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Bei den in den vorangegangenen Kapiteln genannten Quoten handelt es sich jeweils um eine Momentaufnahme der unmittelbaren Situation nach Abschluss einer dualen Ausbildung, und zwar aus Sicht der Betriebe (direkte Übernahme nach Ausbildungsende, Kapitel A10.1.1) sowie aus Sicht der ausgebildeten Personen (Arbeitslosmeldung bei der BA, Kapitel A10.1.2). Von diesen Ergebnissen sind die Erwerbs- bzw. Arbeitslosenquoten dualer Absolventinnen und Absolventen in mittelfristiger oder langfristiger Perspektive zu unterscheiden. So ergibt sich auf Basis der Daten des Mikrozensus für die 18- bis 24-Jährigen, die eine duale Ausbildung abgeschlossen haben205, für das Jahr 2017 eine Erwerbslosenquote von lediglich 3,3%. Sie liegt damit 1 Prozentpunkt unterhalb des Vorjahresniveaus.206

Wenn man die betrachtete Alterspanne auf die 18- bis 34-Jährigen ausweitet, ist es zudem möglich, anhand der Daten des Mikrozensus die Erwerbslosenquoten für Personen mit unterschiedlichen Ausbildungsabschlüssen zu berechnen und miteinander zu vergleichen208 Tabelle A10.1.3-1: Insgesamt sinkt die Erwerbslosenquote von 5,8% im Jahr 2016 auf 5,3% 2017. Im Vergleich zur Erwerbslosenquote der nicht formal Qualifizierten (vgl. Kapitel A11), die 2017 bei 17,9% lag (2016: 18,9%), fällt die Quote für Personen mit einer dualen Ausbildung sehr niedrig aus. Denn mit abgeschlossener dualer Ausbildung lag die Erwerbslosenquote in dieser Altersgruppe im Jahr 2017 bei 3,6% (2016: 4,2%). Mit Berufsfachschulabschluss209 waren es 3,9% (2,7% im Vorjahr) und mit einem Meister- oder Technikerabschluss 1,3% (2016: 1,3%). Für Personen mit einem Fachhochschulabschluss, Universitätsabschluss oder einer Promotion ergibt sich eine Erwerbslosenquote von 2,3% (2016: 2,6%); hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass diese Personengruppe durchschnittlich älter ist und ihr Abschluss zumeist weniger lange zurückliegt.

Erwerbslosen- vs. Arbeitslosenquoten

Erwerbslosen- und Arbeitslosenquoten sind mit unterschiedlichen Konzepten verbunden. Die Arbeitslosenquote bezieht sich auf die Summe der registrierten Arbeitslosen. Erwerbslosigkeit wird dagegen über Befragungen ermittelt. Dabei gilt jede Person zwischen 15 und 74 Jahren als erwerbslos, die weniger als 1 Stunde pro Woche erwerbstätig ist, sich aber in den 4 Wochen vor der Befragung aktiv um eine Arbeitsstelle bemüht hat und für diese Arbeit binnen 2 Wochen zur Verfügung steht. Tatsächlich unterscheiden sich beide Quoten meist stark voneinander. So lag 2017 die allgemeine Erwerbslosenquote in Deutschland bei 3,8%, die Arbeitslosenquote aber bei 5,7%.207

Tabelle A10.1.3-1: 18- bis 34-Jährige in Privathaushalten nach beruflichem Abschluss und Erwerbsstatus 2017 (Hochrechnungen in Tsd.) und Erwerbslosenquote (in %)

Damit gehen die Erwerbslosenquoten im Vergleich zum Vorjahr zumeist zurück, als Ausnahme erweisen sich die Berufsfachschulabschlüsse, in denen diese Quote ansteigt und damit auch die Erwerbslosenquote mit abgeschlossener dualer Ausbildung übersteigt. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass schulische und akademische Berufsabschlüsse für andere Berufsbereiche qualifizieren und meist mit einer höheren Schulbildung einhergehen.210 Personen mit Fortbildungsabschlüssen (z. B. Meister/-in, Techniker/-in etc., vgl. Kapitel B4.3, B4.4), also Abschlüssen, die in der Regel auf einer dualen Berufsausbildung aufbauen, haben derzeit die geringsten Erwerbslosenquoten.211

Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Erwerbslosenquoten bei jungen Menschen verringert. Dies trifft nicht auf alle Abschlüsse zu, gerade bei Berufsfachschulabschlüssen steigt der Anteil Erwerbsloser. Die Erwerbslosenquoten mit dualer Ausbildung befinden sich auf leicht niedrigerem Niveau und werden nur von akademischen Berufsabschlüssen oder Fortbildungsabschlüssen untertroffen. Deutlich höher sind dagegen die Erwerbslosenquoten nicht formal Qualifizierter.

(Ralf Dorau)

  • 205

    Auf Basis des Mikrozensus können für das Jahr 2017 8.198 Erwerbspersonen im Alter von 18 bis 24 Jahren mit dualer Ausbildung identifiziert werden.

  • 206

    Die Ergebnisse des Mikrozensus beziehen sich ab 2017 nur auf Privathaushalte. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden die Vorjahre entsprechend angepasst. Die Veränderungen sind aber relativ gering. Für 2016 ändert sich nur die Erwerbslosenquote der nicht formal Qualifizierten von 18,7% auf 18,9%.

  • 207

    Siehe Statistisches Bundesamt: 2018c und Bundesagentur für Arbeit 2018q.

  • 208

    Die Ausweitung der Altersgruppe ist notwendig, damit ausreichend große Fallzahlen für die einzelnen Ausbildungsabschlüsse vorliegen: abgeschlossene duale Ausbildung N=43.101; Berufsfachschulabschluss N=3.775; Meister- oder Technikerabschluss N=8.782; Fachhochschulabschluss, Universitätsabschluss oder Promotion möglich N=18.683, nicht formal Qualifizierte N=18.353.

  • 209

    Einschließlich Abschluss eines Vorbereitungsdienstes für den mittleren Dienst in der öffentlichen Verwaltung.

  • 210

    Bei berufsfachschulischen und dualen Ausbildungen zeigen sich keine unterschiedlichen Arbeitsmarktchancen, wenn schulische Vorbildung, unterschiedliche Berufsbereiche und die regionale Verteilung dieser beiden Qualifikationen auf Ost- und Westdeutschland berücksichtigt werden (Hall/Schade 2005).

  • 211

    Dies gilt auch bezogen auf alle Erwerbspersonen (nicht nur für die Altersspanne der 18- bis 34-Jährigen), wie Analysen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigen, vgl. http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/qualo_2017.pdf