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Im Rahmen der vom BMBF geförderten Forschungs- und Transferinitiative „ASCOT+ Technologiebasierte Kompetenzmessung in der beruflichen Bildung“ (engl.: Technology-based Assessment of Skills and Competences in VET) haben sechs Projekte im Mai/Juni 2019 ihre Arbeit zu den Themenschwerpunkten „Transfer in Lehr-/Lernsituationen“ und/oder „Transfer in das Prüfungswesen und in die Ordnung anerkannter Ausbildungsberufe“ aufgenommen (Laufzeit der Projekte: 2019 bis 2022). Die Initiative verfolgt das Ziel, digitale Mess- und Lehr-/Lerninstrumente für ausgewählte Kompetenzen von Auszubildenden zu entwickeln und diese für den Einsatz in der Ausbildungs- und Prüfungspraxis zu erproben309. Drei der sechs Projekte widmen sich kaufmännischen Ausbildungsberufen, zwei den gewerblich-technischen und ein Projekt den Pflegeberufen Tabelle C2.1.3-1.

Tabelle C2.1.3-1: Übersicht der ASCOT+-Projekte

Im Fokus: Transfer in Praxis und Wissenschaft 

Zunehmend stellt sich die Frage, wie Arbeits- und Forschungsergebnisse nachhaltig gestaltet werden und Partner außerhalb der Wissenschaft davon profitieren können; aber auch, wie im Rückschluss die Zusammenarbeit mit Praxispartnern das wissenschaftliche Arbeiten bereichern kann. 

In der Vorgängerinitiative „ASCOT – Technologiebasierte Kompetenzmessung in der beruflichen Bildung“ (2011 bis 2015) wurde erstmals eine empirische Grundlage geschaffen, um Kompetenzen in der beruflichen Ausbildung messbar zu machen (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2015b, S. 39). Es zeigte sich, dass computerbasierte Verfahren grundsätzlich geeignet sind, um Ausschnitte beruflicher Handlungskompetenz abzubilden.

Im Vergleich zur Vorgängerinitiative wird nun im Rahmen der Forschungs- und Transferinitiative ASCOT+ dem Praxistransfer sowie dem Praxisnutzen bei den Entwicklungsarbeiten noch mehr Gewicht beigemessen. „Ziel von ASCOT+ ist es, bestehende Grundlagen und Ergebnisse (u. a. die validen Testverfahren und -items) aus der Vorgängerinitiative aufzugreifen, einer breiteren Nutzung in der Praxis zuzuführen und in ausgewählte Anwendungs- und Forschungsfelder (siehe […] Förderthemen310) zu transferieren“ (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2018, S. 1). Die Ergebnisse sollen in Wissenschaft, Ausbildungs- und Prüfungspraxis transferiert und möglichst verstetigt werden. Profitieren sollen vor allem Auszubildende, betriebliches und schulisches Ausbildungspersonal, Prüferinnen und Prüfer, Aufgabenerstellerinnen und Aufgabenersteller sowie zuständige Stellen.

Für eine erfolgreiche Implementierung ist eine enge Kooperation von ausgewiesenen Expertinnen und Experten der Berufsausbildung unter sozialpartnerschaftlicher Beteiligung und Bildungsforschern im Sinne des Transfers ausdrücklich gewünscht. In den Projekten werden daher gemeinsam von Wissenschaft und Praxis u. a. folgende Instrumente entwickelt und erprobt:

  • Online-Tool für das Prüfungspersonal zur Erstellung kompetenzorientierter Prüfungsaufgaben und Abschlussprüfungen für kaufmännische Berufe (ASPE),
  • Training für Prüfungs-, Ausbildungs- und Lehrpersonal im Beruf Industriekaufmann/-frau zur Entwicklung und technologiebasierten Umsetzung kompetenzorientierter Prüfungsaufgaben (TeKoP),
  • Test- und Trainingssoftware zur Förderung der Problemlösekompetenz von kaufmännischen Auszubildenden mit Echtzeit-Analytik und (teil-)automatisierten Auswertungsverfahren (PSA-Sim),
  • digitale Förderinstrumente für analytische und konstruktive Problemlösekompetenzen sowie verbesserte Prüfungsaufgaben für die Ausbildungsberufe Elektroniker/-in für Automatisierungstechnik, Mechatroniker/-in und Konstruktionsmechaniker/-in (TechKom),
  • digitale Förderinstrumente für Diagnosekompetenzen im Beruf Kfz-Mechatroniker/-in und Anpassung vorhandener Tests an Bedürfnisse der Prüfungspraxis (DigiDIn-Kfz),
  • Messinstrument für interprofessionelle Kooperationskompetenz und ein digitales Förderinstrument für die Bewältigungskompetenz psychischer Belastungen in Pflegeberufen (EKGe).

