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Deutschland 

In Deutschland zeigen sich die typischen Folgen der Digitalisierung für die Facharbeit vor allem in veränderten Prozessabläufen und teilweise substituierten Technologien (z. B. durch den 3D-Druck), wobei grundlegende IT-Kompetenzen innerhalb der Qualifikationsanforderungen von Berufsbildern zum Standard werden. Hybride Qualifikationsformen gewinnen vermehrt an Bedeutung, da neben IT-Kernberufen immer mehr IT-Mischberufe entstehen (vgl. Kapitel C7). Unter Berücksichtigung ordnungspolitischer Fragestellungen lässt sich für den Einfluss der Digitalisierung auf die Ausbildungsberufe verschiedener Branchen und Wirtschaftszweige festhalten, dass diese in den Betrieben und an den Arbeitsplätzen bisher ungleichmäßig fortgeschritten ist (vgl. Kapitel C4). Besonders hervorzuheben ist aber auch, dass die Digitalisierung in der Berufsbildung kein neues Thema ist, sondern seit längerer Zeit bereits Bedarfe der Betriebe in Ausbildungsordnungen berücksichtigt wurden. Mediengestalter/-in, Technischer Produktdesigner/Technische Produktdesignerin oder Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel sind hierbei frühe Beispiele. Neben der weiterhin bedeutenden beruflichen Fachkompetenz zählen zu den zukünftig wichtigsten berufsübergreifenden Kernkompetenzen das selbstständige und kontinuierliche Lernen, das Prozess- und Systemverständnis, die Problemlösungs- und Kommunikationsfähigkeit sowie Kreativität, Flexibilität und Spontaneität. Auch digitales Arbeiten, der Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien und IT-Sicherheit werden immer dichter in die Arbeitsaufgaben einbezogen (vgl. Kapitel C4 sowie auch C7).

Im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt standen in Deutschland in jüngster Zeit vor allem die industriellen Elektro- und Metallberufe sowie der Mechatroniker/die Mechatronikerin im Blickpunkt. Hintergrund für die Änderungsverordnungen im Jahr 2018 war, dass die Digitalisierung in unterschiedlichem Ausmaß in den Ausbildungsbetrieben und an den Arbeitsplätzen der Fachkräfte angekommen ist. Bezugnehmend auf ordnungspolitische Veränderungen ist für alle Berufe die integrativ während der gesamten Ausbildungszeit zu vermittelnde Berufsbildposition „Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit“ neu357. Weiterhin wurden in den Berufsbildpositionen „Betriebliche und technische Kommunikation“ sowie „Geschäftsprozesse und Qualitätssicherungssysteme im Einsatzgebiet“ Änderungen in den Ausbildungsordnungen vorgenommen. Neben der Änderung der Berufsbildpositionen wurden zudem neue Zusatzqualifikationen entwickelt: Für die Metallberufe wurden die Zusatzqualifikationen Prozessintegration, Systemintegration, IT-gestützte Anlagenänderung sowie additive Fertigungsverfahren erstellt, für die Mechatroniker/-innen Programmierung, IT-Sicherheit, digitale Vernetzung und additive Fertigungstechniken sowie für die Elektroberufe Programmierung, IT-Sicherheit und digitale Vernetzung (Bundesinstitut für Berufsbildung 2018e)358.

Für neue im Prozess der Digitalisierung entstandene Tätigkeitsfelder wurde mit dem Ausbildungsberuf Kaufleute im E-Commerce branchenübergreifend ein neuer dreijähriger Ausbildungsberuf für Kaufleute im Online-Handel entwickelt, da bestehende Ausbildungsordnungen im kaufmännischen Bereich die Anforderungen in diesem Wachstumsbereich nicht abdecken konnten (Bundesinstitut für Berufsbildung 2018a). Kaufleute im E-Commerce sind im Groß- und Außenhandel, Einzelhandel, in der Tourismusbranche, bei Herstellern und Dienstleistern tätig und werden daher zu Generalisten ausgebildet, die ihre Arbeitsschwerpunkte besonders den permanenten Veränderungen der Vertriebskanäle und Strukturen widmen. Außerdem werden sie gezielt darauf vorbereitet, neue Entwicklungen wahrzunehmen, sie zu durchdringen und für ihren Bereich umzusetzen, wobei vor allem projektbezogene Arbeit durchgeführt wird. Die Tätigkeitsfelder sind an internen und externen Schnittstellen der Werbung, IT, Logistik sowie innerhalb von Rechtsfragen und Controlling-Themen angesiedelt. 

