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In den vorangegangenen Abschnitten wurden die zentralen Befunde der fünften Welle der BIBB-IAB-Qualifikations- und Berufsprojektionen vorgestellt. Dabei wurde sowohl auf die QuBe-Basisprojektion als auch auf das Szenario Digitalisierte Arbeitswelt eingegangen. Bei letzterem handelt es sich um eine annahmengestützte Berechnung der Auswirkungen der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft auf den Arbeitsmarkt. 

Gegenüber vorangegangen Projektionen zeigt sich, dass bedingt durch gestiegene Geburtenraten, eine höhere Lebenserwartung und die Zuwanderung der vergangenen Jahre die Bevölkerungszahl erst 2027 ihren Höhepunkt erreichen wird. Aufgrund dessen werden dem Arbeitsmarkt am Projektionsende 2035 mehr Erwerbspersonen zur Verfügung stehen als im Ausgangsjahr 2015. Zwar erwirbt weiterhin die Mehrheit der Personen einen vollqualifizierenden Berufsabschluss, dennoch setzt sich der Trend zur Akademisierung fort. Die Digitalisierung der Wirtschaft wird den Strukturwandel verstärken, ein massiver Arbeitsplatzabbau, der in Zusammenhang mit der Digitalisierung häufig befürchtet wird, ist jedoch nicht erkennbar. Der Arbeitsmarkt der Zukunft wird sich dennoch deutlich von dem heutigen unterscheiden. So werden gegenüber 2018 im Jahr 2035 insgesamt 3,3 Mio. Arbeitsplätze neu entstehen, aber auch 4,0 Mio. der heutigen Arbeitsplätze wegfallen. Eine Gegenüberstellung der Arbeitsnachfrage und des -angebots zeigt, dass Passungsprobleme zwischen Angebot und Nachfrage auf fachlicher Ebene zunehmen werden. Während die Digitalisierung insbesondere in den Verkaufsberufen dazu beitragen kann, den Rückgang des Arbeitskräfteangebots zu kompensieren, verschlechtert sich die Rekrutierungssituation insbesondere in den Berufsgruppen, die direkt mit der Umsetzung der Digitalisierung beschäftigt sind. Dies betrifft insbesondere die Berufsgruppen „(434) Softwareentwicklung und Programmierung“, „(432) IT-Systemanalyse, Anwenderberatung IT-Vertrieb“, „(431) Informatik“ und „(433) IT-Netzwerktechnik-Koordination, -Administration, -Organisation“. 

Die hier vorgestellten Ergebnisse zeichnen zwar gegenüber den in der öffentlichen Debatte häufig geäußerten Befürchtungen von massiven Arbeitsplatzverlusten infolge der Digitalisierung ein optimistischeres Bild, sollten aber vor dem Hintergrund der zu erwartenden strukturellen Veränderungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass umfassende Anstrengungen notwendig sind, um die Erwerbspersonen auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten. Dies betrifft insbesondere Investitionen in die Aus- und Weiterbildung.

Zudem basieren die Ergebnisse des Szenarios Digitalisierte Arbeitswelt auf einer annahmengestützten Analyse, bei der beispielsweise unterstellt wurde, dass Deutschland eine Vorreiterrolle in der Umsetzung der Digitalisierung einnehmen wird, womit etwa auch Nachfragesteigerungen aus dem Ausland aufgrund des Wettbewerbsvorteils verbunden wären. Schreiten andere Länder bei der Umsetzung dagegen schneller voran, würde Deutschland diesen Wettbewerbsvorteil verlieren. In diesem Fall würden sich die positiven Nachfrageeffekte ins Gegenteil umkehren und zu stärkeren negativen Effekten auf dem Arbeitsmarkt führen.

(Stefan Winnige, Christian Schneemann – Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung)