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Die Zahl junger Erwachsener ohne einen formalen beruflichen Abschluss ist ein wesentlicher arbeitsmarktpolitischer Indikator, denn Personen ohne Berufsabschluss tragen auch bei der derzeitigen guten konjunkturellen Lage ein höheres Risiko der Arbeitslosigkeit (siehe auch Kapitel A10.1.3). So betrug 2017 die Arbeitslosenquote derer ohne Berufsabschluss 17,9%, während insgesamt nur 5,8% aller Personen in Deutschland arbeitslos waren (Röttger/Weber/Weber 2018). Des Weiteren verdienen sie im Durchschnitt deutlich weniger als Beschäftigte mit Berufsausbildung (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2018m). Aus diesem Grund ist die Reduktion der Quote nicht formal Qualifizierter (nfQ) junger Erwachsener ein zentrales Ziel der „Allianz für Aus- und Weiterbildung 2015-2018“. Bis 2018 sollte der Anteil der nfQ unter den 25- bis 34-Jährigen auf 8% gesenkt werden (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2014).

Nicht formal Qualifizierte (nfQ)

Als nfQ bzw. „Ungelernte“ werden alle (erwerbsfähigen) Personen bezeichnet, die keine „erfolgreiche, zertifizierte Teilnahme an formalen (standardisierten, staatlich geregelten oder anerkannten) Bildungsgängen“ (Gottsleben 1987, S. 1), also keinen Abschluss einer dualen oder rein schulischen Berufsausbildung oder eines Fachhochschul- oder Hochschulstudiums (oder gleichwertigen Abschlusses), vorweisen können. Personen mit Anlernausbildung bzw. mit einem Praktikum gelten als nicht formal qualifiziert. Da sich unter den nfQ vor allem in den untersuchten Altersjahrgängen eine erhebliche Anzahl an Personen befindet, die ihre berufliche Ausbildung noch nicht beendet haben oder ihren freiwilligen Wehrdienst, Bundesfreiwilligendienst oder ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr leisten, wurden bei der Auswertung der Mikrozensusdaten Schüler/-innen227, Studierende, Auszubildende, Freiwilligendienstleistende nicht zu denjenigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung gezählt. Der Anteil der nicht formal Qualifizierten bezieht sich auf die Anzahl aller Personen in der entsprechenden Alterskohorte.

Zurzeit liegen auf Basis des Mikrozensus (MZ) Daten bis zum Jahr 2017 vor. Demzufolge ist in der Bevölkerung in Privathaushalten der Anteil junger Erwachsener im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsausbildung 2017 gegenüber dem Vorjahr erneut gestiegen. Allerdings stieg der Anteil nur um 0,2 Prozentpunkte, sodass der Anstieg bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% statistisch insignifikant ist.226 Hochgerechnet überstieg die Anzahl der nicht formal qualifizierten jungen Erwachsenen 2017 den Vorjahreswert um etwa 40 Tsd. Personen. Somit waren 2,12 Mio. Personen in dieser Altersgruppe als nfQ klassifiziert Schaubild A11.1-1.  

Weiterhin stieg die Quote im Vergleich zum Vorjahr in jüngeren wie in älteren Teilgruppen (der 20- bis 34-Jährigen) gleichmäßig an, nachdem sie 2016 insbesondere in den jüngeren Altersgruppen der 20- bis 24-Jährigen (2015: 12,1%; 2016: 13,3%) und der 20- bis 29-Jährigen (2015: 12,6%; 2016: 13,6%) stärker angestiegen war Tabelle A11.1-1. Nichtsdestotrotz ist die Quote unter den Älteren höher. So überstieg 2017 die Quote der 25- bis 34-Jährigen die der 20- bis 24-Jährigen um 1,0 Prozentpunkte. Der Grund für den Zusammenhang zwischen Alter und dem Anteil der nfQ besteht darin, dass Personen der jüngeren Kohorten sich noch zu größeren Teilen im Bildungswesen befinden.

Mikrozensus (MZ)

Die Auswertungen dieses Kapitels basieren auf dem MZ des Statistischen Bundesamtes. Der MZ ist eine repräsentative Studie, an der jährlich 1% der Bevölkerung in Deutschland über eine laufende Haushaltsstichprobe beteiligt ist, und dient der Bereitstellung statistischer Informationen über die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung sowie über die Erwerbstätigkeit, den Arbeitsmarkt und die Ausbildung.

