BP:
 

Regionale Differenzierungen

Eine Differenzierung der zentralen Eckdaten des Ausbildungsmarktes (Angebots-Nachfrage-Relation, Anteile der erfolglosen Marktteilnahmen, Einmündungs- und Beteiligungsquote ausbildungsinteressierter Personen) nach den 16 Ländern zeigt, dass sich die Märkte auch 2019 regional erheblich unterschieden Tabelle A1.1.2-1:

  • Einer Angebots-Nachfrage-Relation von eANR = 109,8 in Bayern stand ein Wert von eANR = 84,7 in Berlin gegenüber (Sp. 22), 
  • einer Quote unbesetzter betrieblicher Ausbildungsplatzangebote 1,9% in Hamburg ein Wert von 17,4% Mecklenburg-Vorpommern (Sp. 17), 
  • einem Anteil erfolgloser Nachfrage von 6,0% in Bayern eine Quote von 21,6% in Berlin (Sp. 20) und
  • einer Einmündungs- bzw. Beteiligungsquote ausbildungsinteressierter Personen von 75,7% in Bayern ein Wert von 53,6% in Berlin.

Tabelle A1.1.2-1: Eckdaten zum Ausbildungsmarkt im Jahr 2019 nach Ländern

Verantwortlich für die regionalen Marktunterschiede sind im Wesentlichen jene ökonomischen und demografischen Einflussfaktoren, die im Rahmen des „Ökonometrischen Prognose- und Simulationsmodells des Ausbildungssystems“ (PROSIMA) zur Vorhersage der bundesweiten Ausbildungsmarktentwicklung Berücksichtigung finden. Hierzu zählen unter anderem die Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftskraft einer Region (vgl. Lösch/Kau 2005; für 2020 vgl. Kapitel A2). Darüber hinaus spielt das Mobilitätsverhalten der jungen Menschen (vgl. Matthes/Ulrich 2017; Jost/Seibert/Wiethölter 2019) eine Rolle, mit dem sie in unterschiedlichem Ausmaß auch auf regionale Marktungleichgewichte reagieren (vgl. Kapitel A8.2).

Regionale Ausbildungsmarktunterschiede

Die offiziell ausgewiesenen Angebots-Nachfrage-Relationen spiegeln auf der regionalen Ebene nicht die ursprünglichen Verhältnisse vor Ort, sondern die durch (erfolgreiche) Mobilität der Jugendlichen geprägten Marktlagen wider. Denn die erfolgreiche Ausbildungsplatznachfrage wird mit neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen der örtlichen Betriebe gleichgesetzt. Somit sind in dieser Größe auch auswärtige Jugendliche enthalten, während umgekehrt einheimische Jugendliche fehlen, die ihren Ausbildungsvertrag mit einem auswärtigen Betrieb abschlossen. Zwischen den ursprünglichen Marktlagen vor Ort („vor“ Mobilität) und den mobilitätsgeprägten Marktlagen gibt es zum Teil beträchtliche Unterschiede (vgl. Matthes/Ulrich 2018; Herzer/Ulrich 2020).

Die erfolglose Ausbildungsplatznachfrage wird im Gegensatz zur erfolgreichen Nachfrage ausschließlich wohnortbezogen gemessen, auch wenn einheimische Jugendliche sich womöglich ausschließlich außerhalb der Region beworben haben sollten. Auch das Ausbildungsplatzangebot umfasst, ob erfolgreich oder erfolglos, ausschließlich Ausbildungsstellen aus der betreffenden Region.

