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Bei den in den vorangegangenen Kapiteln genannten Quoten handelt es sich jeweils um eine Momentaufnahme der unmittelbaren Situation nach Abschluss einer dualen Ausbildung und zwar aus Sicht der Betriebe (direkte Übernahme nach Ausbildungsende, Kapitel A10.1.1) sowie aus Sicht der ausgebildeten Personen (Arbeitslosmeldung bei der BA, Kapitel A10.1.2). Von diesen Ergebnissen sind die Erwerbs- bzw. Arbeitslosenquoten dualer Absolventinnen und Absolventen in mittelfristiger oder langfristiger Perspektive zu unterscheiden. So ergibt sich auf Basis der Daten des Mikrozensus für die 18- bis 24-Jährigen, die eine duale Ausbildung abgeschlossen haben204, für das Jahr 2018 eine Erwerbslosenquote von lediglich 2,9%. Sie lag damit 0,4 Prozentpunkte unterhalb des Vorjahresniveaus.    

Wenn man die betrachtete Alterspanne auf die 18- bis 34-Jährigen ausweitet, ist es zudem möglich, anhand der Daten des Mikrozensus die Erwerbslosenquoten für Personen mit unterschiedlichen Ausbildungsabschlüssen zu berechnen und miteinander zu vergleichen206 Tabelle A10.1.3-1: Insgesamt sank die Erwerbslosenquote von 5,3% im Jahr 2017 auf 4,9% im Jahr 2018. Im Vergleich zur Erwerbslosenquote der nicht formal Qualifizierten (vgl. Kapitel A11), die 2018 bei 16,0% lag (2017: 17,9%), fiel die Quote für Personen mit einer dualen Ausbildung sehr niedrig aus. Denn mit abgeschlossener dualer Ausbildung lag die Erwerbslosenquote in dieser Altersgruppe im Jahr 2018 bei 3,2% (2017: 3,6%). Mit Berufsfachschulabschluss207 waren es ebenfalls 3,2% (2017: 3,9%) und mit einem Meister- oder Technikerabschluss 1,3% (2017: 1,3%). Für Personen mit einem Fachhochschulabschluss, Universitätsabschluss oder einer Promotion ergab sich 2018 eine Erwerbslosenquote von 2,5%, was im Gegensatz zu den übrigen Abschlüssen einen leichten Anstieg bedeutet (2017: 2,3%), allerdings auf sehr niedrigem Niveau; hierbei ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass diese Personengruppe durchschnittlich älter ist und ihr Abschluss zumeist weniger lange zurückliegt.

Erwerbslosen- vs. Arbeitslosenquoten

Erwerbslosen- und Arbeitslosenquoten sind mit unterschiedlichen Konzepten verbunden. Die Arbeitslosenquote bezieht sich auf die Summe der registrierten Arbeitslosen. Erwerbslosigkeit wird dagegen über Befragungen ermittelt. Dabei gilt jede Person zwischen 15 und 74 Jahren als erwerbslos, die weniger als eine Stunde pro Woche erwerbstätig ist, sich aber in den vier Wochen vor der Befragung aktiv um eine Arbeitsstelle bemüht hat und für diese Arbeit binnen zwei Wochen zur Verfügung steht. Tatsächlich unterscheiden sich beide Quoten meist stark voneinander. So lag 2018 die allgemeine Erwerbslosenquote in Deutschland bei 3,4%, die Arbeitslosenquote aber bei 5,2%.205

Tabelle A10.1.3-1: 18- bis 34-Jährige in Privathaushalten nach beruflichem Abschluss und Erwerbsstatus 2018 (Hochrechnungen in Tsd.) und Erwerbslosenquote (in %)

Personen mit Fortbildungsabschlüssen (z. B. Meister/-in, Techniker/-in etc., vgl. Kapitel B4.3 und B4.4), also Abschlüssen, die in der Regel auf einer dualen Berufsausbildung aufbauen, haben derzeit die geringsten Erwerbslosenquoten. Etwas bessere Chancen bieten auch Fachhochschulabschluss, Universitätsabschluss oder Promotion. Berufsfachschulabschlüsse haben zur betrieblichen Ausbildung aufgeschlossen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass schulische und akademische Berufsabschlüsse für andere Berufsbereiche qualifizieren und meist mit einer höheren Schulbildung einhergehen.

Insgesamt gingen die Erwerbslosenquoten bei jungen Menschen 2018 zurück, der Trend der Vorjahre setzte sich fort. Die Erwerbslosenquoten lagen für alle formal Qualifizierten auf sehr geringem Niveau, deutlich höher waren sie bei nicht formal Qualifizierten.208

(Ralf Dorau)

  • 204

    Auf Basis des Mikrozensus können für das Jahr 2018 8.063 Erwerbspersonen im Alter von 18 bis 24 Jahren mit dualer Ausbildung identifiziert werden.

  • 205

    Siehe Statistisches Bundesamt: https://www.presseportal.de/pm/32102/4270629 und BA https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61718/arbeitslose-und-arbeitslosenquote (Stand: 10.12.2019).

  • 206

    Die Ausweitung der Altersgruppe ist notwendig, damit ausreichend große Fallzahlen für die einzelnen Ausbildungsabschlüsse vorliegen: abgeschlossene duale Ausbildung n=43.166; Berufsfachschulabschluss n=3.669; Abschluss zum/zur Meister/-in oder Techniker/-in n=8.766; Fachhochschulabschluss, Universitätsabschluss oder Promotion möglich n=18.739, nicht formal Qualifizierte n=18.371.

  • 207

    Einschließlich Abschluss eines Vorbereitungsdienstes für den mittleren Dienst in der öffentlichen Verwaltung.

  • 208

    Bei berufsfachschulischen und dualen Ausbildungen zeigen sich keine unterschiedlichen Arbeitsmarktchancen, wenn schulische Vorbildung, unterschiedliche Berufsbereiche und die regionale Verteilung dieser beiden Qualifikationen auf Ost- und Westdeutschland berücksichtigt werden (Hall/Schade 2005).