BP:
 

Rund jeder fünfte Erwerbstätige mit dualer Berufsausbildung übt eine Tätigkeit aus, für die in der Regel kein Ausbildungsabschluss erforderlich ist (vgl. Hall/Krekel 2014; Rukwid 2012, S. 29; Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2018, S. 147). Bei diesem in der Literatur als unterwertige Erwerbstätigkeit (vgl. Büchel 1998) oder auch als Überqualifizierung (vgl. McGuinness 2006) diskutierten Phänomen ist „[…] eine gewisse Analogie zur Arbeitslosigkeit unverkennbar: Sowohl Arbeitslose als auch Personen, die unterhalb ihres Qualifikationsniveaus beschäftigt sind, können ihre Berufsqualifikation nur unzureichend verwerten“ (Pollmann-Schult/Mayer 2010, S. 183). Unterwertige Erwerbstätigkeit ist in vielfacher Hinsicht mit negativen Konsequenzen verbunden. So zeigen sich im Vergleich zu ausbildungsadäquat Beschäftigten geringere Einkommen und eine geringere Arbeitszufriedenheit (vgl. Rohrbach-Schmidt/Tiemann 2016; Quintini 2011). Zudem verharren Überqualifizierte oftmals auf diesen unterwertigen Positionen, sodass eher von einer „Sackgasse“ als einem „Sprungbrett“ ausgegangen werden kann (vgl. Baert 2013; Pollmann-Schult 2006).220

In jüngster Zeit wird zudem überwertige Erwerbstätigkeit verstärkt diskutiert (vgl. Bertelsmann Stiftung 2018), die auch als beruflicher Aufstieg zu betrachten ist (vgl. Hall/Santiago Vela 2019a). Für Personen mit Berufsausbildung kommt dies vor, wenn eine Tätigkeit ausgeübt wird, für die in der Regel ein Fortbildungs- oder Hochschulabschluss notwendig ist; bei Akademikerinnen und Akademikern kann dies definitionsgemäß nicht auftreten. Interessant für Analysen zur Passung von Ausbildung und Erwerbstätigkeit ist somit eine gesonderte Betrachtung sowohl von unter- als auch von überwertiger Erwerbstätigkeit, die gegenseitige Ungleichgewichte an der Schnittstelle zwischen (Aus-)Bildungssystem und Arbeitsmarkt darstellen.

Nachfolgend wird unter- und überwertige Erwerbstätigkeit bei Personen mit dualer Berufsausbildung differenziert betrachtet. Die Analysen basieren auf der aktuellen BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 (vgl. E-Kasten in Kapitel A10.3.1), die geeignete Indikatoren zur Messung niveauadäquater Erwerbstätigkeit enthält und aufgrund der hohen Fallzahl (rund 20.000 Erwerbstätige) eine Differenzierung des erlernten Berufs erlaubt. In die Analysen werden Erwerbstätige einbezogen, die eine duale Ausbildung als ihren höchsten beruflichen Abschluss angegeben haben (im Falle von mehreren Berufsausbildungen wird die letzte Ausbildung herangezogen).

Anteil über- und unterwertiger Erwerbstätigkeit 

Erwerbstätige mit dualer Berufsausbildung sind überwertig erwerbstätig, wenn sie an einem Arbeitsplatz arbeiten, der in der Regel einen Fortbildungsabschluss oder einen akademischen Abschluss voraussetzt (komplexe und hochkomplexe Tätigkeiten). Sie sind unterwertig erwerbstätig, wenn sie eine Tätigkeit ausüben, für die in der Regel kein Berufsabschluss notwendig ist (Helfer- und Anlerntätigkeiten). Das Ausmaß hängt dabei sehr stark vom Messkonzept und von der konkreten Operationalisierung des Anforderungsniveaus der ausgeübten Tätigkeit ab (vgl. Quintini 2011). Hierbei können 2 Verfahren unterschieden werden: 1. subjektive Verfahren, die auf der Beurteilung der Erwerbstätigen basieren, welche Qualifikation zur Ausübung der Tätigkeit in der Regel erforderlich ist, 2. „objektive“ Verfahren, die notwendige Informationen aus entsprechenden Berufsklassifikationen ziehen (zu den Verfahren vgl. Hall 2019). Für die hier präsentierte Analyse wurden beide Messkonzepte herangezogen.

