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Im Folgenden wird die Bedeutung und Entwicklung der schulischen Berufsausbildung skizziert. Die Daten für das Berichtsjahr 2020 basieren auf einer Schätzung des BIBB auf Grundlage der iABE-Schnellmeldung (vgl. Statistisches Bundesamt 2021b) (Erläuterung zur Schätzung der Eckdaten in Kapitel A4.1). Die Darstellung erfolgt differenziert nach den Bildungskonten164 Schaubild A6.1.2-1. Darüber hinaus werden die schulischen Ausbildungen im Hinblick auf Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Vorbildung gegenübergestellt. Hierfür werden die (ungeschätzten) Vorjahresdaten der Veröffentlichung Integrierte Ausbildungsberichterstattung 2019 (vgl. Statistisches Bundesamt 2020k) genutzt.

Entwicklungen gegenüber dem Vorjahr

Betrachtet man die Veränderung der schulischen Berufsausbildung differenziert nach den der vier Bildungskonten im Vergleich zum Vorjahr, so fällt zunächst auf, dass wie bereits in den Jahren zuvor nur die schulischen Berufsausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen (Konto I 05) mit einem Anstieg von 2,7% eine positive Entwicklung verzeichneten. Die Entwicklung setzt den positiven Trend der Vorjahre fort. Ob und inwiefern die Reform der Pflegeberufe den Trend verstärkt, kann auf Basis dieser Daten nicht beantwortet werden.165 Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die Daten im GES-Konto für die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt aufgrund fehlender Angaben zu den Pflegeberufen geschätzt werden mussten (Erläuterung PfleA).

Während die schulischen Berufsausbildungen nach Landesrecht (Konto I 03) gegenüber dem Vorjahr einen vergleichsweise starken Rückgang verzeichneten (-8,6%), zeigte sich für die schulischen Berufsausbildungen nach BBiG/HwO (Konto I 02; -3,5%) sowie für die doppelqualifizierenden schulischen Berufsausbildungen mit Erwerb einer HZB (Konto I 04; -1,1%) ein weniger starker Rückgang. Für diese Bildungskonten setzte sich der negative Trend der Vorjahre fort.

Im Vergleich zur dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO reagierte die realisierte Nachfrage in den schulischen Berufsausbildungen insgesamt weniger stark auf die Corona-Situation.

Schaubild A6.1.2-1: Anfänger/-innen in den Konten schulischer Berufsausbildung 2005 bis 2020 (Daten für 2020 geschätzt)1

Statistik nach der Pflegeberufe-Ausbildungsfinanzierungsverordnung (PfleA)

Die neue Pflege-Ausbildungsstatistik (PfleA) liefert ab dem Erhebungsjahr 2020 Daten zu den Auszubildenden in den Pflegeberufen. Im Rahmen der iABE flossen bisher die Daten zu den Ausbildungen in den Pflegeberufen auf Basis der Statistik „Berufliche Schulen“ in das Konto „Schulische Berufsausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen“ (I 05) ein. Mit der Einführung der PfleA liefern die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt aus Gründen der Datensparsamkeit jedoch keine Daten mehr für die Statistik zu den beruflichen Schulen. In der Statistik der beruflichen Schulen kommt es daher durch die fehlenden Angaben der Länder zu einem Bruch in der Zeitreihe, welcher auch die iABE betrifft, die auf die Daten zu den beruflichen Schulen zurückgreift (Erläuterung Kapitel A4.1).

Grundlagen, Ziele und Eckpunkte PfleA

Die PfleA ist die erste Bundesstatistik zur Ausbildung in den Pflegeberufen. Die PfleA ist als Vollerhebung mit Meldepflicht angelegt. Meldepflichtig sind die für die Umlagefinanzierung der Ausbildung in der Pflege zuständigen Stellen der Länder. Sie nehmen ihre Meldungen an die Statistischen Landesämter auf Basis der Daten vor, die ihnen von den Schulen und Trägern der praktischen Ausbildung zum Zwecke der Umlagefinanzierung übermittelt wurden. Die PfleA erhebt Einzeldaten. Die Erhebung erfolgt jährlich zum Stichtag 31. Dezember für das jeweilige Kalenderjahr.

Gegenstände und Inhalte der Statistik – Zu Auszubildenden erhobene Merkmale

Erhebungseinheit der PfleA sind explizit Auszubildende.167 Zu diesen werden verschiedene Merkmalsangaben erhoben. Bezogen auf die Soziodemografie sind das allein Geschlecht und Geburtsjahr. Zum Ausbildungsverhältnis werden Datum des Ausbildungsbeginns, Ausbildungsumfang (Voll-/Teilzeit), Ausbildungsvergütung, Erhalt bestimmter Fördermittel und bei Ende des Ausbildungsverhältnisses das Datum und der Grund der Beendigung erfasst. Beim Beendigungsgrund wird bei einer bestandenen Abschlussprüfung auch die Art des Abschlusses (generalistischer Abschluss Pflegefachmann/-frau oder spezialisierter Abschluss Altenpfleger/-in oder Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-in) erhoben, anderenfalls stehen die Kategorien „Kein Abschluss“ und „Abschlussprüfung endgültig nicht bestanden“ zur Verfügung. Differenzierungen der Auszubildendendaten sind ferner möglich nach Bundesland sowie nach Art der Schule und des Trägers der praktischen Ausbildung. Da es sich um Einzeldaten handelt, können die Merkmale für Auswertungszwecke zudem beliebig kombiniert werden.

