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Im Jahr 2019 wurden 525.100 neue Ausbildungsverträge und damit 6.300 weniger als im Jahr 2018 (531.400) geschlossen. PROSIMA hat in der Vorausschätzung für das Jahr 2019 diesen Rückgang mit 522.700 Neuabschlüssen prognostiziert. Dabei wurde in der Vorausschau bereits darauf hingewiesen, dass für eine höhere Anzahl an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen vor allem die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen erhöht werden müsste. Die Zahl der Ausbildungsplatznachfrager/-innen ging jedoch von 556.000 (alte Definition) bzw. 610.000 (erweiterte Definition) im Jahr 2018 entsprechend der Prognose (546.700 bzw. 598.800) auf 549.600 bzw. 596.800 zurück. Dies hängt auch damit zusammen, dass der Rückgang der bei der BA gemeldeten Bewerber/-innen von rund 535.600 im Jahr 2018 auf 511.800 im Jahr 2019 ebenfalls antizipiert wurde (geschätzt 518.400). 

Eine Trendwende zeigte sich hingegen bei der Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen. Erstmals seit dem Jahr 2009 stiegen diese nicht weiter an, sondern gingen von 57.700 im Jahr 2018 auf 53.100 im Jahr 2019 zurück. PROSIMA hat hier einen Anstieg auf 63.400 prognostiziert. Das Vertrauensintervall der Schätzung legte bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% jedoch auch nahe, dass die unbesetzten Plätze bis auf 49.300 zurückgehen könnten. Das Ausbildungsplatzangebot nahm von rund 589.100 im Jahr 2018, um rund 10.900 Plätze auf 578.200 ab. PROSIMA ging von einem weniger starken Rückgang auf 586.100 Plätze aus, wobei das Vertrauensintervall auch einen noch stärkeren Rückgang auf bis zu 569.400 Plätze umfasste.

Um die Gesamtzahl der dualen Ausbildungsplätze, welche die Betriebe, Praxen und Verwaltungen zu Beginn der Planungsperiode als mögliches Ausbildungsangebot in Betracht ziehen, neu einzurichten oder wieder zu besetzen gedenken, wird in PROSIMA – jenseits des institutionell erfassten Ausbildungsplatzangebotes – auch ein latentes Angebotspotenzial geschätzt. Gegensätzlich dazu entspricht das Nachfragepotenzial der latenten Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. 

Angebotspotenzial und Nachfragepotenzial

Das Angebotspotenzial entspricht der latenten Gesamtzahl der dualen Ausbildungsplätze, welche die Betriebe, Praxen und Verwaltungen zu Beginn der Planungsperiode als mögliches Ausbildungsangebot in Betracht ziehen, neu einzurichten oder wieder zu besetzen gedenken – unabhängig davon, ob sie die Arbeitsverwaltung über ihre Absichten und Stellen informieren, wie intensiv sie suchen und wie erfolgreich sie bei der Akquisition von Auszubildenden sind. 

Das Nachfragepotenzial entspricht der latenten Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Hierzu werden alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerechnet, die sich zwischen dem 1. Oktober des Vorjahres und dem 30. September für eine duale Berufsausbildung interessierten. Im Unterschied zur Ausbildungsplatznachfrage zählen hierzu auch jene Personen, die ihr Ausbildungsinteresse noch vor dem 30. September wieder aufgegeben oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben haben.

