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Nahezu alle Bereiche der deutschen Wirtschaft sind inzwischen vom digitalen Wandel betroffen. Dies lässt sich u. a. daran erkennen, dass ein Großteil deutscher Betriebe bereits digitale Technologien nutzt (Janssen u. a. 2018; Arntz u. a. 2016). Welche Auswirkungen die Digitalisierung in Betrieben und in der betrieblichen Ausbildung hat, wird im folgenden Beitrag dargestellt.

In den Erhebungswellen 2016 bis 2018 des BIBB-Qualifizierungspanels wurde in einem Sondermodul die Nutzung verschiedener Hard- und Softwarekomponenten erhoben (Helmrich u. a. 2016). Auf Basis dieser Angaben werden im Folgenden der Stand der Digitalisierung in Ausbildungsbetrieben (1) sowie die Zusammenhänge zwischen der Digitalisierung und der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung (2) untersucht. Weitere Ergebnisse zur zeitlichen Entwicklung der Digitalisierung in Betrieben finden sich in Kapitel C.

Indikatoren zur Messung von Digitalisierung im BIBB-Qualifizierungspanel

Das BIBB-Betriebspanel zur Qualifizierung und Kompetenzentwicklung (BIBB-Qualifizierungspanel) ist eine seit 2011 stattfindende jährliche Wiederholungsbefragung von Betrieben in Deutschland. Mit der Befragung werden repräsentative Längsschnittdaten zum betrieblichen Qualifizierungsgeschehen erhoben (vgl. Gerhards/Mohr/Troltsch 2013; Troltsch/Mohr 2018; Troltsch/Gerhards 2018). Einer der Schwerpunkte der Erhebungswellen seit 2016 ist die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt. Zur Messung des Niveaus der betrieblichen Digitalisierung wird eine differenzierte Erfassung der Einführung neuer Technologien vorgenommen. Diese umfasste in der Erhebungswelle 2018 folgende Technologien:

  • Nicht portable digitale Informations- und Kommunikationstechnologien.
  • Portable digitale Informations- und Kommunikationstechnologien.
  • Digitale Netzwerktechnologien zur Unterstützung der Geschäfts- und Arbeitstätigkeiten.
  • Auf die digitale Präsenz und Selbstdarstellung des Betriebs bezogene Anwendungen.
  • Nicht sensorbasierte computergesteuerte Anlagen und digitale Arbeitsgeräte bzw. -mittel zur Erstellung von Produkten und Dienstleistungen.
  • Sensorbasierte computergesteuerte Anlagen und digitale Arbeitsgeräte bzw. -mittel zur Erstellung von Produkten und Dienstleistungen.
  • Speziell auf Dienstleistungen für Kunden bezogene digitale Technologien.
  • Speziell auf Vernetzung mit Lieferanten und zwischen Betrieben bezogene digitale Technologien.
  • Personal- oder arbeitsorganisationsbezogene Technologien.
  • Digitale Technologien, die sich auf Sammlung, Speicherung und Verarbeitung großer Datenmengen beziehen.
  • Eigenes Angebot oder Nutzung von Smart Services und browserbasierten Dienstleistungen, die eine zweckgebundene temporäre Nutzung von Analyse- und Wartungssoftware gegen Entgelt erlauben.
  • Digitale Technologien, die sich auf Datensicherheit und Datenschutz beziehen und in der Regel im Betriebssystem eines Computers fest verankert sind.
  • Individuelle, auf spezielle Bedürfnisse zugeschnittene Sicherheitstechnologien.
  • Digitale Technologien, die relativ autonom und unabhängig von der Bedienung durch Beschäftigte arbeiten.

Stand des betrieblichen Digitalisierungsniveaus in Ausbildungsbetrieben

Das aktuelle Digitalisierungsniveau in Ausbildungsbetrieben lässt sich anhand der Nutzungshäufigkeit verschiedener Hard- und Softwarekomponenten darstellen Schaubild A7.4-1. In Ausbildungs- und Nicht-Ausbildungsbetrieben wurden portable und nicht portable Informations- und Kommunikationstechnologien sowie digitale Netzwerktechnologien zur Unterstützung der Geschäfts- und Arbeitstätigkeiten nahezu flächendeckend eingesetzt. Diese Art von Technologien ist aufgrund der hohen Nutzungshäufigkeit als technischer Standard anzusehen. Im Gegensatz hierzu kamen in Ausbildungsbetrieben von der Bedienung der Beschäftigten autonome Technologien mit Abstand am seltensten zum Einsatz (12%).

Es zeigt sich, dass Ausbildungsbetriebe alle aufgeführten digitalen Technologien häufiger nutzten als Nicht-Ausbildungsbetriebe. Dabei ist die Differenz zwischen Ausbildungs- und Nicht-Ausbildungsbetrieben in den Bereichen der personal- oder arbeitsorganisationsbezogenen Technologien am größten (rund 22 Prozentpunkte).

Schaubild A7.4-1: Nutzung digitaler Technologien nach Ausbildungsbetrieb 2018 (in %)

Mit steigender Betriebsgröße nahm die Nutzungshäufigkeit digitaler Technologien in Ausbildungsbetrieben stufenweise zu Tabelle A7.4-1 Internet.

Während in Ausbildungsbetrieben des produzierenden Gewerbes deutlich häufiger sensorbasierte computergesteuerte Anlagen und digitale Arbeitsgeräte bzw. -mittel zur Erstellung von Produkten und Dienstleistungen sowie speziell auf Dienstleistungen für Kunden bezogene digitale Technologien zum Einsatz kamen, spielten in Ausbildungsbetrieben des Dienstleistungsbereichs personal- oder arbeitsorganisationsbezogene Technologien sowie digitale Technologien, die sich auf Sammlung, Speicherung und Verarbeitung großer Datenmengen beziehen, eine deutlich größere Rolle Tabelle A7.4-2 Internet.

