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Im Berichtsjahr 2019 hat sich die Beteiligung der Wirtschaft an der betrieblichen Ausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen das dritte Jahr in Folge auf niedrigerem Niveau weiter stabilisiert. Wie die Ausbildungsbetriebs- und Ausbildungsquoten als Indikatoren zur betrieblichen Ausbildungsbeteiligung nahelegen, scheint der negative Trend der vorherigen zehn Berichtsjahre zumindest im Durchschnitt beendet zu sein. Die betriebliche Ausbildung hat offensichtlich wieder verstärkt Anschluss an die generelle Entwicklung der Betriebs- und Beschäftigtenzahlen gefunden, allerdings gibt es hier deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Betriebsgrößenklassen, Wirtschaftssektoren und Bundesländern. Dabei hat sich insbesondere der Trend fortgesetzt, dass im Vergleich zu früheren Berichtsjahren ein größerer Teil der betrieblichen Ausbildungsaktivität in mittleren und Großbetrieben stattfindet und die Ausbildungsbeteiligung von Kleinst- und Kleinbetrieben starke Rückgänge verzeichnet (vgl. Eckelt u. a. 2020).

Definitionen und Indikatoren zur Messung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung

Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einschließlich Auszubildender, die kranken-, renten- oder pflegeversicherungspflichtig und/oder beitragspflichtig nach dem Recht der Arbeitsförderung sind oder für die der Arbeitgeber Beitragsanteile zu entrichten hat.

Als Auszubildende zählen alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ausbildung, die der BA über die Personengruppenschlüssel 102, 121, 122, 141 und 144 gemeldet werden. Dies sind in der Regel Auszubildende, deren Ausbildungsverhältnis den Bestimmungen des BBiG bzw. der HwO unterliegt oder die eine Berufsausbildung auf unter Bundesflagge fahrenden Seeschiffen der Kauffahrteischifffahrt absolvieren. Aufgrund relativ weit gefasster Zuordnungskriterien fallen darunter auch Auszubildende im Gesundheitswesen, deren Ausbildung nicht durch BBiG/HwO geregelt ist. Dies führt dazu, dass der Bestand an Auszubildenden auf Grundlage der Beschäftigtenstatistik in der Regel höher ausfällt als in der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Kapitel A5.1). Hier zählen zum Auszubildendenbestand alle Personen, die zum Stichtag 31. Dezember in einem Ausbildungsverhältnis mit einem Ausbildungsvertrag nach BBiG bzw. HwO stehen.

Die Ausbildungsbetriebsquote misst den Anteil der Betriebe mit Auszubildenden an allen Betrieben mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich der Ausbildungsbetriebe. Bei der Berechnung der Ausbil-dungsbetriebsquote wird nicht zwischen Betrieben mit und ohne Ausbildungsberechtigung differenziert.

Die Ausbildungsquote bezeichnet den Anteil der Auszubildenden an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten einschließlich Auszubildender.

Die Statistik der BA hat am 28. August 2014 eine Revision der Beschäftigungsstatistik und damit auch der Betriebsstatistik rückwirkend bis zum Jahr 1999 erfahren (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2014a).180 Die Revision ist das Ergebnis einer modernisierten Datenaufbereitung mit genaueren Ergebnissen und zusätzlichen Inhalten für diese Statistik und beinhaltet u. a. eine umfassendere Abgrenzung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie eine verbesserte Zuordnung zur Beschäftigungsart.

Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in Deutschland

Nach Angaben der Beschäftigungsstatistik der BA beteiligten sich zum 31. Dezember 2019 von den bundesweit knapp 2,2 Mio. Betrieben mit mindestens einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis rund 425.800 Betriebe an der beruflichen Ausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Anzahl der Ausbildungsbetriebe um rund 1.500 abgenommen, während sich der Gesamtbestand an Betrieben gegenüber dem Vorjahr um rund weitere 5.500 Betriebe (+0,3%) erhöhte. Die Ausbildungsbetriebsquote sank gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Prozentpunkte auf 19,6%, blieb aber dennoch auf einem vergleichbaren Niveau Tabelle A7.1-1.

Die Ausbildungsquote  ist mit 4,8% im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Der Bestand an Auszubildenden stieg bundesweit um rund 28.000 auf etwa 1,63 Mio. (+1,7%). Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg um rund 454.000 auf ca. 33,7 Mio. und erhöhte sich damit um 1,4% Tabelle A7.1-2.