Entwicklungen seit 2005

Rund 228.300166 junge Menschen haben im Jahr 2020 (Erläuterung zur Schätzung der Eckdaten in Kapitel A4.1) eine schulische Berufsausbildung begonnen. Während die Zahl der Anfänger/-innen insgesamt seit 2005 vergleichsweise stabil war, haben sich die einzelnen Bildungskonten hingegen sehr unterschiedlich entwickelt.

Die Ausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen (Konto I 05) stellten mit rund 193.500 Anfängern/Anfängerinnen im Jahr 2020 das mit Abstand bedeutendste Konto. Gegenüber dem Vergleichsjahr 2005 stieg die Zahl um knapp 50.800 Anfänger/-innen; es ist das einzige Bildungskonto innerhalb der schulischen Berufsausbildung mit einer positiven Entwicklung (+35,6%). Die gestiegenen Anfängerzahlen beruhen insbesondere auf der Zunahme im Bereich der Pflegeberufe. Auch die Erzieher/-innen verzeichneten einen deutlichen Zulauf, der in Zusammenhang mit dem 2013 eingeführten Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr gebracht werden kann.

Mit rund 18.600 Anfängerinnen und Anfänger waren die doppelqualifizierenden Bildungsgänge (Konto I 04), in denen neben dem Berufsabschluss auch die Hochschulreife erworben werden kann, am zweitstärksten besetzt. Im Vergleich zum Jahr 2005 sank die Zahl um ca. 10.500 Anfänger/-innen. Bei den Rückgängen der Anfängerzahlen in den doppelqualifizierenden Bildungsgängen fällt der Einbruch ab dem Jahr 2008 ins Auge. Während 2008 noch rund 34.000 Anfänger/-innen gezählt wurden, waren es ein Jahr später nur noch rund 26.000. Dies ist insbesondere auf eine Umwidmung der doppelqualifizierenden Bildungsgänge in Baden-Württemberg zurückzuführen: Im Jahr 2008 wurden sie noch im Sektor „Berufsausbildung“ gezählt (als primäres Bildungsziel wird hier noch der Berufsabschluss angegeben); ab dem Jahr 2009 werden sie im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ als „Bildungsgänge an Berufsfachschulen, die eine HZB vermitteln“ ausgewiesen (ab diesem Zeitpunkt wurde die HZB als primäres Ziel benannt).

Die Zahl der Anfänger/-innen in Berufsausbildungen außerhalb BBiG/HwO nach Landesrecht (Konto I 03) hat sich im Betrachtungszeitraum von rund 32.500 auf rund 11.500 reduziert (-64,7%). Über die Gründe für den Rückgang der „Assistentenausbildungen“ kann nur spekuliert werden. So kann vermutet werden, dass dies auf ihren kompensatorischen Charakter zurückzuführen ist. Insbesondere aufgrund des demografischen Wandels gab es einen deutlichen Rückgang der Zahl der Jugendlichen. Hierdurch verbesserten sich zum einen die Chancen der jungen Menschen, einen Ausbildungsplatz im dualen System nach BBiG/HwO zu finden, wodurch weniger kompensatorische Angebote – seien es „Assistentenausbildungen“ oder Maßnahmen des Übergangsbereichs – benötigt wurden. Eine weitere Ursache, die einen Rückgang der „Assistentenausbildung“ verursacht haben könnte, ist der Trend hin zu einer stärkeren allgemeinbildenden Höherqualifizierung, sowohl über doppelqualifizierende Bildungsgänge im Sektor „Berufsausbildung“ als auch über die primär allgemeinbildenden Bildungsgänge im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die angebotenen „Assistentenausbildungen“ an den beruflichen Schulen auch institutionellen Logiken folgen. So kann eine Landesregierung Ausbildungsplätze anbieten oder diese aufgrund veränderter Bedingungen zurückfahren, was dann zu entsprechend sinkenden Anfängerzahlen in diesen Ausbildungen führt.

Für den Rückgang der Zahl der Anfänger/-innen in den Ausbildungen an Berufsfachschulen nach BBiG/HwO (Konto I 02) können ähnliche Gründe vermutet werden. Diese haben sich seit 2005 ebenfalls deutlich reduziert (-59,8%). Mit rund 4.600 Anfängerinnen und Anfängern im Jahr 2020 spielen sie eine vergleichsweise kleine Rolle. Auffallend ist, dass die Zahlen der Anfänger/-innen in den schulischen Ausbildungen nach BBiG/HwO im Jahr 2019 sprunghaft gestiegen sind. Dies ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes jedoch hauptsächlich auf eine veränderte Zuordnung von Bildungsgängen in Rheinland-Pfalz zurückzuführen.

