Duale Studiengänge verbinden die Lernorte Hochschule (der Begriff der Hochschulen schließt hier Berufsakademien ein) und Betrieb bzw. Praxispartner sowie gegebenenfalls weitere Lernorte im Rahmen eines Hochschulstudiums.
Die jüngste Erhebung der Datenbank des Fachportals AusbildungPlus hat ergeben, dass zum Stichtag 30. November 2019 insgesamt 1.622 duale Studiengänge an deutschen Hochschulen registriert waren, die von über 108.000 dual Studierenden wahrgenommen wurden Tabelle A6.3-1. Zugleich boten immer mehr Betriebe Ausbildungsplätze für ein duales Studium an: Während sich 2004 insgesamt 18.168 Unternehmen beteiligten, wurden zum Stichtag der Erhebung 51.000 kooperierende Unternehmen bzw. Standorte gemeldet. Insgesamt hat sich die Anzahl dualer Studiengänge seit 2004 (512) mehr als verdreifacht und die Zahl der Studierenden (2004: 40.982) und der kooperierenden Unternehmen im gleichen Zeitraum jeweils mehr als verdoppelt (Bundesinstitut für Berufsbildung 2020) Schaubild A6.3-1.
Datenbank des Fachportals AusbildungPlus
Das BIBB bietet mit dem Fachportal AusbildungPlus Informationen rund um die Themen duale Studiengänge und Zusatzqualifikationen. Das Portal befindet sich seit 2015 in alleiniger Trägerschaft des BIBB. Kernstück ist eine Datenbank, in der bundesweit Angebote von Hochschulen und kooperierenden Unternehmen/Praxiseinrichtungen erfasst werden. Gegenwärtig sind in der Datenbank 1.662 duale Studiengänge und ca. 2.300 Zusatzqualifikationen registriert. AusbildungPlus bietet die umfassendsten Informationen über das bestehende Angebot an dualen Studiengängen und an Zusatzqualifikationen im Bereich der Erstausbildung in Deutschland.
Die erfassten Daten basieren auf freiwilligen Angaben der Anbieter, daher kann nicht von einer Vollständigkeit der Datenlage ausgegangen werden. Jedoch sind die Daten als Indikator für die Entwicklungen des dualen Studiums zu sehen.
Tabelle A6.3-1: Entwicklung der Anzahl der dualen Studiengänge, der Kooperationsunternehmen und der dual Studierenden von 2004 bis 2019
Schaubild A6.3-1: Entwicklung dualer Studiengänge, Kooperationsunternehmen und dual Studierender von 2004 bis 2019 (in %)
Nach wie vor gibt es in den Fachrichtungen des Ingenieurwesens (595 Studiengänge) und Wirtschaftswissenschaften (580 Studiengänge) die größte Zahl der angebotenen Studiengänge. Im Vergleich zum Gesamtangebot sind das 36% bzw. 35% aller zur Auswahl stehenden Angebote. Am stärksten nachgefragt war die Fachrichtung Wirtschaftswissenschaften, hier wurden 48.868 Studierende erfasst, in der Fachrichtung Ingenieurwesen waren es 26.625 und im Sozialwesen/Erziehung/Gesundheit und Therapie 13.556 Studierende Schaubild A6.3-2.
Schaubild A6.3-2: Verteilung dualer Studiengänge nach Fachrichtungen in der Erstausbildung 2019 (in %)
Studienformate dualer Studiengänge
Nach den Empfehlungen des Wissenschaftsrates (WR) lassen sich folgende Formate unterscheiden: Im Bereich der Erstausbildung gibt es das ausbildungs- und das praxisintegrierende duale Studium, im Bereich der Weiterbildung ebenfalls das praxisintegrierende sowie das berufsintegrierende duale Studium (vgl. Wissenschaftsrat 2013, S. 9) Schaubild A6.3-3.
Im Berichtszeitraum 2011 bis 2019 setzte sich das Wachstum in der Gesamtbetrachtung weiter fort, wenn auch moderater als in den vergangenen Jahren. Insgesamt kann von einer Konsolidierung dualer Studiengänge als eigenständiger Bildungsweg gesprochen werden; insbesondere im Kontext des neuen Studienakkreditierungsstaatsvertrags178 wurden definitorische Aussagen zum dualen Studium getroffen.