Operationalisierung des Anforderungsniveaus

„Objektive“ Methode 

Bei der objektiven Methode wird auf die 5. Stelle der Klassifizierung der Berufe (KldB) 2010 zurückgegriffen, die Informationen zum Anforderungsniveau der Tätigkeit enthält. Unterschieden werden 4 Komplexitätsgrade: 1. Helfer- und Anlerntätigkeiten (i. d. R. kein Berufsabschluss erforderlich), 2. Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten (i. d. R. Berufsausbildung), 3. Komplexe Spezialistentätigkeiten (i. d. R. Fortbildungsabschluss, auch Bachelor) und 4. Hochkomplexe Tätigkeiten (i. d. R. vierjähriges Hochschulstudium) (vgl. Paulus/Schweitzer/Wiemer 2011). 

Subjektive Methode 

Bei der subjektiven Methode wird zur Messung des Anforderungsniveaus in der ETB auf folgende Frage zurückgegriffen: „Welche Art von Ausbildung ist für die Ausübung Ihrer Tätigkeit als <Tätigkeit einblenden> in der Regel erforderlich? Eine abgeschlossene Berufsausbildung, ein Fachhochschul- oder Universitätsabschluss, ein Fortbildungsabschluss, z. B. zum Meister oder Techniker, oder ist kein beruflicher Ausbildungsabschluss erforderlich?“ Um die subjektiven Angaben zu plausibilisieren und eine genauere Kategorisierung mit möglichst wenig Inkonsistenzen zu erreichen, wurden in Anlehnung an Büchel (1998) weitere Merkmale zur Generierung des Anforderungsniveaus herangezogen (subjektive Methode plus): Die Einarbeitungszeit (kurz vs. länger), der Besuch von besonderen Lehrgängen oder Kursen (Ja/Nein) sowie die Stellung im Betrieb (zur genauen Operationalisierung vgl. Hall 2019).

Die Quote der unterwertig Erwerbstätigen mit dualer Ausbildung lag im Jahr 2018 nach der Selbsteinschätzung (subjektive Methode plus) bei 14,5% Tabelle A10.3.2-1.  Mit der „objektiven“ Methode fällt die Quote der unterwertig Erwerbstätigen mit 8,8% niedriger aus Tabelle A10.3.2-2_Internet. Die Quote der überwertig Erwerbstätigen mit dualer Ausbildung lag auf Basis der subjektiven Methode (plus) bei 10,7% Tabelle A10.3.2-1. Die „objektive“ Methode kommt hier zu einer deutlich höheren Quote (18,2%) Tabelle A10.3.2-2_Internet.

3 von 4 Erwerbstätigen mit dualer Berufsausbildung waren im Jahr 2018 insgesamt betrachtet, unabhängig von der Art der Messung, niveauadäquat erwerbstätig (75% nach der subjektiven (plus) Methode und 73% nach der „objektiven“ Methode). Wie oben aufgezeigt, unterscheidet sich das Ausmaß an über- und unterwertiger Erwerbstätigkeit deutlich.221 Im Text wird der Fokus im Folgenden auf die plausibilisierte Selbsteinschätzung der Erwerbstätigen (subjektive Methode plus) gelegt. Der subjektive Ansatz gilt in der Forschung aufgrund der Berücksichtigung der konkreten Anforderungen der Arbeitsplätze als sehr robust (Büchel 1998, S. 68ff.; Leuven/Oosterbeek 2011, S. 10ff.).222

Tabelle A10.3.2-1: Über- und unterwertige Erwerbstätigkeit nach soziostrukturellen und beruflichen Merkmalen – subjektive Messmethode plus (in %)

Über- und unterwertige Erwerbstätigkeit nach soziostrukturellen und beruflichen Merkmalen 

Werden soziostrukturelle Merkmale der Erwerbstätigen mitberücksichtigt, lassen sich Unterschiede in den Quoten für über- und unterwertige Erwerbstätigkeit feststellen. So waren Frauen zu einem deutlich höheren Anteil unterwertig erwerbstätig (19,1%) als Männer (11,4%), jedoch seltener überwertig erwerbstätig (7,0% vs. 13,2%)223 Tabelle A10.3.2-1.