In Kapitel A6.1.3 werden die Konten I 03 „Schulische Berufsausbildung an Berufsfachschulen außerhalb BBiG/HwO nach Landesrecht“ und I 04 „Schulische Berufsausbildung mit Erwerb einer HZB (doppelqualifizierend)“168 für die berufsstrukturellen Analysen unter der Überschrift „Ausbildungen nach Landesrecht (außerhalb BBiG/HwO)“169 gemeinsam betrachtet, da sie in der Fachserie nicht getrennt ausgewiesen werden.

In Tabelle A6.1.2-1 werden die Konten der schulischen Berufsausbildung anhand der Merkmale Geschlecht, Staatsangehörigkeit und schulische Vorbildung betrachtet. Auf den Vergleich der schulischen Berufsausbildung zum dualen System sowie zu den anderen Bildungssektoren wird in Kapitel A4.1 näher eingegangen.

Tabelle A6.1.2-1: Anfänger/-innen in schulischer Berufsausbildung nach Geschlecht, Staatsangehörigkeit und schulischer Vorbildung 2019 (in %)

Die GES-Ausbildungen sind im Vergleich zu den anderen Konten der schulischen Berufsausbildung traditionell stark weiblich geprägt; nach den Vorjahresdaten der iABE lag der Anteil der Anfängerinnen im Jahr 2019 bei 76,1%. Der Anteil der Ausländer/-innen lag bei 14,7%. Gut die Hälfte aller Anfänger/-innen (53,5%) verfügte zu Beginn der Ausbildung über einen mittleren Abschluss, rund ein Viertel (26,2%) sogar über die (Fach-)Hochschulreife. Nur knapp ein Fünftel aller Anfänger/-innen besaß einen Hauptschulabschluss (18,5%).170

Der Frauenanteil in den doppelqualifizierenden Ausbildungen war mit 41,5% im Vergleich zu den anderen Konten der schulischen Berufsausbildung eher gering. Sie wiesen 2019 mit 12,5% den niedrigsten Ausländeranteil aus. Entsprechend dem Bildungsziel verfügten 93,3% der Anfänger/-innen bereits über einen mittleren Schulabschluss. 4,3% brachten sogar die (Fach-)Hochschulreife mit. Sie nutzten diese Bildungsgänge demnach in erster Linie zum Erwerb von beruflichen Qualifikationen.

Die schulischen Berufsausbildungen nach Landesrecht (außerhalb BBiG/HwO) waren mit 55,4% Frauen eher weiblich geprägt. Der Ausländeranteil in diesen Bildungsgängen lag bei 16,1%. Im Hinblick auf die schulische Vorbildung wiesen sie einen vergleichsweise niedrigen Anteil mit Hauptschulabschluss auf (18,8%). 59,5% der Anfänger/-innen verfügten über einen Realschulabschluss, rund ein Fünftel (19,9%) brachte die (Fach-)Hochschulreife mit.

Mit einem Frauenanteil von 55,0% wurden auch die schulischen Ausbildungen nach BBiG/HwO durchschnittlich etwas häufiger von Frauen begonnen. Der Ausländeranteil betrug in diesen Bildungsgängen 17,9%. Die Jugendlichen brachten eine vergleichsweise niedrige schulische Vorbildung mit. 31,0% verfügten über einen Hauptschulabschluss, 56,1% über einen mittleren Abschluss. Nur 10,8% der Anfänger/-innen hatten eine (Fach-)Hochschulreife.

An dieser Stelle wird üblicherweise die schulische Berufsausbildung in den Bundesländern dargestellt. Da die Daten der iABE-Schnellmeldung jedoch dieses Jahr auf Länderebene lückenhaft sind, wird auf differenzierte Länderbetrachtungen verzichtet (Kapitel A4.2).

  • 164

    Nicht berücksichtigt wird die Beamtenausbildung im mittleren Dienst (Konto I 06). Die Beamtenausbildung wird in Kapitel A6.2 gesondert betrachtet.

  • 165

    Siehe hierzu auch Dionisius u. a. (im Erscheinen).

  • 166

    Durch die Rundung der geschätzten Werte weicht im Berichtsjahr 2020 die Aufsummierung der Anfänger/-innen in den vier schulischen Bildungskonten leicht von der ausgewiesenen Anfängerzahl in den schulischen Berufsausbildungen insgesamt ab.

  • 167

    Daneben sind auch Schulen und Träger der praktischen Ausbildung Erhebungseinheiten. Auf diese wird hier jedoch nicht eingegangen.

  • 168

    An Berufsfachschulen nach Landesrecht (außerhalb BBiG/HwO) und Fachgymnasien.

  • 169

    Ohne Ausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen.

  • 170

    Daten zur schulischen Vorbildung der Anfänger/-innen liegen für 2020 noch nicht vor.