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Die Weiterbildungsbranche war bis zum Zeitpunkt der Befragung im Sommer 2020 durch die Auswirkungen der Coronapandemie wirtschaftlich schwer getroffen. Der wbmonitor-Klimawert für die Weiterbildungsanbieter insgesamt stürzte gegenüber dem Vorjahr um 57 Punkte ab und war mit -13 erstmals negativ Schaubild B2.1.1-1. Offensichtlich vor allem bedingt durch Einnahmeausfälle infolge eines nur in Teilen realisierten Veranstaltungsangebots (Kapitel B2.1.2) stellte sich die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage mit -23 als ernst dar Tabelle B2.1.1-1. Der Erwartungswert von -3 bringt zum Ausdruck, dass die Anbieter bezüglich der kommenden zwölf Monate keine Verbesserung erwarteten und insofern bereits im Sommer 2020 von länger andauernden Beeinträchtigungen des Weiterbildungsbetriebs im Zuge der Pandemie ausgingen. Diesbezüglich dürften sowohl Veränderungen der Nachfrage wie z. B. aufgeschobene Weiterbildungsinvestitionen als auch an die Pandemiesituation angepasste rechtliche Rahmenbedingungen bezüglich der Angebotsgestaltung eine Rolle gespielt haben.

wbmonitor-Klimawert

Der wbmonitor-Klimawert bildet die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation durch die Weiterbildungsanbieter ab. Er berechnet sich aus dem geometrischen Mittel der Differenzen zwischen den positiven und negativen Urteilen über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage sowie der Erwartung in einem Jahr. Die Anbieterangaben werden anhand des Dozentenstundenvolumens des Vorjahres gewichtet. Die Werte liegen zwischen -100 und +100. Der wbmonitor-Klimawert ist eine konzeptionelle Adaption des ifo Geschäftsklimas.

Schaubild B2.1.1-1: Entwicklung der wbmonitor-Klimawerte von 2008 bis 2020

Tabelle B2.1.1-1: Klimawert, wirtschaftliche Lage und Erwartung für ausgewählte Teilgruppen von Weiterbildungsanbietern 2020

Damit war die wirtschaftliche Stimmung in der Weiterbildungsbranche erstmals seit 2011 zum Zeitpunkt der Befragung schlechter als in der Dienstleistungsbranche insgesamt. Der ifo Geschäftsklimawert für die Dienstleister insgesamt war im Juli 2020 mit +2 geringfügig positiv, wobei es allerdings zu berücksichtigen gilt, dass er in den Vormonaten ab Beginn des Lockdowns im März durchgängig negativ war und niedrige Infektionszahlen im Sommer die Lage offensichtlich entspannten (vgl. ifo Institut für Wirtschaftsforschung 2021). Der Vergleich mit den Dienstleistungsunternehmen insgesamt verdeutlicht, dass es sich bei der Weiterbildung um einen wirtschaftlich von den Folgen der Pandemie besonders stark betroffenen Bereich handelt.

Differenziert nach den unterschiedlichen Hauptfinanzierungsquellen der Anbieter zeigt sich der Einbruch des Wirtschaftsklimas in allen Segmenten. Der Rückgang der segmentspezifischen Klimawerte gegenüber dem Vorjahr bewegte sich im Bereich von 41 Punkten bei den vor allem für die Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter tätigen Einrichtungen, bis 71 Punkten bei den vorrangig durch betriebliche Kunden finanzierten Anbietern. Mit Blick auf den ebenfalls überdurchschnittlich starken Rückgang der überwiegend durch Teilnehmende bzw. Selbstzahlende finanzierten Anbieter um 66 Punkte (alle Anbieter: Rückgang um 57 Punkte) wird deutlich, dass sich die Pandemiesituation wirtschaftlich besonders stark auf den privat finanzierten Weiterbildungsbereich ausgewirkt hat.