Das Angebotspotenzial ist zwischen den Jahren 2013 und 2017 nahezu konstant geblieben, hat sich dann aber im Jahr 2018 um rund 1,7% erhöht, was sich auch in einer gestiegenen Anzahl an Neuabschlüssen wiederspiegelte. In der Vorausschau des BIBB-Datenreports 2019 (Kapitel A2.2) wurde auf diese Entwicklung im Besonderen hingewiesen, da zu diesem Zeitpunkt unklar war, ob es sich um einen langfristig andauernden oder um einen Sondereffekt handelte. Die Ausbildungsstatistik zum 30.09.2019 verdeutlichte, dass es sich eher um einen Sonder- bzw. Vorzugseffekt gehandelt haben muss, der vielleicht auch aufgrund politischer Initiativen wie der Allianz für Aus- und Weiterbildung stimuliert wurde. Im Jahr 2019 ging das Angebotspotenzial im Vergleich zum Jahr 2018 um 0,7% zurück. Der Rückgang des Angebotspotenzials ist weniger durch die wirtschaftliche Entwicklung bedingt, als vielmehr durch die gegenseitige Abhängigkeit von Angebots- und Nachfragepotenzial. So geht auch das Nachfragepotenzial seit dem Jahr 2007 kontinuierlich zurück und konnte nur aufgrund des Ausbildungsinteresses Geflüchteter in den Jahren 2016 und 2017 leicht erhöht werden. Mittlerweile finden sich ausbildungsinteressierte Geflüchtete aber bereits in den Statistiken der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen wieder, sodass sie nicht mehr als Sonderfaktoren in PROSIMA berücksichtigt wurden. Das Nachfragepotenzial ging deshalb vom Jahr 2018 auf das Jahr 2019 um 1,2% zurück.

Wesentlich für eine korrekte Prognose sind die Rahmenbedingungen, unter welchen diese zustande kommt. In der Vorausschau werden deshalb regelmäßig Sensitivitätsanalysen durchgeführt, um die Prognoseunsicherheiten zu verdeutlichen. Für das Jahr 2019 wurde in PROSIMA von einem Wirtschaftswachstum von 1% gegenüber dem Jahr 2018 ausgegangen. Tatsächlich fiel das Wachstum jedoch mit 0,6% geringer aus. Auf die Zahl der bei der BA gemeldeten Ausbildungsstellen hatte das verlangsamte Wachstum aber keinen negativen Einfluss. So stiegen diese um rund 6.600 von 565.400 im Jahr 2018 auf 572.000 im Jahr 2019 an. Hier hatte PROSIMA mit einem Rückgang von rund 17.000 auf 548.600 gerechnet. Das ansteigende Meldeverhalten ist insbesondere vor dem geschilderten Rückgang der unbesetzten Ausbildungsstellen und der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge hervorzuheben. Während die Zahl der Neuabschlüsse seit dem Jahr 2013 nahezu konstant blieb, machte sich die zunehmende Meldebereitschaft der Betriebe, Praxen und Verwaltungen vor allem in der Zahl der gemeldeten, unbesetzten Stellen bemerkbar. 

Wären für das Jahr 2019 sowohl das Wirtschaftswachstum, das Angebots- und Nachfragepotenzial als auch die bei der BA gemeldeten Stellen und Bewerber/-innen bekannt gewesen, so wäre die geschätzte Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit 520.600 etwas geringer ausgefallen als tatsächlich (522.700). Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze wäre aber auf 64.200 angestiegen, sodass die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen somit rund 584.800 betragen hätte. Die Zahl der unvermittelten Bewerber/-innen (24.100) und unvermittelten Bewerber/-innen mit Alternative (50.600) wären hingegen etwas geringer ausgefallen, sodass die Ausbildungsplatznachfrage mit 544.700 (alte Definition) bzw. 595.100 Bewerberinnen und Bewerber (erweiterte Definition) ebenfalls geringer ausgefallen wären. 

Die Ex-post-Berechnungen verdeutlichen, dass die Schätzung der Neuabschlüsse unter Kenntnis der Rahmenbedingungen noch näher am tatsächlichen Wert gelegen hätte. Sie zeigen aber auch, dass die Schätzung der unbesetzten Ausbildungsstellen eine große Herausforderung darstellt, da sie auch von Faktoren abhängt, die sich nur schwer quantifizieren lassen. Die geschilderte Entwicklung und die Ex-post-Analysen legen damit den Schluss nahe, dass ohne die gestiegene betriebliche Einschaltung der BA vermutlich noch weniger Bewerber/-innen auf freie Stellen hätten vermittelt werden können.