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Das Wichtigste in Kürze

Zielsetzung des Kapitels ist es, die indikatorengestützte Berichterstattung des Datenreports zum Berufsbildungsbericht der Bundesregierung um ausgewählte Daten zur Internationalisierung der beruflichen Bildung und zur Entwicklung der Berufsbildung weltweit und insbesondere in Europa zu erweitern. Die Entwicklungen der vereinbarten Benchmarks aus dem gemeinsamen Arbeitsprogramm der EU zu Bildung und Ausbildung „ET 2020“ und der Jugendarbeitslosigkeit in Europa werden in jeweiligen Unterkapiteln ebenso fortgeschrieben wie die Informationen zu Mobilität in Ausbildung und Beruf auf europäischer Ebene und zur Umsetzung des Gesetzes zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen. Das Schwerpunktthema des Datenreports 2019 greift das Megathema „Digitalisierung“ und ihre Auswirkungen auf die Arbeitswelt aus internationaler Perspektive auf und rekapituliert zunächst die zentralen Konzepte, Befunde und europäischen Initiativen zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitsmarkt und Beruf. Für Deutschland und die Nachbarstaaten Österreich und die Schweiz werden vorhandene Daten zu den Substitutionspotentialen und -effekten aufgrund von Digitalisierungsprozessen herangezogen. Dabei ergibt sich ein ähnliches und differenzierendes Bild hinsichtlich der Wirkungen, die der Einsatz neuer Technologien entfaltet: Bestehende Berufsbilder wandeln sich in allen 3 Ländern und erforderliche Anpassungen werden von sich weiterentwickelnden Ausbildungsordnungen aufgegriffen. Innerhalb der Tätigkeitsstrukturen werden insbesondere stark routinehaft ausgestaltete Tätigkeiten durch digitalisierte Prozesse ersetzt. In Deutschland, Österreich wie in der Schweiz macht die Digitalisierung es bislang in überschaubarem Maße erforderlich, gänzlich neue Berufsbilder zu schaffen.

Mit Blick auf zentrale internationale und europäische Entwicklungen ist darüber hinaus herauszustellen: 

