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Politische Ziele und quantitative Entwicklung

Die Steigerung der Mobilität in der Berufsbildung hat in der europäischen und nationalen Bildungspolitik eine hohe Priorität. Der Rat der Europäischen Union hat im Jahr 2020 in der Empfehlung zur Aus- und Weiterbildung das Ziel formuliert, den Anteil der Absolventen und Absolventinnen der Berufsbildung, die im Rahmen ihres Bildungsgangs internationale Erfahrung gesammelt haben, bis zum Jahr 2025 auf 8% zu steigern (vgl. Europäischer Rat 2020). Der bis 2020 gültige europäische Benchmark (6%) wird somit um zwei Prozentpunkte erhöht und zeitlich fortgesetzt. Die Mobilitätsquote ist damit einer von drei Indikatoren, mit dem der Rat der Europäischen Union die Zielerreichung und den Grad des Erfolges seiner Politik der Berufsbildung für nachhaltiges Wachstum, soziale Gerechtigkeit und Resilienz überprüfen wird. Daher wird die Mobilitätsquote in den kommenden Jahren auch Gegenstand des Monitorings und der Berichterstattung auf europäischer Ebene sein. Auf nationaler Ebene hat der Bundestag im Januar 2013 das Ziel formuliert, dass im Jahr 2020 mindestens 10% der Auszubildenden während ihrer Ausbildung Auslandserfahrung sammeln sollen (vgl. Deutscher Bundestag 2013). Die von der Nationalen Agentur beim BIBB veröffentlichte Mobilitätsstudie (vgl. Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung 2018) hat gezeigt, dass im Jahr 2017 5,3% aller Absolventen und Absolventinnen einer Berufsausbildung im Rahmen ihrer Ausbildung einen Lernaufenthalt im Ausland realisiert hatten. Aufgrund der starken Zuwächse im Programm Erasmus+ in den Jahren 2018 und 2019 sowie dem Ausbau der Förderung des Programms AusbildungWeltweit (s. u.) lässt sich abschätzen, dass im Jahr 2019 eine Mobilitätsquote von 7% erreicht wurde. Auch wenn damit das anvisierte Ziel von 10% der Absolventen und Absolventinnen in der Berufsausbildung mit Auslandserfahrung nicht erreicht worden ist, so lässt sich doch feststellen, dass die Mobilitätsquote deutlich gesteigert wurde. Im Verhältnis zu der für 2010 ermittelten Mobilitätsquote von 3,2% (vgl. Friedrich/Körbel 2011) konnte sie sogar mehr als verdoppelt werden und der europäische Benchmark von 6% im Jahr 2020 wurde, bezogen auf Deutschland, sogar übertroffen.

Erasmus+

Erasmus+ (2014 bis 2020) ist das Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport der Europäischen Union. Es trägt dazu bei, die europäischen Ziele im Rahmen der Strategie Europa 2020 und des strategischen Rahmens für die Zusammenarbeit in der Bildung zu erreichen. Zentrales Instrument von Erasmus+ ist die Projektförderung. Das Programm umfasst neben den vier Bildungssektoren Berufsbildung, Erwachsenenbildung, Schule und Hochschule auch die Bereiche Jugend und Sport.

Bis Ende 2020 wurden in Europa insgesamt 14,8 Mrd. € für die Förderung der Qualifikation und Beschäftigungsfähigkeit von mehr als 4 Mio. Menschen bereitgestellt. Damit standen in Erasmus+ für allgemeine und berufliche Bildung im Vergleich zum Vorgängerprogramm 40% mehr Mittel zur Verfügung. Knapp zwei Drittel (63%) des Gesamtbudgets waren dabei für grenzüberschreitende Mobilität von Einzelpersonen vorgesehen. Die verbleibenden Mittel dienten der Unterstützung von Partnerschaften sowie der Förderung von Reformen zur Modernisierung der allgemeinen und beruflichen Bildung und der Förderung von Innovation, Unternehmertum und Beschäftigungsfähigkeit. In Deutschland sind vier Nationale Agenturen für die Umsetzung von Erasmus+ verantwortlich. Für die Sektoren Berufsbildung und Erwachsenenbildung ist die Nationale Agentur beim BIBB zuständig.

