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Die Arbeitskräftenachfrage wird durch die wirtschaftliche Entwicklung bestimmt. Die im Folgenden skizzierten Entwicklungen bilden dabei sowohl die Grundlage für die Basisprojektion als auch für das Szenario Digitalisierte Arbeitswelt. Langfristig geht das Wirtschaftswachstum auf unter 1% zurück. Mitverantwortlich hierfür ist der einsetzende Rückgang des Arbeitskräfteangebots, der auch durch Produktivitätssteigerungen nicht gänzlich kompensiert werden kann. Zudem wird aufgrund des Bevölkerungsrückgangs nach 2027 der Konsum der privaten Haushalte an Dynamik verlieren. Mittelfristig trägt der Außenhandel zwar weiter positiv zum Wachstum bei, langfristig wird sich der positive Wachstumsbeitrag aber nicht aufrechterhalten lassen. Da dem nachlassenden Wirtschaftswachstum eine gesunkene Bevölkerungszahl gegenübersteht, verweilen die durchschnittlichen Wachstumsraten pro Kopf auf einem höheren Niveau. Aufgrund der Alterung der Gesellschaft und des damit einhergehenden Bedarfs an Pflegekräften gewinnt der Gesundheitssektor an Bedeutung, wodurch er 2035 zur erwerbstätigenstärksten Branche wird. 

Für das Szenario Digitalisierte Arbeitswelt wird abweichend vom empiriebasierten Vorgehen der Basisprojektion die Annahme getroffen, dass erhöhte Investitionen notwendig sind, damit Deutschland beim Wandel zur Wirtschaft 4.0 weltweit eine Vorreiterrolle übernehmen bzw. sich behaupten kann (vgl. Erläuterung). Dabei wurden in einer 7-stufigen Analyse die Auswirkungen von erhöhten Investitionen in Ausrüstungen (1), der Bau für ein schnelles Internet (2), die veränderten Kosten- und Gewinnstrukturen der Unternehmen (3), eine veränderte Nachfragestruktur nach Berufen und Qualifikationen (4), eine möglicherweise steigende Nachfrage nach Gütern (5), eine gestiegene Nutzung des Onlinehandels (6) sowie der Ausbau der digitalen Verwaltung (7) analysiert. Für eine detaillierte Darstellung der Annahmen des Szenarios Digitalisierte Arbeitswelt siehe Wolter u. a. 2018. Diese Annahmen haben Rückwirkungen auf die projizierte wirtschaftliche Entwicklung und wirken sich hierüber auf die Nachfrage nach Arbeitskräften aus.

Schaubild C2.2-1 stellt die Entwicklung der Arbeitsnachfrage für die QuBe-Basisprojektion und das Szenario Digitalisierte Arbeitswelt dar. Insgesamt wird der Einfluss der Digitalisierung auf die Erwerbstätigenzahl demnach verhältnismäßig gering ausfallen. Für 2035 wird eine Differenz von 300 Tsd. Erwerbstätigen erwartet. Somit ist ein gravierender Abbau von Arbeitsplätzen, wie er im Zusammenhang mit der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft oftmals befürchtet wird, nicht erkennbar. Eine differenzierte Betrachtung der Veränderung der Arbeitskräftenachfrage infolge der Digitalisierung zeigt jedoch, dass sich die Arbeitswelt stark von der im Jahr 2018 unterscheidet Schaubild C2.2-2. So werden bis 2035 fast 3,3 Mio. Arbeitsplätze entstehen, die es heute noch nicht gibt. Gleichzeitig werden aber auch 4,0 Mio. Arbeitsplätze wegfallen. Bezogen auf die heutige Zahl an Erwerbstätigen von beinahe 45 Mio. wird sich der Arbeitsmarkt der Zukunft bei über 16% aller Arbeitsplätze (7,3 Mio. = |- 4,0 Mio.| + 3,3 Mio.) unterscheiden. Inwieweit die Veränderungsprozesse des Arbeitsangebots und der -nachfrage zueinanderpassen, soll im folgenden Abschnitt untersucht werden.

Schaubild C2.2-1: Entwicklung des Arbeitsangebots und -bedarfs 2015 bis 2035

Schaubild C2.2-2: Anzahl der von 2018 bis 2035 neu entstehenden und wegfallenden Arbeitsplätze (in Mio.)