Bei der Interpretation der regional sehr unterschiedlich ausgeprägten Marktindikatoren in Tabelle A1.1.2-2 Internet ist zu berücksichtigen, dass die Indikatoren teilweise in einem Spannungsverhältnis zueinanderstehen. So ist es zum Beispiel in rechnerischer Hinsicht nicht möglich, auf ein aus Sicht der Jugendlichen auswahlfähiges Angebot hinzuwirken und zugleich für einen höheren Grad der Besetzbarkeit von Ausbildungsplätzen zu sorgen. Denn hohe Angebots-Nachfrage-Relationen als Indikator für günstige Versorgungslagen der Jugendlichen gehen zwangsläufig mit höheren Quoten unbesetzter Ausbildungsplätze einher und umgekehrt. Ein Beispiel hierfür ist Bayern. Hier verbesserte sich zwar die Marktlage aus Sicht der Jugendlichen zwischen 2010 und 2019 deutlich von eANR = 95,2 auf 109,8. Doch im selben Zeitraum stieg die Quote der unbesetzten Ausbildungsplatzangebote von 5,3% auf 14,5% Tabelle A1.1.2-3 Internet.

Zudem gilt, dass selbst positiv miteinander korrelierende Marktindikatoren nur bedingt in einem inneren Zusammenhang stehen. Das Land Hamburg zum Beispiel wies 2019 im Hinblick auf die Angebots-Nachfrage-Relation nur einen weit unterdurchschnittlichen Wert von eANR = 88,5 auf, hatte aber nach Bayern die höchste Einmündungsquote ausbildungsinteressierter Jugendlicher (EQI = 73,6%). Eine der Ursachen hierfür war der sehr hohe Grad an besetzten Ausbildungsplatzangeboten (nur 1,9% blieben in Hamburg unbesetzt – auch als Folge eines starken Nachfragezustroms aus anderen Bundesländern (vgl. Kapitel A8.2). Der hohe Besetzungsgrad begünstigt rechnerisch einen eher niedrigen ANR-Wert. Eine andere Ursache war der unterdurchschnittliche Einschaltgrad der Beratungs- und Vermittlungsdienste durch die ausbildungsinteressierten Jugendlichen (47,7% in Hamburg; zum Vergleich Brandenburg: 80,3%). Ein niedriger Einschaltgrad begünstigt rechnerisch nicht nur eine niedrigere Quote erfolgloser Ausbildungsplatznachfrage (da erfolglose Nachfragen allein über die Statistik der Beratungs- und Vermittlungsdienste ausgewiesen werden), sondern auch eine höhere Einmündungsquote (da damit das relative Gewicht der erfolgreichen Beteiligung ausbildungsinteressierter Personen an dualer Berufsausbildung im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Ausbildungsinteressierten größer ausfällt).

Die Beispiele Bayern und Hamburg verdeutlichen, dass es zum Verständnis der Ausbildungsmarktlage nicht nur mehrerer Indikatoren bedarf, sondern auch einer genaueren Betrachtung der gegenseitigen rechnerischen Abhängigkeiten der Marktindikatoren, die aus der Zusammenführung zweier Datenquellen (Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, Geschäftsstatistik der Beratungs- und Vermittlungsdienste) entstehen (vgl. Flemming/Granath 2016). Dies gilt sowohl für den Querschnittsvergleich innerhalb eines bestimmten Jahres als auch für eine Längsschnittbetrachtung innerhalb einer bestimmten Region (zu Zeitreihendaten von 2009 bis 2019 siehe Tabelle A1.1.2-2 Internet mit der Differenzierung Deutschland, Ost und West und Tabelle A1.1.2-3 Internet mit der Differenzierung nach den 16 Ländern). Zudem sind mobilitätsbedingte Einflüsse auf die Höhe der offiziellen Ausbildungsplatznachfrage zu berücksichtigen (vgl. Kapitel A8.2).