Ende 2020 wurden der mittelfristige Finanzrahmen der Europäischen Union und die Verordnung des Nachfolgeprogramms für den Zeitraum 2021 bis 2027 beschlossen. Das Programm wird ein Budget von 24,57 Mrd. € plus 1,7 Mrd. € Zusatzmittel erhalten. Insgesamt stehen damit mehr als 26 Mrd. € zur Verfügung; damit ist das Programmbudget nahezu verdoppelt worden. Wird bedacht, dass das Vereinigte Königreich, anders als beim laufenden Programm, nicht mehr von diesem Budget profitieren wird, fällt die finanzielle Projektförderung für die verbleibenden EU-Länder noch höher aus.

Erasmus+, Mobilität in der Berufsbildung, Coronapandemie

Das derzeitige Programm Erasmus+ (2014 bis 2020) hat seine Zielperspektive erweitert. Auf der individuellen Ebene stehen weiterhin die Steigerung der Kompetenzen und Beschäftigungsfähigkeit im Mittelpunkt. Seit 2014 legt das europäische Bildungsprogramm für die Mobilität in der Berufsbildung aber zusätzlich einen Schwerpunkt auf die institutionelle und systemische Ebene. Durch die Beteiligung an Mobilitätsprojekten sollen die Unternehmen und Einrichtungen darin unterstützt werden, die Qualität und Attraktivität der Ausbildungsangebote zu steigern und die Internationalisierung der eigenen Organisation zu fördern. Auf Ebene der Bildungssysteme soll die Anerkennung von Kompetenzen verbessert, die Übergänge zwischen den Bildungssektoren, einschließlich des informellen Sektors, erhöht und langfristig auch politische Reformen angestoßen werden.

Im Rahmen von Mobilitätsprojekten können Auszubildende, Berufsfachschüler/-innen, Personen in der Berufsausbildungsvorbereitung und Personen in formaler beruflicher Weiterbildung sowie Absolventen und Absolventinnen dieser Bildungsgänge Auslandsaufenthalte mit einer Dauer zwischen zwei Wochen und einem Jahr realisieren. Das Berufsbildungspersonal kann zum Zweck des Lernens oder Ausbildens bzw. Unterrichtens für zwei Tage bis zwei Monate ins europäische Ausland gehen.

Die Zahlen der im Jahr 2020 beantragten und bewilligten Auslandsaufenthalte sind in Tabelle D3-1 dargestellt. Die bewilligten Auslandsaufenthalte sind um rund 12% im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Sie lagen aber immer noch über den Werten des Jahres 2018. Grund für den Rückgang sind die Unsicherheiten, ob Auslandsaufenthalte im Vereinigten Königreich, dem zahlenmäßig wichtigsten Zielland, im Rahmen des Aufrufs 2020 noch förderfähig sein würden oder nicht. Im Ergebnis ist die Nachfrage nach Auslandsaufenthalten erstmals seit 2007 nicht angestiegen Schaubild D3-1.

Tabelle D3-1: Erasmus+-Mobilität in der Berufsbildung Antragsrunde 2020, beantragt/bewilligt

Schaubild D3-1: Erasmus+-Mobilität in der Berufsbildung 1995 bis 2020, Lernende

Das Nachfolgeprogramm 2021 bis 2027 wird die Förderung von Auslandsaufenthalten weiter vereinfachen, indem sich Einrichtungen für die gesamte Dauer des Programms akkreditieren lassen und auf dieser Grundlage dann institutionell gefördert werden. Um bereits im Jahr 2021 mit der institutionellen Förderung beginnen zu können, konnten Berufsbildungseinrichtungen erstmals im Herbst 2020 eine Akkreditierung beantragen. 395 Einrichtungen haben entsprechende Anträge eingereicht, über die bis Anfang 2021 entschieden wird.

Das Programm Erasmus+ ist, gemessen an den im Jahr 2019 bewilligten Auslandsaufenthalten, an der Finanzierung von fast zwei Dritteln aller Auslandsaufenthalte und über 90% der öffentlich finanzierten Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung in Deutschland beteiligt. Damit ist Erasmus+ das mit Abstand größte Förderprogramm für Auslandsaufenthalte in der Berufsbildung.

