Die wirtschaftliche Stimmungslage der Weiterbildungsanbieter war 2018 deutlich positiv, hat sich gegenüber dem Vorjahr jedoch verschlechtert. Der wbmonitor Klimawert lag mit +41 10 Punkte unter dem bisherigen Höchstwert des Jahres 2017 Schaubild B2.1.1-1. Trotz des Rückgangs war das Klima 2018 überdurchschnittlich gut.254
Gegenüber der gesamten Dienstleistungsbranche zeichnet sich die Weiterbildung seit 2013 durch eine bessere Wirtschaftsstimmung aus. Im Mai/Juni 2018 lag das ifo Geschäftsklima für die Dienstleister insgesamt bei +27255 (vgl. ifo Institut 2018) und damit 14 Punkte niedriger als der wbmonitor Klimawert. Im Unterschied zur Entwicklung der beiden Vorjahre näherten sich die Werte wieder an – 2017 betrug die Differenz noch 25 Punkte. Während die aktuelle Lage von beiden ähnlich positiv eingeschätzt wurde (Lagewerte +48 bzw. +45), blickten die Weiterbildungseinrichtungen deutlich optimistischer in die Zukunft als alle Dienstleistungsunternehmen (Erwartungswerte +35 bzw. +11 Tabelle B2.1.1-1). Ein Grund für die deutlich positiveren wirtschaftlichen Erwartungen der Weiterbildner dürfte darin bestehen, dass die Digitalisierung mit einem steigenden Weiterqualifizierungsbedarf einhergeht (vgl. Seyda/Meinhard/Placke 2018; Arnold u. a. 2017).
wbmonitor Klimawert
Der wbmonitor Klimawert bildet die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation durch die Weiterbildungsanbieter ab. Er berechnet sich aus dem geometrischen Mittel der Differenzen zwischen den positiven und negativen Urteilen über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage sowie die Erwartung in einem Jahr. Die Anbieterangaben werden anhand des Dozentenstundenvolumens des Vorjahres gewichtet. Die Werte liegen zwischen -100 und +100. Der wbmonitor Klimawert ist eine konzeptionelle Adaption des ifo Geschäftsklimas.
Schaubild B2.1.1-1: Entwicklung der wbmonitor Klimawerte von 2008 bis 2018
Tabelle B2.1.1-1: Klimawert, wirtschaftliche Lage und Erwartung für ausgewählte Teilgruppen von Weiterbildungsanbietern 2018
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass bei überwiegend (50% und mehr) durch Betriebe finanzierten Anbietern mit einem Klimawert von +59 nach wie vor eine hervorragende wirtschaftliche Stimmung herrschte. Diese waren das einzige der nach den Hauptfinanzierungsquellen der Anbieter differenzierten Teilsegmente, das sich in seinem Klimawert gegenüber dem Vorjahr verbessern konnte (plus 3 Punkte). Der fortbestehende Boom der v. a. für betriebliche Kunden tätigen Anbieter (bereits seit 2011 liegt deren Klimawert bei mindestens 50 Punkten) korrespondiert mit einem seit Ende der Wirtschaftskrise hohen Weiterbildungsengagement der Betriebe (vgl. Janssen/Leber 2015). Neben der technologischen Entwicklung und entsprechenden Veränderungen der Arbeitsanforderungen – bei Betrieben, die in Arbeitswelt 4.0-Technologien investiert haben, ist ein Anstieg der Weiterbildungsaktivitäten zu beobachten (vgl. Janssen u. a. 2018) – haben möglicherweise auch Fachkräfteengpässe dazu geführt, dass Betriebe verstärkt auf Weiterbildung setzen (vgl. Janssen/Leber 2015, S. 7). Zudem konnte die anhaltend gute Konjunkturlage als günstige Rahmenbedingung für betriebliche Weiterbildungsinvestitionen gesehen werden: Seit 2010 ist das Bruttoinlandsprodukt kontinuierlich gestiegen (vgl. Statistisches Bundesamt 2018l, S. 14); im zweiten Quartal 2018 ist es gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,2% gewachsen (vgl. Statistisches Bundesamt 2019f, S. 4). Auch für die kommenden 12 Monate gingen die vor allem durch Betriebe finanzierten Anbieter im Mai/Juni 2018 von glänzenden wirtschaftlichen Perspektiven aus (Erwartungswert +58).