Die Tendenz der Verschiebung des Angebots dualer Studiengänge in Richtung praxisintegrierender Studiengänge setzte sich fort, der Anteil lag hier zum Stichtag bei 50,5% im Vergleich zu 34,9% des ausbildungsintegrierenden Formats. Die Zahl der Mischformen, d. h. Studiengänge, die nicht eindeutig den Kategorien ausbildungs- oder praxisorientierend zuzuordnen waren, lag bei 14,6% (2016: 13,9%).
Bei den Anbietern dualer Studiengänge sind strukturelle Entwicklungen zu beobachten: Weitere Berufsakademien, – wie schon die duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) – haben mittlerweile einen hochschulischen Status erlangt oder streben diesen an. Auf Länderebene sind weitere Dachmarken oder ähnliche Strukturen entwickelt worden. Zudem haben neun hochschulische Anbieter den Verband dualer Hochschulen gegründet (vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung 2020).
Daten zu dualen Studiengängen liegen auch bei anderen datenerfassenden Stellen z. B. beim Statistischen Bundesamt oder beim Hochschulkompass vor. Die Datenerfassungen unterscheiden sich in der Art und der Methodik.179 In Abgrenzung zu den vom Statistischen Bundesamt erhobenen Studienanfängern/-anfängerinnen im dualen Studium erfasst AusbildungPlus wesentlich differenziertere Daten.
Beim Blick auf die regionale Verteilung wies Bayern mit einem Anteil von 21,6% zum Stichtag die meisten der registrierten Studiengänge (359) in der AusbildungPlusDatenbank auf, bei den Studierenden betrug der Anteil Bayerns jedoch nur 7,4% und lag damit hinter Baden-Württemberg mit 33,5% und Nordrhein-Westfalen mit 15,5%. Bezogen auf das Angebot an Studiengängen folgte Nordrhein-Westfalen mit 18,4% (306), dahinter kam Baden-Württemberg mit 17,0% (282). Seit 2012 stellten diese drei Länder in der AusbildungPlus-Datenbank die meisten dualen Studiengänge. Dahinter folgten die Bundesländer: Hessen 142 (8,5%), Sachsen 103 (6,2%), Niedersachsen 96 (5,8%), und Rheinland-Pfalz 84 (5,1%). Bis auf Niedersachsen, wo es eine kleine Veränderung nach unten gab, haben die anderen Länder ihr Angebot (z. T. erheblich) ausgebaut Tabelle A6.3-2.
Schaubild A6.3-3: Formate im dualen Studium
Tabelle A6.3-2: Verteilung dualer Studiengänge in der Erstausbildung nach Bundesländern 2011 bis 2019 (absolut)
(Silvia Hofmann)
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Nach wie vor stellen duale Studiengänge kein eigenes Studienformat dar, sondern werden nach der Musterrechtsverordnung (MRVO) der KMK als Studiengänge mit besonderem Profilanspruch akkreditiert (vgl. Kultusministerkonferenz 2017, S. 11). Gleichwohl werden mit dem Akkreditierungsstaatsvertrag und der MRVO der KMK Konkretisierungen für duale Studiengänge vorgelegt (vgl. Kultusministerkonferenz 2017).
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Ein Studiengang darf als „dual“ bezeichnet und beworben werden, wenn die Lernorte (mindestens Hochschule/Berufsakademie und Betrieb) systematisch sowohl inhaltlich als auch organisatorisch und vertraglich miteinander verzahnt sind (vgl. Kultusministerkonferenz 2017, S. 21f.). Da in den Ländern unterschiedliche Definitionen von dualen Studiengängen bestehen, können hiervon länderrechtliche Regelungen abweichen. Hessen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein haben davon Gebrauch gemacht, ohne aber substanzielle Änderungen an der inhaltlichen Definition vorzunehmen (vgl. Stiftung Akkreditierungsrat 2020).