Mit einem Wert von -24 wies die letztgenannte Anbietergruppe die schlechteste Wirtschaftsstimmung der untersuchten Finanzierungssegmente auf. Die sich überwiegend durch individuell entrichtete Teilnahmeentgelte finanzierenden Einrichtungen bewerteten im Sommer 2020 sowohl die aktuelle Lage (-33) als auch die Erwartung für die kommenden zwölf Monate (-15) negativ. In dieser Gruppe stellen private Anbieter in gewinnorientierter oder gemeinnütziger Ausrichtung zusammen mit VHS mehr als die Hälfte der Einrichtungen.262 Es dürfte zu vermuten sein, dass neben dem Verbot von Präsenzveranstaltungen während des ersten Lockdowns (Kapitel B2.1.2) zum Tragen kam, dass zahlreiche Weiterbildungsinteressierte ihre Teilnahme auf einen Zeitpunkt verschoben haben, ab dem Weiterbildungsveranstaltungen wieder ohne Ansteckungsrisiko und besondere Hygienemaßnahmen im herkömmlichen Präsenzformat möglich sind.

In dem negativen Klimawert (-10), der vor allem durch Einnahmen von Betrieben finanzierten Weiterbildungsanbieter – welche seit Ende der Wirtschaftskrise 2009 wirtschaftlich boomten und die höchsten Klimawerte der unterschiedenen Finanzierungssegmente aufwiesen –,  spiegelt sich ein im Zuge der Pandemie und der damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheit deutlich reduziertes Weiterbildungsengagement von Unternehmen (vgl. Bellmann u. a. 2020). Auch die Kurzarbeit von Beschäftigten wurde nur selten zur Weiterqualifizierung genutzt (vgl. ebd.). Die eingeschränkten Möglichkeiten, Weiterbildung durchzuführen (Kapitel B2.1.2), und die abwartende Haltung von Unternehmen bezüglich Weiterbildungsaktivitäten drücken sich vor allem in der aktuellen Lage mit einem Wert von -31 deutlich negativ aus. Ein Jahr in die Zukunft blickend zeigten sich die vor allem betrieblich finanzierten Anbieter im Sommer 2020 mit einem Erwartungswert von +13 verhalten optimistisch. Unter den überwiegend betrieblich finanzierten Weiterbildungsanbietern sind mehr als die Hälfte privat-kommerziell ausgerichtet.263

Einrichtungen, die vor allem für die Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter tätig sind, wiesen unter den nach Hauptfinanzierungsquellen unterschiedenen Anbietersegmenten mit +6 den höchsten und einzig leicht positiven Klimawert auf. Die aktuelle wirtschaftliche Situation bewerteten allerdings auch diese meist privatwirtschaftlichen Anbieter264 negativ (Lagewert -9), was vor allem auf die während des Lockdowns sehr stark rückläufigen Zahlen der Zugänge sowohl in Maßnahmen der Aktivierung und beruflichen Eingliederung als auch in Maßnahmen der Förderung der beruflichen Weiterbildung zurückzuführen sein dürfte (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2021f). Dass diese Anbieter sich hinsichtlich der Erwartung für die kommenden zwölf Monate am optimistischsten zeigten (Erwartungswert +22), hängt vermutlich mit den ab Juni wieder gestiegenen Eintritten zusammen (vgl. ebd.). Möglicherweise bestand auch die Erwartung eines zunehmenden Bedarfs an Qualifizierungen im SGB-Bereich als Folge pandemiebedingt steigender Arbeitslosigkeit.

Weiterbildungseinrichtungen, die ihre Einnahmen bzw. Zuwendungen überwiegend von Gebietskörperschaften (Kommune, Land, Bund) bzw. der EU beziehen, wiesen mit -9 zwar einen geringfügig besseren Wert als die Anbieter insgesamt auf (-13), dieser ist allerdings ebenfalls negativ. Hinsichtlich dieser Anbietergruppe gilt es zu berücksichtigen, dass sie sich heterogen aus verschiedenen Anbietertypen mit sehr unterschiedlichen Einschätzungen der wirtschaftlichen Stimmung zusammensetzt – dies trifft insbesondere auf die gegensätzlichen Urteile der VHS und der beruflichen Schulen zu (siehe folgender Absatz). Zusammengenommen stellten die beiden genannten Anbietertypen knapp die Hälfte der vor allem öffentlich finanzierten Einrichtungen.265 In der Gesamtheit der Einrichtungen dieses Segments bestand im Sommer 2020 die Annahme, dass sich die negative wirtschaftliche Situation (Lagewert -11) auch in einem Jahr nicht besser darstellen wird (Erwartungswert -7).