Im Unterschied zu diesen waren in den anderen Teilsegmenten – überwiegend durch Teilnehmende/Selbstzahler, Arbeitsagenturen/Jobcenter oder durch Kommune, Land, Bund bzw. EU finanzierte Einrichtungen – gesunkene Klimawerte zu verzeichnen. Dadurch konnten sich die v. a. für Betriebe tätigen Anbieter in ihrer wirtschaftlichen Stimmung von den anders finanzierten Einrichtungen absetzen – 2017 lagen die verschiedenen Anbietersegmente diesbezüglich noch nahezu gleichauf. Während die Klimawerte der überwiegend durch Teilnehmende/Selbstzahler und der v. a. aus Mitteln der öffentlichen Hand (Kommunen, Länder, Bund, EU) finanzierten Einrichtungen nur (vergleichsweise) schwach rückläufig waren (-5 bzw. -10 Punkte auf +50 bzw. +36), ist der Klimawert der vorrangig für die Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter tätigen Anbieter um 46 Punkte abgestürzt und lag 2018 mit +7 nur noch geringfügig im positiven Bereich.
In der eingetrübten Stimmung des letztgenannten Anbietersegments spiegelt sich ein deutlicher Rückgang der Förderfälle arbeitsmarktpolitischer Instrumente der Rechtskreise Sozialgesetzbuch (SGB) III und II wider. So waren – bei positiver Entwicklung des Arbeitsmarkts (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2018k) – die Eintritte in Maßnahmen der Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW) im ersten Halbjahr 2018 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13,5% und im Bereich der Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung (MzAubE) um 14,2% zurückgegangen (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2018n). Direkt vor Umfragestart waren besonders ausgeprägte Rückgänge zu verzeichnen (im April 2018 gegenüber dem Vorjahresmonat -19,2% (FbW) bzw. -22,0% (MzAubE)). Möglicherweise hat dies die wirtschaftliche Stimmung zusätzlich gedrückt. Auch bei arbeitsmarktpolitischen Instrumenten der Bundesagentur für Arbeit (BA), die zwar nicht der Weiterbildung zuzuordnen sind (Berufswahl und Berufsausbildung insgesamt), aber teilweise von denselben Anbietern geleistet werden, war eine Abnahme der Förderfälle zu beobachten (-9,3% im ersten Halbjahr 2018 bzw. -18,8% im April; vgl. ebenda). Für die kommenden 12 Monate prognostizierten die v. a. für Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter tätigen Anbieter keine Trendwende – ihr Erwartungswert lag mit +5 deutlich unter dem Durchschnitt aller Anbieter (+35).
Ein Jahr zuvor blickten die Einrichtungen dieses Anbietersegments noch sehr optimistisch in die Zukunft (Erwartungswert 2017 +44; vgl. BIBB-Datenreport 2018, Kapitel B2.1.1). Möglicherweise gingen sie damals u. a. davon aus, dass sich der Anstieg der Förderzahlen Geflüchteter im Kontext von deren Arbeitsmarktintegration fortsetzt. Im Bereich Aktivierung und Eingliederung nahm der Bestand an Teilnehmenden dieser Personengruppe256 jedoch deutlich ab – von ca. 50.000 im Mai 2017 auf ca. 37.000 im Juni 2018 (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2018o). Bei Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung waren im ersten Halbjahr 2018 zwar zweistellige Zuwachsraten der Eintritte von Personen aus nichteuropäischen Herkunftsländern zu verzeichnen (vgl. ebenda), sie stellten jedoch nur 6% aller Zugänge. Die genannten Befunde verdeutlichen, dass es gerade in diesem Tätigkeitsfeld schwierig ist, Prognosen zur Entwicklung der Nachfrage und – bei hoher Abhängigkeit vom Financier – hiermit verbundener wirtschaftlicher Perspektiven für die eigene Einrichtung zu treffen. Dies zeigt sich auch daran, dass über den Zeitraum der letzten 10 Jahre betrachtet keines der untersuchten Finanzierungssegmente derart starke Schwankungen der wirtschaftlichen Stimmung aufweist wie die v. a. für Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter tätigen Einrichtungen. Dass in den vergangenen Jahren ein rückläufiger Anteil der Anbieter zu beobachten ist, der sich schwerpunktartig auf SGB III/II geförderte Maßnahmen konzentriert257, ist möglicherweise dem stark schwankenden Förderniveau des Financiers und der damit verbundenen eingeschränkten Planungssicherheit geschuldet.
