnen und Absolventen – teilweise recht deutlich. So wurden in Brandenburg 5,6% der Neuabschlüsse mit Schulabgängerinnen und Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss abgeschlossen, in Baden-Württemberg und Niedersachsen nur mit 2,9%. Der Anteil für Neuabschlüsse mit Hauptschulabsolventinnen und -absolventen lag in Bayern (32,6%), im Saarland (30,9%) und in Schleswig-Holstein (29,9%) deutlich über dem Bundesdurchschnitt (24,7%), in Bremen (17,9%), Sachsen-Anhalt (19,6%) und Nordrhein-Westfalen (20,5%) deutlich darunter. Unterschiedlich starke Ausprägungen zeigen sich auch bei den Anteilen des mittleren Abschlusses. So wurde beispielsweise in Sachsen-Anhalt (57,7%), Thüringen (54,8%) und Sachsen (54,3%) mehr als die Hälfte aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Realschulabsolventinnen und -absolventen geschlossen, im Saarland (28,6%) und in Hamburg (29,0%) mit weniger als einem Drittel. Der Anteil der Studienberechtigten unter den Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag lag im Jahr 2017 in Hamburg (42,4%) und in Nordrhein-Westfalen (41,7%) deutlich mehr als doppelt so hoch wie in Bayern (17,0%) Tabelle A5.5.1-1.

Tabelle A5.5.1-1: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Bundesland 2017

Höchster allgemeinbildender Schulabschluss nach Personengruppen

Parallelen zum höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss beim Verlassen der Schule und zu den Schulabschlussanteilen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zeigen sich auch bei der Differenzierung nach dem Geschlecht der Auszubildenden. Frauen verließen im Jahr 2017 die allgemeinbildende Schule seltener ohne und seltener mit Hauptschulabschluss und dafür deutlich häufiger mit allgemeiner Hochschulreife als Männer. Diese Ausprägung zeigte sich auch bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. So besaßen 35,5% der weiblichen Auszubildenden mit Neuabschluss im Jahr 2017 eine Studienberechtigung. Bei den männlichen Auszubildenden waren dies nur 25,4% Tabelle A5.5.1-2. Auf der anderen Seite hatten 28,0% der Männer einen Hauptschulabschluss, bei den Frauen waren es nur 19,3%. Die Realschulabschlussanteile waren nahezu identisch (Männer: 42,1%; Frauen: 42,7%).

Bei den ausländischen Auszubildenden mit Neuabschluss 2017 verfügte rund die Hälfte (48,3%) über maximal einen Hauptschulabschluss (10,5% ohne Hauptschulabschluss und 37,8% mit Hauptschulabschluss). Bei den Deutschen traf dies auf etwas mehr als jeden Vierten zu (26,4%). Demgegenüber hatten 30,2% der Auszubildenden mit deutschem Pass eine Studienberechtigung und 20,1% der Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Im Zeitverlauf ist jedoch auch bei den ausländischen Auszubildenden eine recht deutliche Erhöhung des Anteils der Studienberechtigten festzustellen. Im Folgenden werden die Entwicklungen differenziert nach den einzelnen Schulabschlüssen genauer betrachtet.

Tabelle A5.5.1-2: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss, Geschlecht und Staatsangehörigkeit, Bundesgebiet 2017

Auszubildende ohne Hauptschulabschluss

18.729 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge wurden im Berichtsjahr 2017 mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss gemeldet Tabelle A5.5.1-2. Der Anteil dieser Schulabschlussgruppe an allen Neuabschlüssen im dualen System ist damit im Vergleich zum Vorjahr von 3,1% auf 3,7% gestiegen. Dabei ist dieser Anteil bei den ausländischen Auszubildenden deutlich stärker gestiegen (2017: 10,5% vs. 2016: 6,5%) als bei den deutschen, wo dieser nahezu gleichgeblieben ist (2017: 3,0% vs. 2016: 2,9%). Die Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss wiesen ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter von 20,6 Jahren91 auf. In Kapitel A5.5.2 zeigt sich, dass mit 20,4% überdurchschnittlich viele Jugendliche ohne Hauptschulabschluss vor dem Neuabschluss bereits eine berufsvorbereitende Qualifizierung oder berufliche Grundbildung absolviert haben Tabelle A5.5.2-4. Somit kann der hohe Altersdurchschnitt zumindest teilweise durch die längeren Übergangswege nach dem Schulabgang erklärt werden.

