Zuwanderung, Migration und grenzübergreifende Mobilität sind in Deutschland und Europa Teil des gesellschaftlichen Alltags. Die derzeitige Zuwanderung nach Deutschland ist von einem anhaltenden Rückgang der Zuwanderung Geflüchteter (vgl. Kapitel A12.2) bei einer weiterhin hohen EU-Binnenwanderung und einer hohen Mobilität im EU-Binnenraum geprägt. Knapp die Hälfte der Menschen, die 2018 nach Deutschland zugezogen sind, sind Staatsangehörige eines Mitgliedstaates der Europäischen Union (44%, vgl. Statistisches Bundesamt 2019p). Von der Bevölkerung in Deutschland haben rund 20,8 Mio. Menschen eine Einwanderungsgeschichte (vgl. Statistisches Bundesamt 2019a). Dies trifft auf rund jeden vierten Menschen in Deutschland zu. Bei den Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen hat laut Mikrozensus rund jeder Dritte in Deutschland einen Migrationshintergrund (2018: 15 bis unter 20 Jahre: 34%; 20 bis unter 25 Jahre 32%; vgl. Statistisches Bundesamt 2019a). Die große Mehrheit der 15- bis 25-Jährigen mit Migrationshintergrund ist in Deutschland geboren und aufgewachsen (60%; vgl. Statistisches Bundesamt 2019a). In der Mehrheit der Haushalte mit Migrationshintergrund wird überwiegend Deutsch gesprochen (63%; Mikrozensus 2018, vgl. Statistisches Bundesamt 2019o).
Für eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe sind neben Spracherwerb und Allgemeinbildung, berufliche Qualifizierung und Erwerbsarbeit zentrale Voraussetzungen. In der Übergangszeit nach Ende der allgemeinbildenden Schule erfolgen wichtige Weichenstellungen für den weiteren Bildungsweg und das Erwerbsleben. Junge Menschen mit Migrationshintergrund – seien sie in Deutschland geboren oder als Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene selbst zugewandert – sind eine sehr heterogene Gruppe hinsichtlich ihrer eigenen bzw. der familiären Migrationsgründe und Migrationsgeschichte, ihrer Bildungsvoraussetzungen, ihrer regionalen bzw. sozialen Herkunft sowie ihrer Lebenslagen. Ausgehend von ihren Potenzialen gilt es, für eine vollqualifizierende Ausbildung, ihre Bildungs- und Berufspläne, ihre schulischen Vorkenntnisse und vorhandenen beruflichen Erfahrungen sowie ihren Bedarf an vorberuflichen Bildungsmaßnahmen zu berücksichtigen (vgl. Beicht/Walden 2018; Esser/Granato/Neises 2017). Unabhängig von Migrationshintergrund, Zuwanderungsstatus, Generationenzugehörigkeit, sozialer und regionaler Herkunft ist die Integration aller jungen Menschen in berufliche und hochschulische Ausbildung eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe. Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) empfiehlt daher, „die hiesigen Institutionen und Prozesse im Sinne einer Teilhabepolitik für alle konsequent weiterzuentwickeln“ (vgl. Sachverständigenrat 2018, S. 1).
Die folgenden Abschnitte gehen auf zentrale Aspekte der Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund in berufliche Ausbildung (vgl. Kapitel A12.1) sowie der Integration junger Geflüchteter in Ausbildungsvorbereitung und berufliche Ausbildung ein (vgl. Kapitel A12.2).