Einrichtungen, die den Großteil ihrer Einnahmen von den Teilnehmenden bzw. Selbstzahlenden bezogen, verschlechterten sich in ihrem Klimawert zwar leicht (-5 Punkte), wiesen mit +50 aber dennoch ein überdurchschnittliches Ergebnis auf. Die aktuelle Lage wurde mit +59 sogar ähnlich hervorragend bewertet wie von den v. a. betrieblich finanzierten Anbietern (+61). Die dauerhaft deutlich positiven Klimawerte der Weiterbildungseinrichtungen mit mehrheitlichen Einnahmen von den Teilnehmenden selbst korrespondieren mit der konstant hohen Inanspruchnahme sowohl individueller berufsbezogener als auch nicht berufsbezogener Weiterbildung.258 Der Erwartungswert der überwiegend durch Teilnehmende bzw. Selbstzahlende finanzierten Einrichtungen in Höhe von +42 lässt auf eine anhaltende Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten für Personen schließen, die selbst die Kosten dafür tragen bzw. sich maßgeblich daran beteiligen (vgl. hierzu Müller/Wenzelmann 2018).
Der Klimawert der Weiterbildungseinrichtungen, die ihre Einnahmen mehrheitlich von Kommune, Land, Bund und/oder EU bezogen, ist gegenüber dem Höchststand des Jahres 2017 zwar um 10 Punkte gefallen, erreichte mit +36 jedoch zumindest das Niveau von 2016, das den zweithöchsten Wert für dieses Teilsegment darstellt. Aufgrund des in gleichem Maße sinkenden Klimawertes dieser Anbietergruppe und aller Anbieter zusammengenommen blieb die wirtschaftliche Stimmung der v. a. von der öffentlichen Hand finanzierten Einrichtungen auch 2018 leicht unterdurchschnittlich. Auffällig ist, dass die aktuelle Lage mit +47 fast so positiv wie von allen Anbietern (+48) bewertet wurde, die Erwartung für die kommenden 12 Monate jedoch mit +26 verhaltener ausfiel (alle Anbieter: +35). Mit Blick auf die Zusammensetzung dieses Anbietersegments nach Einrichtungstypen – neben Volkshochschulen (VHS) (29%) sind mit relevanten Anteilen berufliche Schulen bzw. Fachschulen (22%), private Einrichtungen mit gemeinnütziger Ausrichtung (18%) sowie Einrichtungen in der Trägerschaft einer Kirche, Partei, Gewerkschaft, Stiftung, eines Verbandes oder Vereins (16%) vertreten – sind die Ursachen für die Verschlechterung der wirtschaftlichen Stimmung vermutlich vielfältig. Möglicherweise hat u. a. die rückläufige Zahl an vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderten Integrationskursen eine Rolle gespielt. So haben im ersten Halbjahr 2018 mit ca. 8.000 Integrationskursen 24% weniger begonnen als im Vorjahreszeitraum; die Zahl der neu begonnenen Teilnahmen (ca. 108.000) ist im gleichen Zeitraum sogar um 35% gesunken (vgl. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2018b; Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2018a).