Differenziert nach den unterschiedlichen Anbietertypen in der Weiterbildungsbranche berichteten im Sommer 2020 einzig die beruflichen Schulen (Fachschulen) sowie die wissenschaftlichen Weiterbildungsanbieter (Fach-/Hochschulen, Akademien) – in einer Kategorie zusammengefasst – von einer positiven wirtschaftlichen Stimmung (Klimawert +36). Hauptausschlaggebend dafür dürfte deren i. d. R. staatliche Verfasstheit sein, wodurch ihre Existenz nicht an die Erwirtschaftung von Umsätzen gekoppelt ist.266 Im Unterschied dazu stellte sich die Wirtschaftsstimmung der VHS mit einem Klimawert von -36 deutlich negativ dar. In deren schlechtem Lagewert (-42) spiegelt sich offensichtlich sowohl das während des Lockdowns in weiten Teilen ausgefallene Kursprogramm als auch der anschließend eingeschränkte Betrieb, beispielsweise mit reduzierten Kursstärken. Da für die VHS Teilnahmeentgelte eine relevante Säule der Finanzierung darstellen (vgl. Reichart/Huntemann/Lux 2020), wurden sie offensichtlich durch die entsprechenden Einnahmeausfälle wirtschaftlich schwer getroffen. Für das kommende Jahr erwarteten die VHS eine weitere Verschlechterung (Erwartungswert -29). Offenbleiben muss an dieser Stelle, inwieweit die negative Erwartung der VHS durch die Annahme einer geringeren Nachfrage nach VHS-Kursen infolge der Pandemie oder die Erwartung behördlicher Einschränkungen im Bereich ihres Präsenzangebots geprägt wurde. Ebenfalls negative Klimawerte verzeichneten gemeinschaftliche Anbieter in Trägerschaft einer Kirche, Partei, Gewerkschaft, Stiftung, eines Verbandes oder Vereins (-21) sowie private Anbieter mit gemeinnütziger (-12) oder kommerzieller Ausrichtung (-7). Dass betriebliche Bildungseinrichtungen mit +2 einen etwas besseren Wert aufwiesen, ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass ihre wirtschaftliche Stimmung durch das Gesamtunternehmen geprägt wird.

Die Betrachtung der Hauptausrichtung des Angebots nach beruflicher und allgemeiner Weiterbildung verdeutlicht, dass vorrangig im Bereich der allgemeinen Erwachsenenbildung tätige Anbieter stärker von wirtschaftlichen Folgen der Pandemie getroffen wurden als vor allem oder ausschließlich in der beruflichen Weiterbildung aktive Anbieter (Klimawerte -31 versus -2; Anbieter mit sowohl beruflicher als auch allgemeiner Weiterbildung als Hauptaufgabe liegen mit -22 dazwischen). Anbieter, für die Weiterbildung eine untergeordnete Aufgabe neben anderen Geschäfts- und Arbeitsbereichen ist, befanden sich mit +4 in einer etwas besseren wirtschaftlichen Situation. Dies bekräftigt zusätzlich zum Vergleich mit dem ifo Geschäftsklima des gesamten Dienstleistungsgewerbes (s. o.) die besonders starke Betroffenheit des Weiterbildungsbereichs durch die Pandemiefolgen.

Einrichtungen mit Standort in den ostdeutschen Bundesländern bewerteten ihre Wirtschaftsstimmung mit +5 besser als in den westdeutschen Ländern lokalisierte Anbieter (-18). Letztere haben sich gegenüber 2019 mit einem Rückgang um 63 Punkte besonders deutlich verschlechtert (ostdeutsche Bundesländer: minus 34 Punkte). Die schlechteren Einschätzungen der Anbieter in den westdeutschen Ländern zeigten sich in ähnlicher Höhe sowohl hinsichtlich der aktuellen Lage (Lagewerte -27 versus -3) als auch der Erwartung bezüglich der Situation in einem Jahr (Erwartungswerte -7 versus +13). Die schlechtere wirtschaftliche Stimmung der Anbieter in den westdeutschen Bundesländern dürfte in Zusammenhang mit der dort gegenüber den ostdeutschen Bundesländern höheren Bedeutung privater Financiers stehen (BIBB Datenreport 2019, Kapitel B2.1.1) – wie gezeigt stellte sich für überwiegend privat finanzierte Einrichtungen die wirtschaftliche Situation deutlich negativ dar.

