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Im Berichtsjahr 2018 hat sich die Beteiligung der Wirtschaft an der betrieblichen Ausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf niedrigerem Niveau weiter stabilisiert. Damit scheint der negative Trend aus den letzten zehn Berichtsjahren zumindest im Durchschnitt beendet zu sein, abzulesen an Indikatoren wie den Ausbildungsbetriebs- und Ausbildungsquoten. Erreicht wird dieses Ergebnis dadurch, dass die betriebliche Ausbildung wieder verstärkt Anschluss an die generelle Entwicklung der Betriebs- und Beschäftigtenzahlen gefunden hat, wenn auch nicht in allen Betriebsgrößenklassen, Wirtschaftssektoren und Bundesländern. Im Ergebnis bilden im Vergleich zu früheren Berichtsjahren weniger Betriebe mehr Nachwuchskräfte aus.

Definitionen und Indikatoren zur Messung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung

Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einschließlich Auszubildender, die kranken-, renten- oder pflegeversicherungspflichtig und/oder beitragspflichtig nach dem Recht der Arbeitsförderung sind oder für die der Arbeitgeber Beitragsanteile zu entrichten hat.

Als Auszubildende zählen alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ausbildung, die der BA über die Personengruppenschlüssel 102, 121, 122, 141 und 144 gemeldet wurden. Dies sind in der Regel Auszubildende, deren Ausbildungsverhältnis den Bestimmungen des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) bzw. der Handwerksordnung (HwO) unterliegt oder die eine Berufsausbildung auf unter Bundesflagge fahrenden Seeschiffen der Kauffahrteischifffahrt absolvieren. Aufgrund relativ weit gefasster Zuordnungskriterien fallen darunter auch Auszubildende im Gesundheitswesen, deren Ausbildung nicht durch BBiG/HwO geregelt ist.

Die Ausbildungsbetriebsquote misst den Anteil der Betriebe mit Auszubildenden an allen Betrieben mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich der Ausbildungsbetriebe. Bei der Berechnung der Ausbildungsbetriebsquote wird nicht zwischen Betrieben mit und ohne Ausbildungsberechtigung differenziert. 

Die Ausbildungsquote bezeichnet den Anteil der Auszubildenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich Auszubildender.

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat am 28. August 2014 eine Revision der Beschäftigungsstatistik und damit auch der Betriebsstatistik rückwirkend bis zum Jahr 1999 durchgeführt (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2014).164 Die Revision ist das Ergebnis einer modernisierten Datenaufbereitung mit genaueren Ergebnissen und zusätzlichen Inhalten für diese Statistik und beinhaltet u. a. eine umfassendere Abgrenzung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie eine verbesserte Zuordnung zur Beschäftigungsart.

Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in Deutschland

Nach Angaben der Beschäftigungsstatistik der BA beteiligten sich zum 31. Dezember 2018 von den bundesweit knapp 2,2 Mio. Betrieben mit mindestens einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis rund 427.000 Betriebe an der beruflichen Ausbildung Jugendlicher. Damit nahm die Zahl der Ausbildungsbetriebe im Vorjahresvergleich nur geringfügig um 60 Betriebe zu, während sich der Gesamtbestand an Betrieben gegenüber dem Vorjahr um weitere 4.500 Betriebe (+0,2%) und damit etwas schwächer als in den vorherigen Berichtsjahren erhöhte. Die Ausbildungsbetriebsquote blieb mit 19,7% auf dem Vorjahresniveau Tabelle A7.1-1.   

Auch die Ausbildungsquote ist mit 4,8% im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Während der Bestand an Auszubildenden bundesweit um knapp 20.000 auf knapp 1,61 Mio. zunahm (1,2%), stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nochmals um 2,1% bzw. 680.000 auf 33,3 Mio. Tabelle A7.1-2.

Tabelle A7.1-1: Betriebe, Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsbetriebsquote nach Betriebsgrößenklassen 2007, 2017 und 2018 in Deutschland

Tabelle A7.1-2: Beschäftigte, Auszubildende und Ausbildungsquote nach Betriebsgrößenklassen 2007, 2017 und 2018 in Deutschland

Ausbildungsbeteiligung der Betriebe nach Bundesgebiet und Bundesländern

Die Stabilisierung auf dem Ausbildungsstellenmarkt wird relativ gesehen durch die neuen Bundesländer getragen. Während sich im Westen die Anzahl der ausbildenden Betriebe im Vergleich zum Vorjahr trotz Anstieg der Auszubildendenzahlen um 1,1% etwas verringert hat, weist die Entwicklung in den neuen Bundesländern mit einem Zuwachs bei den Ausbildungsbetrieben um 1,9% und bei den Auszubildenden um 2,4% einen weiterhin positiven Trend auf Tabelle A7.1-3 Internet bis Tabelle A7.1-6 Internet. An den bisherigen Niveauunterschieden in der Ausbildungsbeteiligung zwischen alten und neuen Bundesländern änderte sich nichts. Weiterhin bildete in den alten Bundesländern durchschnittlich gut jeder fünfte Betrieb aus, in den neuen Bundesländern war dies nur jeder siebte Betrieb.