Die Entwicklung der wirtschaftlichen Stimmung der Weiterbildungseinrichtungen in den alten und neuen Bundesländern verlief gegenläufig. Während der Klimawert der Anbieter in Ostdeutschland um 5 Punkte gestiegen ist und mit +50 seinen bisherigen Höchststand erreicht hat, ist er für die Einrichtungen in Westdeutschland um 14 Punkte auf +39 gefallen, den niedrigsten Wert seit 2013. Die Ergebnisse überraschen vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Finanzierungsstrukturen in den Regionen – mehrheitliche Finanzierung durch private Mittel in Westdeutschland und höhere Bedeutung der Financiers Arbeitsagenturen/Jobcenter in Ostdeutschland (vgl. nachfolgende Ausführungen zu Strukturinformationen). Bei Differenzierung nach Lage und Erwartung zeigt sich, dass der höhere Klimawert der Anbieter in Ostdeutschland insbesondere auf einen optimistischeren Blick in die Zukunft zurückzuführen ist: Ihr Erwartungswert lag mit +47 15 Punkte über dem der westdeutschen Weiterbildungseinrichtungen. Die aktuelle Lage wurde von beiden Gruppen nur leicht unterschiedlich bewertet (+53 (Ost) bzw. +47 (West)).
Strukturinformationen aus der wbmonitor Umfrage 2018
Die Darstellung der Anbieterstrukturen bezieht sich in diesem Jahr schwerpunktmäßig auf den Umsatz der Einrichtungen, die Finanzierungsschwerpunkte der verschiedenen Anbietertypen sowie das Leistungsspektrum.
Die größte Anbietergruppe stellten private Einrichtungen: 24% aller Anbieter waren in privater Rechtsform kommerziell ausgerichtet, 19% gemeinnützig Schaubild B2.1.1-2. Ein ebenso hoher Anteil (19%) entfiel auf Einrichtungen, die sich in der Trägerschaft einer Kirche, Partei, Gewerkschaft, Stiftung, eines Verbandes oder Vereins befanden und insofern durch die Weltanschauung ihres Trägers geleitete Weiter- bzw. Erwachsenenbildung durchführten. 13% der Anbieter waren Volkshochschulen. Auf wirtschaftsnahe Einrichtungen, d. h. auf Kammern, Innungen, Berufsverbände und Ähnliche bzw. deren Bildungszentren, entfiel ein Zehntel (10%) der Anbieter. Berufliche Schulen bzw. deren für Weiterbildung zuständige Fachschulen (7%), Einrichtungen der wissenschaftlichen Weiterbildung wie Weiterbildungszentren von Hochschulen oder Fachhochschulen sowie wissenschaftliche Akademien (2%), betriebliche Bildungseinrichtungen (3%) sowie sonstige Einrichtungen in staatlicher Trägerschaft (2%) stellten zusammengenommen ein Siebtel (14%) aller Organisationen, die in der offen zugänglichen Weiterbildung tätig waren bzw. ihre Weiterbildungsleistungen auf dem Markt angeboten haben.
Schaubild B2.1.1-2: Art der Einrichtung (in %)
Rund zwei Drittel (65%) der Weiterbildungseinrichtungen erwirtschafteten 2017 einen Gesamtumsatz259 – bezogen auf alle Geschäftsbereiche bzw. Tätigkeitsfelder – von weniger als 1 Mio. €, bei 31% lag dieser zwischen 1 und 10 Mio. € und 4% der Anbieter erzielten mindestens 10 Mio. € Umsatz. Im Vergleich zu allen Unternehmen waren die Weiterbildungsanbieter häufiger umsatzstark: In der Gesamtwirtschaft betrug 2017 der Umsatz bei 9 von 10 Unternehmen (89%) maximal 1 Mio. €, 10% erreichten eine bis 10 Mio. € und lediglich bei 2%260 der Unternehmen übertraf der Umsatz die 10 Mio. €-Grenze (vgl. Statistisches Bundesamt o. J.). Von ihrem Gesamtumsatz erwirtschafteten die Weiterbildungsanbieter im Durchschnitt ca. zwei Drittel (67%) durch Leistungen der Weiter- bzw. Erwachsenenbildung.261 Anbieter mit sehr hohem Umsatz (10 Mio. € und mehr) waren häufiger als solche der beiden niedrigeren Umsatzklassen auch in anderen Geschäftsfeldern aktiv – bei ihnen lag der durchschnittliche Umsatzanteil durch Weiterbildung sowie durch andere Leistungen gleichauf (jeweils 50%).
