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Im folgenden Kapitel werden die Bestandszahlen der Auszubildenden im Zeitverlauf insgesamt sowie differenziert nach den einzelnen Zuständigkeitsbereichen und ausgewählten Merkmalen (Geschlecht, Staatsangehörigkeit) auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik (vgl. Kapitel A5.1) betrachtet. Bei den Bestandszahlen handelt es sich um eine Zählung der Auszubildenden über alle Ausbildungsjahre (1., 2., 3. und 4. Ausbildungsjahr). Zum Auszubildendenbestand zählen alle Personen, die jeweils zum 31. Dezember in einem Ausbildungsverhältnis mit einem Ausbildungsvertrag nach BBiG bzw. HwO stehen. Daher geben die Bestandszahlen Aufschluss über den Umfang der gesamten Ausbildungsleistung von Betrieben und Berufsschulen. 

Am 31. Dezember 2018 waren bundesweit 1.330.764 Personen als Auszubildende in einer dualen Berufsausbildung nach BBiG bzw. HwO gemeldet. Damit war die Bestandszahl wie bereits 2017 erneut angestiegen (+0,5%) Tabelle A5.2-1

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Auszubildendenbestand beim regionalen Vergleich prozentual in Ostdeutschland stärker gestiegen (+1,4%) als in Westdeutschland (+0,4%). Die Langzeitreihe zeigt jedoch, dass sich seit 1997 – dem Jahr mit dem höchsten Wert für Ostdeutschland – der Bestand an Auszubildenden in den östlichen Bundesländern mehr als halbierte (-55,5%). In Westdeutschland zeigt sich diese Entwicklung zeitverzögert erst seit dem Jahr 2008 (2008 vs. 2018: -11,9%). Wie im Vorjahr bedeutet dies, dass auch im Berichtsjahr 2018 nur noch jede/-r siebte Jugendliche (14,1%) in Ostdeutschland ausgebildet wurde. 1997 war es noch rund jede/-r vierte (25,9%).

Der deutliche Rückgang bei den Bestandszahlen bis zum Jahr 2016 ist auf den starken demografischen Einbruch in der jugendlichen Wohnbevölkerung zurückzuführen. Dies galt in den vergangenen Jahren insbesondere für Ostdeutschland. Eine Übersicht zur langfristigen Entwicklung der Auszubildendenzahlen differenziert nach den einzelnen Bundesländern seit 1992 findet sich in Tabelle A5.2-2 Internet.55 Zur Analyse der aktuellen Entwicklung am Ausbildungsstellenmarkt für das Berichtsjahr 2019 vgl. Kapitel A1 und Milde u. a. 2020.

Tabelle A5.2-1: Auszubildende am 31. Dezember nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2018 (Teil 1)1

Tabelle A5.2-1: Auszubildende am 31. Dezember nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet sowie West- und Ostdeutschland 1992 bis 2018 (Teil 2)1

Bestandsentwicklung in den Zuständigkeitsbereichen

Maßgeblich für die Zuordnung der Auszubildenden zu den Zuständigkeitsbereichen ist in der Regel nicht der Ausbildungsbetrieb, sondern die für den Ausbildungsberuf zuständige Stelle (vgl. Erläuterung in Kapitel A1.2). So sind in der Berufsbildungsstatistik beispielsweise diejenigen Auszubildenden, die im öffentlichen Dienst oder in den freien Berufen für Berufe der gewerblichen Wirtschaft ausgebildet werden, – je nach zuständiger Stelle – den Bereichen Industrie und Handel oder Handwerk zugeordnet. 

Bei einer differenzierteren Betrachtung der Bestandszahlen nach den einzelnen Zuständigkeitsbereichen zeigt sich, dass die leicht positive Entwicklung beim Auszubildendenbestand im Berichtsjahr 2018 nicht in allen Zuständigkeitsbereichen gleichermaßen angekommen war. Während Industrie und Handel, das Handwerk, der öffentliche Dienst und die freien Berufe Zuwächse verzeichnen konnten, ging der Auszubildendenbestand in der Landwirtschaft und der Hauswirtschaft zurück Schaubild A5.2-1, Tabelle A5.2-1

Schaubild A5.2-1: Entwicklung der Zahl der Auszubildenden am 31. Dezember von 1992 bis 2018 nach Zuständigkeitsbereichen (Basis = 1992)

Im quantitativ deutlich größten Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel waren zum 31. Dezember 2018 bundesweit 772.890 Auszubildende (rund 58% des Gesamtbestandes) beschäftigt. Der Bestand verzeichnet damit einen leichten Zuwachs von 0,3% im Vergleich zum Vorjahr. Auch hier war der Zuwachs in Ostdeutschland etwas größer (+1,0%) als in Westdeutschland (+0,2%). Der bundesweit niedrigste Bestand in diesem Bereich war 1995 mit 702.867 Auszubildenden erreicht, der höchste im Jahr 2008 mit 934.221.