Dabei variierte die betriebliche Ausbildungsbeteiligung im Berichtsjahr 2018 zwischen den einzelnen Bundesländern zum Teil erheblich. Unter den alten Bundesländern zeigten sich trotz überwiegend günstiger Entwicklungen in den Betriebsbeständen (durchschnittlich 0,3%) bei den Ausbildungsbetriebsquoten (-0,1 Prozentpunkte) vor allem negative Veränderungen und bei den Beständen an Ausbildungsbetrieben – mit Ausnahme der Stadtstaaten Bremen und Hamburg – zumeist nur konstante oder rückläufige Entwicklungen (durchschnittlich -0,3%) Tabelle A7.1-7 Internet. In den neuen Bundesländern ergab sich in dieser Hinsicht ein gegenläufiger Trend: Mit Ausnahme von Berlin gingen die Betriebsbestände zurück, während der Bestand an Ausbildungsbetrieben um 1,9% und die Ausbildungsbetriebsquote um 0,3 Prozentpunkte stieg.

Etwas anders verliefen die Entwicklungen in Bezug auf die Bestände und Anteile an Auszubildenden an den Beschäftigten Tabelle A7.1-8 Internet. Mit Ausnahme des Saarlandes nahm die Anzahl an Auszubildenden insgesamt zwar zu, durch die unterschiedlich stark ausgefallene Entwicklung in der Beschäftigung gingen die Ausbildungsquoten in den alten Bundesländern größtenteils zurück, in den neuen Bundesländern verblieben sie mit Ausnahme von Berlin entweder auf dem Vorjahresniveau oder stiegen leicht an. 

Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung nach Betriebsgrößenklassen

Wie schon in den Vorjahren gingen mit -2,3% Verluste im Bestand an Ausbildungsbetrieben auch im Berichtsjahr ausschließlich auf Verluste im kleinstbetrieblichen Bereich zurück, vor allem bei Betrieben mit bis zu vier Beschäftigten Tabelle A7.1-1. In allen anderen Betriebsgrößenklassen zeigten sich mit bis zu 3% zum Teil sehr günstige Entwicklungen in den Beständen an Ausbildungsbetrieben, die im Vergleich zur Betriebsentwicklung zum Teil stärker ausfielen, mit der Folge, dass die Ausbildungsbetriebsquote entweder gehalten oder leicht verbessert werden konnte. Vergleichbare Trends zeigten sich auch bei den Ausbildungsquoten und in den Beständen an Auszubildenden nach Betriebsgrößenklassen Tabelle A7.1-2. Hohe Zuwachsraten in der Beschäftigung bei gleichzeitig etwas niedrigeren Zuwächsen unter den Auszubildenden führten abgesehen von den Kleinstbetrieben zu konstanten Ausbildungsquoten. Diese Zusammenhänge gelten sowohl für die alten wie für die neuen Bundesländer, wobei sich in den neuen Bundesländern in der Ausbildungs- und Ausbildungsbetriebsquote eher stabile Verhältnisse zeigten Tabelle A7.1-3 Internet bis Tabelle A7.1-6 Internet.

Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung nach Wirtschaftszweigen

Insgesamt fielen die Veränderungen der Ausbildungsbetriebs- und der Ausbildungsquoten nach Wirtschaftssektoren zwischen 2017 und 2018 sehr heterogen aus Tabelle A7.1-9 Internet bis Tabelle A7.1-4 Internet. Bundesweit haben sich zwar die Anteile an Ausbildungsbetrieben und Auszubildenden in den Bereichen medizinische und pflegerische Dienstleistungen sowie im öffentlichen Sektor vergrößert. Demgegenüber gibt es im Vergleich zum Vorjahr einen generell negativen Trend in den Bereichen Landwirtschaft, Beherbergungs- und Gaststättengewerbe, Verkehr-, Luftfahrt,- Lagergewerbe und bei den sogenannten sonstigen personenbezogenen Dienstleistungen. Zwischen diesen beiden Gruppen liegen Wirtschaftszweige, die bei der Beteiligung von Betrieben sowohl in Ost- wie auch in Westdeutschland zugelegt haben; dies hat sich allerdings nicht auf eine Verbesserung der Ausbildungsquote übertragen. Dazu gehören die Bereiche aus dem verarbeitenden Gewerbe wie das Chemie-, Pharmazie-, Metall- und Elektrogewerbe. Im Dienstleistungssektor gehören der Kraftfahrzeug- und Großhandel, das Informations- und Kommunikationsgewerbe und die finanz-, rechts-, wohnungswirtschaftlichen Dienstleistungen zu dieser Gruppe. Ebenso hervorzuheben ist eine Gruppe an Wirtschaftsbereichen, in denen es in Westdeutschland zu rückläufigen Entwicklungen gekommen ist, die sich allerdings nicht auf Ostdeutschland übertragen haben, da hier positive Entwicklungen zu verzeichnen waren. Zu nennen sind hier der Maschinen- und Automobilbau, die Bauwirtschaft und als großer Ausbildungsbereich der Einzelhandel.

(Klaus Troltsch, Sabine Mohr)