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Die Volkshochschulen spielen in vielen Bundesländern laut dem entsprechenden Landesgesetz eine besondere Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Weiterbildung. Teils hat die Bereitstellung einer Volkshochschule durch die Kommunen die Funktion der Grundversorgung mit einwohnerbezogener Förderung durch das Land (z. B. Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen), in anderen Ländern werden die Volkshochschulen gleichrangig mit freien Trägern von Land und Kommunen gefördert (z. B. Bayern, Brandenburg). Grundsätzlich ist der Bund für die berufliche Weiterbildung zuständig, während bei den Ländern die Verantwortung für die allgemeine und politische Weiterbildung liegt (vgl. Deutscher Bildungsrat 1970, S. 51; Witt 2017). Dennoch wird in den Weiterbildungsgesetzen der Länder in der Regel auch die berufliche Weiterbildung unter den förderfähigen Bereichen genannt (für einen Überblick über rechtliche Regelungen auf verschiedenen staatlichen Ebenen siehe Grotlüschen/Haberzeth 2018, S. 535ff.; Nuissl 2018, S. 505ff.; Witt 2017). Volkshochschulen bestehen in allen Bundesländern als öffentlich geförderte Weiterbildungseinrichtungen mit einem thematisch breitgefächerten Bildungsangebot, das in großen Teilen ohne Zugangsbeschränkungen der gesamten Bevölkerung offensteht (vgl. Süssmuth/Eisfeld 2018, S. 763ff.).

Die Volkshochschul-Statistik ist eine bundesweite freiwillige Statistik des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) und seiner Mitgliedseinrichtungen. Seit 1962 werden die personelle und finanzielle Ausstattung der Volkshochschulen sowie das Angebot in verschiedenen Veranstaltungsarten, Unterrichtsstunden und Belegungen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) statistisch erfasst.275 Seit 1998 besteht die Systematik, nach der die Veranstaltungen thematisch klassifiziert werden. Es gibt 6 sogenannte Programmbereiche: (1) Politik-Gesellschaft-Umwelt, (2) Kultur-Gestalten, (3) Gesundheit, (4) Sprachen, (5) Arbeit-Beruf, (6) Grundbildung-Schulabschlüsse. Der Programmbereich Arbeit-Beruf beinhaltet unter anderem Lehrgänge zu den Themen IuK-Anwendungen276, Büropraxis, Rechnungswesen, berufsqualifizierende Grund- und Fachlehrgänge sowie Angebote zum Themenfeld Organisation/Management (siehe für die einzelnen Fachgebiete Reichart/Lux/Huntemann 2018, Tabelle 10). Weitere Angebote, die beruflich verwertbare Kenntnisse und Qualifikationen vermitteln bzw. sich an bestimmte Berufsgruppen wenden, sind anderen Programmbereichen zugeordnet. Ihr Umfang ist dort allerdings aufgrund der Erhebungsmethodik nicht quantifizierbar (siehe Erläuterung). 

Volkshochschul-Statistik

In Tabelle B2.2.1-1 sind Kursveranstaltungen sowie die dazugehörenden Unterrichtsstunden und Belegungen im Programmbereich Arbeit-Beruf ausgewiesen. Die dargestellten Summen beziehen sich jeweils auf das zugehörige Kalenderjahr. Ein Kurs ist definiert als eine Weiterbildungsveranstaltung mit mindestens 3 Unterrichtsstunden, die von der jeweiligen Volkshochschule veranstaltet wird. Eine Unterrichtsstunde umfasst 45 Minuten. Unter einer Belegung wird ein Teilnahmefall an einer Veranstaltung verstanden. Wenn dieselbe Person in einem Beobachtungszeitraum an mehreren Veranstaltungen teilnimmt, wird sie mehrfach als Belegung gezählt, die Anzahl der Belegungen ist also normalerweise höher als die Anzahl der Personen, die im Verlauf eines Berichtsjahres an den Veranstaltungen teilnehmen. Außer im Programmbereich Arbeit-Beruf findet berufliche Weiterbildung auch in anderen Programmbereichen statt (z. B. im Programmbereich Sprachen als Kurs in Wirtschaftsenglisch oder im Programmbereich Politik-Gesellschaft-Umwelt als Fortbildung für Erzieher/-innen). Da die Erfassung der Veranstaltungen jedoch nach inhaltlichen Aspekten und nicht nach dem Zweck erfolgt, den die Teilnehmenden mit ihrem Besuch verfolgen, ist eine Ausdifferenzierung berufsbezogener Veranstaltungen hier nicht möglich. Daher sind die berichteten Werte als Mindestzahlen des Angebots beruflicher Weiterbildung an Volkshochschulen zu interpretieren.277