Strukturinformationen aus der wbmonitor-Umfrage 2020

Berufsbezogene Weiterbildung war für zwei Drittel (66%) der Anbieter eine Hauptaufgabe, da ihre organisationale Leistung wesentlich oder ausschließlich auf deren Durchführung ausgerichtet ist. Für ein Viertel (25%) war berufliche Weiterbildung ein Arbeits- bzw. Geschäftsfeld neben anderen und 8%267 führten sie nicht durch, sondern ausschließlich allgemeine bzw. kulturelle und politische Erwachsenenbildung.

Hinsichtlich der Verteilung nach Anbietertypen bestanden auf Basis der Angaben im wbmonitor deutliche Unterschiede dahingehend, ob berufliche Weiterbildung eine Haupt- oder Nebenaufgabe der Einrichtung ist Schaubild B2.1.1-2. Unter den Anbietern, die schwerpunktmäßig berufliche Weiterbildung durchführten (Hauptaufgabe), stellten privatwirtschaftliche Anbieter mehr als die Hälfte der Einrichtungen. 38% waren gewinnorientiert ausgerichtet (beispielsweise in Rechtsform einer GmbH oder GbR) und 17% waren gemeinnützig (z. B. als eingetragener Verein oder gGmbH). Kammern und Innungen bzw. deren Bildungszentren (11%) sowie gemeinschaftliche Anbieter in der Trägerschaft z. B. der Gewerkschaften oder von Verbänden (10%) stellten jeweils ein Zehntel der Anbieter mit beruflicher Weiterbildung als Hauptaufgabe. 9% entfielen auf VHS, bei denen neben dem Programmbereich „Qualifikationen für das Arbeitsleben“ beruflich ausgerichtete Weiterbildungsangebote auch in anderen Programmbereichen angesiedelt sein können (Kapitel B2.2.1). Zusammengenommen 15% entfielen auf berufliche Schulen bzw. Fachschulen (6%) (Kapitel C2.2.1), Bildungseinrichtungen von Betrieben (4%), (Fach-)Hochschulen, die als gesetzliche Aufgabe nach Hochschulrahmengesetz (HRG) wissenschaftliche Weiterbildung anbieten, und Akademien (3%) sowie auf sonstige Einrichtungen in staatlicher Trägerschaft (2%).

Schaubild B2.1.1-2: Anbietertypen differenziert nach beruflicher Weiterbildung als Haupt- und Nebenaufgabe (in %)

Demgegenüber stellten unter den Einrichtungen, die berufliche Weiterbildung als Nebenaufgabe einstufen, VHS sowie gemeinschaftliche Anbieter mit jeweils einem Viertel (25%) die höchsten Anteile. Dass Letztere berufliche Weiterbildung deutlich häufiger als Neben- denn als Hauptaufgabe ansahen, korrespondiert mit Ergebnissen der Weiterbildungsstatistik der Deutschen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (DEAE) sowie der Katholischen Erwachsenenbildung Deutschland – Bundesarbeitsgemeinschaft e. V. (KEB), wonach in Weiterbildungseinrichtungen dieser Verbände jeweils vergleichsweise geringe Anteile des durchgeführten Angebots beruflich ausgerichtet sind (Kapitel B2.2.2). Private Anbieter stellten ebenfalls ein Viertel der Einrichtungen mit beruflicher Weiterbildung als untergeordnetem Arbeits- bzw. Geschäftsbereich (kommerziell 12% und gemeinnützig 13%). Das verbleibende Viertel entfiel auf berufliche Schulen (9%), Kammereinrichtungen (9%), (Fach-)Hochschulen und Akademien (4%), betriebliche Bildungseinrichtungen (3%) sowie sonstige staatliche Anbieter (1%).268

Im Folgenden werden Themenfelder des beruflichen Weiterbildungsangebots sowie Finanzierungsstrukturen der Anbieter dargestellt. Die Analysen sind auf Anbieter beruflicher Weiterbildung bezogen – unabhängig davon, ob es sich dabei um eine Haupt- oder Nebenaufgabe der Einrichtung handelt.

