Die Berufswahl von Jugendlichen ist schon lange Forschungsgegenstand in verschiedenen Disziplinen, der Fokus dabei und auch in der praktischen Berufsorientierung liegt meist auf der Herstellung von Übereinstimmung zwischen den Interessen und Fähigkeiten der Jugendlichen mit den Anforderungen des jeweiligen Berufs. Weniger Aufmerksamkeit bekommen bisher solche Merkmale von Berufen, die mögliche Bewerber/-innen von einer Ergreifung des Berufs abhalten könnten. Matthes (2019) konnte allerdings zeigen, dass Jugendliche solchen sogenannten Aversionsfaktoren große Bedeutung beimessen bei der Überlegung, ob ein bestimmter Beruf für sie infrage käme. Ein besseres Verständnis davon, welche Faktoren in den Augen potenzieller Bewerber/-innen Berufe unattraktiv machen, aber auch davon, welche Merkmale ein Beruf aufweisen muss, damit er überhaupt in Erwägung gezogen wird, ist für den Diskurs um die Attraktivität von Ausbildungsberufen von hoher Relevanz. Die aktuellen Passungsprobleme auf dem Ausbildungsstellenmarkt sind zum Teil berufsspezifischer Natur, was unter anderem bedeutet, dass manche Ausbildungsberufe mit fehlender Nachfrage zu kämpfen haben und deshalb ein Teil der dort vorhandenen Ausbildungsplätze nicht besetzt werden können (vgl. Kapitel A1.1.2). Neben falschen Vorstellungen von den Tätigkeitsinhalten einzelner Berufe (vgl. Mischler/Ulrich 2018) mögen manche dieser Berufe auch von einer Zuschreibung aversiver Faktoren oder einem wahrgenommenen Mangel an attraktivitätssteigernden Merkmalen betroffen sein.
Um dieser Fragestellung nachzugehen, wurde Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern im Rahmen der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 (vgl. Erläuterung in Kapitel A8.1) eine Liste solcher potenziellen aversiven Merkmale vorgelegt. Die Teilnehmenden wurden gebeten, diejenigen Merkmale anzukreuzen, die sie zum Ausschluss eines Berufes (z. B. Schichtdienst) veranlassen würden. Darüber hinaus wurde auch eine Liste mit Merkmalen vorgegeben, aus der die Teilnehmenden unverzichtbare Berufsmerkmale auswählen sollten, d. h. Merkmale, die unbedingt erfüllt sein müssen, damit ein Beruf überhaupt infrage kommt (z. B. hohes Einkommen). Für beide Abfragen waren Mehrfachnennungen möglich. Das vorliegende Kapitel stellt erste vorläufige Befragungsergebnisse zu den aversiven und unverzichtbaren Berufsmerkmalen aus Sicht der Ausbildungsstellenbewerber/-innen dar.
Aversive Merkmale
Schaubild A8.3-1 zeigt für die 10 abgefragten potenziell aversiven Merkmale den Anteil der Befragten an, die angaben, dass sie das jeweilige Merkmal unbedingt meiden möchten.
Am häufigsten wurde die Monotonie der Tätigkeitsinhalte genannt, die für die Hälfte der Teilnehmenden ein Ausschlusskriterium für Berufe darstellt. Beinahe ebenso viele nannten die Konfrontation mit den Krankheiten anderer Menschen als aversives Merkmal. Fast 4 von 10 Befragten lehnten es ab, in einem Beruf zu arbeiten, bei dem sie einer hohen Lärmbelästigung ausgesetzt wären. Als Nächstes in der absteigenden Rangfolge schlossen sich arbeitszeitbezogene Merkmale an, und zwar die Notwendigkeit vieler Überstunden sowie die Arbeit im Schichtdienst. Die Anforderung, bei der Arbeit Fremdsprachen nutzen zu müssen, stellte noch für ein gutes Viertel der Befragten ein aversives Merkmal dar. Immerhin noch ca. jede/-r Sechste lehnte es ab, sich bei der Arbeit körperlich anzustrengen oder dreckig zu machen. Knapp jede/-r Zehnte möchte es vermeiden, bei der Arbeit viel Verantwortung zu tragen. Am seltensten wurde das häufige Arbeiten mit moderner Technik als aversives Merkmal genannt.
Knapp jede/-r Zehnte empfand keines der vorgegebenen Merkmale als so unangenehm, dass er oder sie nur aufgrund dieses Merkmals einen Beruf nicht wählen würde.