Die Betrachtung der Entwicklung der in Ausbildungsbetrieben genutzten Technologien im Zeitverlauf zeigt, dass die Nutzung von auf digitale Präsenz und Selbstdarstellung des Betriebs bezogenen Anwendungen sowie digitaler Technologien, die relativ autonom und unabhängig von der Bedienung durch Beschäftigte arbeiten, zwischen den Jahren 2017 und 2018 mit jeweils rund 5 Prozentpunkten am stärksten zugenommen hat Tabelle A7.4-3 Internet.162

Auch eine Differenzierung nach Betriebsgröße ergibt Unterschiede in der Nutzungshäufigkeit digitaler Technologien in Ausbildungsbetrieben. So zeigt ein Vergleich zum Vorjahr, dass die Nutzungshäufigkeit von digitalen Technologien, die sich auf Sammlung, Speicherung und Verarbeitung großer Datenmengen beziehen, sowie von digitalen Technologien, die sich auf Datensicherheit und Datenschutz beziehen und in der Regel im Betriebssystem des Computers fest verankert sind, bei mittelgroßen Ausbildungsbetrieben (100 bis 199 Beschäftigte) mit 8 Prozentpunkten am stärksten zugenommen hat. Während in Ausbildungsbetrieben des produzierenden Gewerbes die Nutzungshäufigkeit von auf die digitale Präsenz und Selbstdarstellung des Betriebs bezogenen Anwendungen mit knapp 14 Prozentpunkten am stärksten angestiegen ist, ist in Ausbildungsbetrieben des Dienstleistungsbereiches der stärkste Anstieg bei der Nutzung von digitalen Technologien, die sich auf die Sammlung, Speicherung und Verarbeitung großer Datenmengen beziehen, sowie bei der Nutzung von autonomen digitalen Technologien zu verzeichnen (jeweils +4 Prozentpunkte).

Betriebliche Ausbildungsbeteiligung und Digitalisierungsgrad

Im Jahr 2018 ging ein zunehmender betrieblicher Digitalisierungsgrad mit einer höheren Ausbildungsbeteiligung (vgl. Kapitel A7.1) einher: In Betrieben mit geringem Digitalisierungsgrad betrug die Ausbildungsbetriebsquote 8%, in Betrieben mit mittlerem Digitalisierungsgrad 18% und in hochgradig digitalisierten Betrieben 32% Tabelle A7.4-4 Internet. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Ausbildungsbetriebsquote bei Betrieben mit geringem und mittlerem Digitalisierungsgrad jeweils um ca. 3 Prozentpunkte ab. Bei Betrieben mit hohem Digitalisierungsgrad hat ein marginaler Anstieg der Ausbildungsbetriebsquote um einen Prozentpunkt zwischen den beiden Jahren stattgefunden.

Der Anteil Auszubildender an allen Beschäftigten des Betriebes steigt mit dem Digitalisierungsgrad. So liegt er bei Betrieben mit niedrigem Digitalisierungsgrad bei 2%, bei Betrieben mit mittlerem Digitalisierungsgrad bei 5% und bei hochdigitalisierten Betrieben bei 6%.

Entsprechend der Auswertungen im BIBB-Datenreport 2018, Kapitel A7.3 ergibt eine regionale Differenzierung, dass die betriebliche Ausbildungsbeteiligung auf allen Digitalisierungsniveaus in den neuen Bundesländern geringer war als in den alten Bundesländern. In westdeutschen Betrieben mit mittlerem Digitalisierungsgrad war die Ausbildungsbetriebsquote mehr als doppelt so hoch wie in ostdeutschen Betrieben (20% vs. 9%).

(Sabrina Weller, Felix Lukowski, Myriam Baum)

Digitalisierungsindex 2018

Um das Technologisierungsniveau der Betriebe quantitativ einschätzen zu können, wurde aus den im Jahr 2018 erhobenen Technologien ein gewichteter linearer Index erstellt. Dieser reicht von 0 „keine digitalen Technologien enthalten“ bis 9 „alle Digitalen Technologien enthalten“.

Der zehnstufige Index wird wiederum zu einem dreistufigen Digitalisierungsgradindex zusammengefasst, der die Ausprägungen „Niedriger Technologisierungsgrad“ (0 bis 2 digitale Technologien), „Mittlerer Technologisierungsgrad“ (3 bis 6 digitale Technologien) und mit 7 oder mehr Technologien „hoher Technologisierungsgrad“ umfasst.

Indikatoren zur Messung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung

Ausbildungsbetriebsquote

Die Ausbildungsbetriebsquote misst den Anteil der Betriebe mit Auszubildenden an allen Betrieben mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich der Ausbildungsbetriebe. Bei der Berechnung der Ausbildungsbetriebsquote wird nicht zwischen Betrieben mit und ohne Ausbildungsberechtigung differenziert.

Ausbildungsquote

Die Ausbildungsquote bezeichnet den Anteil der Auszubildenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich Auszubildender.

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    Bei Messungen der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung auf Basis von Primärerhebungen bei Betrieben und Unternehmen sind ungeachtet des Stichproben- und Erhebungsdesigns Selektivitätseffekte in der Teilnahme niemals vollkommen auszuschließen und über Gewichtungs- und Hochrechnungsfaktoren auch nicht ausgleichbar. Der große Vorteil gegenüber der Nutzung von amtlichen Statistiken ist aber in der deutlich größeren Informationstiefe und -breite zu sehen, die zur Erklärung von Strukturen und Prozessen in der Grundgesamtheit herangezogen werden können (vgl. Lukowski 2017).