Im Tätigkeitsfeld der Weiterbildung waren 2017 Zahlungen der Teilnehmenden der häufigste Finanzierungsschwerpunkt262 der Einrichtungen. Hierdurch generierte ein Viertel (25%) der Anbieter mehrheitlich seine Weiterbildungseinnahmen Schaubild B2.1.1-3. Jede fünfte Einrichtung (20%) finanzierte sich mehrheitlich durch betriebliche Kunden. Für 18% waren Mittel der öffentlichen Hand von Kommune, Land, Bund und/oder EU die Haupteinnahmequelle, weitere 12% waren überwiegend für die Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter tätig. Eine Minderheit der Einrichtungen (4%) finanzierte sich größtenteils aus Zuwendungen ihres nichtöffentlichen Trägers bzw. aus sonstigen Mitteln. Lediglich ein Fünftel (20%) der Einrichtungen war mischfinanziert ohne einen Hauptfinancier, auf den mehr als die Hälfte der Einnahmen im Weiterbildungsbereich entfielen.
Schaubild B2.1.1-3: Finanzierungsschwerpunkte von Weiterbildungsanbietern (in %)
In den alten und neuen Bundesländern zeigen sich unterschiedliche Muster bezogen auf die Hauptfinanciers private Kunden (Teilnehmende bzw. Betriebe) und Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter. Während sich in Westdeutschland 28% der Anbieter v. a. durch die Teilnehmenden selbst sowie 21% überwiegend durch Betriebe finanzierten, lagen die entsprechenden Anteile der Einrichtungen in Ostdeutschland nur bei 16% bzw. 15%. Dort war stattdessen die größte Anbietergruppe (25%) im Bereich der SGB III bzw. II geförderten Weiterbildung tätig, d. h. finanzierte sich größtenteils durch die Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter. In Westdeutschland lag der entsprechende Anteil der Anbieter mit 10% bei weniger als der Hälfte. Der Anteil der Einrichtungen, die den Hauptteil ihrer Einnahmen von Gebietskörperschaften (Kommune, Land, Bund und/oder EU) bezogen, war demgegenüber in den alten und neuen Ländern mit jeweils 18% identisch. Eine Mischfinanzierung ohne Hauptfinanzierungsquelle mit mehr als 50% der Einnahmen war bei ostdeutschen Einrichtungen etwas häufiger anzutreffen als bei westdeutschen (22% bzw. 19%).