Da sich im Berufswahlverhalten von Jugendlichen nach wie vor Geschlechterunterschiede zeigen (vgl. Kapitel A1.2), liegt es nahe, zu prüfen, ob zwischen den Geschlechtern auch Unterschiede in der Bewertung berufsrelevanter Merkmale bestehen. Schaubild A8.3-1 zeigt die Einschätzung der aversiven Merkmale getrennt nach männlichen und weiblichen Befragten.
Unmittelbar ersichtlich ist, dass junge Männer die meisten der vorgegebenen Merkmale seltener als aversiv empfanden als junge Frauen. Eine Ausnahme bildete zum einen das Merkmal, immer die gleichen Tätigkeiten ausführen zu müssen, das bei beiden Geschlechtern jeweils (fast) die Hälfte als aversives Merkmal nannte, zum anderen die Konfrontation mit Krankheiten. Hier offenbart sich ein deutlicher Unterschied zwischen Männern und Frauen. Während Frauen neben der Monotonie der Tätigkeit (48%) vor allem eine lärmintensive Arbeitsumgebung (49%) und in einem etwas geringeren Maße die Notwendigkeit vieler Überstunden (42%) sowie die Konfrontation mit Krankheiten (39%) als Ausschlusskriterien für einen Beruf betrachteten, lehnten junge Männer am häufigsten die Konfrontation mit Krankheiten (54%) ab. Eine lärmintensive Arbeitsumgebung wurde von Männern hingegen deutlich seltener als aversiv empfunden, die Differenz liegt hier bei 17 Prozentpunkten. Auch gaben etwas mehr Männer als Frauen an, keines der Merkmale als Ausschlusskriterien für die Berufswahl zu betrachten.
Schaubild A8.3-1: Aversive Merkmale, die Bewerber/-innen bei der Berufswahl meiden, nach Geschlecht (in %)1
Aus der Forschung liegen Hinweise vor, dass Schüler/-innen mit Migrationshintergrund im Schnitt höhere Bildungsabschlüsse und auch prestigeträchtigere Berufe anstreben als ihre Mitschüler/-innen ohne Migrationshintergrund (vgl. Wicht/Siembab/Ludwig-Mayerhofer 2017). Daher liegt auch in Bezug auf die als aversiv wahrgenommenen Berufsmerkmale ein Vergleich der Bewerber/-innen mit und ohne Migrationshintergrund nahe. Schaubild A8.3-2 zeigt, dass in Bezug auf die 5 am häufigsten genannten aversiven Merkmale nur geringfügige Unterschiede zwischen den beiden Gruppen existierten; am größten waren diese noch in Bezug auf das Merkmal der monotonen Tätigkeitsinhalte, das zwar von den Befragten mit Migrationshintergrund auch am häufigsten genannt wurde, aber doch von weniger Personen als in der Gruppe ohne Migrationshintergrund (46% vs. 51%).
Größere Unterschiede zeigen sich aber in Bezug auf die bestimmten Tätigkeiten immanenten Anforderungen. Bewerber/-innen mit Migrationshintergrund sahen deutlich seltener die Notwendigkeit zur Nutzung von Fremdsprachen als aversiv an (19% vs. 32%), dafür wollten sie häufiger als Teilnehmende ohne Migrationshintergrund vermeiden, sich bei der Arbeit körperlich anzustrengen oder dreckig zu machen (23% vs. 13%).
Schaubild A8.3-2: Aversive Merkmale, die Bewerber/-innen bei der Berufswahl meiden, nach Migrationshintergrund (in %)1
Abschließend wird die Nennung aversiver Merkmale getrennt nach Schulabschluss untersucht, da Schulabgänger/-innen je nach erlangtem Abschluss häufig in unterschiedlichen Berufen verbleiben, zumindest, was die in jeder Gruppe am häufigsten vertretenen Ausbildungsberufe betrifft (vgl. Kapitel A5.5.1). Der Blick auf Schaubild A8.3-3 zeigt in der Tat eine teils deutlich unterschiedliche Bewertung der Merkmale.