Bedingt durch die – verglichen mit den anderen Schulabschlussarten – quantitativ geringe Bedeutung sind Auszubildende ohne Hauptschulabschluss in den meisten Zuständigkeitsbereichen stark unterrepräsentiert Tabelle A5.5.1-3. Eine Ausnahme bildet hier der Zuständigkeitsbereich der Hauswirtschaft. Beinahe ein Drittel (31,1%) der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in diesem Bereich wurde 2017 mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss geschlossen.

Ebenfalls überdurchschnittlich stark vertreten sind Jugendliche ohne Hauptschulabschluss in der Berufsgruppe der Berufe für Menschen mit Behinderung (39,5%) Tabelle A5.5.1-4. Für die Gruppe der zweijährigen Berufe, die sich insbesondere an Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen richtet, galt dies – wenn auch nicht so ausgeprägt – ebenfalls. Mit 7,1% lag der Anteil hier deutlich über dem Anteil dieser Schulabschlussgruppe insgesamt (3,7%).

Wie bereits in den Vorjahren war auch im Berichtsjahr 2017 der Beruf Verkäufer/-in mit 5,9% unter den Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss am stärksten besetzt Tabelle A5.5.1-5. Es folgten die Berufe Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel (3,8%) und Friseur/-in (3,5%). Insgesamt zeigt sich bei den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss eine vergleichsweise breite berufliche Streuung. Nur 33,9% der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss verteilten sich auf diese 10 am stärksten besetzten Berufe. Der analoge Wert für die Gruppe der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss liegt zum Vergleich beispielsweise bei 44,2%.92

Auszubildende mit Hauptschulabschluss

Die seit Jahren deutlich rückläufigen Neuabschlusszahlen bei den Jugendlichen mit Hauptschulabschluss führten dazu, dass im Berichtsjahr 2017 mit 125.136 Neuabschlüssen ein neuer Tiefststand erreicht wurde. Die Folge ist, dass auch der Anteil dieser Schulabschlussgruppe an allen neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Vergleich zu den letzten Jahren auf nunmehr 24,7% gesunken ist (2009: 33,1%) Tabelle A5.5.1-3. Das Durchschnittsalter der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss lag mit 19,4 Jahren auf dem Vorjahresniveau und damit weiterhin deutlich niedriger als bei den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss.

Differenziert nach den einzelnen Zuständigkeitsbereichen zeigt sich, dass Auszubildende mit Hauptschulabschluss weiterhin überdurchschnittlich – wenn auch seit 2009 deutlich rückläufig – im Handwerk (2017: 39,8% vs. 2009: 53,7%), der Hauswirtschaft (50,7%) und der Landwirtschaft (29,8%) vertreten sind Tabelle A5.5.1-3. Der Anteilswert innerhalb der freien Berufe liegt zwar mit 16,0% deutlich niedriger, ist allerdings über die letzten Jahre recht konstant. Im Gegensatz dazu sind die Anteilswerte in allen anderen Bereichen teilweise deutlich rückläufig. Dies ist natürlich auch maßgeblich darauf zurückzuführen, dass immer weniger junge Menschen die Schule mit einem Hauptschulabschluss verlassen. Mehr als die Hälfte (51,4%) der Neuabschlüsse in der Berufsgruppe der zweijährigen Berufe wurde mit Hauptschulabsolventen/-absolventinnen geschlossen Tabelle A5.5.1-4. Ein ähnlich hoher Wert ergab sich bei den Berufen für Menschen mit Behinderung (56,0%).

Tabelle A5.5.1-3: Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem allgemeinbildenden Schulabschluss und Zuständigkeitsbereich, Bundesgebiet 2009 bis 20171

Tabelle A5.5.1-4: A uszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag nach höchstem A5 allgemeinbildenden Schulabschluss und Berufsgruppen, Bundesgebiet 20171

Tabelle A5.5.1-5: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und ohne Hauptschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2017