Weiterhin wird im Rahmen der BMBF-Initiative dem Thema Transfer auf mehreren Ebenen Rechnung getragen, sei es im Rahmen der externen Begutachtung oder mit der Einrichtung einer Begleitgruppe. Ein abteilungsübergreifendes Team des BIBB ist mit der Durchführung der Initiative beauftragt, sodass die Erfahrung und Expertise aus Kompetenzforschung, Ordnungsarbeit sowie Projektförderung in die Durchführung der Initiative einfließen, mit den je eigenen Transfer- und Multiplikatoren-Netzwerken.

Externe Begutachtung und Begleitgruppe

Für die Auswahl der Projekte durch das BMBF stellten u. a. die jeweiligen Kooperationspartner/-innen aus der Praxis und die in den Projektanträgen beschriebenen Transferkonzepte ein maßgebliches Kriterium dar. Die externe Begutachtung erfolgte durch Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis. 

Um den Transfer während und nach Ende der Projektlaufzeit zu unterstützen, werden die Entwicklungen und Ergebnisse von ASCOT+ durch eine vom BMBF initiierte Expertengruppe begleitet. Mitglieder der Begleitgruppe sind Sozialpartner, Vertreterinnen und Vertreter aus Ministerien, den Ländern und der Wissenschaft sowie Institutionen, die Prüfungsaufgaben erstellen.

Transferkonzept im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung

Das BIBB begleitet und unterstützt den Transfer der Ergebnisse in die Ausbildungs- und Prüfungspraxis sowie in Wissenschaft und Forschung. So steht im Zentrum der wissenschaftlichen und fachlichen Begleitung des BIBB die Erarbeitung eines übergreifenden Transferkonzepts als Rahmenmodell für die Projektbegleitung.

Grundlage für das Transferkonzept ist eine Literaturanalyse, in der zentrale Ansätze zum Transfer (z. B. aus Modellversuchen und ähnlichen Initiativen) analysiert wurden. Um die aus der Literatur identifizierten Ansätze mit konkreten Anforderungen aus der Ausbildungs- und Prüfungspraxis anzureichern, wurden im Rahmen einer Anforderungsanalyse (u. a. Workshop mit der Begleitgruppe; Einzelinterviews mit Expert/-innen für die Berufsgruppen) Informationen und Anforderungen für den Transfer der ASCOT+-Projekte gesammelt. Daraus wurden fünf zentrale Transferdimensionen abgeleitet:

  1. Kontextbezug
  2. Partizipation
  3. Kommunikation
  4. Ergebnisse
  5. Praktikabilität

Im letzten Schritt wird das Transferkonzept projektspezifisch angepasst: Projektteilnehmende und BIBB erstellen gemeinsam eine individuelle Übersicht für jedes Projekt und leiten aus den allgemeinen Transferanforderungen projektspezifische Transferansätze und -maßnahmen ab. Da das Transferkonzept als „lebendes Dokument“ betrachtet wird, können weitere wichtige Anforderungen, die während der Laufzeit hervortreten, laufend integriert werden.

Ziel des Konzeptes ist, zur Förderung des Transfergedankens von ASCOT+ beizutragen. Basierend auf den aktuellen Anforderungen der Ausbildungs- und Prüfungspraxis bietet das Rahmenmodell einen Orientierungsrahmen für ein einheitliches Transferverständnis zwischen den Projekten. Darüber hinaus liefert es Hinweise auf mögliche Erfolgsindikatoren bzw. Restriktionen für den Transfer und kann individuell in den einzelnen Projekten zur Transfergestaltung angewendet werden (vgl. Lohmeyer/Velten 2019, S. 17f.).

Ausblick

Im Rahmen der wissenschaftlichen und fachlichen Projektbegleitung wird das BIBB die Projekte bei der Gestaltung des Transfers unterstützen – mit dem gemeinsamen Ziel, mit neuen und innovativen Impulsen zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Lehr-/Lernprozesse in der Ausbildungspraxis sowie der Prüfungspraxis beizutragen.

(Natalia Lohmeyer, Maria Zöller)

  • 309

    Vgl. www.ascot-vet.net

  • 310

    Förderthemen: Förderthema A: Transfer in Lehr-/Lernsituationen. Förderthema B: Transfer in das Prüfungswesen und in die Ordnung anerkannter Ausbildungsberufe.