Schweiz

In der Schweiz haben sich im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Arbeitswelt in den vergangenen 5 bis 10 Jahren besonders die Tätigkeiten und damit auch die Kompetenzanforderungen der Berufe Automobildiagnostiker/-in mit eidg. Fachausweis, Gebäudetechnikplaner/-in (Abschluss: Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ)) mit Fachrichtung Heizung, Hotelfachfrau/-mann (EFZ) bzw. Hotel-Kommunikationsfachfrau/-mann (EFZ), Pflegefachmann/-frau (Bildungsgang an der Höheren Fachschule (HF)) und Zahntechniker/-in (EFZ) verändert (Aepli u. a. 2017, S. 9f.). Die Wirkungsmechanismen der Digitalisierung zeigen sich vor allem bei der Entstehung neuer Produkte (z. B. Zahnprothesen aus neuartigen Materialien) sowie neuer Vertriebskanäle (z. B. Hotel-Buchungsplattformen) und neuer Produktionsprozesse (z. B. 3D-Druck). Neben der Fähigkeit, mit den Entwicklungen innerhalb der Informationstechnik und neuen Technologien (computer-aided design (CAD), 3D-Druck etc.) umzugehen, sind in Zukunft auch übergreifende Kompetenzen wie die Kommunikation und Interaktion mit Kundinnen/Kunden und Patientinnen/Patienten bedeutender geworden. Hervorgehoben wurde auch die Kompetenz zur Selbststeuerung sowie zur Verbindung von Reflexions- und Handlungsfähigkeit (siehe hierzu auch Sachs/Meier/McSorley 2016, S. 16f., 22), d. h., Fehler zu vermeiden und die Qualität von Arbeitsprozessen zu sichern, indem unter Verwendung digitaler Technologien die Resultate in Arbeitsschritten kritisch hinterfragt werden359. Auch die zunehmende Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen und Berufsgruppen wird im Kontext des technologischen Fortschritts hervorgehoben (Aepli u. a. 2017, S. 86, 90).

Zusammenfassend haben sich die Kompetenzanforderungen insbesondere in den folgenden 3 Bereichen verändert (Aepli u. a. 2017, S. 9f.):

  • Dokumentation und Administration: z. B. die digitale Dienstplanung oder Patientendokumentation bei den Pflegefachpersonen, die digitale Bewirtschaftung von Checklisten, Zimmerständen und Bestellungen bei Hotelfachpersonen.
  • Digitale Technologien in den Produktionsprozessen: z. B. die digitale Fehleranalyse und Wartungsnachweise, welche die Automobildiagnostiker/-innen mittels Computer erstellen; das digitale 3D-Zeichnen, CAD und Building Information Modeling (BIM) im Berufsalltag der Gebäudetechnikplaner/-innen; der 3D-Druck, den die Zahntechniker/-innen bei der Herstellung von Zahnersatz nutzen.
  • Kommunikation mit Kundinnen/Kunden und Kolleginnen/Kollegen: z. B. die anspruchsvollere Interaktion mit Kundinnen und Kunden oder Patientinnen und Patienten, die sich im Vorfeld im Internet über Produkte und Dienstleistungen informieren, auch die Kommunikation über Social Media, die beispielsweise für Hotelkommunikationsfachpersonen eine wichtige Rolle spielt, oder die digitale Vernetzung zwischen Zahnarztpraxen und Zahnlabors, zwischen Autoherstellern und Werkstätten und zwischen Spitälern und Partnerorganisationen. 