Das Frageprogramm besteht aus einem festen Grundprogramm mit jährlich wiederkehrenden Tatbeständen, die überwiegend mit Auskunftspflicht belegt sind. Darüber hinaus gibt es in vierjährigem Rhythmus Zusatzprogramme, die teilweise von der Auskunftspflicht befreit sind. Das jährliche Grundprogramm des MZ umfasst unter anderem Merkmale zur Person (z. B. Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit), den Familien- und Haushaltszusammenhang sowie darüber hinaus die Merkmale Haupt- und Nebenwohnung, Erwerbstätigkeit, Arbeitssuche, Arbeitslosigkeit, Nichterwerbstätigkeit, Schüler/-in, Student/-in, allgemeiner und beruflicher Ausbildungsabschluss.

Aufgrund einer veränderten Erhebungsmethode sind die Ergebnisse ab 2017 nur noch auf Basis der Bevölkerung in Privathaushalten erhältlich. Ergebnisse für frühere Jahre wurden hieraufhin angepasst und unterscheiden sich von den Ergebnissen in früheren Datenreporten (vgl. BIBB-Datenreport 2018, Kapitel A11). Die Ergebnisse basieren auf den Daten des Zensus 2011. 

Schaubild A11.1-1: Entwicklung der Zahl und des Anteils der jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsausbildung von 1996 bis 20171

Tabelle A11.1-1: Junge Erwachsene ohne Berufsausbildung von 2014 bis 20171

Bei der Interpretation dieser Ergebnisse ist die Umstellung des Fragebogens für den MZ mit der Welle 2017 zu beachten. Viele individuelle Merkmale wie auch das Qualifikationsniveau werden nun ausschließlich für Personen in privaten Haushalten erhoben. Die nfQ-Quote für das Jahr 2017 umfasst demnach keine Personen in Gemeinschaftsunterkünften (z. B. Seniorenheime, Gefängnisse, Klöster und Aufnahmeeinrichtungen). Aus diesem Grund unterscheiden sich die im Folgenden vorgestellten Vorjahreswerte von vorherigen Publikationen. Die Unterschiede sind oftmals gering. Da der Anteil an nfQ unter Personen in Gemeinschaftsunterkünften größer war als der unter Personen in privaten Haushalten, fällt die Quote auf Basis der Letzteren für die vorangegangenen Jahre meistens geringer aus. So liegt die auf Basis der Personen in privaten Haushalten berechnete nfQ-Quote der 20- bis 34-Jährigen für das Jahr 2016 mit 14,0% um 0,3 Prozentpunkte unter der Quote, die die Personen in Gemeinschaftsunterkünften miteingeschlossen hat (14,3%) (vgl. BIBB-Datenreport 2018, Kapitel A11). 

Auf Basis der Bevölkerung in Privathaushalten ist die nfQ-Quote besonders in den neuen Bundesländern und bei den jungen Erwachsenen mit eigener Migrationserfahrung gestiegen (vgl. Kapitel A11.3). Beim Vergleich der Daten mit und ohne Personen in Gemeinschaftsunterkünften für das Jahr 2016 fällt auf, dass zwar in fast allen betrachteten Personengruppen die nfQ-Quoten höher waren, wenn Personen in Gemeinschaftsunterkünften mit in Betracht gezogen wurden, jedoch ist der Unterschied in den meisten Fällen für Männer höher als für Frauen. Des Weiteren fallen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen für deutsche Staatsbürger/-innen weniger ins Gewicht. Ausländische Staatsbürger/-innen und insbesondere auch Migranten und Migrantinnen mit eigener Migrationserfahrung weisen hingegen ausgeprägte Differenzen auf. So liegt möglicherweise eine kleine Verzerrung vor, die Differenzen belaufen sich jedoch in allen Fällen auf 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte.

(Robert Herter-Eschweiler – Statistisches Bundesamt, Caroline Neuber-Pohl)

  • 226

    Das 95%-Konfidenzintervall der nfQ-Quote der 20- bis 34-Jährigen liegt bei etwa ± 0,2 Prozentpunkten. Es ist zu beachten, dass das Konfidenzintervall auf der vereinfachten Annahme einer einfachen Zufallsauswahl basiert. Auch die nachfolgend berichteten Konfidenzintervalle basieren auf dieser Annahme.

  • 227

    Dabei wurden alle Personen als Schüler/-innen klassifiziert, die innerhalb der letzten 12 Monate eine Schule besucht haben.