Tabelle A7.1-1: Betriebe, Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsbetriebsquote nach Betriebsgrößenklassen 2007, 2018 und 2019 in Deutschland

Tabelle A7.1-2: Beschäftigte, Auszubildende und Ausbildungsquote nach Betriebsgrößenklassen 2007, 2018 und 2019 in Deutschland

Ausbildungsbeteiligung der Betriebe nach Bundesgebiet und Bundesländern

Wie in den vergangenen Jahren hat sich die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe in den west- und ostdeutschen Bundesländern unterschiedlich entwickelt. In den alten Ländern sank die Zahl der Ausbildungsbetriebe um knapp 1.900 auf rund 364.000 (-0,5%), während die Gesamtanzahl aller Betriebe um knapp 6.000 (+0,3%) stieg. Die Ausbildungsbetriebsquote im Westen verringerte sich dadurch um 0,2 Prozentpunkte und betrug zuletzt 21,0% Tabelle A7.1-3 Internet. Die Ausbildungsquote blieb im Westen dagegen im Vergleich zum Vorjahr konstant bei 5,1%. Zwar erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten um 2,2% auf rund 27,5 Mio., gleichzeitig stieg aber auch der Bestand an Auszubildenden um 1,1% auf rund 1,4 Mio. an Tabelle A7.1-4 Internet.

Ein etwas anderes Bild zeigt sich in den ostdeutschen Ländern bei der Ausbildungsbeteiligung der Betriebe. Der Bestand an Ausbildungsbetrieben verzeichnete hier einen Anstieg um 0,6% auf rund 61.800, während die Gesamtzahl der Betriebe mit einem Minus von 0,1% leicht rückläufig war. Die Ausbildungsbetriebsquote stieg somit im Osten um 0,1 Prozentpunkte auf 14,2% an Tabelle A7.1-5 Internet. Trotz der gegenläufigen Entwicklung der Ausbildungsbetriebsquote in den west- und ostdeutschen Bundesländern bleiben jedoch die bisherigen Niveauunterschiede in der Ausbildungsbeteiligung bestehen. Weiterhin bildete in den westdeutschen Bundesländern durchschnittlich gut jeder fünfte Betrieb aus, in den ostdeutschen Bundesländern war dies nur jeder siebte Betrieb.

Die Zahl der Auszubildenden im Osten stieg im Berichtsjahr 2019 um rund 7.200 an und erreichte ein Niveau von insgesamt rund 231.600 Auszubildenden. Mit einem Plus von 3,2% gab es beim Auszubildendenbestand einen stärkeren Zuwachs als bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die sich um rund 66.000 auf ca. 6,23 Mio. erhöhte (+1,1%). In der Folge ist die Ausbildungsquote in den neuen Ländern leicht auf 3,7% angestiegen Tabelle A7.1-6 Internet.

Der Vergleich der länderspezifischen Ausbildungsbetriebsquoten zeigt, dass die betriebliche Ausbildungsbeteiligung im Berichtsjahr 2019 erheblich zwischen den einzelnen Bundesländern variierte. In den westlichen Bundesländern lag die durchschnittliche Ausbildungsbetriebsquote insgesamt etwa sieben Prozentpunkte über der Ausbildungsbetriebsquote in den östlichen Bundesländern.

Unter den westdeutschen Bundesländern gab es überwiegend Zuwächse in den Betriebsbeständen (durchschnittlich +0,3%), während die Bestände der Ausbildungsbetriebe – mit Ausnahme von Hessen und Schleswig-Holstein – Rückgänge verzeichneten (durchschnittlich -0,5%), was zu einer Verringerung der Ausbildungsbetriebsquoten führte (durchschnittlich -0,2 Prozentpunkte) Tabelle A7.1-7 Internet. In den ostdeutschen Bundesländern gingen die Betriebsbestände zwar nur teilweise zurück, mit Ausnahme von Berlin wuchs jedoch der Bestand an Ausbildungsbetrieben, sodass die Ausbildungsbetriebsquote hier im Durchschnitt um 0,1 Prozentpunkte stieg.