Im zweitgrößten Zuständigkeitsbereich – dem Handwerk – kam es, nach stetig rückläufigen Bestandszahlen bis zum Jahr 2016, in den letzten beiden Berichtsjahren 2017 und 2018 wieder zu einem Anstieg. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Bestandszahl 2018 um 0,8% auf nunmehr 367.134 Auszubildende. Der prozentuale Anstieg war in den ostdeutschen Bundesländern mit 2,1% stärker als in den westdeutschen (+0,6%). Der Langzeitvergleich zeigt, dass nach einer positiven Entwicklung bis Mitte der 1990er-Jahre im Zuge des Aufbaus handwerklicher Wirtschaftsstrukturen in Ostdeutschland die bundesweit rückläufige Tendenz bei der Zahl der Auszubildenden in diesem Bereich seit 1998 anhielt und im Jahr 2016 den tiefsten Stand seit 1992 markierte. Durch den Anstieg in den Jahren 2017 und 2018 ist dieser negative Trend vorerst gestoppt. Dennoch zeigt sich beim Blick auf die vergangenen Jahre, dass insgesamt der Rückgang der Auszubildendenzahlen in Ostdeutschland deutlich stärker war als in Westdeutschland. 1997 wurden in Ostdeutschland noch 179.223 Personen im Zuständigkeitsbereich Handwerk ausgebildet. Im Jahr 2018 waren dies hier lediglich noch 50.058. Dies bedeutet einen Rückgang von rund -72% (Westdeutschland: rund -30%; Bundesgebiet: rund -42%).

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der Ausbildungsverhältnisse in den dualen Ausbildungsberufen des Zuständigkeitsbereichs des öffentlichen Dienstes erneut recht deutlich gestiegen (+3,7%). Aber auch in diesem Zuständigkeitsbereich sind die Bestandszahlen an Auszubildenden seit 1993 deutlich rückläufig. Lag der Bestand 1993 in diesem Bereich noch bei 73.512, so ist er im Laufe der Jahre auf 40.095 (2018) gesunken (-45,5%). Der Abwärtstrend ab 1994 resultierte – neben der demografischen Entwicklung – vor allem aus der Privatisierung im Post- und Bahnbereich sowie der Aufhebung des dualen Ausbildungsberufs Sparkassenkaufmann/-kauffrau und dem Wechsel der entsprechenden Ausbildungsberufe in den Zuständigkeitsbereich von Industrie und Handel. Der deutliche Rückgang im Jahr 2007 dürfte zu einem gewissen Teil auf die Umstellung in der Berufsbildungsstatistik zurückzuführen sein56 sowie auf ein verändertes Ausbildungsverhalten im öffentlichen Dienst (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel A5.2.1).

Das Betriebsmerkmal „Zugehörigkeit zum öffentlichen Dienst“ wird seit der Revision der Berufsbildungsstatistik erfasst. Daraus ergibt sich, dass für das Jahr 2018 zu den 40.095 gemeldeten Auszubildenden des öffentlichen Dienstes mindestens 16.473 Auszubildende hinzugerechnet werden, die im öffentlichen Dienst in Berufen der anderen Zuständigkeitsbereiche ausgebildet wurden (zu 54,0% gehörten sie dem Bereich Industrie und Handel, zu 17,5% dem Handwerk und zu 20,1% der Landwirtschaft an; den freien Berufen und der Hauswirtschaft entstammten 4,9% bzw. 3,6% der Auszubildenden). Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass das Merkmal „Zugehörigkeit der Ausbildungsstätte zum öffentlichen Dienst“ im Rahmen der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter noch untererfasst ist.57 

In den freien Berufen ist der Auszubildendenbestand von 2017 nach 2018 leicht von 112.140 auf 112.806 Auszubildende gestiegen (+0,6%). Mit +2,5% war der Anstieg in Ostdeutschland anteilig größer als in den westlichen Bundesländern (+0,4%). Bundesweit lag die Bestandszahl im Jahr 1996 mit 160.593 Auszubildenden am höchsten. Seither ist ein relativ konstanter Rückgang zu verzeichnen, der seit dem Jahr 2015 zum Stillstand gekommen ist. Im Langzeitvergleich ergibt sich dennoch, dass 2018 knapp ein Drittel weniger Auszubildende im Bereich der freien Berufe zu finden waren als Mitte der 1990er-Jahre.