Auch im Jahr 2017 war der zweijährige Beruf Verkäufer/-in bei den Auszubildenden mit Hauptschulabschluss mit 10.665 Neuabschlüssen am stärksten besetzt (8,5%) Tabelle A5.5.1-6. Auszubildende mit Hauptschulabschluss stellten knapp die Hälfte (49,0%) aller Neuabschlüsse in diesem Beruf. Auffällig ist bei der Liste der 10 am stärksten besetzten Ausbildungsberufe für diese Schulabschlussgruppe, dass die Auszubildenden mit Hauptschulabschluss oftmals deutlich mehr als die Hälfte aller Auszubildenden in den jeweiligen Berufen bildeten, so z. B. bei den Berufen Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk (65,8%), Maler/-in und Lackierer/-in (59,9%) oder Friseur/-in (54,3%). Die Konzentration auf wenige Ausbildungsberufe ist bei den Auszubildenden mit Hauptschulabschluss dementsprechend besonders ausgeprägt. 44,2% der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge verteilten sich auf die 10 am stärksten besetzten Berufe. Eine Ursache dafür könnte sein, dass sich das berufliche Spektrum für Jugendliche mit niedrigerem Schulbildungsniveau seit geraumer Zeit aufgrund steigender kognitiver Anforderungen verengt. Folge ist eine starke Verknüpfung zwischen unterschiedlichen Schulabschlüssen und den eingeschlagenen Bildungswegen und letztendlich eine starke berufliche Segmentierung des Berufsausbildungssystems. Die Gründe hierfür könnten sowohl bei den unterschiedlichen kognitiven Anforderungen der einzelnen Berufe als auch bei der betrieblichen Selektionspolitik liegen (vgl. Gerhards/Troltsch/Walden 2013).

Tabelle A5.5.1-6: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Hauptschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2017

Auszubildende mit Realschulabschluss

Wie bereits zuvor beschrieben, bilden die Jugendlichen mit Realschulabschluss die mit Abstand größte Gruppe der Schulabschlussarten und dies konstant in den letzten Jahren. 2017 belief sich die Zahl der Neuabschlüsse mit Realschulabsolventen/-absolventinnen auf insgesamt 214.236. Im Vergleich zum Vorjahr blieb der Anteil dieser Schulabschlussgruppe an allen Neuabschlüssen im dualen System mit 42,3% nahezu unverändert hoch (2016: 42,8%). Die Auszubildenden mit Realschulabschluss waren bei Neuabschluss durchschnittlich 19,0 Jahre alt.

Durch ihre zahlenmäßige Dominanz im dualen System sind die Realschüler/-innen auch in den einzelnen Zuständigkeitsbereichen überdurchschnittlich stark vertreten. Eine Ausnahme bildete 2017 mit 14,9% die Hauswirtschaft Tabelle A5.5.1-3. Dahingegen außergewöhnlich hoch war mit 54,7% der Anteil der Jugendlichen mit Realschulabschluss in den freien Berufen. In den beiden größten Zuständigkeitsbereichen Industrie und Handel und Handwerk liegen 2017 die Anteile für Realschulabsolventen/-absolventinnen mit jeweils 41,4% gleichauf.

Betrachtet man einzelne ausgewählte Berufsgruppierungen, so fällt auf, dass immer noch 34,6% der Auszubildenden in zweijährigen Berufen über einen Realschulabschluss verfügten, und dies, obwohl zweijährige Berufe insbesondere die Chancen für benachteiligte Jugendliche auf einen Ausbildungsplatz erhöhen sollen.

Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel war auch 2017 mit 6,3% der am stärksten besetzte Beruf unter den Auszubildenden mit Realschulabschluss Tabelle A5.5.1-7. Diese Schulabschlussgruppe machte dort annähernd die Hälfte der Neuabschlüsse aus (48,2%). Auf dem zweiten Platz befindet sich – wie bereits im Vorjahr – mit 6,0% der Beruf Kaufmann/Kauffrau für Büromanagement, gefolgt vom Kraftfahrzeugmechatroniker/-in (5,2%). Auch die Berufe Medizinische/-r Fachangestellte/-r (4,5%) und Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r (3,1%) aus dem Bereich der freien Berufe waren in der Liste der 10 am stärksten besetzten Berufe dieser Schulabschlussgruppe vertreten und stellten auch innerhalb dieser Berufe die deutliche Mehrheit. So waren z. B. 63,2% der Auszubildenden im Beruf Medizinische/-r Fachangestellte/-r Jugendliche mit Realschulabschluss. Insgesamt verteilten sich 41,1% aller Auszubildenden mit Realschulabschluss auf die 10 am stärksten besetzten Berufe.

Auszubildende mit Studienberechtigung

Im Gegensatz zum Hauptschulanteil ist der Anteil der Auszubildenden mit Studienberechtigung seit Jahren gestiegen. Mit einem erneuten Anstieg auf 148.029 Neuabschlüsse und einem Anteil von 29,2% wurde 2017 ein neuer Höchststand erreicht Tabelle A5.5.1-3. Das Durchschnittsalter der Jugendlichen mit Studienberechtigung war – allein schon aufgrund der längeren allgemeinschulischen Ausbildung – mit 21,2 Jahren deutlich höher als bei den anderen Schulabschlussgruppen.