Auch wenn sich 2019 bereits auf der Ebene der Länder deutliche Marktunterschiede abzeichneten (zwischen der niedrigsten und höchsten eANR lagen 25,1 Prozentpunkte), fiel die regionale Varianz auf der Ebene der 154 Arbeitsagenturbezirke – die drei Bezirke Berlins sind hierbei zu einer Region zusammengefasst – naturgemäß noch deutlich stärker aus: Der Abstand zwischen der niedrigsten und höchsten eANR betrug hier 46,7 Punkte. Spitzenwerte von über 120 erreichte die eANR 2019 in den bayerischen Arbeitsagenturbezirken Passau (128,3), Schwandorf (123,2) und Deggendorf (120,2). In insgesamt 15 weiteren Arbeitsagenturbezirken (Würzburg, Konstanz-Ravensburg, Landshut-Pfarrkirchen, Weilheim, Ansbach-Weißenburg, Schwerin, Bayreuth-Hof, Traunstein, Stralsund, Aalen, Schweinfurt, Weiden, Greifswald, Bamberg-Coburg, Regensburg) entfielen rechnerisch mehr als 110 Angebote auf 100 Nachfrager/-innen. Demnach waren, wie auch Schaubild A1.1.2-1 zusammenfassend zeigt, die Relationen zwischen Ausbildungsplatzangebot und Nachfrage aus Sicht der Nachfrager/-innen vor allem in Arbeitsagenturbezirken des Südens und Ostens Deutschlands günstig. Dagegen fielen sie in Bezirken im Norden und Westen des Landes oftmals nur unterdurchschnittlich aus. Die niedrigsten eANR-Werte – jeweils unter 85 – wurden 2019 in den Regionen Hameln (81,6), Detmold (84,0), Nienburg-Verden (84,4) und Berlin (84,7) beobachtet. Werte unter 80 wie noch in den Vorjahren kamen jedoch 2019 in keinem Arbeitsagenturbezirk mehr vor.4

Schaubild A1.1.2-1: Verhältnisse von Angebot und Nachfrage (eANR) 2019 in den Arbeitsagenturbezirken

Schaubild A1.1.2-2 gibt wiederum eine Übersicht über die regionalen Quoten der erfolglosen Marktteilnahmen. Auch hier fielen die Spannweiten beträchtlich aus. Während in den Arbeitsagenturbezirken Kassel und Lüneburg-Uelzen nur 0,8% bzw. 0,9% des betrieblichen Ausbildungsplatzangebots unbesetzt geblieben waren, waren es in den Bezirken Passau und Greifswald 24,6% bzw. 26,6%. Waren in den bayerischen Bezirken Traunstein und Schwandorf nur 2,2% bzw. 2,8% der Ausbildungsplätze nachfragenden Jugendlichen erfolglos, waren es in den Regionen Oberhausen und Eberswalde 22,9% bzw. 23,4%.

Die kartographische Gegenüberstellung der regionalen Anteile unbesetzter Ausbildungsplatzangebote und erfolgloser Ausbildungsplatznachfrager zeigt, dass es verstärkt in Regionen mit besonders starken Besetzungsproblemen eher wenig Nachfrage gab, die zum Abschluss des Ausbildungsjahres noch aktiv war. In Regionen mit besonders starken Versorgungsproblemen standen umgekehrt am Ende des Jahres öfter nur noch wenig offene Ausbildungsstellen zur Verfügung. Bundesweit summierten sich beide Phänomene (hier Regionen mit noch vielen offenen Ausbildungsstellen, aber nur relativ wenigen noch suchenden Bewerbern, dort Regionen mit einer hohen Zahl erfolglos suchender Bewerber/-innen, aber mit nur noch wenigen offenen Stellen) zu den oben geschilderten Passungsproblemen mit relativ hohen Zahlen von unbesetzten Plätzen und noch suchenden Ausbildungsplatznachfragern.

Schaubild A1.1.2-2: Anteile erfolgloser Marktteilnahmen in den Regionen (Arbeitsagenturbezirken) im Jahr 2019

Differenzierungen nach Zuständigkeit

In Tabelle A1.1.2-4 wird das Ausbildungsplatzangebot des Jahres 2019 nach Zuständigkeitsbereichen ausgewiesen (eine entsprechende Differenzierung der Ausbildungsplatznachfrage ist nicht möglich). Mit 334.800 bzw. einem relativen Anteil von 57,9% stammten erneut die weitaus meisten Meldungen aus dem Bereich Industrie und Handel, gefolgt vom Handwerk mit rund 159.200 Plätzen (27,5%), den freien Berufen mit 50.700 Stellen (8,8%), dem öffentlichen Dienst mit rund 15.300 Plätzen (2,6%) und der Landwirtschaft mit rund 14.000 Stellen (2,4%). 