So reicht die Spanne derjenigen, die Monotonie bei der Arbeit unbedingt vermeiden wollen, von 38% bei Personen ohne Schulabschluss bis zu 57% bei den Befragten mit (Fach-)Hochschulreife. Eine noch größere Spannweite von fast 40 Prozentpunkten zeigt sich mit Blick auf die Notwendigkeit des Fremdsprachengebrauchs, wobei die Häufigkeitsverteilung dabei genau umgekehrt ist: Am seltensten nannten Bewerber/-innen mit (Fach-)Hochschulreife dieses Merkmal (15%), am häufigsten Personen ohne Schulabschluss (53%). Die Konfrontation mit Krankheiten wurde dagegen in allen Gruppen von über 40% der Befragten als aversives Merkmal genannt. In Bezug auf die Notwendigkeit vieler Überstunden zeigt sich ein leichter Anstieg mit der Höhe der Schulabschlüsse von 34% (ohne Schulabschluss) auf 39% ((Fach-)Hochschulreife). Deutlicher fielen die Unterschiede in Bezug auf das Merkmal Schichtdienst aus, das von Personen ohne und mit Hauptschulabschluss zu rund einem Viertel genannt wurde, von Personen mit (Fach-)Hochschulreife zu 38%. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Bezug auf die Belastung durch Lärm bei der Arbeit, wobei dies sogar jede/-r Zweite mit (Fach-)Hochschulreife als Ausschlusskriterium sah. Körperliche Anstrengung und die Notwendigkeit, sich bei der Arbeit dreckig zu machen, möchte jede/-r Siebte bis Achte, von den Personen mit mittlerem Abschluss jede/-r Sechste und von den Befragten mit (Fach-)Hochschulreife jede/-r Zehnte vermeiden. Auch die Aspekte, viel Verantwortung zu tragen und mit moderner Technik zu arbeiten, nannte jede/-r siebte bis achte Bewerber/-in ohne oder mit Hauptschulabschluss als aversiv, während von den übrigen Befragten vor allem letzterer Aspekt deutlich seltener genannt wurde. Personen ohne und mit Hauptschulabschluss gaben doppelt so häufig wie Personen mit (Fach-)Hochschulreife an, keins der genannten Kriterien unbedingt vermeiden zu wollen.
Schaubild A8.3-3: Aversive Merkmale, die Bewerber/-innen bei der Berufswahl meiden, nach Schulabschluss (in %)1
Unverzichtbare Merkmale
Neben Merkmalen, die Jugendliche bei der Entscheidung gegen einen Beruf berücksichtigen, spielen bei der Berufswahl auch Faktoren eine Rolle, die Jugendliche als unverzichtbare Kriterien einer Berufstätigkeit ansehen. Eine Einschätzung solcher Kriterien zeigt Schaubild A8.3-4.
Das Merkmal, das am häufigsten als unverzichtbar genannt wurde, ist, dass ein Beruf gute Arbeitsmarktchancen bietet (70%). Mit einigem Abstand, aber immer noch von mehr als der Hälfte, wurden die Karrierechancen, die ein Beruf bietet, genannt. Fast genauso viele Befragte fanden es unverzichtbar, mit Menschen zusammenarbeiten zu können, und knapp über die Hälfte wollte ihre eigenen Ideen und Vorschläge bei der Arbeit einbringen können. Nur etwas geringer war der Anteil, der es unerlässlich findet, neben der Arbeit viel Freizeit zu haben. Auch ein hohes Einkommen wurde von knapp der Hälfte als unverzichtbares Kriterium genannt. Es folgten inhaltliche Aspekte der Arbeitstätigkeit, die von 33% bis 38% der Befragten genannt wurden. In absteigender Reihenfolge waren dies die Aspekte, anderen Menschen helfen zu können (38%), häufig mit moderner Technik zu arbeiten (36%) und etwas herzustellen oder zu gestalten (33%). Das auf die Arbeit mit moderner Technik bezogene Kriterium wurde auch als potenzielles aversives Merkmal abgefragt und wurde dabei immerhin von 6% der Befragten auch als solches eingestuft. Für 12% der Befragten war es unabdingbar, dass der von ihnen gewählte Beruf bei ihren Freunden gut ankommt (Abweichungen zu Befunden einer höheren Relevanz des sozialen Umfelds sind befragungsmethodisch bedingt, vgl. Matthes 2019). Lediglich 5% nannten keines der vorgegebenen Merkmale als entscheidungsrelevant für ihre Berufswahl.
Auch hier soll wieder geprüft werden, inwiefern sich männliche und weibliche Jugendliche in der Einschätzung der Wichtigkeit der Merkmale unterscheiden Schaubild A8.3-4. Im Gegensatz zu den aversiven Merkmalen zeigt sich kein generelles Muster in den Unterschieden zwischen den Geschlechtern.
