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Fachportal AusbildungPlus

Mit AusbildungPlus bietet das BIBB ein datenbasiertes Informationssystem zu dualen Studiengängen und Zusatzqualifikationen in der beruflichen Erstausbildung. Das Portal möchte einen möglichst umfassenden Überblick über die vorhandenen Qualifizierungsangebote in den genannten Bereichen zur Verfügung stellen und auf der Grundlage dieser Datenbasis zur Transparenz innerhalb der Bildungslandschaft beitragen.

Kernstück des Fachportals ist eine umfangreiche Datenbank, in der die Angebote dokumentiert und fortlaufend aktualisiert werden. Die Informationen über Zusatzqualifikationen basieren auf freiwilligen Eingaben der Bildungsanbieter (Kammern, Betriebe, Berufsschulen etc.). Alle interessierten Nutzerinnen und Nutzer können in der Datenbank kostenlos und zielgerichtet nach entsprechenden Ausbildungsangeboten recherchieren. Auch für die Einstellung und Veröffentlichung eines Ausbildungsangebots entstehen keine Kosten.

Hauptzielgruppe des Fachportals sind regionale Akteure der Bildungsberatung, also vor allem Kammern und Einrichtungen der Berufsberatung. Diese können hier alle relevanten Informationen bündeln und den Ratsuchenden vor Ort unmittelbar zur Verfügung stellen. Zudem stellt AusbildungPlus umfassende wissenschaftliche Unterstützungsdienstleistungen für Forschung und Politik zur Verfügung, die u. a. in Form von Anfragen an das BIBB herangetragen werden.

Das Instrument „Zusatzqualifikation“

Zusatzqualifikationen sind ein flexibles Mittel der Betriebe für eine vorausschauende Qualifizierungspolitik. Sie machen es möglich, aktuelle und spezifische Anforderungen im Kontext des technischen und digitalen Wandels bereits während der Ausbildung zusätzlich zu integrieren. Auszubildende können sich mit diesen speziellen Angeboten frühzeitig weiterführende Fachkenntnisse aneignen, die in der Ausbildung nicht vermittelt werden.

Der Begriff Zusatzqualifikation wird sowohl in der wissenschaftlichen Literatur als auch in der Praxis für eine Vielzahl von Qualifikationen und Bildungsprozessen in allen Bereichen des Bildungssystems verwendet. Sämtliche Maßnahmen, die über die in den Ordnungsmitteln formulierten Mindestanforderungen hinaus zu einem Kompetenzerwerb führen, werden unter diesem Begriff subsumiert. Eine einheitliche Definition und somit einheitliche Verwendung in der Praxis existieren bislang nicht. 

Das Fachportal AusbildungPlus legt folgende Kriterien zur Begriffsbestimmung fest und definiert Zusatzqualifikationen als Maßnahmen, die

  • sich an Auszubildende in einem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf nach BBiG im dualen System richten,
  • die Ausbildung durch zusätzliche Inhalte zu den Ausbildungsinhalten eines Berufes ergänzen, 
  • während der Berufsausbildung stattfinden oder unmittelbar nach Abschluss der Ausbildung, spätestens ein halbes Jahr danach abgeschlossen werden,
  • einen gewissen zeitlichen Mindestumfang aufweisen (im Normalfall mind. 40 Stunden) sowie 
  • durch ein Zertifikat/eine Prüfung eines Betriebes, eines Bildungsträgers oder einer Kammer (Dokumentation) abgeschlossen werden können. 

Ergebnisse der Portalauswertung der Kammerangebote 2018 

AusbildungPlus hat 2018 eine gesonderte Auswertung der Kammerangebote durchgeführt. Ziel dieser Auswertung war es, einen aktualisierten und vollständigen Überblick über die sog. geregelten Zusatzqualifikationen (per Rechtsvorschrift/-verordnung) der IHK und HWK im Bereich der beruflichen Erstausbildung zu erhalten, um auf Grundlage dieser Ergebnisse den Trend zu beschreiben, der sich bei den Kammern im Bereich der beruflichen Bildung abzeichnet. Die Betrachtung der Angebote an Zusatzqualifikationen allein von IHK und HWK, die sich in der der Datenbank finden, begründet sich mit der besonderen Rolle der kammerrelevanten Zusatzqualifikationen, die eine besondere Nähe zum Berufsbildungssystem aufweisen.

Darüber hinaus sind es besonders die kammerverordneten Zusatzqualifikationen, die Verknüpfungen zwischen beruflicher Ausbildung und Fortbildung ermöglichen und damit die Berufsbildung für leistungsstarke Jugendliche attraktiver gestalten.

In der Datenbank sind zum Stichtag 30. August 2018 insgesamt 244 dieser Angebote erfasst. Davon entfallen 214 Zusatzqualifikationen auf die IHK und 30 auf die HWK. Es gibt insgesamt acht Kategorien für die Systematisierung der Zusatzqualifikationen Tabelle A6.3-1.

Tabelle A6.3-1: Angebote von geregelten Zusatzqualifikationen (ZQ) nach inhaltlichem Schwerpunkt (gesamt)

Am stärksten unter den kammerverordneten IHK-Zusatzqualifikationen ist der Schwerpunkt Internationale Qualifikationen/Fremdsprachen (96) vertreten. Hierzu zählen neben Zusatzqualifikationen im Bereich Internationale Wirtschaft vor allem Fremdsprachen sowie Auslandspraktika/internationale Erfahrungen. 

Die zweitgrößte Gruppe bilden Zusatzqualifikationen mit den Schwerpunkten Betriebswirtschaft/Kaufmännischer Bereich (42) und Technik/Technologie (38). Der Bereich Technik/Technologie umfasst neben Maschinenbau, Elektro, Ökologie und Umwelt auch jene Zusatzqualifikationen, die sich inhaltlich auf das Thema Digitalisierung beziehen. Hierzu sind in der AusbildungPlus-Datenbank zum Stichtag insgesamt fünf Angebote erfasst, die von der IHK angeboten werden.

Bei der HWK werden Zusatzqualifikationen ausschließlich in den drei Bereichen Betriebswirtschaft/Kaufmännischer Bereich (BWL und Handel/Vertrieb/Marketing), Internationale Qualifikationen/Fremdsprachen (Auslandspraktika/Internationale Erfahrungen) und Technik/Technologie (Elektro, Kfz) angeboten. Zwei Drittel der Angebote gehören zum betriebswirtschaftlichen bzw. kaufmännischen Bereich. In diesen Fällen handelt es sich vor allem um den/die Betriebsassistent/-in, den/die Management Assistent/-in und den/die Geprüften Fachmann/Geprüfte Fachfrau für kaufmännische Betriebsführung. Zusatzqualifikationen im Bereich Internationale Qualifikationen/Fremdsprachen spielen mit nur sieben Angeboten bei der HWK im Gegensatz zu den IHK lediglich eine untergeordnete Rolle.

Die Auswertung der inhaltlichen Schwerpunkte der Kammerangebote in Bezug auf Zusatzqualifikationen zeigt, dass IHK und HWK ganz unterschiedlich mit den Möglichkeiten, der Rolle und der Bedarfe von (geregelten) Zusatzqualifikationen umgehen. Es gibt daher auch keinen einheitlichen Ansatz zu deren Umsetzung.

Eine ausführliche Darstellung des Themas ist der Veröffentlichung „AusbildungPlus. Zusatzqualifikationen in Zahlen 2019. Sonderauswertung der Kammerangebote“ zu entnehmen, die in Kürze erscheint.

(Silvia Hofmann, Maik König)