Tabelle A1.1.2-4: Das Ausbildungsplatzangebot 2019 differenziert nach zuständiger Stelle

Bereits in Tabelle A1.1.1-1 wurde gezeigt, dass im letzten Jahrzehnt insbesondere das betriebliche Ausbildungsplatzangebot in den freien Berufen einen deutlichen absoluten und relativen Anstieg erfahren hatte (rund +7.300 bzw. +16,8% gegenüber 2010). Aber auch in den anderen Bereichen war es im Hinblick auf das betriebliche Angebot zu einem Zuwachs gekommen, während die außerbetrieblichen Angebote in allen Bereichen (bis auf den öffentlichen Dienst, in dem Plätze aus Sonderprogrammen ohnehin kaum eine Rolle spielen) deutlich zurückgefahren worden waren.

Bei der Interpretation der nach Zuständigkeitsbereichen differenzierten Anteile ist zu berücksichtigen, dass es im Rahmen dieser Aufteilung allein um die Zuständigkeit der Meldung und nicht um das tatsächliche Ausbildungsvolumen in diesen Bereichen geht. Werden zum Beispiel Fachangestellte für Markt- und Sozialforschung oder Fachinformatiker/-innen im öffentlichen Dienst ausgebildet, werden diese Ausbildungsverträge bei den Industrie- und Handelskammern registriert und von diesen auch gemeldet (vgl. Kapitel A1.2).

2019 hatte bundesweit erneut das Handwerk, relativiert am Umfang des betrieblichen Ausbildungsplatzangebots, die größten Besetzungsprobleme. Deutschlandweit blieben 10,6% der Angebote ohne Auszubildenden. Bereits von 2010 (3,9%) bis 2015 (9,7%) hatte sich die Zahl der ungenutzten Lehrstellenangebote im Handwerk weit mehr als verdoppelt. Im Vergleich zu 2018 sank 2019 die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze im Handwerk 2019 um 1.000 bzw. 6,0% auf nunmehr rund 16.300, ohne dass es allerdings zugleich gelang, mehr Ausbildungsverträge abzuschließen. Im Bereich Industrie und Handel lag die Quote der unbesetzten betrieblichen Ausbildungsplatzangebote 2019 mit bundesweit 9,2% etwas niedriger als im Handwerk. Insgesamt wurden hier rund 30.200 Stellen ohne Erfolg angeboten, 3.400 bzw. 10,2% weniger als im Vorjahr.

In den freien Berufen nahm die Zahl der unbesetzten Plätze 2019 dagegen erneut zu, dieses Mal um +500 bzw. +14,7% auf rund 3.600. Damit blieben im Bereich der freien Berufe 7,0% der betrieblichen Angebote ungenutzt, +0,7 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu allen anderen Zuständigkeitsbereichen ist der öffentliche Dienst weiterhin nur in relativ geringem Ausmaß von Besetzungsproblemen betroffen. In diesem Sektor wurden 2019 nur rund 200 unbesetzte betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet; das entspricht lediglich 1,4% des offiziell erfassten betrieblichen Angebots. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der unbesetzten Plätze um knapp 100 bzw. um 31,0%. Im Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaft wurden 2019 mit rund 600 in etwa so viele unbesetzte betriebliche Ausbildungsplatzangebote registriert wie im Jahr 2018. Die Quote unbesetzter Plätze lag bei 4,5% (vgl. dazu nochmals Tabelle A1.1.2-4).

Berufliche Differenzierungen

In Tabelle A1.1.2-5 werden die Marktlagen in stärker besetzten Berufen wiedergegeben, die 2019 entweder in überdurchschnittlichem Maße von Besetzungs- oder Versorgungsproblemen betroffen waren. Wie bereits in den Vorjahren litten 2019 vor allem Berufe in der Gastronomie, dem Lebensmittelhandwerk und im Reinigungsgewerbe unter Besetzungsproblemen, während Versorgungsprobleme oftmals in Medienberufen und in Teilen des kaufmännischen Bereichs auftraten.

