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Auf Grundlage der Daten zur Bevölkerung in Privathaushalten sind 2019 deutliche Unterschiede in den nfQ-Quoten nach Nationalität ersichtlich Tabelle A11.3-1. Während junge Erwachsene zwischen 20 und 34 Jahren mit einer deutschen Staatsbürgerschaft 2019 eine nfQ-Quote von nur 9,5% vorwiesen, waren es bei den ausländischen Gleichaltrigen mit einer Quote von 33,2% mehr als dreimal so viele. Jene mit einer türkischen Staatsangehörigkeit waren sogar zu 35,0% beruflich nicht formal qualifiziert.

Tabelle A11.3-1: 20- bis 34-Jährige ohne Berufsabschluss nach Migrationsstatus 2015 bis 2019 (in %)1

Der Anteil der nfQ unter den 20- bis 34-Jährigen mit deutscher Staatsbürgerschaft ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Bei den Frauen um 0,2 Prozentpunkte auf 8,8% (2018: 8,6%) und bei den Männern um 0,1 Prozentpunkte auf 10,1% (2018: 10,0%). Die Quote der ausländischen Staatsbürgerinnen in dieser Altersgruppe ist um 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr auf 32,3% gefallen. Bei den Männern mit ausländischer Staatsbürgerschaft ist hingegen eine Zunahme um 0,3 Prozentpunkte auf 34,0% zu beobachten. Dieser Anstieg ist jedoch als statistisch nicht signifikant zu werten.245 Die nfQ-Quote junger Erwachsener mit türkischer Staatsbürgerschaft fiel 2019 um 2,0 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr, wobei dieser einem Rückgang der Quote bei den Männern in stärkerem Maße geschuldet war (2018: 37,1%, 2019: 34,8%) als bei den Frauen (2018: 37,0%, 2019: 35,3%). Die nfQ der Ausländerinnen mit türkischer Staatsangehörigkeit lag damit wieder, wenn auch geringfügig über der Quote der männlichen Ausländer dieser Gruppe.

Bei Migranten und Migrantinnen ohne eigene Migrationserfahrung, zu denen das Statistische Bundesamt all jene Personen zählt, die entweder selbst oder ein Elternteil eine ausländische Staatsbürgerschaft besitzt, jedoch nicht selbst zugewandert sind, blieb die Quote der nfQ im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert. Für Migranten und Migrantinnen mit eigener Migrationserfahrung, d. h. selbst zugewanderte Personen mit Migrationshintergrund, ist jedoch ein weiterer Anstieg um 0,4 Prozentpunkte auf 33,3% festzustellen.

Der Anstieg der Fluchtmigration in den Jahren 2015 und 2016, der sich methodisch bedingt im Mikrozensus erst 2016 bemerkbar machte,246 führte zu einer Erhöhung der nfQ-Quote ab 2015 in der Gesamtbevölkerung. Insbesondere infolge der Neuzuwanderung247 der 20- bis 34-Jährigen aus den Kriegs- und Krisenländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien.248 Im Jahr 2016 kamen 30% der 20- bis 34-Jährigen neu zugewanderten aus diesen Ländern. Die nfQ-Quote betrug in dieser Gruppe 61,7%, wohingegen die nfQ-Quote für alle neu Zugewanderten bei 41,1% lag. Zum Vergleich: Bei Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft schwankte die nfQ-Quote ab 2015 geringfügig um den Wert von 9,5% Schaubild A11.3-1.

Schaubild A11.3-1: nfQ-Quote der 20- bis 34-Jährigen mit deutscher oder ausländischer Staatsangehörigkeit (in %)

Weiterhin ist zu beobachten, dass die Quote unter den jungen Männern mit eigener Migrationserfahrung mit einem Wachstum von 0,7 Prozentpunkten stärker anstieg als bei den Frauen mit eigener Migrationserfahrung, für die nur ein Anstieg von 0,1 Prozentpunkte beobachtbar ist Tabelle A11.3-1. Seit 2016 wiesen Migrantinnen mit eigener Migrationserfahrung somit einen geringeren Anteil an nfQ auf als die Männer dieser Gruppe.

Zusammenfassend ist somit der wachsende nfQ-Anteil unter den Migrantinnen und Migranten mit eigener Migrationserfahrung, der insbesondere durch die Fluchtmigration in den Jahren 2015 und 2016 verstärkt wurde, ausschlaggebend für den Anstieg der Gesamtquote der Bevölkerung in Privathaushalten im Alter von 20 bis 34 Jahren. Die Ergebnisse zeigen jedoch weiterhin, dass ein hoher nfQ-Anteil nicht nur in dieser Gruppe zu verorten ist. Um die nfQ-Quote junger Erwachsener nachhaltig zu senken, ist insgesamt der Unterschied im Erwerb eines beruflichen Bildungsabschlusses zwischen Personen mit und ohne Migrationshintergrund zu fokussieren.

Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass bei der Interpretation der Ergebnisse im Lichte der erhöhten Fluchtmigration in den vergangenen Jahren beachtet werden muss, dass gerade neuzugewanderte Geflüchtete im Mikrozensus untererfasst sind. Durch die Eingrenzung auf Personen in Privathaushalten wurden alle jene in Gemeinschaftsunterkünften wie Aufnahmeeinrichtungen hier nicht berücksichtigt.

(Robert Herter-Eschweiler – Statistisches Bundesamt, Michael Kalinowski)

  • 245

    Das 95%-Konfidenzintervall der nfQ-Quote liegt hier bei ±0,42 Prozentpunkten.

  • 246

    Da zu Beginn der Fluchtmigration die Flüchtlinge zumeist in Notunterkünften untergebracht waren, hatten diese keine Auswahlchance im Mikrozensus, befragt zu werden.

  • 247

    Neuzugewandte sind im aktuellen oder im Vorjahr erstmals auf das Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland zugezogen.

  • 248

    Die Länderliste orientiert sich am IAB-Zuwanderungsmonitor (vgl. Brücker u. a. 2020).