Das Risiko, unterwertig erwerbstätig zu sein, sinkt mit der Höhe des Schulabschlusses: Mit Hauptschulabschluss waren 19,2%, mit einem mittleren Abschluss 12,9% und mit Abitur 6,5% der Erwerbstätigen mit dualer Berufsausbildung unterwertig erwerbstätig. Die Chance, eine höherwertige Tätigkeit ausüben zu können, steigt im Gegenzug mit dem Schulabschluss an, von 7,4% (10,1%) für Erwerbstätige mit Hauptschulabschluss (mittlerem Abschluss) auf 21,6% für Erwerbstätige mit Hochschulreife.

Der Anteil unterwertiger Erwerbstätigkeit nimmt mit dem Alter zu und liegt bei den 35- bis 65-Jährigen um rund 5 Prozentpunkte höher als bei den 15- bis 34-Jährigen (15,5% vs. 10,6%). Unterwertige Erwerbstätigkeit tritt zumindest für dual Ausgebildete in Ost- und Westdeutschland gleichermaßen auf (14,9% vs. 14,3%). Regionale Unterschiede in Höhe von rund 3 Prozentpunkten lassen sich nur bei überwertiger Erwerbstätigkeit feststellen und gehen mit einem höheren Anteil von 11,4% in Westdeutschland einher. 

Erwerbstätige mit dualer Berufsausbildung, die den erlernten Beruf vollständig gewechselt haben, sind erwartungsgemäß häufiger unterwertig erwerbstätig (29,4%) im Vergleich zu Erwerbstätigen, die im erlernten Beruf arbeiten (2,6%). In geringerem Maße gilt dies auch für Personen, die eine mit dem erlernten Beruf verwandte Tätigkeit ausüben (6,6%). Berufliche Wechsel bieten aber auch Chancen, denn überwertige Erwerbstätigkeiten kommen bei Personen, die außerhalb ihres erlernten Berufs arbeiten, ebenfalls häufiger vor (11,4%) als bei jenen, die im erlernten Beruf arbeiten (7,9%) Tabelle A10.3.2-1.

Über- und unterwertige Erwerbstätigkeit unterscheidet sich weiterhin stark nach dem erlernten Beruf.224 Unterwertig erwerbstätig sind überdurchschnittlich häufig Personen, die eine duale Ausbildung in personenbezogenen Dienstleistungsberufen (19,2%) und in Produktionsberufen (16,4%) abgeschlossen haben Tabelle A10.3.2-1.225 Deutlich seltener unterwertig erwerbstätig als im Durchschnitt über alle Berufe sind Erwerbstätige, die IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe (5,8) und fertigungstechnische Berufe (10,3%) erlernt haben.

Hinsichtlich der überwertigen Erwerbstätigkeit sind es vor allem IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe (23,7%) und fertigungstechnische Berufe (13,6%), die die höchsten Aufstiegschancen bieten (hier besonders die Berufsgruppe „Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe“ mit 18,8%). Die niedrigsten Quoten überwertiger Erwerbstätigkeit (6,9%) kommen bei Erwerbstätigen vor, die eine Ausbildung in einem personenbezogenen Dienstleistungsberuf abgeschlossen haben (vgl. auch Hall/ Santiago Vela 2019a).

Über- und unterwertige Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern nach dem erlernten Beruf

