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Nach der Ausbildungsmarktstatistik der BA lag der Anteil der aus früheren Schulentlassjahrgängen stammenden Bewerber/-innen an allen bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldeten Bewerbern und Bewerberinnen im Berichtsjahr 2018 bei 43% (vgl. Kapitel A1.3). Ob sich die Bewerber/-innen, die die Schule bereits in Vorjahren verließen und daher in der Vergangenheit oft als „Altbewerber/-innen“ bezeichnet wurden, tatsächlich schon früher einmal um eine Ausbildungsstelle beworben hatten, geht aus der BA-Statistik nicht hervor. Eine eindeutige Abgrenzung des Personenkreises der Altbewerber/-innen ist demgegenüber bei der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 und der BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 möglich. Hier wird von folgender Definition ausgegangen: Altbewerber/-innen sind „all diejenigen Personen, die angeben, sich bereits einmal für einen früheren Ausbildungsbeginn als den des jeweils aktuellen Ausbildungsjahres beworben zu haben“ (Ulrich/Krekel 2007; vgl. auch Kapitel A1.3). Dementsprechend wird in der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 und der BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 nicht nur erfasst, ob sich die Bewerber/-innen bereits früher um eine betriebliche Ausbildungsstelle beworben hatten, sondern darüber hinaus auch, für welches Ausbildungsjahr sie dabei erstmals den Beginn einer Ausbildung anstrebten.

Auf Datenbasis der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 und der BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 wurde ein Anteil der Altbewerber/-innen an allen Ausbildungsstellenbewerbern und -bewerberinnen von 25% für das Berichtsjahr 2018 ermittelt.168 Damit ist der Altbewerberanteil gegenüber 2016 erneut leicht gesunken Schaubild A8.1.3-1. In den Jahren zuvor, d. h. von 2010 bis 2016, gab es bereits einen sehr starken Rückgang; 2006 und 2008 lag die Altbewerberquote noch bei jeweils 40%.169

Etwas mehr als die Hälfte der Altbewerber/-innen (59%) des Berichtsjahrs 2018 hatte sich erstmals im Vorjahr um eine betriebliche Ausbildung beworben, 23% strebten den Beginn einer Ausbildung bereits im Vorvorjahr an und weitere 18% in noch früheren Jahren.170

Schaubild A8.1.3-1: Entwicklung des Anteils der Altbewerber/-innen an allen Bewerbern und Bewerberinnen von 2006 bis 2018 (in %)1

Im Berichtsjahr 2018 fiel in der Gruppe der Altbewerber/-innen der Männeranteil mit 60% insgesamt ebenso hoch aus wie in der Gruppe der Erstbewerber/-innen (61%), also derjenigen, die sich 2018 zum ersten Mal für eine Ausbildung beworben hatten. Insgesamt zeigt sich, dass der Anteil der Männer abnimmt, je länger die erste Bemühung um eine Ausbildung zurückliegt und der Anteil der Frauen dementsprechend zunimmt Tabelle A8.1.3-1. Das Lebensalter lag in der Gruppe der Altbewerber/-innen naturgemäß im Schnitt höher als in der Gruppe der Erstbewerber/-innen: So hatten 86% der Altbewerber/-innen bereits die Volljährigkeit erreicht, während dies auf nur 50% der Erstbewerber/-innen zutraf. Jugendliche mit Migrationshintergrund (vgl. Kapitel A8.1.1) waren unter den Altbewerbern und Altbewerberinnen mit einem Anteil von 37% etwas stärker vertreten als unter den Erstbewerbern und -bewerberinnen (35%). Der Anteil der Personen mit Fluchthintergrund unter den Altbewerbern und Altbewerberinnen fällt erwartungsgemäß geringer aus (5%) als in der Gruppe der Erstbewerber/-innen, da sich der Großteil dieser Personen noch nicht lange in Deutschland befindet. Die Schulabschlüsse unterscheiden sich zwischen den beiden Bewerbergruppen zum Teil deutlich: So verfügten Altbewerber/-innen im Vergleich zu Erstbewerbern und -bewerberinnen seltener über einen mittleren Schulabschluss (44% vs. 47%), aber häufiger über die (Fach-)Hochschulreife (28% vs. 22%). Vor allem Bewerber/-innen, die bereits vor mehr als zwei Jahren eine Ausbildung angestrebt hatten, besaßen mit 33% sehr oft eine Studienberechtigung. Dies lässt sich damit erklären, dass die in früheren Jahren erfolglosen Bewerber/-innen mit mittlerem Schulabschluss relativ häufig, z. B. durch den Besuch einer Fachoberschule oder höheren Handelsschule, noch einen höheren Schulabschluss erworben haben.

Tabelle A8.1.3-1: Merkmale der Altbewerber/-innen und Erstbewerber/-innen des Berichtsjahrs 2018

Zum Jahresende 2018 befanden sich 41% der Altbewerber/-innen des Berichtsjahres 2018 in einer betrieblichen Berufsausbildung nach BBiG/HwO und 6% in einer außerbetrieblichen oder vollzeitschulischen Ausbildung in einem BBiG/HwO-Beruf Tabelle A8.1.3-2. 4% der Altbewerber/-innen wurden im Schulberufssystem bzw. in einer sonstigen vollqualifizierenden Ausbildungsform ausgebildet, z. B. in einer Beamtenlaufbahn, und 6% studierten an einer Universität, (Fach-)Hochschule oder Berufsakademie. Die Erstbewerber/-innen waren demgegenüber etwas häufiger in einer betrieblichen Ausbildung verblieben (43%) und seltener in einer nichtbetrieblichen BBiG/HwO-Ausbildung (4%).

