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Nach der Ausbildungsmarktstatistik der BA lag der Anteil der aus früheren Schulentlassjahrgängen stammenden Bewerber/-innen an allen bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern im Berichtsjahr 2020 bei 44% (Kapitel A1.1.3). Ob sich die Bewerber/-innen, die die Schule bereits in Vorjahren verließen und daher oft als „Altbewerber/-innen“ bezeichnet wurden, tatsächlich schon früher einmal um eine Ausbildungsstelle beworben hatten, geht aus der BA-Statistik allerdings nicht hervor. Eine eindeutige Abgrenzung des Personenkreises der Altbewerber/-innen ist demgegenüber bei der BA/BIBB-Bewerberbefragung möglich. Hier wird von folgender Definition ausgegangen: Altbewerber/-innen sind „all diejenigen Personen, die angeben, sich bereits einmal für einen früheren Ausbildungsbeginn als den des jeweils aktuellen Ausbildungsjahres beworben zu haben“ (Ulrich/Krekel 2007). Dementsprechend wird in der BA/BIBB-Bewerberbefragung nicht nur erfasst, ob sich die Bewerber/-innen bereits früher um eine betriebliche Ausbildungsstelle beworben haben, sondern darüber hinaus auch, für welches Ausbildungsjahr sie dabei erstmals den Beginn einer Ausbildung anstrebten.

Auf Datenbasis der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2020 wurde ein Anteil der Altbewerber/-innen an allen Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern von 26% für das Berichtsjahr 2020 ermittelt.186 Damit ist der Altbewerberanteil gegenüber 2018 leicht gestiegen, liegt aber immer noch unter den Altbewerberanteilen von 2006 bis 2016 Schaubild A8.1.3-1.

Schaubild A8.1.3-1: Entwicklung des Anteils der Altbewerber/-innen an allen Bewerberinnen und Bewerbern von 2006 bis 2020 (in %)1

Mehr als die Hälfte der Altbewerber/-innen (56%) des Berichtsjahrs 2020 hatte sich erstmals im Vorjahr um eine betriebliche Ausbildung beworben, 24% strebten den Beginn einer Ausbildung bereits im Vorvorjahr an und weitere 18% in noch früheren Jahren.187

Im Berichtsjahr 2020 fiel in der Gruppe der Altbewerber/-innen der Männeranteil mit 61% insgesamt ebenso hoch aus wie in der Gruppe der Erstbewerber/-innen, also derjenigen, die sich 2020 zum ersten Mal für eine Ausbildung beworben hatten Tabelle A8.1.3-1. Das Lebensalter lag in der Gruppe der Altbewerber/-innen naturgemäß im Schnitt höher als in der Gruppe der Erstbewerber/-innen. Jugendliche mit Migrationshintergrund (Kapitel A8.1.1) waren unter den Altbewerberinnen und Altbewerbern mit einem Anteil von 40% stärker vertreten als unter den Erstbewerberinnen und -bewerbern (34%). Die Schulabschlüsse unterschieden sich zwischen den beiden Bewerbergruppen zum Teil deutlich: So verfügten Altbewerber/-innen im Vergleich zu Erstbewerberinnen und -bewerbern seltener über einen mittleren Schulabschluss (43% vs. 49%), aber häufiger über die (Fach-)Hochschulreife (26% vs. 19%). Dies lässt sich damit erklären, dass die in früheren Jahren erfolglosen Bewerber/-innen mit mittlerem Schulabschluss relativ häufig z. B. durch den Besuch einer Fachoberschule oder höheren Handelsschule noch einen höheren Schulabschluss erworben hatten.

Tabelle A8.1.3-1: Merkmale der Altbewerber/-innen und Erstbewerber/-innen des Berichtsjahrs 2020 (in %)

Zum Befragungszeitpunkt befanden sich 34% Altbewerber/-innen des Berichtsjahres 2020 in einer betrieblichen Berufsausbildung nach BBiG bzw. HwO. Bei den Erstbewerbern und -bewerberinnen lag der entsprechende Anteil bei 42% Tabelle A8.1.3-2. Auch 2018 waren mehr Erst- als Altbewerber/-innen in einer betrieblichen Ausbildung verblieben (43% vs. 41%). Allerdings fiel die Differenz zwischen den beiden Bewerbergruppen im Jahr 2018 deutlich geringer aus, weil sich 2018 Altbewerber/-innen häufiger in einer betrieblichen Berufsausbildung befanden als 2020 (41% vs. 34%). Stattdessen waren die Altbewerber/-innen des Berichtsjahres 2020 häufiger arbeitslos als Altbewerber/-innen des Berichtsjahrs 2018 (19% vs. 13%). Besonders hoch fallen die Arbeitslosenanteile bei den Personen aus, deren erstmalige Bewerbung mehr als ein Jahr zurücklag (Bewerbung im Vorvorjahr oder früher): Jeweils fast ein Viertel von ihnen war 2020 arbeitslos. 2018 lagen die entsprechenden Anteile bei 15% (erstmalige Bewerbung im Vorvorjahr) bzw. 14% (erstmalige Bewerbung noch früher).

11% der Altbewerber/-innen und 18% der Erstbewerber/-innen befanden sich in einem teilqualifizierenden Bildungsgang oder einer teilqualifizierenden Maßnahme (teilqualifizierende berufsbildende Schule, schulisches Berufsvorbereitungsjahr o. Ä., berufsvorbereitende Maßnahme der Arbeitsagentur bzw. des Jobcenters, Einstiegsqualifizierung, Praktikum). Dass Altbewerber/-innen seltener in einer Teilqualifizierung verblieben waren, zeigte sich auch schon 2018 und lässt sich damit erklären, dass viele von ihnen bereits früher an entsprechenden Bildungsgängen oder Maßnahmen teilgenommen hatten.

Tabelle A8.1.3-2: Verbleib der Altbewerber/-innen und Erstbewerber/-innen des Berichtsjahrs 2020 und 2018 zum Befragungszeitpunkt (in %)

  • 186

    Für rund 5% der befragten Ausbildungsstellenbewerber/-innen konnte aufgrund fehlender Angaben nicht geklärt werden, ob sie Altbewerber/-innen waren oder nicht. Die tatsächliche Altbewerberquote könnte somit leicht unterschätzt sein. Die nicht zuordenbaren Fälle wurden, wie bereits bei Auswertungen aus früheren Jahren, aus den weiteren Auswertungen zu den Altbewerbern und Altbewerberinnen 2020 ausgeschlossen.

  • 187

    Für 2% der Altbewerber/-innen konnte aufgrund fehlender Angaben nicht ermittelt werden, für welches frühere Jahr sie sich erstmals beworben hatten.