Stattdessen treten in Bezug auf einzelne Merkmale, vor allem hinsichtlich inhaltlicher Tätigkeitsaspekte, teils deutliche Unterschiede auf, bei denen mal die Männer, mal die Frauen eine höhere Ausprägung aufweisen. Mit einer Zustimmungsrate von (mehr als) 70% wurden gute Arbeitsmarktchancen in beiden Gruppen am häufigsten genannt. Bei den jungen Männern folgte als Nächstes ein verwandter Aspekt in Form der Karriereperspektiven (59%). Diese wurden zwar auch von mehr als der Hälfte der jungen Frauen genannt, genauso wichtig war es Frauen aber, eigene Ideen einbringen zu können (53%), und sogar noch wichtiger, mit Menschen arbeiten zu können (61%). Von den männlichen Befragten nannte wiederum lediglich die Hälfte diesen Aspekt als unverzichtbar. Während die Ansprüche an Freizeit und Einkommen in beiden Gruppen ähnlich ausfielen, zeigten sich bei den Tätigkeitsinhalten geschlechtsspezifische Erwartungen. Während es für jede zweite junge Frau unverzichtbar war, in der Berufstätigkeit anderen Menschen zu helfen, war dies bei den jungen Männern nur bei etwas mehr als einem Viertel der Fall. Dafür gaben fast doppelt so viele Männer wie Frauen an, dass sie die häufige Arbeit mit moderner Technik als unverzichtbares Tätigkeitsmerkmal sehen (44% vs. 23%). Auch den Aspekt, bei der Arbeit etwas herstellen oder gestalten zu können, nannten männliche Befragte häufiger als weibliche (36% vs. 29%), allerdings beträgt die Differenz hier nur einige Prozentpunkte. Dass der gewählte Beruf den eigenen Freunden gefällt, war Männern etwas wichtiger als Frauen (14% vs. 9%), in beiden Gruppen war dies aber der am seltensten als unverzichtbar bezeichnete Aspekt. Lediglich 4% der jungen Frauen empfanden keins der genannten Merkmale als unverzichtbar, bei den jungen Männern war der Anteil mit 6% etwas größer.
Schaubild A8.3-4: Unverzichtbare Merkmale, die Bewerber/-innen sich bei der Berufswahl wünschen, nach Geschlecht (in %)1
Schaubild A8.3-5 zeigt die Bewertung der Merkmale im Vergleich von Befragten mit und ohne Migrationshintergrund.
Gute Arbeitsmarktchancen wurden von beiden Gruppen in gleich hohem Maß als unverzichtbares Berufsmerkmal genannt. Während die Möglichkeit, Karriere machen zu können, aber von fast zwei Dritteln der Teilnehmenden mit Migrationshintergrund genannt wurde, tat dies in der Vergleichsgruppe lediglich etwas mehr als die Hälfte. Ungefähr gleich häufig wie dieses Merkmal nannten Befragte ohne Migrationshintergrund die Aspekte, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten (54%) und eigene Ideen und Vorschläge einbringen zu können (52%). Von den Befragten mit Migrationshintergrund nannte zwar auch ca. jede/-r Zweite diese Merkmale als unverzichtbar, genauso häufig wurden von ihnen aber außerdem ein hohes Einkommen (55%) und viel Freizeit (53%) als unverzichtbar bewertet. Von den Teilnehmenden ohne Migrationshintergrund nannte etwas mehr als jede/-r Vierte diese beiden Rahmenbedingungen. Ein gutes Drittel von ihnen bezeichnete jeweils die Möglichkeit, Anderen zu helfen, mit moderner Technik zu arbeiten und etwas herzustellen oder zu gestalten als notwendige Berufsmerkmale. Während Bewerber/-innen mit Migrationshintergrund die beiden letztgenannten Merkmale ähnlich häufig angaben, nannten sie deutlich häufiger als die Vergleichsgruppe das Merkmal, anderen Menschen helfen zu können (45% vs. 35%). Die Anerkennung des eigenen Berufswunsches im Freundeskreis war den Befragten mit Migrationshintergrund etwas wichtiger als den Personen ohne Migrationshintergrund (15% vs. 11%).