Anders als die Entwicklungen in den zuvor beschriebenen Zuständigkeitsbereichen, war die Zahl der Auszubildenden in der Landwirtschaft im Vergleich zum Vorjahr rückläufig und lag 2018 bei 32.493 (-1,2%). Auch regional ergeben sich leichte Unterschiede (Westdeutschland -1,3%; Ostdeutschland -0,9%). Langfristig betrachtet nahm der Bestand an Auszubildenden in Berufen der Landwirtschaft zwischen 1993 und 2007 stark zu (+13.209 bzw. 44,5%). Seit dem Jahr 2008 geht die Bestandszahl jedoch wieder deutlich zurück und 2018 war sie nahezu identisch mit dem Wert von 1992. 

Im vergleichsweise kleinen Zuständigkeitsbereich Hauswirtschaft war der Bestand an Auszubildenden – wie bereits in den vergangenen Jahren – auch im Berichtsjahr 2018 erneut rückläufig (-4,3%). Damit wurden hier 2018 nur noch 5.346 Personen ausgebildet. Dabei fiel der Rückgang in der Hauswirtschaft regional differenziert in Westdeutschland (-4,7%) deutlicher aus als in Ostdeutschland (-3,1%). Der rückläufige Trend zeigt sich seit Ende der 1990er-Jahre. Die meisten Auszubildenden wurden mit 14.097 im Jahr 1998 erreicht. Im Vergleich zu diesem Höchstwert lag der Bestand 2018 nur auf gut einem Drittel des Ausgangswerts (-62,1%). In Ostdeutschland gab es einen noch deutlich stärkeren Rückgang allein in den letzten 14 Jahren. Zwischen 2004 und 2018 fiel der Bestand hier um rund 74%.

Der Zuständigkeitsbereich Seeschifffahrt umfasste ausschließlich Meldungen für den Beruf Schiffsmechaniker/-in und war dementsprechend klein. Seit 2008 wird er nicht mehr für die Berufsbildungsstatistik gemeldet (Bestand bei letzter Meldung 2007: 963 Auszubildende).58

Frauenanteil in dualen Ausbildungsberufen

Der Frauenanteil an allen Auszubildenden im dualen System der Berufsausbildung lag im Berichtsjahr 2018 mit 36,1% erneut niedriger als im Vorjahr (2017: 37,0%) Tabelle A5.2-3. Damit setzte sich der rückläufige Trend der vergangenen Jahre fort und der Bestand weiblicher Auszubildender lag 2018 anteilig rund 5,0 Prozentpunkte niedriger als noch Anfang der 2000er-Jahre (2002: 41,0%). Die Gründe hierfür sind vielfältig und zum Teil auch dem demografischen Wandel geschuldet. Infolge niedriger Geburtenraten ist die Zahl der jungen Frauen und Männer in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Bei den Männern konnte die dadurch entstandene Nachfragelücke nach dualer Ausbildung allerdings durch die starke Zuwanderung männlicher Migranten zu großen Teilen gefüllt werden. Zu einem derartigen Kompensationseffekt kam es bei den Frauen nicht bzw. nur bedingt. Außerdem hatte eine insgesamt in den letzten Jahren gestiegene schulische Vorbildung für beide Geschlechter unterschiedliche Folgen. Die jungen Frauen wandten sich zunehmend von den dualen Ausbildungsangeboten in den vermeintlich „einfacheren“ Dienstleistungsberufen ab und gingen stattdessen verstärkt auf Ausbildungsangebote der Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufe, des öffentlichen Dienstes und der Hochschulen ein.59

Tabelle A5.2-3: Frauenanteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet 1992 bis 2018 (in %)1

