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Die Zahl junger Erwachsener ohne einen formalen beruflichen Abschluss ist ein wesentlicher arbeitsmarktpolitischer Indikator, denn Personen ohne Berufsabschluss tragen auch bei der derzeitigen guten konjunkturellen Lage ein höheres Risiko der Arbeitslosigkeit (vgl. Kapitel A10.1.3). So betrug 2018 die Arbeitslosenquote derer ohne Berufsabschluss 17,4%, während insgesamt nur 5,3% aller Personen in Deutschland arbeitslos waren (vgl. Röttger/Weber/Weber 2019). Des Weiteren verdienen sie im Durchschnitt deutlich weniger als Beschäftigte mit Berufsausbildung (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2019). Die Reduktion der Quote nicht formal Qualifizierter (nfQ) junger Erwachsener verbessert somit maßgeblich ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Nicht formal Qualifizierte (nfQ)

Als nfQ bzw. „Ungelernte“ werden alle (erwerbsfähigen) Personen bezeichnet, die keine „erfolgreiche, zertifizierte Teilnahme an formalen (standardisierten, staatlich geregelten oder anerkannten) Bildungsgängen“ (Gottsleben 1987, S. 1), also keinen Abschluss einer dualen oder rein schulischen Berufsausbildung oder eines Fachhochschul- oder Hochschulstudiums (oder gleichwertigen Abschlusses), vorweisen können. Personen mit Anlernausbildung bzw. mit einem Praktikum gelten als nicht formal qualifiziert. Da sich unter den nfQ vor allem in den untersuchten Altersjahrgängen eine erhebliche Anzahl an Personen befindet, die ihre berufliche Ausbildung noch nicht beendet haben oder ihren freiwilligen Wehrdienst, Bundesfreiwilligendienst oder ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr leisten, wurden bei der Auswertung der Mikrozensusdaten Schüler/-innen211, Studierende, Auszubildende, Freiwilligendienstleistende nicht zu denjenigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung gezählt. Der Anteil der nicht formal Qualifizierten bezieht sich auf die Anzahl aller Personen in der entsprechenden Alterskohorte.

Zurzeit liegen auf Basis des MZ Daten bis zum Jahr 2018 vor. Demzufolge ist in der Bevölkerung in Privathaushalten der Anteil junger Erwachsener im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsausbildung 2018 gegenüber dem Vorjahr erneut gestiegen. Allerdings stieg der Anteil nur um 0,2 Prozentpunkte, sodass der Anstieg bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% statistisch insignifikant ist.212 Hochgerechnet blieb die Anzahl der nicht formal qualifizierten jungen Erwachsenen 2018 konstant. Somit waren, wie im Jahr 2017, rund 2,12 Mio. Personen in dieser Altersgruppe als nfQ klassifiziert Schaubild A11.1-1.

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Quote in der jüngeren Teilgruppe der 20- bis 24-Jährigen mit 0,4 Prozentpunkten etwas stärker an als in den älteren Teilgruppen. Damit fällt dieser Anstieg höher aus als in den Jahren 2016 und 2017 (2016: 13,3%; 2017: 13,5%). Bei den 20- bis 29-Jährigen belief sich der Anstieg auf rund 0,1 Prozentpunkte, nachdem die Quote 2017 (2016: 13,6%; 2017: 13,9%) stärker angestiegen war Tabelle A11.1-1. Die Quote unter den Älteren ist höher. So überstieg 2018 die Quote der 25- bis 34-Jährigen die der 20- bis 24-Jährigen um 0,7 Prozentpunkte. Der Grund für den Zusammenhang zwischen Alter und dem Anteil der nfQ besteht darin, dass Personen der jüngeren Kohorten sich noch zu größeren Teilen im Bildungswesen befinden.

Mikrozensus (MZ)

Die Auswertungen dieses Kapitels basieren auf dem MZ des Statistischen Bundesamtes. Der MZ ist eine repräsentative Studie, an der jährlich 1% der Bevölkerung in Deutschland über eine laufende Haushaltsstichprobe beteiligt ist und dient der Bereitstellung statistischer Informationen über die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung sowie über die Erwerbstätigkeit, den Arbeitsmarkt und die Ausbildung.

Das Frageprogramm besteht aus einem festen Grundprogramm mit jährlich wiederkehrenden Tatbeständen, die überwiegend mit Auskunftspflicht belegt sind. Darüber hinaus gibt es in vierjährigem Rhythmus Zusatzprogramme, die teilweise von der Auskunftspflicht befreit sind. Das jährliche Grundprogramm des MZ umfasst unter anderem Merkmale zur Person (z. B. Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit), den Familien- und Haushaltszusammenhang sowie darüber hinaus die Merkmale Haupt- und Nebenwohnung, Erwerbstätigkeit, Arbeitssuche, Arbeitslosigkeit, Nichterwerbstätigkeit, Schüler/-in, Student/-in, allgemeiner und beruflicher Ausbildungsabschluss.

Aufgrund einer veränderten Erhebungsmethode sind die Ergebnisse ab 2017 nur noch auf Basis der Bevölkerung in Privathaushalten erhältlich. Ergebnisse für frühere Jahre wurden hieraufhin angepasst und unterscheiden sich von den Ergebnissen in früheren Datenreporten (vgl. BIBB-Datenreport 2018, Kapitel A11). Die Ergebnisse basieren auf den Daten des Zensus 2011. 

Schaubild A11.1-1: Entwicklung der Zahl und des Anteils der jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne Berufsausbildung von 1996 bis 20181

Tabelle A11.1-1: Junge Erwachsene ohne Berufsausbildung von 2014 bis 20181

Bei der Interpretation dieser Ergebnisse ist die Umstellung des Fragebogens für den MZ mit der Welle 2017 zu beachten. Viele individuelle Merkmale wie auch das Qualifikationsniveau werden seitdem ausschließlich an Personen in privaten Haushalten gerichtet. Die hier präsentierte nfQ-Quote für das Jahr 2018 umfasst demnach keine Personen in Gemeinschaftsunterkünften (z. B. Seniorenheime, Gefängnisse, Klöster und Aufnahmeeinrichtungen). 

Auf Basis der Bevölkerung in Privathaushalten ist die nfQ-Quote in den ostdeutschen Bundesländern und besonders bei jungen Erwachsenen mit eigener Migrationserfahrung gestiegen (vgl. Kapitel A11.3). Des Weiteren fallen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit türkischer Staatsangehörigkeit auf. So ist die Quote bei Ausländerinnen mit türkischer Staatsbürgerschaft um 6,4 Prozentpunkte gesunken (2017: 43,4%, 2018: 37,0%), während sie bei männlichen Ausländern mit türkischer Staatsbürgerschaft um 1,1 Prozentpunkte anstieg (2017: 36,0%, 2018: 37,1%).

  • 211

    Dabei wurden alle Personen als Schüler/-innen klassifiziert, die innerhalb der letzten zwölf Monate eine Schule besucht haben.

  • 212

    Das 95%-Konfidenzintervall der nfQ-Quote der 20- bis 34-Jährigen liegt bei etwa ± 0,2 Prozentpunkten. Es ist zu beachten, dass das Konfidenzintervall auf der vereinfachten Annahme einer einfachen Zufallsauswahl basiert. Auch die nachfolgend berichteten Konfidenzintervalle basieren auf dieser Annahme.