Seit dem Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2012 wird regelmäßig über die Jugendarbeitslosigkeit in Europa berichtet. Spätestens seit 2013 erlangten die Daten besondere Aufmerksamkeit, da im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise in vielen Ländern Südeuropas ein extremer Anstieg der Arbeitslosigkeit Jugendlicher zu verzeichnen war, der auch auf europäischer Ebene eine Reihe von politischen Aktivitäten hervorgerufen hat. Bei der Verwendung und Interpretation der Daten ist zu beachten, dass verschiedene Messkonzepte zur Arbeitslosigkeit Jugendlicher genutzt werden , deren Werte in der Regel unterhalb des gängigsten Indikators der Jugendarbeitslosenquote liegen.341
Messung von Jugendarbeitslosigkeit im internationalen Vergleich – Ansätze und empirische Konzepte
Anteil der erwerbslosen Jugendlichen an den gleichaltrigen Erwerbspersonen (Jugendarbeitslosenquote nach dem ILO-Konzept)
Dieser Indikator gibt Aufschluss über den Anteil der erwerbslosen Jugendlichen am gesamten gleichaltrigen Arbeitskräftepotenzial und wird als Quotient aus der Zahl der Arbeitslosen und der Erwerbspersonen (Erwerbstätige plus Erwerbslose) gebildet (Eurostat Metadata 2018) (vgl. Kapitel A10.1.3).341
Anteil der erwerbslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung (Erwerbspersonen und Nichterwerbspersonen)
Eine andere Kennzahl zur Arbeitslosigkeit von Jugendlichen setzt die Anzahl der arbeitslosen Jugendlichen in ein Verhältnis zu allen Personen (Erwerbs- und Nichterwerbspersonen) in derselben Altersgruppe. Sie gibt damit den Anteil der Arbeitslosen an der Altersgruppe an. Aufgrund des größeren Nenners ist die Zahl geringer als die der Jugendarbeitslosenquote.
Relative Jugendarbeitslosigkeit
Um z. B. konjunkturelle Effekte zu kontrollieren, kann man die Jugendarbeitslosigkeit des jeweiligen Landes in Relation zur Gesamtarbeitslosigkeit (nach ILO-Definition) setzen. Hierzu sind in Tabelle D1.3-1 die Arbeitslosenquoten der unter 25-Jährigen den Arbeitslosenquoten der 25- bis 74-Jährigen gegenübergestellt. Der daraus resultierende Quotient (relative Jugendarbeitslosigkeit) zeigt, inwieweit Jugendliche unter den Arbeitslosen in besonders hohem Maße von Arbeitslosigkeit betroffen sind.
NEET-Quote – Not in Education, Employment or Training: Nicht erwerbstätige Jugendliche, die weder an Bildung noch an Weiterbildung teilnehmen
Der Indikator bezieht sich auf den relativen/prozentualen Anteil der Jugendlichen (einer gegebenen Altersgruppe und des jeweiligen Geschlechts) an der gleichaltrigen Gesamtbevölkerung, die sich weder in einem Beschäftigungsverhältnis/Arbeitsverhältnis befinden noch weiterführende Bildungskurse besuchen oder einer Ausbildung nachgehen (Eurostat Metadata 2017). Im Zähler müssen 2 Bedingungen für die Befragten erfüllt sein: (a) Sie sind nicht berufstätig (d. h. arbeitslos oder fallen unter die Nichterwerbspersonen nach ILO-Definition) und (b) sie befinden sich in den 4 Wochen vor der Befragung nicht in Bildung oder Ausbildung (weder formal noch nicht formal). Der Nenner bezieht sich auf die Gesamtbevölkerung der gleichen Altersgruppe sowie des jeweiligen Geschlechts, abgesehen von den Befragten, die nicht auf die Frage „Partizipation in regulärer (formaler) Bildung und Ausbildung“ geantwortet haben.