Bei den Beständen und Anteilen an Auszubildenden an den Beschäftigten zeigen sich geringe Unterschiede zwischen den Bundesländern Tabelle A7.1-8 Internet. Mit Ausnahme von Bayern nahm die Anzahl an Auszubildenden in allen Bundesländern zu. In den westdeutschen Bundesländern stieg jedoch auch die Zahl der Beschäftigten in einem vergleichbaren Maße, sodass die Ausbildungsquoten im Vergleich zum Vorjahr überwiegend konstant blieben. In den ostdeutschen Bundesländern (mit Ausnahme von Berlin) stiegen die Ausbildungsquoten dagegen leicht gegenüber dem Vorjahresniveau an.

Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung nach Betriebsgrößenklassen

Wie schon in den Vorjahren sind die Rückgänge im Bestand an Ausbildungsbetrieben auch im Berichtsjahr 2019 ausschließlich auf Verluste im kleinstbetrieblichen Bereich zurückzuführen. Insgesamt ging die Anzahl der Ausbildungsbetriebe bei Betrieben mit bis zu neun Beschäftigten um 2,5% zurück, Kleinstbetriebe mit bis zu vier Beschäftigten waren dabei noch stärker betroffen Tabelle A7.1-1. In allen anderen Betriebsgrößenklassen erhöhten sich dagegen die Bestände an Ausbildungsbetrieben gegenüber dem Vorjahr um bis zu 2,3%. Bei Betrieben ab 100 Beschäftigen gab es bei den Ausbildungsbetrieben einen stärkeren Anstieg als bei den Betrieben insgesamt, mit der Folge, dass die Ausbildungsbetriebsquote hier leicht verbessert werden konnte. Die Entwicklungen bei den Beständen an Auszubildenden bzw. den Ausbildungsquoten nach Betriebsgrößenklassen bekräftigten den Trend, dass sich die Ausbildungsaktivität im kleinbetrieblichen Bereich verringerte und zumindest teilweise mit einer höheren Aktivität im mittleren und großbetrieblichen Bereich einherging Tabelle A7.1-2. In Kleinstbetrieben mit bis zu neun Beschäftigten sowie in Kleinbetrieben mit bis zu 19 Beschäftigten ging die Ausbildungsquote wie im Vorjahr leicht zurück. In mittleren Betrieben und Großbetrieben gab es dagegen sowohl bei der Beschäftigung als auch bei den Auszubildenden Zuwächse, weshalb die Ausbildungsquoten gegenüber dem Vorjahr konstant blieben. Eine Ausnahme bildeten Großbetriebe mit 500 und mehr Beschäftigten, bei denen ein Anstieg der Auszubildendenbestände um knapp 24.000 auf rund 334.000 (+7,6%) und eine Erhöhung der Ausbildungsquote um 0,2 Prozentpunkte zu verzeichnen war. Insgesamt gelten diese Zusammenhänge sowohl für die westdeutschen wie für die ostdeutschen Bundesländer Tabelle A7.1-3 Internet bis Tabelle A7.1-6 Internet.

Entwicklung der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung nach Wirtschaftszweigen

Insgesamt fielen die Veränderungen der Ausbildungsbetriebs- und der Ausbildungsquoten nach Wirtschaftssektoren zwischen 2018 und 2019 recht heterogen aus Tabelle A7.1-9 Internet bis Tabelle A7.1-14 Internet. Bundesweit haben sich die Ausbildungsbetriebsquote und die Ausbildungsquote in den Bereichen medizinische Dienstleistungen und im öffentlichen Sektor wie bereits im Vorjahr erneut erhöht. Demgegenüber gab es im Vergleich zum Vorjahr eine Reihe von Wirtschaftszweigen, die einen generell negativen Trend aufwiesen. Dazu zählten insbesondere die Bereiche Chemie-, Pharmaziegewerbe, Beherbergungs- und Gaststättengewerbe, Forschung und Entwicklung sowie die sogenannten sonstigen personenbezogenen Dienstleistungen.

Ebenso hervorzuheben ist eine Gruppe an Wirtschaftsbereichen, in denen es in Westdeutschland zu rückläufigen Entwicklungen gekommen ist, die sich allerdings nicht auf Ostdeutschland übertragen haben, da hier positive Entwicklungen zu verzeichnen waren. Dazu gehörten aus dem verarbeitenden Gewerbe die Nahrungs-, Papier-, Holzhersteller sowie das Baugewerbe und aus dem Dienstleistungssektor finanz-, rechts-, wohnungswirtschaftliche Dienstleistungen und als großer Ausbildungsbereich der Einzelhandel.

(Sabine Mohr)