Aufgrund sich wandelnder Kompetenzen und Anforderungen wurde im Zusammenhang mit ordnungspolitischen Veränderungen innerhalb der Berufsausbildung für die hier betrachteten Berufe folgender Handlungsbedarf festgestellt (Aepli u. a. 2017, S. 85ff.): In der Ausbildung auf Stufe der beruflichen Grundbildung stellt sich die Herausforderung, die neu erarbeiteten Bildungspläne für die Berufe Automobil-Assistent/-in (Eidgenössisches Berufsattest (EBA)), Automobil-Fachfrau/-mann (EFZ) und Automobil-Mechatroniker/-in (EFZ) ab 2018 umzusetzen. Zudem wurde in der Ausbildung auf Stufe der höheren Berufsbildung die Notwendigkeit festgestellt, die Bildungsdokumente für den Beruf Automobildiagnostiker/-in mit eidg. Fachausweis zu revidieren (Prüfungsordnung und Wegleitung), wobei in diesem Zusammenhang auch das Potenzial einer neuen Ausbildung auf Stufe der höheren Berufsbildung (Diagnostiker/-in Fachrichtung IT und Kommunikation) festgestellt wurde (Stand 2017) (Aepli u. a. 2017, S. 85). Für Gebäudetechnikplaner/-innen (Aepli u. a. 2017, S. 86f.) wurde in der Ausbildung auf Stufe der beruflichen Grundbildung der Handlungsbedarf identifiziert, die IT-Grundkenntnisse mit Schwerpunkt auf CAD, BIM und Gebäudeleitautomation (GLA) in die berufliche Grundbildung zu integrieren. Auf der Ebene der höheren Berufsbildung sind in Zukunft besonders vertiefte Kenntnisse in den Bereichen GLA sowie in den Bereichen BIM und digitales Bauen zu berücksichtigen (Stand 2017). Da besonders für die Berufsgruppe der Hotelfachpersonen (Aepli u. a. 2017, S. 87f.) die Kommunikation auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Bereichen wichtiger wird, wurde der neue Beruf Hotelkommunikationsfachfrau/-mann (EFZ) entwickelt, der seit August 2017 u. a. mit dem Schwerpunkt auf Medienkompetenzen ausgebildet wird. In Bezug auf die technologieinduzierten Veränderungen wurde der Bedarf ausgemacht, auf Stufe der beruflichen Grundbildung die Infrastruktur in den Berufsfachschulen aufzurüsten sowie die Berufsbilder zu revidieren360. Auch auf Ebene der höheren Berufsbildung sind die Bildungsgrundlagen (Berufsprüfung, Höhere Fachprüfung und Höhere Fachschule) von einer Revision betroffen (Stand 2017). In Bezug auf die Berufsgruppe der Pflegefachpersonen (Aepli u. a. 2017, S. 89) wird insgesamt davon ausgegangen, dass sich an der Schnittstelle Robotik/Informatik und Pflege neue Berufsbilder entwickeln werden, wobei alte Berufsbilder wie Pflegefachfrau/-mann (HF) und Pflegefachfrau/-mann (Fachhochschule (FH)) überdacht werden müssen361. Auf Stufe der höheren Berufsbildung zeigte sich der Handlungsbedarf, die IT-Kompetenzen der Pflegefachpersonen durch Schulungen zu verbessern sowie die Kompetenzen bereits in der Ausbildung digital unterstützend aufzubauen (Stand 2017). Für die Berufsgruppe der Zahntechniker/-innen (Aepli u. a. 2017, S. 90) wird in der Ausbildung auf Stufe der beruflichen Grundbildung der neue Bildungsplan seit 2018 umgesetzt, wobei besonders auch die (Lehr-)Betriebe auf die digitale Infrastruktur umstellen müssen. Besonders die Zusammenarbeit zwischen den Zahnärztinnen/Zahnärzten und den Zahntechnikerinnen/Zahntechnikern muss (z. B. durch gemeinsame überbetriebliche Kurse) verstärkt werden. Auf Stufe der höheren Berufsbildung wurde darüber hinaus ermittelt, die Module an der höheren Fachschule bezüglich der Digitalisierung zu überarbeiten (Stand 2017).