Weitere Gründe für dieses Ungleichgewicht bei den geschlechtsspezifischen Anteilen liegen – den Ergebnissen der BA/BIBB-Bewerberbefragung zufolge – auch maßgeblich an den unterschiedlichen beruflichen Wünschen. Die Literatur zur Berufswahl belegt, dass Frauen eine sehr viel schwächere Neigung zu technischen Berufen haben (vgl. Nissen/Keddi/Pfeil 2003). Sie interessieren sich vorrangig für kaufmännische und Dienstleistungsberufe und streben überproportional eine schulische Berufsausbildung an (vgl. Beicht/Walden 2014). Hinzu kommt, dass als Folge der Tertiarisierung – also dem Wandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft – zunehmend auch Männer eine Ausbildung im Dienstleistungsbereich aufnehmen und dadurch der ohnehin schon starke Konkurrenzdruck unter den Bewerberinnen in ihren bevorzugten Berufen durch zunehmend männliche Konkurrenz weiter erhöht wird (vgl. Kroll 2015). Dennoch kommen gewerblich-technische Berufe, die im dualen Berufsbildungssystem nach wie vor eine bedeutende Rolle spielen, für Frauen kaum in Betracht. Diese Unterschiede zeigen sich auch deutlich bei einer berufsspezifischen Betrachtung und bei dem Vergleich des Frauenanteils in den unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen.

So gibt es Zuständigkeitsbereiche, in denen fast ausschließlich Frauen zu finden sind. Bei den freien Berufen ergibt sich 2018 ein Frauenanteil von 92,0%, welcher bei der Betrachtung der letzten Jahre zwar leicht rückläufig, aber dennoch relativ konstant ist. Gleiches gilt für den Hauswirtschaftsbereich, in welchem ebenfalls knapp neun von zehn Auszubildenden weiblich sind (88,6%). Im Zuständigkeitsbereich des öffentlichen Dienstes ist der Frauenanteil an allen Auszubildenden mit Werten zwischen 63% bis 65% seit 1999 ebenfalls überdurchschnittlich hoch und im Vergleich zum Jahr 1992 (50,7%) im Zeitverlauf deutlich angestiegen. 

In den großen Zuständigkeitsbereichen Industrie und Handel und Handwerk stellt sich die Situation anders dar. Frauen sind hier zunehmend deutlich unterrepräsentiert. Im Bereich Industrie und Handel ist der Frauenanteil seit Mitte der 1990er-Jahre von 43,5% (1996) auf nur noch 34,7% im Jahr 2018 gesunken. Derart starke Rückgänge im Langzeitvergleich ergeben sich im Handwerk beim Frauenanteil nicht. Zwar liegt dieser auch 2018 mit 19,2% niedriger als noch im Vorjahr (2017: 20,3%), 1996 lag er aber bspw. mit 19,3% auf dem jetzigen Niveau. Ebenfalls unterdurchschnittlich zeigte sich der Anteil an Frauen im Bereich der Landwirtschaft, der sich mit 22,7% nahezu auf dem Vorjahresniveau befand (2017: 22,6%). Allerdings zeigt dieser Bereich die Besonderheit, dass er der einzige ist, in dem der Frauenanteil in den letzten Jahren nicht mehr rückläufig ist, sondern seit mehreren Jahren kontinuierlich kleinere Zuwächse zu verzeichnen hat. 

Betrachtet man die Ausbildungsberufe im dualen System im Einzelnen, zeigt sich eine deutliche Geschlechtersegregation derart, dass ein Großteil der Ausbildungsberufe entweder überwiegend mit Frauen oder überwiegend mit Männern besetzt ist (vgl. Richter/Jahn 2015). Diese berufsstrukturellen Unterschiede sind seit Mitte der 1980er-Jahre annähernd unverändert (vgl. Uhly 2007). Ebenfalls unverändert ist seit Jahren eine starke Fokussierung beider Geschlechter auf nur wenige Berufe. Diese ist allerdings bei Frauen deutlich stärker ausgeprägt als bei Männern. So zeigte sich, dass sich über die Hälfte (50,7%) aller weiblichen Auszubildenden im dualen System im Jahr 2018 auf nur neun Berufe verteilte; das Spektrum bei den männlichen Auszubildenden war dagegen mit 16 Berufen deutlich größer. Die starke Fokussierung – insbesondere junger Frauen – auf wenige Berufe wurde schon in der Vergangenheit beobachtet (vgl. Kroll 2015). Die Ursachen hierfür sind vielfältig und sowohl bei den nachfragenden Jugendlichen als auch beim Angebotsspektrum und dem Rekrutierungsverhalten der Betriebe zu suchen.