Deutliche Unterschiede zeigten sich bezüglich der Verteilung nach Hauptfinanciers betrachtet nach den verschiedenen Anbietertypen. Nur bei den beruflichen Schulen (Fachschulen) sowie bei den (Fach-)Hochschulen und wissenschaftlichen Akademien stützte sich jedoch die Mehrheit der Einrichtungen auf eine bestimmte Hauptfinanzierungsquelle. Während sich drei Viertel (75%) der beruflichen Schulen (auch) in ihrem Weiterbildungsbereich mehrheitlich durch öffentliche Mittel (Kommune, Land, Bund, EU) finanzierten, waren für 7 von 10 (72%) Einrichtungen der wissenschaftlichen Weiterbildung die individuell entrichteten Teilnahmegebühren die Hauptfinanzierungsquelle. Bei den anderen Einrichtungstypen war die Verteilung der Anbieter nach den verschiedenen Hauptfinanciers heterogener. Gegenüber allen Anbietern zusammengenommen sind jedoch unterschiedliche Schwerpunkte erkennbar. So wiesen neben den wissenschaftlichen Weiterbildungsanbietern auch die wirtschaftsnahen Einrichtungen (Kammer, Innung, Berufsverband u. ä.) (40%) sowie die Volkshochschulen (VHS) (32%) überdurchschnittlich häufig eine mehrheitliche Finanzierung durch Teilnehmerentgelte auf. Letztere finanzierten sich auch deutlich öfter als alle Anbieter zum Großteil durch Zuwendungen der öffentlichen Hand (38%). Diese Befunde verdeutlichen die zentrale Bedeutung der beiden genannten Finanzierungsquellen für die VHS (vgl. BIBB-Datenreport 2016, Kapitel B2.1.1). Betriebliche Kunden als Haupteinnahmequelle hatten überproportional häufig Weiterbildungseinrichtungen bzw. -abteilungen von Betrieben (43%), privat-kommerzielle Anbieter (39%) sowie wirtschaftsnahe Bildungszentren von Kammern, Innungen oder Berufsverbänden (29%). Die Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter waren lediglich bei den privaten Einrichtungen eine bedeutsame Finanzierungsquelle: 25% der gemeinnützig ausgerichteten und 20% der kommerziellen privaten Anbieter finanzierten sich darüber mehrheitlich. Eine Mischfinanzierung ohne Schwerpunkt im Sinne mehrheitlicher Einnahmen aus einer der unterschiedenen Quellen war bei VHS (27%), wirtschaftsnahen Anbietern (24%) sowie bei Einrichtungen in der Trägerschaft einer gesellschaftlichen Großgruppe (Kirche, Partei, Gewerkschaft, Stiftung, Verband oder Verein) (29%) überdurchschnittlich häufig anzutreffen.
Bei den im Bereich der Weiterbildung angebotenen Leistungen bzw. Bildungsformaten dominierten auch im Zeitalter der Digitalisierung klassische Veranstaltungsformate. Für mehr als drei Viertel der Einrichtungen (76%) waren Seminare, Lehrgänge bzw. Kurse in Präsenzform ein Angebotsschwerpunkt, weitere 19% hatten sie auch im Angebot Schaubild B2.1.1-4. E-Learning bzw. Fernlehrgänge waren demgegenüber nur für weniger als jeden zehnten Anbieter (8%) ein Schwerpunktbereich; ein höherer Anteil (27%) hatte dieses Lernformat ergänzend im Angebot. Die genannten Befunde lassen vermuten, dass E-Learning den Präsenzunterricht oftmals als Blended-Learning-Konzept unterstützt.
Schaubild B2.1.1-4: Leistungsspektrum von Weiterbildungsanbietern (in %)
Auch die weiteren abgefragten Formate stellten nur für eine Minderheit einen Angebotsschwerpunkt dar und waren stattdessen deutlich häufiger zusätzliche Leistungen. Durchschnittlich hatte jeder Weiterbildungsanbieter 2 (1,8) der 12 abgefragten Leistungsbereiche263 als Schwerpunkt des Weiterbildungsangebots aufzuweisen. Differenziert nach den verschiedenen Anbietertypen lag die Spannweite zwischen durchschnittlich 1,1 (berufliche Schulen) und 2,4 (privat-kommerzielle Anbieter) Schwerpunktleistungen. Deutliche Unterschiede bestanden bezüglich der Art derjenigen Leistung, die meist mit Präsenzveranstaltungen kombiniert wurde – letztere waren bei allen Einrichtungstypen mehrheitlich ein Angebotsschwerpunkt.264 So hatten privat-kommerzielle Anbieter deutlich häufiger als alle Einrichtungen Beratung bzw. Coaching von Einzelpersonen und/oder Kompetenzanalysen (41%) oder Organisationsberatung (28%) als einen zentralen