Der digitale Wandel hat bereits weitgehende Veränderungen in der deutschen Wirtschaft hervorgerufen. Zum Beispiel nutzen große Teile der Betriebe in Deutschland bereits digitale Technologien für ihre Arbeits- und Geschäftsprozesse (vgl. BIBB-Datenreport 2019, Kapitel A7.4; Janssen u. a. 2018; Arntz u. a. 2016). Aber die Digitalisierung wird in Zukunft noch weitere Veränderungen bringen (Wolter u. a. 2019). Diese können auch das betriebliche Ausbildungssystem betreffen, welches sich schon jetzt langsam an die neuen Bedingungen anpasst und weiter anpassen muss (Janssen u. a. 2018; Arntz u. a. 2016).

Die aktuelle Lage zu kennen, kann dabei helfen, die zukünftigen Folgen abzuschätzen. Daher wird im Folgenden erläutert, welche Unterschiede sich zwischen Ausbildungsbetrieben und Nichtausbildungsbetrieben bezüglich der Technologienutzung zeigen, und welche Zusammenhänge sich zwischen dem Digitalisierungsstand und der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung ergeben.

Seit 2016 wird in einem Sondermodul des BIBB-Qualifizierungspanels die Nutzung verschiedener Hard- und Softwarekomponenten erhoben, welche stetig erweitert und aktualisiert werden (Helmrich u. a. 2016). Auf Basis der Angaben von 2018¹⁷⁰ und 2019 wird in diesem Beitrag die Nutzung der digitalen Technologien in Ausbildungsbetrieben (1) sowie die Zusammenhänge zwischen der Digitalisierung und der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung (2) untersucht.

Stand des betrieblichen Digitalisierungsniveaus in Ausbildungsbetrieben

Für einen ersten Eindruck des aktuellen Standes der Digitalisierung in Ausbildungs- und Nichtausbildungsbetrieben kann die Nutzungshäufigkeit verschiedener Hard- und Softwarekomponenten betrachtet werden Schaubild A7.4-1. In Ausbildungsbetrieben wurden portable und nicht portable Informations- und Kommunikationstechnologien sowie digitale Netzwerktechnologien zur Unterstützung der Geschäfts- und Arbeitstätigkeiten sowie einfache Technologien zur Datensicherheit und Datenschutz nahezu flächendeckend eingesetzt. Diese können als technischer Standard angesehen werden. Autonome Technologien (13%) oder Technologien, die künstliche Intelligenz nutzen (4%), kamen hingegen am seltensten zum Einsatz.

Auffällig ist, dass Ausbildungsbetriebe alle aufgeführten digitalen Technologien häufiger nutzten als Nichtausbildungsbetriebe. Dabei war der Unterschied zwischen Ausbildungs- und Nichtausbildungsbetrieben in den Bereichen „Personal- oder arbeitsorganisationsbezogenen Technologien“ sowie „Digitale Technologien zur Vernetzung mit Lieferanten oder anderen Betrieben“ (22 bzw. 21 Prozentpunkte) am größten.

Wie im Jahr 2018 nahm auch 2019 mit steigender Betriebsgröße die Nutzungshäufigkeit digitaler Technologien in Ausbildungsbetrieben zu. Ein Vergleich zum Vorjahr zeigt, dass die Nutzungshäufigkeit von individuellen, auf spezielle Bedürfnisse zugeschnittene Sicherheitstechnologien mit zehn Prozentpunkten bei den Ausbildungsbetrieben am stärksten zugenommen hat, während zum Beispiel die Nutzung von nicht sensorbasierten computergesteuerten Anlagen und digitalen Arbeitsgeräten (-4%) zurückgegangen ist (Daten hier nicht weiter dargestellt).

In Ausbildungsbetrieben des produzierenden Gewerbes wurden deutlich häufiger sensorbasierte und nichtsensorbasierte computergesteuerte Anlagen und digitale Arbeitsgeräte bzw. -mittel sowie auch autonome Technologien genutzt, während in Ausbildungsbetrieben des Dienstleistungsbereichs digitale Technologien, die sich auf die Sammlung, Speicherung und Verarbeitung großer Datenmengen, die Nutzung von Smart Services oder die Vernetzung mit Lieferanten beziehen, eine deutlich relevantere Rolle spielten. In Ausbildungsbetrieben des produzierenden Gewerbes hat die Nutzungshäufigkeit von Personal- oder arbeitsorganisationsbezogenen Technologien mit sechs Prozentpunkten am stärksten zugenommen, während die Nutzung von nicht sensorbasierten computergesteuerten Anlagen und digitalen Arbeitsgeräten bzw. -mitteln abgenommen hat. Ein Trend zur Zunahme von individuellen Sicherheitstechnologien zeigt sich sowohl in Ausbildungs- und in Nichtausbildungsbetrieben des Dienstleistungssektors als auch dem produzierenden Gewerbe (neun bzw. zehn Prozentpunkte und acht bzw. sechs Prozentpunkte) (Daten hier nicht weiter dargestellt).

Im Vergleich zu den Betrieben in den neuen Bundesländern nutzten Betriebe in den alten Bundesländern häufiger die erfragten digitalen Technologien. Dafür kam es aber in den neuen Bundesländern eher zu einem Anstieg der Nutzung bzw. zu stärkeren Anstiegen. Zum Beispiel nahm die Nutzung von nichtsensorbasierten computergesteuerten Anlagen und digitalen Arbeitsgeräten bzw. -mitteln in den alten Bundesländern ab (-7 Prozentpunkte), aber in den Neuen zu (zwei Prozentpunkte) (Daten hier nicht weiter dargestellt).¹⁷¹

Insgesamt zeigt sich, dass im Durchschnitt Ausbildungsbetriebe häufiger digitale Technologien nutzten, als Nichtausbildungsbetriebe. 

Betriebliche Ausbildungsbeteiligung und Digitalisierungsgrad

Im Jahr 2019 ging, ähnlich wie 2018, ein zunehmender betrieblicher Digitalisierungsgrad mit einer höheren Ausbildungsbeteiligung einher: In Betrieben mit geringem Digitalisierungsgrad betrug die Ausbildungsbetriebsquote  5%, in Betrieben mit mittlerem Digitalisierungsgrad 16% und in hochgradig digitalisierten Betrieben 32% Tabelle A7.4-1 Internet. 

Der Anteil Auszubildender an allen Beschäftigten des Betriebes ist bei Betrieben mit niedrigem Digitalisierungsgrad am geringsten (2%) und bei hochdigitalisierten Betrieben am höchsten (6%). 

Im Vergleich zu 2018 (vgl. BIBB-Datenreport 2019, Kapitel A7.4) zeigt sich bei regionaler Differenzierung, dass die betriebliche Ausbildungsbeteiligung auf mittlerem und hohem Digitalisierungsniveau in den neuen Bundesländern 2019 geringer war als in den alten Bundesländern. Dahingegen fiel die Quote auf dem unteren Digitalisierungsniveau 2019 geringer aus. In westdeutschen Betrieben mit mittlerem Digitalisierungsgrad war die Ausbildungsbetriebsquote 2019 weiterhin doppelt so hoch wie in ostdeutschen Betrieben (18% vs. 9%).

(Myriam Baum, Felix Lukowski, Sabrina Weller)