Ausländeranteil in dualen Ausbildungsberufen

Seit Anfang der 1990er-Jahre war der Anteil an Auszubildenden mit ausländischem Pass60 stark zurückgegangen. Lag der Ausländeranteil an allen Auszubildenden 1994 noch bei 8,0%, so hatte er sich bis zum Jahr 2006 nahezu halbiert (4,2%). Der zwischenzeitliche Rückgang des Ausländeranteils unter den Auszubildenden des dualen Systems seit Mitte der 1990er-Jahre ist z. T. auf verstärkte Einbürgerungen zurückzuführen. In der Wohnbevölkerung ging der Anteil ebenfalls zurück. Auf der anderen Seite dürften aber auch erhebliche Engpässe auf dem Ausbildungsmarkt in der Vergangenheit zu einer längeren und schwierigeren Übergangsphase – insbesondere für ausländische Jugendliche – beigetragen haben (vgl. Kroll/Granato 2013). 

In den letzten Jahren hat sich dieser rückläufige Trend umgekehrt. Seit dem Jahr 2007 ist der Ausländeranteil wieder stetig angestiegen. Mit 9,9% (131.397 Auszubildende) hat er 2018 den höchsten Stand seit 1992 erreicht Tabelle A5.2-4. Maßgeblich dürfte diese Entwicklung durch den deutlichen Anstieg der Zahl Geflüchteter bedingt sein. Insbesondere die Bestandszahlen der ausländischen Auszubildenden mit einer Staatsangehörigkeit aus einem (nichteuropäischen) Asylherkunftsland61 hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen (Bestand 2012: 2.763 vs. 2018: 37.323).62 Allerdings ist festzuhalten, dass es sich bei der Gruppe der Auszubildenden mit einer Staatsangehörigkeit aus einem Asylherkunftsland nicht um eine eindeutige Abgrenzung von Geflüchteten handelt. Hier können ebenso gut zu einem Teil Personen enthalten sein, die schon länger in Deutschland leben und die auch über andere Migrationswege (u. a. Arbeitsmigration, Familiennachzug) nach Deutschland gekommen sind.

Tabelle A5.2-4: Ausländeranteil an allen Auszubildenden nach Zuständigkeitsbereichen, Bundesgebiet 1992 bis 2018 (in %)1

Für eine Einschätzung des Ausmaßes der Integration in die duale Berufsausbildung ist der Ausländeranteil unter den Auszubildenden kein geeigneter Indikator. Um diese Einschätzung vornehmen zu können, muss der Ausländeranteil unter den Auszubildenden in Relation zum Ausländeranteil in der Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter gesetzt werden. Dies geschieht mit der Analyse der Ausbildungsanfängerquote der Jugendlichen in Kapitel A5.8. Der Ausländeranteil eignet sich jedoch für einen Vergleich der Zuständigkeitsbereiche bzw. auch für Analysen auf der Ebene der Einzelberufe. 

In allen Zuständigkeitsbereichen ist der Anteil der Ausländer im Vergleich zum Vorjahr – wenn auch teils deutlich unterschiedlich stark – gestiegen Tabelle A5.2-4. Wie bereits im letzten Jahr konnte das Handwerk 2018 mit einem Plus von 2,2 Prozentpunkten die deutlichsten Zuwächse verzeichnen. Damit lag der Ausländeranteil 2018 im Handwerk bei 13,1% und hat sich seit 2012 (6,3%) mehr als verdoppelt. Berufe mit einem überdurchschnittlich hohen Ausländeranteil unter den Auszubildenden im Bereich des Handwerks waren: Bäcker/-in (29,5%), Friseur/-in (27,1%) und Stuckateur/-in (25,9%).

Im größten Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel lag der Anteil an Ausländern 2018 insgesamt bei 8,3% und damit erneut über dem Wert vom Vorjahr, aber auch immer noch unter dem Gesamtdurchschnitt von 9,9%. Einzelne ausgewählte Berufe mit einem überproportional hohen Ausländeranteil waren hier: Fachkraft im Gastgewerbe (41,1%), Fachkraft für Metalltechnik (24,7%) und Restaurantfachmann/-fachfrau (24,7%).

Die freien Berufe sind weiterhin der Zuständigkeitsbereich mit dem im Vergleich höchsten Ausländeranteil, und dieser ist von 2017 (13,4%) noch einmal um 1,1 Prozentpunkte auf nunmehr 14,5% gestiegen. Ausschlaggebend hierfür waren die überproportional hohen Anteile an ausländischen Auszubildenden in den stark besetzten Berufen Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r (31.638 Auszubildende; Ausländeranteil: 24,9%) und Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r (3.561 Auszubildende; Ausländeranteil: 22,9%). Außerdem findet man in diesen beiden Berufen in der Gruppe der ausländischen Auszubildenden fast ausschließlich Frauen (96,5% bzw. 89,0%). Auffällig ist auch, dass sich knapp ein Drittel (31,7%) aller weiblichen Auszubildenden mit ausländischem Pass 2018 in der Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten, Medizinischen Fachangestellten oder Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten befand. 

