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Um die Datenlage zu den gemeldeten Ausbildungsstellenbewerbern und -bewerberinnen zu verbessern, hat das BIBB gemeinsam mit der BA zwei repräsentative Befragungen durchgeführt: Die BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 und die BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018. Es handelt sich hierbei jeweils um eine schriftlich-postalische Befragung von Personen, die für das Ausbildungsjahr 2018 (Vermittlungsjahr 2017/2018) eine duale Ausbildung nach BBiG oder HwO anstrebten und daher bei der BA als Bewerber/-innen gemeldet waren. Als Untersuchungspopulation diente entweder die Gruppe der bei der BA gemeldeten Bewerber/-innen ohne Fluchthintergrund (BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018) oder die Gruppe der bei der BA gemeldeten Bewerber/-innen mit Fluchthintergrund (BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018).172

Im Folgenden werden aktuelle Ergebnisse der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 und der BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 vorgestellt, die 2019 und 2020 als Kurzbeiträge veröffentlicht oder an anderer Stelle präsentiert wurden. 

Analysen der BA/BIBB-Fluchtmigrationsstudie 2018 zeigen, dass die meisten geflüchteten Ausbildungsstellenbewerber/-innen, die seit 2013 nach Deutschland eingereist sind, angeben, über gute Deutschkenntnisse zu verfügen. Besonders häufig trifft dies auf die Kategorie „Verstehen“ und „Sprechen“ zu. Was ihre Wohnsituation betrifft, so war zum Befragungszeitpunkt fast jede bzw. jeder Fünfte in einer Flüchtlingsunterkunft untergebracht. Ersten Analysen nach scheint die Wohnsituation jedoch nicht mit den Chancen auf eine betriebliche Ausbildungsstelle in Zusammenhang zu stehen. Personen, die in Flüchtlingsunterkünften wohnten, befanden sich genauso häufig in einer betrieblichen Ausbildung wie Personen, die anders lebten (z. B. mit der Familie in einer Wohnung) (vgl. Gei/Niemann 2019).

Um die Frage zu beantworten, was sich Geflüchtete von ihren künftigen Ausbildungsberufen wünschen, wurden Daten für die Gesamtgruppe der befragten Bewerber/-innen mit Fluchthintergrund (inklusive der Personen, die vor 2013 eingereist sind) analysiert. Es zeigte sich, dass den befragten Bewerbern und Bewerberinnen vor allem gute Arbeitsmarktchancen und Karriereperspektiven sowie interessante Tätigkeiten wichtig sind. Wichtig ist ihnen aber auch, dass der Beruf die Möglichkeit bietet, mit Menschen zusammenzuarbeiten und anderen Menschen helfen zu können. Bei der Einschätzung der Wichtigkeit der verschiedenen Aspekte unterscheiden sich die Wünsche von Geflüchteten teilweise stark von den Wünschen migrantischer Bewerber/-innen ohne Fluchthintergrund und Personen ohne Migrationshintergrund (vgl. Eberhard/Gei 2019).

Was den Unterstützungsbedarf von geflüchteten Bewerbern und Bewerberinnen im Zuge der Ausbildungsstellensuche betrifft, so gaben die meisten befragten Bewerber/-innen mit Fluchthintergrund an, sie hätten mehr Unterstützung und Informationen benötigt. Unterschiede bei den Unterstützungsbedarfen zeigen sich nicht nur hinsichtlich des Geschlechts der Befragten, sondern auch zwischen Personen, die eine Einstiegsqualifizierung absolviert hatten und durch einen Mentor bzw. eine Mentorin unterstützt wurden und Bewerbern und Bewerberinnen, auf die dies nicht zutraf (vgl. Christ/Niemann 2020).

Werden die Zugangschancen von Bewerbern und Bewerberinnen mit Fluchthintergrund auf eine Ausbildungsstelle betrachtet, zeigt sich, dass deutsche oder in Deutschland anerkannte Schulabschlüsse die Chancen von Geflüchteten auf eine Ausbildungsstelle erhöhen können. Ebenso förderlich wirken sich Maßnahmen aus, die den Kontakt zu Ausbildungsbetrieben fördern (z. B. Einstiegsqualifizierung, längeres betriebliches Praktikum) und bei denen Geflüchtete individuell auf ihrem Weg zu einer Ausbildungsstelle begleitet werden (z. B. Begleitung durch Mentor/-in oder Paten bzw. Patin) (vgl. Eberhard 2019). 

Um die Frage zu beantworten, welche Bewerber und Bewerberinnen ihren Wunschberuf realisieren konnten, wurde auf Daten der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2018 zurückgegriffen. Analysen für die Gruppe der befragten Personen ohne Fluchthintergrund, die sich zum Befragungszeitpunkt in einer betrieblichen Ausbildungsstelle befanden, verdeutlichen, dass die Mehrheit der befragten Auszubildenden in ihren ursprünglichen Wunschberufen ausgebildet wird. Gleichwohl absolvierten Altbewerber/-innen und Bewerber/-innen mit Migrationshintergrund (aber ohne Fluchthintergrund) seltener eine Ausbildung im Wunschberuf (vgl. Eberhard/Christ 2019). 

(Verena Eberhard)