In Bezug auf die Auswirkungen der Digitalisierung auf kaufmännische Berufsbilder haben Sachs/Meier/McSorley (2016, S. 15) zusammengefasst, dass Personen in kaufmännischen Berufen neben der Wichtigkeit von Kommunikationsfähigkeiten in Zeiten der Informationsüberflutung zunehmend in einer koordinierenden, interdisziplinären Schnittstellenfunktion in Verbindung mit einer klaren Kundenorientierung agieren werden (müssen) (Sachs/Meier/McSorley 2016, S. 3, 16, 22)362. Darüber hinaus werden Absolventen/Absolventinnen im kaufmännischen Bereich künftig vor allem in ihrer Funktion als Generalisten mit vertieftem Fachwissen in einzelnen Bereichen angesehen (Sachs/Meier/McSorley 2016, S. 10, 16, 22). Da die Bedeutung von Branchen im Zuge der Digitalisierung schwindet, soll eine Spezialisierung verstärkt eine „wandelbare“ fachliche Vertiefung (z. B. in der Logistik oder in der Kundenbetreuung) primär entlang von Funktionen und weniger von Branchen umfassen (Sachs/Meier/McSorley 2016, S. 3, 16, 22).

Österreich 

In Österreich haben sich die Auswirkungen der Digitalisierung in den vergangenen Jahren besonders innerhalb der Lehrberufe Mechatronik und Labortechnik im Jahr 2015 gezeigt. Der Modullehrberuf Mechatronik wurde 2015 unter anderem mit dem Hauptmodul „Automatisierungstechnik“ und den Spezialmodulen „Robotik“ sowie „SPS-Technik“ eingerichtet (Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft 2015b). Der Modullehrberuf Labortechnik wurde mit einem Spezialmodul „Laborautomatisation“ ausgestattet (Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft 2015a). Mit dem Lehrberuf Applikationsentwicklung – Coding (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort 2018i) wurde 2018 der Nachfolgeberuf zum Lehrberuf Informationstechnologie – Informatik eingeführt. Die neue Ausbildungsordnung (AO) ist von Grund auf an digitalen Inhalten orientiert363. Auch der modernisierte Lehrberuf Informationstechnologie – Systemtechnik bzw. Betriebstechnik (Vorgängerlehrberuf Informationstechnologie – Technik) (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort 2018h) kann wie der Lehrberuf Applikationsentwicklung – Coding zu den digitalen „Kernberufen“ gezählt werden. Mit den jeweiligen Schwerpunkten auf der Umsetzung der Hardware im Betriebsalltag, dem Aufbau neuer IT-Umgebungen für die Produktion sowie der Errichtung von Netzwerken und Systemen ist der Beruf zudem viel mehr an industriellen Anwendungen orientiert als auf die Einrichtung von Einzelarbeitsplätzen. Auch der Lehrberuf Medienfachmann/-frau wurde im Jahr 2018 vollständig umgestellt364, wobei sich die Schwerpunkte365 insgesamt sehr stark an digitalen Medien und Online-Anwendungen orientieren (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort 2018d). Zudem spielen in der modernisierten AO Ausbildungsinhalte zur IT- und Datensicherheit, zu digitalen Produkten sowie zu Onlinethemen (z. B. Suchmaschinenoptimierung) eine viel größere Rolle als bisher. Auch innerhalb des Lehrberufs Zahntechnik (2018) steigt die Bedeutung digitaler Inhalte wie „Planen von kieferorthopädischen Behandlungen auch unter Verwendung rechnergestützter Systeme“, „Erfassen, Aufbereiten und sicheres Übertragen zahntechnischer Daten“ oder „Digitalisieren jeglicher Art von Modellen“ (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort 2018g). Die Formulierung „Anpassen digitaler Konstruktionen an verschiedene Fertigungstechniken“ lässt beispielsweise Möglichkeiten der Ausbildung in 3D-Drucktechnologien zu. Beim modernisierten Lehrberuf Steinmetz/-in (2018) werden Methodenkompetenzen wie „Lösungsstrategien entwickeln, Informationen selbstständig beschaffen, auswählen und strukturieren sowie Entscheidungen treffen, etc.“ hervorgehoben, die vielfach im Kontext der durch Digitalisierung wichtiger werdenden Kompetenzen verortet werden können (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort 2018e)366. Die Modernisierung des Lehrberufs Chemieverfahrenstechnik (2018) verdeutlicht, dass bei industriellen Lehrberufen zunehmend Aspekte der Automatisierung, Prozessoptimierung und der Datenverarbeitung bedeutender werden (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort 2018a). Zu den weiteren in den Jahren 2013 bis 2018 aktualisierten Ausbildungsordnungen, die den Einfluss der durch Digitalisierung veränderten betrieblichen Bedarfe aufzeigen, gehören: Sonnenschutztechnik (2017), Beschriftungsdesign und Werbetechnik (früher Schilderherstellung) (2016), Milchtechnologie (früher Molkereifachmann/-frau) (2016), Skibautechnik (früher Schierzeugung) (2016), Geoinformationstechnik (früher Kartograf/-in) (2015), Prozesstechnik (früher Produktionstechnik) (2015), Textiltechnologie (früher Textiltechnik) (2013) sowie der Beruf Betriebslogistikkaufmann/-frau (früher Lagerlogistik) (2013) (Bliem 2019 (unveröffentlicht), S. 23).