  • Die Jugendarbeitslosigkeit betrug 2017 im europäischen Durchschnitt 16,7%. Damit hat sich dieser Wert zum Vorjahr (18,6%) deutlich verringert und setzt den rückläufigen Trend seit 2013 weiter fort. In Deutschland lag die Jugendarbeitslosigkeit mit 6,8% auf dem niedrigsten Niveau im EU-Vergleich. 
  • Im Vergleich der betrieblichen Ausbildungsquoten wies Deutschland im Jahr 2016 international die zweithöchste Quote nach der Schweiz auf – allerdings in beiden Ländern mit einem rückläufigen Trend. Der absteigende Verlauf der betrieblichen Ausbildungsquote setzt sich auch für Österreich fort. Diese statistische Entwicklung ist – wie das Beispiel der Schweiz zeigt – vor dem Hintergrund einer steigenden Zahl der Erwerbstätigen zu sehen, d. h. trotz absolut steigender Zahl der betrieblichen Ausbildungsverträge verringerte sich die Ausbildungsquote, da die Erwerbstätigenzahl im Verhältnis hierzu quantitativ noch stärker anstieg. 
  • Die auf Deutschland bezogenen Daten zur Erreichung der europäischen Benchmarks im EU-Arbeitsprogramm „Allgemeine und berufliche Bildung 2020“ haben sich 2017 gegenüber dem Vorjahr in kleinen Schritten verändert. Deutschland lag mit 34% der 30- bis 34-Jährigen, die einen Bildungsabschluss erzielen, der im EU-Kontext unter tertiärer Bildung gefasst wird (vgl. BIBB-Datenreport 2017, Kapitel D1), erneut unter dem anzustrebenden Benchmark von 40%. Jedoch sind die Bildungsprogramme in diesem Bereich sehr heterogen und spiegeln die unterschiedliche Ausgestaltung des Sekundarbereichs wider. Darüber hinaus werden Qualifikationen, die außerhalb eines schulischen Kontexts erworben werden, nicht vollständig erfasst.
    Auch bei der Beteiligung Erwachsener am lebenslangen Lernen (EU-Benchmark: 15%) blieb Deutschland mit einem Wert von 8,4% stabil im unteren Mittelfeld des EU-Ländervergleichs. Sehr nah am vereinbarten Ziel lag Deutschland beim Anteil der frühzeitigen Schul- und Ausbildungsabgänger/-innen (EU-Benchmark: 10%; Wert für Deutschland 2017: 10,1%). Allerdings wurde im Rahmen von PISA 2015 eine sich deutlich verringernde Kompetenz der Schülerinnen und Schüler bei den Naturwissenschaften ermittelt: der Anteil der unzureichenden Leistungen lag in der OECD-Erhebung für Deutschland bei 17%.
    Die Beschäftigungsquote der 20- bis 34-Jährigen (EU-Benchmark: 82%) erholt sich zunehmend europaweit und lag 2017 in der EU bei 80,2%. Eine Differenzierung nach ISCED-Niveaus macht deutlich, dass die Beschäftigungsquote junger Menschen, die über einen beruflichen Sekundarabschluss verfügen, in Deutschland 2017 mit 91,3% weit über dem europäischen Durchschnittswert von 76,6% lag, was auf einen gelingenden Übergang von der Berufsausbildung in Beschäftigung schließen lässt.
  • Im Rahmen des EU-Programms für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport Erasmus+ hat sich mit 22.770 bewilligten Stipendien für Auslandsaufenthalte von Lernenden und mit 5.400 bewilligten Stipendien für Aufenthalte von Berufsbildungspersonal der stetige Anstieg in der Auslandsmobilität im Jahr 2018 fortgesetzt. Der größte Anteil von jungen Menschen entfiel dabei auf die Industriekaufleute. Ca. 10% der Absolventen und Absolventinnen in diesem Beruf absolvierten über Erasmus+ einen Auslandsaufenthalt im Rahmen ihrer Ausbildung. Stark unterrepräsentiert in der Auslandsmobilität blieb der Beruf des/der „Verkäufer/-in“. 
    Die NA-Mobilitätsstudie, die repräsentativ alle Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung erfasste, ermittelte, dass 5,3% der Absolventen und Absolventinnen einer beruflichen Erstausbildung des Jahres 2017 einen Auslandsaufenthalt realisiert hatten, davon wurden 63% in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ausgebildet. Ziel der Bundesregierung ist es, diesen Anteil bis zum Jahr 2020 auf 10% zu steigern und so den Benchmark zu erreichen, den der Deutsche Bundestag im Jahr 2013 formuliert hat. Mehrheitlich werden mit öffentlichen Mitteln geförderte Auslandsaufenthalte in einem Zeitraum von 2 bis 4 Wochen realisiert; rein betrieblich oder privat finanzierte Auslandsaufenthalte dauern in der überwiegenden Zahl bis zu einer Woche. 
    Als Zielland wiederum steht Deutschland im Rahmen von Erasmus+ mit 15.227 Aufenthalten nach Spanien, dem Vereinigten Königreich und Italien an vierter Stelle innerhalb der Programmstaaten. 9% aller Stipendiatinnen und Stipendiaten nutzten die Möglichkeit eines Aufenthalts in Deutschland.
  • Von April 2012 bis Ende 2017 wurden insgesamt 111.051 Anträge auf Anerkennung einer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation nach dem Bundesgesetz gestellt. Bei den 24.987 im Jahr 2017 gestellten Anträgen
    • war rund jeder siebte gemeldete Antrag ein Auslandsantrag; 
    • war die Nachfrage am höchsten bei den Referenzberufen Gesundheits- und Krankenpfleger/-in sowie Arzt/Ärztin;
    • führte Syrien die Rangfolge der Ausbildungsstaaten wie die der Staatsangehörigkeit der Antragstellenden an.

Von den insgesamt im Jahr 2017 beschiedenen Verfahren endeten bei den reglementierten Berufen 63% und bei den nicht reglementierten Berufen 55,2% mit einer vollen Gleichwertigkeit – inklusive jener Verfahren, in denen die Auflage einer Ausgleichsmaßnahme erfolgreich absolviert wurde. Damit ging der Anteil der Verfahren, die mit einer vollen Gleichwertigkeit enden, bei den reglementierten Berufen erkennbar zurück (2016: 70,5%), während er bei den reglementierten Berufen vergleichsweise stabil blieb. Der weiterhin hohe Informationsbedarf zum Thema Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen ist an den insgesamt ca. 11 Mio. Besuchen des Informationsportals der Bundesregierung (www.anerkennung-in-deutschland.de) erkennbar. Allein zwischen 2017 und 2018 konnten die Besuchszahlen um 37% gesteigert werden. Das Portal bietet seine Informationen in 11 Sprachen an. Im Jahr 2018 fanden mehr als zwei Drittel aller Portalbesuche aus dem Ausland statt, davon wiederum mehrheitlich aus Drittstaaten außerhalb der EU/EWR und der Schweiz. Der Anerkennungs-Finder, der die strukturierten Informationen über alle Anerkennungsverfahren zu reglementierten Berufen vermittelt, steht dabei im Zentrum des Interesses. Nahezu die Hälfte aller Zugriffe entfiel auf dieses Angebot.

(Birgit Thomann)