Tabelle A1.1.2-5: Ausbildungsmarktlagen 2019 in ausgewählten Berufen mit Besetzungs- und Versorgungsproblemen

In Schaubild A1.1.1-2 wurde bereits darauf verwiesen, dass es verstärkt vermeintlich typische „Hauptschülerberufe“ waren, die Besetzungsprobleme hatten. Dies hing mit dem im letzten Jahrzehnt stark gesunkenen Anteil der Nachfrage zusammen, der maximal über einen Hauptschulabschluss verfügt, und der immer noch relativ eingeschränkten Bereitschaft von ausbildungsinteressierten jungen Menschen mit höheren Schulabschlüssen, auf die vermeintlich typischen „Hauptschülerberufe“ zuzugehen. Dies mag augenscheinlich auch damit zu tun haben, dass die vermeintlich typischen „Hauptschülerberufe“ häufiger als die sonstigen Berufe mit bestimmten Nachteilen verbunden sind (vgl. Ulrich 2016; Granato/Milde/Ulrich 2018): Die Ausbildungsvergütung fällt im Schnitt etwas niedriger aus, und es gibt in dieser Gruppe auch kaum Berufe, die schon aufgrund ihres Namens auf Tätigkeiten hinweisen, die von den Jugendlichen für überdurchschnittlich attraktiv gehalten werden. Dazu zählt zum Beispiel, mit Medien zu tun zu haben, gestalterische oder kaufmännische Tätigkeiten zu verrichten und als Fachangestellte/-r zu arbeiten. Darüber hinaus ist das Geschlechterungleichgewicht im Schnitt in den vermeintlich typischen „Hauptschülerberufen“ größer; wer in einem Beruf mit ausgeglichenem Geschlechterverhältnis arbeiten möchte, findet solche Gegebenheiten außerhalb der vermeintlich typischen „Hauptschülerberufe“ öfter vor. 

Gleichwohl zeigen multivariate Analysen, in denen all diese Aspekte auch unter Berücksichtigung ihrer gegenseitigen Zusammenhänge untersucht wurden, dass die Quote der unbesetzten Plätze in statistischer Hinsicht am deutlichsten davon bestimmt wird, wie hoch traditionell der Anteil der Personen mit maximal Hauptschulabschluss unter den Ausbildungsanfängern/-anfängerinnen ist. Die sonstigen oben genannten Aspekte spielen im Vergleich dazu nur eine relativ geringe Rolle (vgl. Ulrich 2016; Granato/Milde/Ulrich 2018). Womöglich ist es im Wesentlichen das scheinbare Signal eines vermeintlich geringeren Bildungsniveaus in diesen Berufen, welchem viele Jugendliche mit höheren Schulabschlüssen ausweichen möchten, geleitet von der Vermutung, dass ein vermeintlich geringeres Bildungsniveau mit weniger Prestige in der Gesellschaft verbunden ist. Dies trifft sich mit zentralen berufswahltheoretischen Annahmen (vgl. Eberhard/Scholz/Ulrich 2009; Ziegler/Engin/Rotter 2020). Tatsächlich scheinen viele junge Menschen bei ihrer Berufswahl auch von ihren Bedürfnissen nach sozialer Anerkennung geleitet zu werden, mit der Gefahr, dass sie sich infolgedessen auch an bloßen beruflichen und bildungsbezogenen Klischeevorstellungen in der Gesellschaft orientieren (vgl. Matthes 2019; Oeynhausen/Ulrich 2020).

  • 4

    Eine tabellarische Darstellung der Ausprägungen aller Marktindikatoren auf Ebene der Arbeitsagenturen findet sich in Anlehnung an den Aufbau in Tabelle A1.1.2-2 Internet siehe Milde u. a. 2020.