Angebotsbereich. Kurze Veranstaltungen mit einer Dauer von maximal 3 Stunden waren überproportional häufig bei Einrichtungen in der Trägerschaft einer gesellschaftlichen Großgruppe (Kirche, Partei, Gewerkschaft, Stiftung, Verband, Verein) (29%) sowie bei VHS (24%) ein wesentliches Angebot. Letztere wiesen auch – ebenso wie berufliche Schulen – gegenüber allen Anbietern etwa doppelt so häufig Studienfahrten, Exkursionen bzw. Outdoortraining als Schwerpunktbereich auf (12% bzw. 11%). Weiterbildungen, die unmittelbar am Arbeitsplatz durchgeführt werden, waren hingegen eine Domäne betrieblicher Einrichtungen (31% Angebotsschwerpunkt). Private Einrichtungen mit gemeinnütziger Ausrichtung führten – in Entsprechung zu der hier häufigen Schwerpunktfinanzierung durch die Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter (s. o.) – wesentlich häufiger als alle Anbieter Vermittlung in Arbeit als Kernleistung durch (29%). Demgegenüber waren Einrichtungen der wissenschaftlichen Weiterbildung überproportional häufig im Bereich E-Learning bzw. Fernlehrgänge (22% Angebotsschwerpunkt), in der Entwicklung von Lehrkonzepten/Curricula/Materialien für andere (18%) sowie bei Angeboten für den internationalen Markt (9%) aktiv. Lediglich hinsichtlich der Überlassung von Infrastruktur (Räume, Materialien) an Dritte sowie Tagungs-/Konferenzmanagement bzw. Moderation waren zwischen den verschiedenen Einrichtungstypen keine gravierenden Unterschiede zu beobachten.
(Stefan Koscheck, Johannes Christ – Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)
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254
Der Durchschnittswert der Jahre 2008 bis 2017 beträgt +35 Punkte.
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255
Mittelwert der Monatswerte Mai und Juni. Die Werte des ifo Geschäftsklimas wurden gemittelt, da die Einschätzungen der Weiterbildungsanbieter in beiden Monaten abgegeben wurden.
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256
Personen aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern.
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257
2018 finanzierten sich nur 14% der Anbieter zu mindestens 50% von Arbeitsagenturen/Jobcentern, 2014 traf dies noch auf 16% und 2010 auf 18% zu (vgl. auch den Abschnitt ‚Strukturinformationen aus der wbmonitor Umfrage 2018‘).
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258
Auf diese entfallen zwar weniger als ein Drittel aller Weiterbildungsaktivitäten, jedoch die Hälfte des für Weiterbildung aufgewendeten Zeitvolumens (vgl. Bilger u. a. 2017, S. 38).
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259
Bzw. sie verfügten über einen Gesamthaushalt in der genannten Größenordnung.
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260
Summe 101% durch Rundung.
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261
Knapp ein Drittel (32%) der Anbieter führte 2017 ausschließlich Weiterbildung durch (100% Umsatzanteil). Bei einem Viertel (25%) entfielen darauf zwischen 75% und 99% des Umsatzes und bei 12% zwischen 50% und 74%. Weniger als ein Drittel (31%) der Anbieter war vorrangig in anderen Arbeitsfeldern aktiv, d. h., mit Weiterbildung wurde weniger als die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet.
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262
Mindestens 51% der Einnahmen im Bereich der Weiterbildung entfallen auf die jeweilige Finanzierungsquelle. Die gegenüber der Differenzierung der Klimawerte nach Hauptfinanzierungsquellen unterschiedliche Klassengrenze wurde gewählt, um in der hier vorgenommenen Analyse die Einrichtungen eindeutig einem Hauptfinancier zuordnen zu können.
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263
Die offene Kategorie „Sonstiges“ wurde nicht berücksichtigt.
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264
Die nach Art der Einrichtung differenzierten Werte für Seminare, Lehrgänge, Kurse in Präsenzform als Angebotsschwerpunkt lagen zwischen 52% (berufliche Schulen) und 88% (Volkshochschulen).