Der Anteil an ausländischen Auszubildenden im Bereich der Hauswirtschaft ist zwischen 2017 und 2018 leicht von 8,2% auf 8,5% gestiegen. Ebenfalls nur leicht angestiegen sind im Vorjahresvergleich die Anteilswerte im öffentlichen Dienst (2017: 3,0% vs. 2018: 3,3%) und im Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaft (2017: 2,5% vs. 2018: 3,1%). 

(Stephan Kroll)

  • 55

    Eine ausführlichere Übersicht zu ausgewählten Merkmalen auf Ebene der einzelnen Bundesländer findet sich in Kapitel A5.3.

  • 56

    Nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes führte die Umstellung der Datenlieferung im Jahr 2007 insbesondere im Zuständigkeitsbereich des öffentlichen Dienstes zu Einschränkungen in der zeitlichen Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Allerdings zeigt sich auch in der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im Jahr 2007 ein starker Rückgang in den Berufen des öffentlichen Dienstes. Insofern ist unklar, in welchem Ausmaß der Rückgang in den Ausbildungsberufen des öffentlichen Dienstes in der Berufsbildungsstatistik durch die Umstellung der Datenlieferung und in welchem Maße durch reale Entwicklungen bedingt ist.

  • 57

    Auf Basis eines für das Berichtsjahr 2016 durchgeführten Abgleichs mit Daten der Personalstandstatistik des Statistischen Bundesamtes könnte eine Untererfassung für das Berichtsjahr 2016 von ca. 17% vorgelegen haben (vgl. Kapitel A6.2). Der Abgleich ist nicht unproblematisch und muss unter spezifischen Annahmen erfolgen, siehe hierzu Uhly/Kroll 2019: Erläuterungen zum Datensystem Auszubildende (DAZUBI), Hinweise zu den einzelnen Berichtsjahren, URL: https://www.bibb.de/dokumente/pdf/dazubi_berichtsjahre.pdf

  • 58

    Da der Ausbildungsberuf nicht nach BBiG oder HwO geordnet ist, sondern einen vergleichbar geregelten Beruf außerhalb des Geltungsbereichs des BBiG darstellt, wurde er bis 2007 freiwillig gemeldet (die gesetzliche Grundlage für die Berufsbildungsstatistik, insbesondere § 88 BBiG, betrifft nur Ausbildungsberufe, die nach BBiG bzw. HwO geregelt sind). Mit den erweiterten Meldepflichten im Rahmen der Revision der Berufsbildungsstatistik durch das BerBiRefG wurde die Datenmeldung im Jahr 2008 eingestellt. Ausbildungsverträge werden im Zuständigkeitsbereich der Seeschifffahrt weiterhin abgeschlossen.

  • 59

    Für ausführlichere Informationen zu den Gründen sinkender Ausbildungsbeteiligung junger Frauen siehe auch Dionisius/Kroll/Ulrich 2018.

  • 60

    In der Berufsbildungsstatistik wird die Staatsangehörigkeit der Auszubildenden erfasst, ein möglicher Migrationshintergrund kann jedoch nicht ausgewiesen werden. Als ausländische Auszubildende werden alle Auszubildenden ohne deutschen Pass gezählt. Jugendliche, die sowohl über eine deutsche als auch eine nicht deutsche Staatsangehörigkeit verfügen, werden nicht als ausländische Auszubildende erfasst.

  • 61

    Es handelt sich hierbei um eine Differenzierung der BA. Das Aggregat „Personen mit einer Staatsangehörigkeit aus einem der zugangsstärksten Herkunftsländern von Asylbewerbern“ oder kurz „Asylherkunftsländer“ wird (seit Juni 2016) durch die BA folgendermaßen definiert: „In das Aggregat wurden die nichteuropäischen Länder aufgenommen, die in den letzten Jahren zu den Ländern mit den meisten Asylerstanträgen gehörten; es umfasst folgende acht Länder: Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien“ (Bundesagentur für Arbeit 2017).

  • 62

    Eine differenziertere Analyse zu dieser Personengruppe findet sich in Kroll/Uhly 2018.