Viele Ausbildungsberufe unterscheiden sich in der Geschlechterzusammensetzung, da Frauen oftmals andere Berufe erlernen als Männer. Die Analysen zu über- und unterwertiger Erwerbstätigkeit nach beruflichen Merkmalen werden daher im Folgenden separat nach Geschlecht durchgeführt Schaubild A10.3.2-1. Bezogen auf unterwertige Erwerbstätigkeit (Tätigkeiten, für die in der Regel kein Berufsabschluss notwendig ist) sind die Berufssektoren, die die höchste Quote von unterwertiger Erwerbstätigkeit aufweisen, für Männer die personenbezogenen Dienstleistungsberufe (16,4%), für Frauen aber die Produktions- und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungsberufe (34,2% bzw. 27,4%). IT- und naturwissenschaftliche Ausbildungsberufe sind für beide Geschlechter in geringem Maße mit unterwertiger Erwerbstätigkeit verbunden (Männer 3,9%, Frauen 10,1%). Bezogen auf überwertige Erwerbstätigkeit (Tätigkeiten, für die in der Regel ein Fortbildungs- oder Hochschulabschluss notwendig ist) sind sowohl Männer (29,6%) als auch Frauen (10,1%) am häufigsten in IT- und naturwissenschaftlichen Ausbildungsberufen sowie kaufmännischen und unternehmensbezogenen Dienstleistungsberufen (Männer 21,8%, Frauen 8,0%) überwertig erwerbstätig. Die Anteile der Männer fallen jedoch fast dreimal so hoch aus wie die der Frauen. Insgesamt zeigt sich, dass in allen Berufssektoren Frauen häufiger eine unterwertige und seltener eine überwertige Erwerbstätigkeit ausüben als Männer. 

Schaubild A10.3.2-1: Über- und unterwertige Erwerbstätigkeit nach Berufssektoren und Geschlecht – subjektive Messmethode plus (in %)

Über- und unterwertige Erwerbstätigkeit im Zeitverlauf 

Für eine Betrachtung im Zeitverlauf können die Erwerbstätigenbefragungen 2006 und 2012 mit herangezogen werden. Nach der hier betrachteten subjektiven Messung (plus) ist die Quote der unterwertigen Erwerbstätigkeit gegenüber der ETB 2012 rund 2 Prozentpunkte (16,3% vs. 14,4%) gesunken, während im gleichen Zeitraum die Quote der überwertigen Erwerbstätigkeit um rund 1 Prozentpunkt (9,6% vs. 10,7%) gestiegen ist. Eine für überwertige Erwerbstätigkeit sinkende und für unterwertige Erwerbstätigkeit steigende Entwicklung zeigt sich auch, wenn man die „objektive“ Messung verwendet und die ETB 2006 mit einbezieht (dies war für die subjektive Messung (plus) aufgrund einer geänderten Frageformulierung nicht möglich). Eine nennenswerte Veränderung in den Quoten zeigt sich auch dann erst seit dem Jahr 2012 Tabelle A10.3.2-4_Internet.

Zusammenfassung 

In der wissenschaftlichen Literatur wurde die Nichtübereinstimmung von Qualifikations- und Anforderungsniveau (Mismatch) bislang vor allem mit Blick auf unterwertige Erwerbstätigkeit im Sinne von ungenutztem Humankapital oder bezüglich der Passung insgesamt diskutiert. Überwertige Erwerbstätigkeit im Sinne eines beruflichen Aufstiegs wurde hingegen kaum thematisiert, obwohl dies für einen nennenswerten Anteil der Erwerbstätigen mit dualer Berufsausbildung zutrifft. Die Passungsquote hinsichtlich des Qualifikations- und Anforderungsniveaus lässt sich für diese Personengruppe daher nicht sinnvoll interpretieren. Eine gesonderte Betrachtung von überwertiger Erwerbstätigkeit ist notwendig.

In Deutschland üben auf Basis der subjektiven Messmethode rund 11% der Fachkräfte mit dualer Berufsausbildung überwertige Tätigkeiten aus, für deren Ausübung in der Regel ein höherer Berufsabschluss erforderlich ist. Auf Basis der Angaben aus der KldB 2010 (objektive Messmethode) lag die Quote überwertiger Erwerbstätigkeit mit rund 18% sogar noch höher. Rund 15% der Erwerbstätigen mit dualer Berufsausbildung waren im Jahr 2018 auf Basis der subjektiven Messmethode unterwertig erwerbstätig. Mit der „objektiven“ Messmethode wurde eine Quote von nur rund 9% berechnet.