Entsprechend der Vielfalt der Einrichtungstypen ist das thematische Angebotsspektrum im Bereich der beruflichen Weiterbildung sehr breit gefächert und wird mit dem wbmonitor nur grob abgebildet. Mit insgesamt knapp drei Viertel (71%) der beruflichen Weiterbildungsanbieter war der Bereich der überfachlichen Qualifikationen Führung- und Management, Selbstmanagement und Soft Skills am meisten vertreten Schaubild B2.1.1-3. Für 30% stellte dies einen Angebotsschwerpunkt dar. Überproportional häufig waren die (Fach-)Hochschulen sowie privat-kommerzielle Anbieter im Schwerpunkt darauf ausgerichtet (55% bzw. 43%). Soziale, medizinische, pflegerische und/oder pädagogische Weiterbildung boten sechs von zehn (60%) Einrichtungen an (28% als Angebotsschwerpunkt). Vergleichsweise ausgeprägt war dieser Bereich bei den gemeinschaftlichen Einrichtungen in Trägerschaft z. B. einer Kirche oder Gewerkschaft und bei den wissenschaftlichen Weiterbildungsanbietern (jeweils 46% Angebotsschwerpunkt). Kaufmännische Weiterbildung boten 23% als Schwerpunktbereich und geringfügig mehr (28%) als ergänzendes Angebot an. Dass fast jede zweite (45%) wirtschaftsnahe Einrichtung diesen Breich als Schwerpunkt nannte, dürfte vor allem auf die hier vertretenen Industrie- und Handelskammern zurückzuführen sein. Berufsbezogenes IT-Wissen und Programmierung war deutlich häufiger eine Ergänzung des Angebots (32%) als deren Kernbereich (15%). Differenziert nach den verschiedenen Anbietertypen zeigten sich hier nur unwesentliche Unterschiede. Demgegenüber war technisch-gewerbliche Weiterbildung erwartungsgemäß eine Domäne der wirtschaftsnahen Kammereinrichtungen. 64% der Anbieter dieses Typs wiesen hier einen Angebotsschwerpunkt auf – unter allen beruflichen Weiterbildungsanbietern traf dies auf lediglich knapp ein Viertel (23%) zu (auch im Angebot: 17%). Neben den wirtschaftsnahen Einrichtungen war der technische und gewerbliche Bereich auch für die Fachschulen überdurchschnittlich häufig Schwerpunkt des Angebots (47%). Berufsbezogene Fremdsprachen wiesen sowohl insgesamt (39%) als auch hinsichtlich eines schwerpunktartigen Angebots (12%) die geringste Verbreitung auf. Unter den VHS war letzteres allerdings bei einem mehr als doppelt so hohen Anteil (27%) der Fall.

Schaubild B2.1.1-3: Themenfelder beruflicher Weiterbildung (in %; Basis: Anbieter beruflicher Weiterbildung)

Anbieter beruflicher Weiterbildung verfügen oftmals über differenzierte Geschäfts- und Finanzierungsstrategien mit sowohl privaten Kunden als auch öffentlichen Auftrags- bzw. Zuwendungsgebern. Im Durchschnitt bezogen sie 2019 – d. h. im Jahr vor der Coronapandemie – Einnahmen aus 2,7 der sechs abgefragten Quellen.269 Trotz der i. d. R. vorhandenen Mischfinanzierung wiesen die Anbieter in den meisten Fällen eine Hauptfinanzierungsquelle auf, von der mehr als die Hälfte der Einnahmen bzw. Zuwendungen bezogen wurde. Fast jeder zweite Weiterbildungsanbieter finanzierte sich überwiegend durch private Mittel, wobei sich mit 25% ähnlich viele Anbieter vor allem auf Individuen stützten wie auf Betriebe (23%) Schaubild B2.1.1-4. 13% führten als Hauptgeschäftsfeld SGB-Arbeitsmarktdienstleistungen für die Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter durch. Weitere 19% der Anbieter bezogen ihre Mittel zum Großteil von Kommune, Land, Bund und/oder der EU. Eine kleine Minderheit von 3% finanzierte sich vor allem durch Zuwendungen des nicht öffentlichen Trägers bzw. durch sonstige Financiers. Weniger als jeder fünfte (18%) Anbieter beruflicher Weiterbildung wies eine Mischfinanzierung auf, bei der kein eindeutiger Finanzierungsschwerpunkt bestand.