Tabelle D1.3-1: Arbeitslosigkeit, Jugendarbeitslosigkeit, relative Jugendarbeitslosigkeit und NEET-Quoten im europäischen Vergleich (Teil 1)
Tabelle D1.3-1: Arbeitslosigkeit, Jugendarbeitslosigkeit, relative Jugendarbeitslosigkeit und NEET-Quoten im europäischen Vergleich (Teil 2)
In Ergänzung zu den Indikatoren im BIBB-Datenreport 2014, Kapitel E2 wurde die Übersicht durch einen weiteren Indikator ergänzt. Den Quoten zur Jugendarbeitslosigkeit nach dem ILO-Konzept (Eurostat 2018a, Eurostat 2018f), der relativen Jugendarbeitslosigkeit und dem Anteil der erwerbslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung (Eurostat 2018b, Eurostat 2018g) wurden die sogenannten NEET-Quoten (Eurostat 2018d) hinzugefügt. Die NEET-Quoten umfassen dabei alle nichterwerbstätigen Jugendlichen, die zum Zeitpunkt der Messung weder an Bildung noch an Weiterbildung teilnahmen. Durch die verschiedenen Definitionen und empirischen Konzeptionen zeigen sich deutliche Unterschiede in den Daten. Im Folgenden werden die Daten für das Jahr 2017 aktualisiert. Die jährlichen Angaben sind gegenüber saisonalen Schwankungen bereinigt und liefern damit insgesamt zuverlässigere Ergebnisse. Aus Gründen der Aktualität wurden zusätzlich auch die Angaben der vierteljährlichen Quoten für das 3. Quartal 2018 ergänzt.
Jugendarbeitslosigkeit nach dem ILO-Konzept
Auch im Jahr 2017 fiel die Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen (15 bis 24 Jahre) im Gegensatz zu der Altersgruppe der 25- bis 74-Jährigen in allen betrachteten Ländern insgesamt deutlich höher aus Tabelle D1.3-1. Gegenüber dem Jahr 2016 hat sich die Jugendarbeitslosigkeit jedoch in allen betrachteten Ländern verringert. Vor allem für die stark betroffenen Länder wie Griechenland, Italien, Spanien und Portugal wird diese Entwicklung seit 2013 deutlich342. Entsprechend hat sich auch der EU-Durchschnitt verringert (2016: 18,6% vs. 2017: 16,7%).
Relative Jugendarbeitslosigkeit
Betrachtet man allerdings die relative Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2017, so hat sich die Betroffenheit der jungen Erwerbsbevölkerung im Vergleich zu den Erwachsenen im EU-Durchschnitt (27 Länder) seit 2016 leicht erhöht (2016: 2,48% vs. 2017: 2,49%). Das kann aufgrund der abnehmenden Arbeitslosigkeit der 25- bis 74-Jährigen erklärt werden. Dieser Trend ist auch für Deutschland erkennbar, da sich trotz leicht abnehmender Jugendarbeitslosigkeit die Betroffenheit Jugendlicher, keiner Erwerbstätigkeit nachzugehen, erhöht hat (2016: 1,87 vs. 2017: 2,00)343. Auch für Länder mit vergleichsweise vielen Erwerbslosen unter den 15- bis 24-Jährigen lässt sich der Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit nicht eindeutig auf die relative Jugendarbeitslosigkeit spiegeln. Nicht nur die Jugendlichen haben somit von einem Aufschwung am Arbeitsmarkt profitiert, sondern vor allem auch ältere Personen.
Anteil der erwerbslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung und NEET-Quoten
Betrachtet man den Anteil der erwerbslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung, so befanden sich auch hier Länder wie Italien, Spanien, Griechenland und Portugal im Jahr 2017 unter den Ländern mit den meisten Arbeitslosen unter den 15- bis 24-Jährigen. Auch Frankreich und Schweden wiesen vergleichsweise hohe Quoten auf. Die NEET-Quoten zeigen zudem, dass höhere Jugendarbeitslosigkeitsquoten auch mit höheren prozentualen Anteilen von nichterwerbstätigen Jugendlichen zusammenhängen, die 2017 weder an Bildung noch an Weiterbildung teilnahmen.
(Viktor Ulbrich, Philipp Grollmann)
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Für Deutschland wird die Arbeitskräftestichprobenerhebung dabei als Teil der jährlichen Mikro-Volkszählung durchgeführt. Es liegen Unterschiede zwischen den Zahlen zu Deutschland aus Kapitel A10.1.3 vor, da sich die Altersgruppe zur Berechnung der Erwerbslosenquote unterscheidet.
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Auch für Schweden, Großbritannien, Belgien und Lettland ist eine ähnliche Entwicklung erkennbar.
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Im internationalen Vergleich liegt diese allerdings zusammen mit Österreich immer noch auf dem niedrigsten Niveau.