Dargestellt sind jeweils die in den Volkshochschulen im Berichtsjahr durchgeführten Kurse sowie die zugehörigen Unterrichtsstunden und Belegungen. In der Regel sind die Angebote der Volkshochschulen öffentlich ausgeschrieben (z. B. über das Programmheft, die Website) und allen Interessierten (ggf. verbunden mit der Anforderung von Vorkenntnissen) zugänglich. Auftrags- und Vertragsmaßnahmen sind Veranstaltungen für einen geschlossenen Teilnehmerkreis, die die Volkshochschulen im Auftrag eines Dritten (z. B. lokale Arbeitsgemeinschaft als Träger (ARGE) für Leistungen nach dem SGB II, Bundesagentur für Arbeit, andere staatliche Instanz oder privatwirtschaftliches Unternehmen) durchführen. Diese werden seit 1998 getrennt erfasst. Vor 1998 sind diese Veranstaltungen in der Gesamtsumme enthalten. Neben den Kursen gibt es an den Volkshochschulen noch andere Veranstaltungsarten (Einzelveranstaltungen, Studienfahrten, Studienreisen), die in der Tabelle nicht eingeschlossen sind; im Programmbereich Arbeit-Beruf machen diese weniger als 1% der Unterrichtsstunden aus.

Die in Tabelle B2.2.1-2 ausgewiesene VHS-Weiterbildungsdichte ist definiert als die Unterrichtsstunden in Kursen an Volkshochschulen pro 1.000 Einwohner/-innen des jeweiligen Versorgungsgebiets auf Landesebene (Datenbasis für Bevölkerungsstand auf Landesebene bis einschließlich Berichtsjahr 2008: 30.06. des Berichtsjahres; ab Berichtsjahr 2009: 31.12. des dem Berichtsjahr vorhergehenden Jahres). In der Tabelle ist diese Kennzahl jeweils nur auf die Veranstaltungen im Programmbereich Arbeit-Beruf bezogen und nach Landesteilen (alte/neue Bundesländer) differenziert.

Bei der Erhebung der Teilnahmefälle nach Geschlecht wird nicht zwischen offenen Kursen und Auftrags- und Vertragsmaßnahmen differenziert; die Angaben beziehen sich daher auf die Teilnehmenden an den Kursangeboten im Programmbereich Arbeit-Beruf insgesamt. Nicht für alle Teilnahmefälle liegt die Information zum Geschlecht vor. Die Erfassungsquote betrug im Berichtsjahr 2017 86,1% der Belegungen im Programmbereich Arbeit-Beruf.

Angebot beruflicher Weiterbildung an Volkshochschulen 

Im Jahr 2017 wurden an den Volkshochschulen 49.080 Kurse im Programmbereich Arbeit-Beruf durchgeführt Tabelle B2.2.1-1. Damit ging die Gesamtzahl der Kurse, wie in allen Jahren seit 2008, gegenüber dem Vorjahr weiter zurück (um 4,2%; zur langfristigen Entwicklung in den Jahren seit 1991 siehe BIBB-Datenreport 2010, Kapitel B2.2.1). Im gleichen Zeitraum sanken die Unterrichtsstunden um 4,1%, die Belegungen um 7,4%. 

Die meisten Fachgebiete der offenen Kurse aus dem Programmbereich Arbeit und Beruf waren von Rückgängen bei allen 3 Indikatoren – Kurse, Unterrichtsstunden und Belegungen – betroffen. Das Fachgebiet „technische IuK-Anwendungen“, mit 1.811 Kursen im Jahr 2017 ein kleineres Fachgebiet, war das einzige, bei dem alle 3 Werte zunahmen (Kurse: +1,1%, Unterrichtsstunden: +1,4%, Belegungen: +1,4%). Eine gemischte Entwicklung zeigte sich im Fachgebiet Organisation/Management (1.697 Kurse in 2017): Hier gingen Kurse (-5,2%) und Belegungen (-6,3%) zurück, während die Unterrichtsstunden um 8,6% zunahmen. 

Die als Auftrags- und Vertragsmaßnahmen durchgeführten Kurse sind gegenüber dem Vorjahr gewachsen (+5,2%); 2017 machten sie 14,0% der Kurse im Programmbereich aus (2016: 12,8%). Auch die Unterrichtsstunden in Auftrags- und Vertragsmaßnahmen sind um 3,1% angestiegen; ihr Anteil am Programmbereich betrug damit 37,6% (2016: 34,9%). Die Belegungen in Auftrags- und Vertragsmaßnahmen sind dagegen gegenüber dem Vorjahr gesunken (Rückgang um 6,7%, Anteil an allen Belegungen im Programmbereich 2017 nun 16,9%). Damit sinkt die durchschnittliche Kursdauer leicht auf 76,7 Unterrichtsstunden/Kurs (2016 waren es noch 78,3 Unterrichtsstunden/Kurs). Auch die Kurse im offenen Angebot des Programmbereichs Arbeit-Beruf sind gegenüber dem Vorjahr etwas kürzer geworden und dauerten 2017 im Durchschnitt 20,8 Unterrichtsstunden (2016: 21,3 Unterrichtsstunden).

Bezogen auf das gesamte Kursangebot der Volkshochschulen, fanden 2017 im Programmbereich Arbeit-Beruf 8,5% der Kurse statt, mit 7,8% der Unterrichtsstunden und 6,1% der Belegungen (vgl. Reichart/Lux/Huntemann 2018, Tabelle 9); damit ging der Anteil wie in den letzten Jahren weiter zurück.

Tabelle B2.2.1-1: Kursveranstaltungen im Programmbereich Arbeit-Beruf an Volkshochschulen 1991 bis 20171

Weiterbildungsdichte beruflicher Weiterbildung an Volkshochschulen

Wie Tabelle B2.2.1-2 zeigt, wurden absolut und im Verhältnis zur Einwohnerzahl in den alten Ländern an Volkshochschulen deutlich mehr Unterrichtsstunden im Programmbereich Arbeit-Beruf durchgeführt als in den neuen Ländern (zur Entwicklung seit 1991 siehe BIBB-Datenreport 2010, Kapitel B2.2.1). 

Im Jahr 2017 sind die Unterrichtsstunden in den alten Ländern und neuen Ländern gegenüber 2016 und auch im längerfristigen Trend weiter zurückgegangen, der Rückgang gestaltete sich in den alten Ländern etwas schwächer (-3,9%) als in den neuen Ländern (-5,9%). Infolgedessen sank auch die Weiterbildungsdichte im Programmbereich Arbeit-Beruf  in beiden Landesteilen weiter ab, und zwar in den alten Ländern auf einen Wert von 19,3 Unterrichtsstunden pro 1.000 Einwohner/-innen, in den neuen Ländern auf 7,8 Unterrichtsstunden pro 1.000 Einwohner/-innen. 

Langfristig ist in den neuen Ländern ein stärkerer Rückgang der Unterrichtsstunden zu beobachten – seit dem Jahr 2000 sind die Unterrichtsstunden im Programmbereich Arbeit-Beruf dort um 69,9% gesunken, in den alten Ländern betrug die Änderungsrate über diesen Zeitraum -56,9%. Der Anteil der Auftrags- und Vertragsmaßnahmen an den Unterrichtsstunden im Programmbereich war in den alten Ländern mit 39,9% höher als in den neuen Ländern, wo er 13,6% betrug (2016: 36,6% vs. 18,1%). 

Tabelle B2.2.1-2: Umfang beruflicher Weiterbildung in den Alten und Neuen Ländern 1991 bis 2017

Teilnahme an beruflicher Weiterbildung in Volkshochschulen nach Geschlecht

Generell nutzen mehr Frauen als Männer die Angebote der Volkshochschulen. Bezogen auf alle Belegungen in Kursen hatten Frauen 2017 einen Anteil von insgesamt 70,8%. Im Programmbereich Arbeit-Beruf fiel der Frauenanteil mit knapp zwei Dritteln (64,5%) der Belegungen geringer aus. Gegenüber dem Vorjahr (64,4%) hat er sich damit kaum verändert.

Die Volkshochschulen bieten als Anbieter mit einem großen Themenspektrum viele Kurse an, die von den Teilnehmenden für berufliche Zwecke genutzt werden können. Statistisch wurden im Programmbereich Arbeit-Beruf neben Qualifizierungsmaßnahmen v. a. EDV-Kurse erfasst. In den letzten Jahren ist das Angebot an berufsbezogenen Lerndienstleistungen, die keine Kurse sind, gewachsen, z. B. im Bereich der Beratung und Arbeitsvermittlung (siehe Reichart/Rattinger 2017). Insofern spiegeln die hier vorgestellten Indikatoren nur einen Ausschnitt des Angebots der Volkshochschulen in diesem Bereich wider (siehe Erläuterung und Fußnote 277 zur Weiterentwicklung der Statistik). Ein weiteres Tätigkeitsfeld der Volkshochschulen sind die Auftrags- und Vertragsmaßnahmen, in denen zielgruppenspezifische Weiterbildung durchgeführt wird, z. B. für Arbeitssuchende (vgl. Kapitel B3.1) oder für Beschäftigte von Betrieben (vgl. Kapitel B1.2).

(Elisabeth Reichart, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)

  • 275

    Vgl. die online verfügbaren Jahresbände http://www.die-bonn.de/publikationen/recherche.aspx?schlagwort=volkshochschul-statistik+arbeitsjahr und Pehl/Reitz (verschiedene Jahre). Da sich fast alle Volkshochschulen an der Statistik beteiligen, wird regelmäßig nahezu eine Vollerhebung erreicht; für das Berichtsjahr 2017 konnten Daten von 98,7% aller Volkshochschulen ausgewertet werden (Reichart/Lux/Huntemann 2018, S. 9). 

  • 276

    „Informations- und Kommunikationstechnik“: PC-Kurse oder Kurse zum Umgang mit (teils fachspezifischer) Software.

  • 277

    Von 2014 bis 2018 fand, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), eine große Revision der Volkshochschul-Statistik im Rahmen des Verbunds Weiterbildungsstatistik statt (vgl. Kapitel B2.2.3 und http://www.die-bonn.de/id/11142). In der revidierten Erhebungssystematik der Volkshochschulen werden berufs- und abschlussbezogene Angebote nach Fachgebieten und damit deutlich differenzierter als bisher ausgewiesen (vgl. Ambos 2017). Die erste Erhebung nach dem neuen System wird für das Berichtsjahr 2018 erfolgen und im Jahr 2019 veröffentlicht werden.