Unabhängig von der Messmethode gelten folgende Aussagen: Männer mit Berufsausbildung schaffen häufiger als Frauen den beruflichen Aufstieg (überwertige Erwerbstätigkeit) und sind seltener von unterwertiger Erwerbstätigkeit betroffen. Das Risiko, unterwertig erwerbstätig zu sein, sinkt mit der Höhe des Schulabschlusses und die Chance, eine höherwertige Tätigkeit ausüben zu können, steigt mit dem Schulabschluss an. Erwerbstätige mit dualer Berufsausbildung, die den erlernten Beruf gewechselt haben, sind deutlich häufiger unterwertig erwerbstätig als Erwerbstätige, die im erlernten Beruf arbeiten. Die Analysen zeigen weiterhin, dass bestimmte Berufssektoren der Ausbildung besonders hohe Aufstiegschancen bieten, hierzu gehören kaufmännische und unternehmensbezogene Dienstleistungsberufe und IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe.

(Anja Hall, Ana Santiago Vela)

  • 220

    Einen Überblick über verschiedene ökonomische und soziologische Erklärungsansätze für unterwertige Erwerbstätigkeit geben Büchel (1998), Leuven und Oosterbeek (2011) und McGuinness (2006).

  • 221

    Ein einheitlicher Befund ist hingegen, dass der Anteil unterwertiger Erwerbstätigkeit bei Personen mit dualer Berufsausbildung unterhalb des Anteils von Akademikern und Akademikerinnen liegt, die nach der subjektiven Messung plus zu 25,2% und nach der objektiven Methode sogar zu 35,5% unterwertig erwerbstätig sind.

  • 222

    Beim subjektiven Verfahren könnten Messfehler beispielsweise durch soziale Erwünschtheit auftreten, wenn Befragte die Höhe der Arbeitsplatzanforderungen überschätzen, um ihre Position aufzuwerten. Da objektive Messungen (auf Basis der 5. Stelle der KldB 2010) zu geringeren Quoten unterwertiger Erwerbstätigkeit von rund 11% kommen (Reichelt und Vicari 2014), sollte dieser Einwand hier weniger zutreffen. Beim objektiven Ansatz wird von berufskundlichen Experten/Expertinnen allen Berufen einer Berufsgattung (Fünfsteller) ein einheitliches Anforderungsniveau zugewiesen. Bei der subjektiven Methode werden die konkreten Arbeitsplatzanforderungen von Berufstätigkeiten berücksichtigt, sodass die Berufe innerhalb eines Fünfstellers ein unterschiedliches (subjektiv eingeschätztes) Anforderungsniveau aufweisen können (zu den Unterschieden vgl. Hall 2019).

  • 223

    Dass Frauen zu einem signifikant höheren Anteil unterwertig beschäftigt sind als Männer, „erklärt“ sich in erster Linie durch den Wechsel des erlernten Berufs. Denn bei Frauen ist ein Berufswechsel häufiger mit unterwertiger Beschäftigung verbunden (37,8%) als bei Männern (23,5%). Für Frauen und Männer, die in ihrem erlernten Beruf arbeiten, sind hingegen geringere absolute Unterschiede im Hinblick auf eine unterwertige Erwerbstätigkeit festzustellen (4,4% für Frauen und 1,4% für Männer) (vgl. auch Hall/Santiago Vela 2019b).

  • 224

    Die Ausbildungsberufe wurden auf Basis der KldB 2010 abgegrenzt. Dabei wird auf die 5 Berufssektoren zurückgegriffen, die basierend auf den 37 Berufshauptgruppen der KldB 2010 und entsprechend ihrer berufsfachlichen Homogenität gebildet worden sind (vgl. Matthes/Meinken/Neuhauser 2015). Für eine Analyse auf der mittleren Qualifikationsebene ist der Sektor „Produktionsberufe“ allerdings zu undifferenziert, weshalb das Berufssegment „Fertigungstechnische Berufe“ (innerhalb des Sektors „Produktionsberufe“) gesondert abgegrenzt wird. Eine Zuordnung stark besetzter dualer Ausbildungsberufe aus der ETB 2018 zu den Berufssektoren ist Tabelle A10.3.2-3_Internet zu entnehmen.

  • 225

    Im Berufssektor „Kaufmännische und unternehmensbezogene Dienstleistungsberufe“ zeigen sich bei Personen, die einen Verkaufsberuf erlernt haben, deutlich höhere Quoten unterwertiger Erwerbstätigkeit (25,3%) als im Durchschnitt dieses Sektors (13,9%).