Schaubild B2.1.1-4: Finanzierungsschwerpunkte beruflicher Weiterbildungsanbieter, differenziert nach Anbietertypen (in %; Basis: Anbieter beruflicher Weiterbildung)

Die häufigste Fokussierung unter allen Anbietertypen beruflicher Weiterbildung auf private Kunden war bei Kammereinrichtungen, privat-kommerziellen Anbietern sowie den (Fach-)Hochschulen zu beobachten. Bei den Bildungszentren der Kammern bzw. deren Weiterbildungsbereich finanzierten sich 2019 40% mehrheitlich durch Teilnehmende bzw. Selbstzahlende und 29% durch betriebliche Kunden. Demgegenüber wiesen unter den privat-kommerziellen Anbietern mit 39% fast doppelt so viele einen betrieblichen Finanzierungsschwerpunkt auf wie den auf Basis individueller Teilnahmen (21%). Die wissenschaftliche Weiterbildung wurde bei der Hälfte der Institutionen (51%) durch Teilnahmeentgelte der Individuen getragen, 13% hatten vorwiegend Betriebe als Kunden. Unter den betrieblichen Bildungseinrichtungen finanzierte sich knapp jeder zweite Anbieter überwiegend durch private Mittel (insgesamt 44%). Dass die beruflichen Schulen (Fachschulen) sich in der überwiegenden Mehrheit (74%) hauptsächlich durch öffentliche Mittel finanzierten, korrespondiert u. a. mit der hier i. d. R. gebührenfreien Teilnahme an geregelten Aufstiegsfortbildungen. Die höchsten Anteile an Anbietern, die vorwiegend für die Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter tätig sind, waren bei privatwirtschaftlichen Anbietern in kommerzieller oder gemeinnütziger Ausrichtung (jeweils 22%) zu beobachten. Hinsichtlich der VHS sowie der gemeinschaftlichen Anbieter mit beruflicher Weiterbildung als Hauptaufgabe gilt es zu berücksichtigen, dass bei diesen Typen wesentliche Teile des Angebots auf allgemeine Erwachsenenbildung entfallen können (Kapitel B2.2.1 und B2.2.2) und die Angaben insofern den Bereich der beruflichen Weiterbildung u. U. nicht adäquat darstellen. Die sehr heterogene Finanzierungsstruktur der gemeinschaftlichen Anbieter ist zudem auf die vielfältige Zusammensetzung dieser Anbietergruppe mit Einrichtungen in unterschiedlichen Trägerschaften und inhaltlichen Ausrichtungen zurückzuführen.

(Stefan Koscheck, Johannes Christ – Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)

  • 262

    Privat-kommerziell: 24%; privat-gemeinnützig: 14%; VHS: 20%; gemeinschaftliche Anbieter (Kirche, Partei, Gewerkschaft, Stiftungen etc.): 15%; wirtschaftsnah (wie Kammer, Innung): 14%; weitere Anbietertypen zusammengenommen: 12% (Differenz zu 100% durch Rundung).

  • 263

    Privat-kommerziell: 52%; privat-gemeinnützig sowie wirtschaftsnahe Einrichtungen (Kammer, Innung): jeweils 13%; gemeinschaftliche Anbieter (Kirche, Partei, Gewerkschaft, Stiftungen etc.): 12%; weitere Anbietertypen zusammengenommen 11% (Differenz zu 100% durch Rundung).

  • 264

    Privat-kommerziell: 53%; privat-gemeinnützig: 26%; betriebliche Bildungseinrichtungen: 8%; gemeinschaftliche Anbieter: 7%; weitere Anbietertypen zusammengenommen 6%.

  • 265

    VHS: 31%; berufliche Schulen: 18%; gemeinschaftliche Anbieter (Kirche, Partei, Gewerkschaft, Stiftungen etc.): 19%; privat-gemeinnützig: 13%; privat-kommerziell: 8%; weitere Anbietertypen zusammengenommen 11%.

  • 266

    Wenngleich die wissenschaftliche Weiterbildung überwiegend durch Einnahmen aus privaten Quellen getragen wird (vgl. Abschnitt Strukturdaten aus der wbmonitor-Umfrage 2020), handelt es sich häufig um Abteilungen der Gesamtorganisation und keine eigenständigen Betriebe.

  • 267

    Differenz zu 100% durch Rundung.

  • 268

    Differenz zu 100% durch Rundung.

  • 269

    Teilnehmende bzw. Selbstzahlende; Betriebe; Arbeitsagenturen bzw. Jobcenter; Gebietskörperschaften (Kommune, Land, Bund) bzw. EU; nicht öffentlicher Träger der Einrichtung; sonstige Einnahmen.