In den einzelnen Zuständigkeitsbereichen schwankt der Studienberechtigtenanteil teilweise deutlich. Im öffentlichen Dienst wurde bspw. mehr als die Hälfte aller Neuabschlüsse (55,5%) im Jahr 2017 mit studienberechtigten Auszubildenden abgeschlossen. Außerdem stark besetzt war der Bereich Industrie und Handel (35,5%). Auf der anderen Seite unterdurchschnittlich vertreten waren Auszubildende mit Studienberechtigung vor allem im Bereich Hauswirtschaft (3,4%) Tabelle A5.5.1-3. Trotz des weiterhin im Vergleich relativ geringen Anteils von Studienberechtigten im Bereich Handwerk (14,1%) ist ein deutlicher Aufwärtstrend in den letzten Jahren zu erkennen (2009: 6,3%). Das Handwerk scheint also auch für Studienberechtigte zunehmend interessant zu werden. Die Anteile studienberechtigter Auszubildender im Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaft lagen mit 23,4% zwar immer noch unter dem Durchschnitt, allerdings zeigt sich auch hier im Zeitverlauf eine deutliche Anteilszunahme (2009: 11,0%).

Die Auszubildenden mit Studienberechtigung favorisierten 2017 weiterhin die kaufmännischen Ausbildungsberufe. Von den 10 mit studienberechtigten Auszubildenden am stärksten besetzten Ausbildungsberufen waren 7 aus dem kaufmännischen Bereich. Auch 2017 war der Beruf Industriekaufmann/-kauffrau hier (8,5% aller Auszubildenden mit Studienberechtigung) am stärksten besetzt Tabelle A5.5.1-8. Mehr als 70% aller Auszubildenden in diesem Beruf waren studienberechtigt. Höher war dieser Anteil nur bei den Berufen Bankkaufmann/-kauffrau (73,7%) und Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen (71,9%). Neben den kaufmännischen Berufen gehörten die Berufe Fachinformatiker/-in, Steuerfachangestellte/-r und Verwaltungsfachangestellte/-r zu den 10 am stärksten besetzten Berufen. Wie bereits in den Vorjahren war die Fokussierung der Auszubildenden mit Studienberechtigung auf bestimmte Berufe sehr stark, sodass auch 2017 die 10 am stärksten besetzten Berufe hier bereits 44,7% aller Neuabschlüsse mit studienberechtigten Auszubildenden ausmachten.

(Stephan Kroll)

Tabelle A5.5.1-7: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Realschulabschluss am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2017

Tabelle A5.5.1-8: Die 10 von Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag und Studienberechtigung am stärksten besetzten Ausbildungsberufe 2017

  • 90

    Mit Artikel 2a des Berufsbildungsreformgesetzes (BerBiRefG) vom 23. März 2005 (Bundesgesetzblatt 2005, S. 962 ff.), der zum 1. April 2007 in Kraft getreten ist, wurden weitreichende Änderungen der Berufsbildungsstatistik eingeleitet. Die Erhebung der statistischen Ämter ist in § 88 BBiG geregelt. Die frühere Aggregatdatenerhebung wurde auf eine vertragsbezogene Einzeldatenerfassung umgestellt und erhielt einen ausgeweiteten Merkmalskatalog.

  • 91

    Die Werte weichen von denen des Datenreports vor 2016 ab, da die jeweiligen Altersjahrgänge nicht mehr mit +0,5 in die Berechnung einfließen. Allerdings ist zu beachten, dass die Berufsbildungsstatistik das Geburtsjahr der Auszubildenden erhebt. Das Alter ist somit nur jahresgenau erfasst. Ein Ausbildungsvertrag beginnt i. d. R. im August oder September bzw. die Neuabschlusszahlen sind zum Stichtag 31.12. ermittelt und ein Teil der Auszubildenden erreicht dann schon bald (Beginn des folgenden Kalenderjahres) ein höheres Lebensalter. Das tatsächliche Durchschnittsalter liegt also über dem berechneten. Da jedoch nicht genau bestimmt werden kann, um wie viele Monate das Durchschnittsalter verzerrt ist, wurde die Kalkulation um +0,5 aufgegeben.

  • 92

    Rundungsbedingt können die im Text aufgeführten Gesamtwerte von den aufsummierten Einzelwerten in den Tabellen abweichen.