Erfolgte die erstmalige Bewerbung im Vorjahr, verblieben 43% der Bewerber/-innen in einer betrieblichen Ausbildung. Lag die erstmalige Bewerbung länger zurück (Vorvorjahr), befanden sich  45% in einer betrieblichen Ausbildung, und lag die Bewerbung noch länger zurück, gaben lediglich 29% der Bewerber/-innen an, aktuell eine betriebliche Ausbildung zu absolvieren. Allerdings waren Altbewerber/-innen, die sich schon vor 2 oder mehr Jahren beworben hatten, mit 9% etwas häufiger in einer außerbetrieblichen oder schulischen Ausbildung in einem BBiG/HwO-Beruf vertreten.

Am Ende des Jahres 2018 war für beide Personengruppen (Altbewerber/-innen und Erstbewerber/-innen) ein Anteil von 57% in einer vollqualifizierenden Ausbildungsform einschließlich Studium zu verzeichnen. 3% der Altbewerber/-innen und 7% der Erstbewerber/-innen besuchten eine allgemeinbildende Schule. 9% der Altbewerber/-innen und 17% der Erstbewerber/-innen befanden sich in einem teilqualifizierenden Bildungsgang oder einer teilqualifizierenden Maßnahme (teilqualifizierende berufsbildende Schule, schulisches Berufsvorbereitungsjahr o. ä., berufsvorbereitende Maßnahme der Arbeitsagentur bzw. des Jobcenters, Einstiegsqualifizierung, Praktikum). Dass Altbewerber/-innen seltener in einer Teilqualifizierung verblieben waren, lässt sich damit erklären, dass viele von ihnen bereits früher an entsprechenden Bildungsgängen oder Maßnahmen teilgenommen hatten. Eine Erwerbstätigkeit oder einen Job übten 13% der Altbewerber/-innen, aber nur 7% der Erstbewerber/-innen aus. Weitere 13% der Altbewerber/-innen waren arbeitslos bzw. ohne Beschäftigung, gegenüber 7% der Erstbewerber/-innen. Der Anteil der Arbeits- bzw. Beschäftigungslosen unter den Altbewerbern und Altbewerberinnen fiel höher aus, wenn die erstmalige Bewerbung im Vorvorjahr oder noch früher erfolgte. Bei einem angestrebten Ausbildungsbeginn im Vorjahr betrug er 11% und erhöhte sich auf 15% bzw. 14%, wenn die erstmalige Ausbildungssuche bereits länger her war.

Tabelle A8.1.3-2: Verbleib der Altbewerber/-innen und Erstbewerber/-innen des Berichtsjahrs 2018 zum Jahresende 2018

Aus Schaubild A8.1.3-2 geht hervor, inwieweit Unterschiede zwischen Erstbewerbern und -bewerberinnen und Altbewerbern und -bewerberinnen im Verbleib bestehen, wenn zwischen Personen mit Migrations-, aber ohne Fluchthintergrund, Personen mit Fluchthintergrund und Personen ohne Migrationshintergrund unterschieden wird.

Insgesamt zeigt sich, dass Personen mit Migrationshintergrund seltener vollqualifizierend und häufiger sonstig verblieben sind, und zwar unabhängig davon, ob es sich um Erstbewerber/-innen oder Altbewerber/-innen handelt. Hinzu kommt bei den Altbewerbern bzw. Altbewerberinnen, dass Personen mit Migrationshintergrund (aber ohne Fluchthintergrund) seltener in eine betriebliche Ausbildung eingemündet waren als Personen mit Fluchthintergrund (34 % vs. 40%).

Interessant erscheint, dass bei der Personengruppe der Bewerber/-innen ohne Migrationshintergrund Erstbewerber/-innen häufiger in einer betrieblichen Ausbildung verblieben (43%) als Altbewerber/-innen, wohingegen bei den migrantischen Personen ohne Fluchthintergrund (34%) und den geflüchteten Bewerbern und Bewerberinnen (40%) Altbewerber/-innen häufiger als Erstbewerber/-innen in einer betrieblichen Ausbildung waren.

Schaubild A8.1.3-2: Verbleib der Altbewerber/-innen und Erstbewerber/-innen des Berichtsjahrs 2018 zum Jahresende 2018 nach Migrations- und Fluchthintergrund (in %)1

  • 168

    Für rund 5% der befragten Ausbildungsstellenbewerber/-innen konnte allerdings aufgrund fehlender Angaben nicht geklärt werden, ob sie Altbewerber/-innen waren oder nicht. Die tatsächliche Altbewerberquote könnte somit leicht unterschätzt sein. Die nicht zuordenbaren Fälle wurden wie in den vorangegangenen Erhebungen bei den weiteren Auswertungen zu den Altbewerbern und Altbewerberinnen 2018 ausgeschlossen.

  • 169

    In der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2004 waren die notwendigen Angaben zur Ermittlung des Altbewerberstatus noch nicht erfasst worden.

  • 170

    Für 46 Altbewerber/-innen konnte aufgrund fehlender Angaben nicht ermittelt werden, für welches frühere Jahr sie sich erstmals beworben hatten.