In Bezug auf die Neuentwicklung von Berufen sind einzelne Ausbildungen, wie die zum/zur E-Commerce-Kaufmann/Kauffrau (2018) (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort 2018b), oder der Einzelhandelsschwerpunkt „Digitaler Verkauf“ (2017) (Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft 2017) gerade aufgrund der Entwicklungen der Digitalisierung entstanden. Der digitale Lehrberuf E-Commerce-Kaufmann/Kauffrau ist dabei schwerpunktmäßig in der Entwicklung und laufenden Betreuung von Onlineshops angesiedelt. Der Schwerpunkt „Digitaler Verkauf“ erweitert darüber hinaus die Ausbildung in den traditionellen Einzelhandelsschwerpunkten. Die durch die Digitalisierung getriebene Automatisierung in der Glasproduktion hebt beim neuen Lehrberuf Glasverfahrenstechnik Aspekte wie die Elektronik, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Prozesskontrolle und -optimierung hervor (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort 2018c). In der AO spielt gleichzeitig auch der Aspekt der „intelligenten und digitalen Vernetzung (mittels Informations- und Kommunikationstechnik) von Apparaten, Maschinen und Betriebsmitteln entlang der gesamten Wertschöpfungskette für eine weitgehend selbstorganisierte Produktion“ (ebd.) eine besondere Rolle. Um dem zunehmenden Einsatz programmierbarer Maschinen und Anlagen sowie der generell steigenden Komplexität gerecht zu werden, wurde zudem mit dem Lehrberuf Steinmetztechnik (2018) als Ergänzung zum/zur Steinmetz/-in eine stärker technik- und industrieorientierte Ausbildung entwickelt (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort 2018f). Im Jahr 2018 wurden außerdem die Ausbildungsordnungen Bautechnische Assistenz, Tierärztliche Ordinationsassistenz sowie Zahntechnische Fachassistenz (2018) nicht zuletzt durch den Druck der Digitalisierung neu eingerichtet. Für das Jahr 2019 ist darüber hinaus die Verordnung eines neuen Lehrberufs „Zweiradmechatronik“ geplant, die ebenfalls im Kontext der Digitalisierung und E-Mobility steht. Für die Jahre 2019/2020 sind zudem weitere „digitale“ (neue) Berufe in der Distributionslogistik sowie ein Aufbaumodul „Backtechnologie“ für die traditionelle Ausbildung zum/zur Bäcker/-in vorgesehen. Auch die klassischen Lehrberufe im Baubereich (Maurer/-in, Tiefbauer/-in, Schalungsbau) werden aktuell einer umfassenden Modernisierung unterzogen, wobei digitale Ausbildungsinhalte eine verstärkte Rolle spielen werden (Bliem 2019 (unveröffentlicht), S. 24f.).