Schaubild A8.3-5: Unverzichtbare Merkmale, die Bewerber/-innen sich bei der Berufswahl wünschen, nach Migrationshintergrund (in %)1
Betrachtet man die als unverzichtbar eingeschätzten Merkmale getrennt nach Schulabschluss Schaubild A8.3-6, zeigt sich, dass für alle Gruppen die Arbeitsmarktchancen sehr wichtig waren. Die mit 75% höchste Zustimmungsrate wies dieses Merkmal unter denjenigen mit (Fach-)Hochschulreife auf. Von den Befragten ohne Schulabschluss sahen lediglich 63% diesen Aspekt als unverzichtbar an, genauso wichtig war ihnen aber die Möglichkeit, mit Anderen zusammenzuarbeiten, ein Merkmal, das in den übrigen Gruppen vergleichsweise weniger Zustimmung fand, auch wenn es jeweils von über der Hälfte der Befragten genannt wurde. Im Hinblick auf die Wichtigkeit von Karriereperspektiven lagen wiederum die Bewerber/-innen mit (Fach-)Hochschulreife vorne (59%), in diesem Fall punktgleich mit Personen mit mittlerem Abschluss. Den Befragten ohne Schulabschluss war dieser Aspekt deutlich weniger wichtig (38%). Die Möglichkeiten, ein hohes Einkommen zu erzielen und viel Freizeit neben der Arbeit zu haben, bezeichnete jeweils etwas weniger als die Hälfte in allen Gruppen als unverzichtbar.
Eigene Ideen einbringen möchte rund jede/-r Zweite von den Teilnehmenden ohne Studienberechtigung, unter den Befragten mit (Fach-)Hochschulreife waren es noch ein paar Prozentpunkte mehr (58%). Wenig Unterschiede fanden sich in Bezug auf das Merkmal, bei der Arbeit anderen Menschen zu helfen, wobei Personen ohne und mit Hauptschulabschluss dieses noch etwas öfter nannten als die übrigen Befragten. Größere Unterschiede zeigen sich hinsichtlich zweier weiterer Tätigkeitsinhalte: So nannten fast doppelt so viele Personen ohne Schulabschluss den Aspekt, etwas herzustellen oder zu gestalten (46%), wie bei den Befragten mit (Fach-)Hochschulreife (25%). Auch die Arbeit mit moderner Technik wurde von den Teilnehmenden ohne Schulabschluss häufiger genannt als von den übrigen Gruppen. Die Anerkennung ihres Berufswunsches im Freundeskreis fand nur jede/-r Zehnte mit (Fach-)Hochschulreife wichtig, in den übrigen Gruppen fiel dieser Anteil etwas höher aus. Der Anteil der Befragten, der keins der genannten Merkmale für unverzichtbar hielt, fiel niedrig aus. Am ehesten sahen dies die Teilnehmenden ohne Schulabschluss so, unter den Personen mit (Fach-)Hochschulreife waren dies lediglich noch 3%.
Schaubild A8.3-6: Unverzichtbare Merkmale, die Bewerber/-innen sich bei der Berufswahl wünschen, nach Schulabschluss (in %)1
Fazit
Die Ergebnisse zeigen, dass Bewerber/-innen um Ausbildungsstellen teils sehr unterschiedliche Einstellungen dazu haben, welche Merkmale ein Beruf keinesfalls aufweisen darf, um überhaupt im Prozess der eigenen Berufswahl berücksichtigt zu werden. Dabei spiegeln die aufgedeckten Gruppenunterschiede zum Teil auch die Verteilung nach Geschlecht und Schulabschlüssen in solchen Berufsfeldern wider, bei denen einzelne der potenziell aversiven Merkmale immanenter Bestandteil der beruflichen Tätigkeiten sind.
In Bezug auf solche Merkmale, die ein Beruf unbedingt aufweisen sollte, um in die engere Wahl zu kommen, führen in allen Gruppen die Arbeitsmarktchancen die Rangfolge (mit) an. Hier lohnt ein Vergleich mit Kapitel A8.4.1, wo sich in Bezug auf die Wichtigkeit verschiedener Merkmale für eine spätere Berufstätigkeit aus der Sicht von Auszubildenden die Arbeitsplatzsicherheit sowie Aufstiegsmöglichkeiten unter den Top 3 fanden. Zu den wichtigsten Kriterien für die im Rahmen der Studie befragten Personen scheint neben den Arbeitsmarktchancen aber auch zu gehören, ein Bedürfnis nach Mitgestaltung und zwischenmenschlichem Kontakt befriedigen zu können.
(Annalisa Schnitzler, Verena Eberhard)