In Österreich lassen sich vor allem auch im Rahmen der autonomen Schwerpunktsetzungen innerhalb der vollzeitschulischen Berufsbildung die Einflüsse der Digitalisierung sowie Automatisierungstechnik auf die Ausbildungsinhalte deutlich erkennen (z. B. Schwerpunktsetzungen „Autonome Robotik“ bzw. „Industrie 4.0“ innerhalb der Mechatroniker-Ausbildung (Höhere Technische Lehranstalt Klagenfurt, HTL 1, 2019)). In den Lehrplänen werden im Erweiterungsbereich „Digital Business“ zunehmend folgende stark auf Digitalisierung ausgerichtete Lerninhalte angeboten: Betriebssysteme und Netzwerkmanagement, Internet, Multimedia und Contentmanagement, E-Business und E-Business-Center, angewandtes Programmieren, Softwareentwicklung und Projektmanagement (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung 2018; Tourismusschulen Salzburg 2017).

  • 357

    Diese ist für alle 3 Berufe inhaltsgleich.

  • 358

    Siehe für weitere Informationen die Übersicht zu den neuen und modernisierten Ausbildungsberufen (Bundesinstitut für Berufsbildung 2018f).

  • 359

    Die bisher entwickelten „digitalen Arbeitsschritte“ werden bisher noch nicht in allen Betrieben umgesetzt, weswegen die herkömmliche, analoge Arbeitsweise bisher auch noch ausgebildet wird. Es bleibt abzuwarten, ob es sich um eine Übergangsphase handelt und in Zukunft Kompetenzen im Zusammenhang mit analogen Arbeitsweisen vollständig ersetzt werden (Aepli u. a. 2017, S. 9f.).

  • 360

    D. h., es muss eine Tätigkeitsanalyse im Hinblick auf die zu aktualisierenden Tätigkeiten durchgeführt werden.

  • 361

    Konkret sollte untersucht werden, ob weiterhin beide Ausbildungsgänge nötig sind.

  • 362

    Damit ist vor allem die Verknüpfung von kaufmännischen Tätigkeiten mit dem zunehmenden Verständnis für digitale Geschäftsmodelle gemeint (Sachs/Meier/McSorley 2016, S. 10).

  • 363

    Programmieren/Codieren, Entwickeln von Applikationen und Datenbankmodellen gehören ebenso zu den Ausbildungsinhalten, wie Datensicherheit, Datenverschlüsselung, Cloudlösungen usw.

  • 364

    Der Lehrberuf wurde über die 3 Lehrberufe Mediendesign, Medientechnik sowie Marktkommunikation und Werbung zu einem Schwerpunktlehrberuf mit 4 Kompetenzschwerpunkten weiterentwickelt.

  • 365

    Zu den Schwerpunkten gehören die Bereiche Webdevelopment und audiovisuelle Medien (Audio, Video und Animation), Grafik, Print, Publishing, Online-Marketing und Agenturdienstleistungen.

  • 366

    Diese Formulierung findet sich als Standard bei allen 2018 neu vorordneten und modernisierten Ausbildungsordnungen, was verdeutlicht, dass sich nicht nur fachliche Ausbildungsinhalte durch Digitalisierung verändern, sondern vor allem auch Methodenkompetenzen und soziale Kompetenzen.