Aufgrund der Coronapandemie und den damit verbundenen Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes konnten im Jahr 2020 die meisten geplanten Auslandsaufenthalte im Rahmen der bewilligten Projekte nicht durchgeführt werden. Die genaue quantitative Auswirkung wird sich erst nach Abschluss der laufenden Projekte mit mehrjähriger Vertragslaufzeit feststellen lassen. Die EU-Kommission und die Nationale Agentur beim BIBB haben umfangreiche Maßnahmen getroffen, um die Gesundheit der Teilnehmenden zu schützen und finanzielle Schäden von den Projektträgern abzuwenden.

Wirkung auf individueller Ebene: Kompetenzerwerb

Auf individueller Ebene bietet das Programm Erasmus+ den Lernenden die Möglichkeit, internationale Berufskompetenz zu erwerben. Fremdsprachenkenntnisse, internationale Fachkenntnisse sowie interkulturelle Kompetenzen sind wichtige Bausteine einer international zukunftsfähigen Qualifizierung. Die Wirkung auf Lernende ist zuletzt in der Studie „Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung 2017“ (vgl. Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung 2018) quantitativ erfasst worden. In der Publikation „Lernen durch Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung“ (Krichewsky-Wegener 2020) wird der Gegenstand der Auslandsaufenthalte in der Berufsbildung erstmals mit qualitativen Methoden der Sozialforschung untersucht. Die hier identifizierten typischen Lernfiguren sind wichtig für das Verständnis und die Gestaltung von Lernprozessen im Rahmen von Auslandsaufenthalten. Dem Personal der Berufsbildung bietet das Programm die Möglichkeit einer individuellen, mit dem Bedarf ihrer Einrichtung abgestimmten Weiterbildung. Die Wirkung auf das Personal ist in der Datenanalyse „Mobil in Europa mit Erasmus+“ (vgl. Nationale Agentur Bildung für Europa 2019) beschrieben. Die Verbesserung der eigenen sozialen, fremdsprachlichen und interkulturellen Kompetenzen wird vom international mobilen Personal herausgestellt. Zudem tragen die Auslandsaufenthalte dazu bei, die Arbeitszufriedenheit des Bildungspersonals zu erhöhen und Kenntnisse über die Ausbildungssysteme anderer Länder zu vermitteln.

Wirkung auf institutioneller Ebene: Internationalisierung

Zur Förderung der Internationalisierung von Berufsbildungseinrichtungen gibt es im Programm seit dem Jahr 2015 die Erasmus+-Mobilitätscharta Berufsbildung. Berufsbildungseinrichtungen, die den Akkreditierungsprozess erfolgreich durchlaufen haben und über die Charta verfügen, erhalten auf dieser Grundlage vereinfachte Rahmenbedingungen für die institutionell verankerten Mobilitätsaktivitäten. Voraussetzung der Akkreditierung ist neben erfolgreich abgeschlossenen Mobilitätsprojekten eine Internationalisierungsstrategie der Einrichtung. Bis zum Jahr 2020 wurden 126 Einrichtungen akkreditiert. Die Auswertung der Zwischenberichte im Rahmen der Charta gibt einen Überblick über die institutionelle Wirkung. Mobilitätsprojekte fördern die internationale Ausrichtung der Institutionen sowie ihrer Bildungsgänge und Curricula. Sie stärken die internationale Vernetzung der Unternehmen und Einrichtungen und ihre Öffnung für innovative Lehr- und Lernmethoden aus dem Ausland (vgl. Schröder 2020).

Geförderte Ausbildungsgänge und Berufe

Die im Jahr 2017 bewilligten Projekte sind im Jahr 2019 ausgelaufen und konnten im Jahr 2020 analysiert werden. Für diese Projekte liegen daher die aktuellsten Zahlen hinsichtlich der geförderten Bildungsgänge und Berufe vor. In der Zielgruppe der Lernenden waren 91% in beruflicher Erstausbildung, die anderen Teilgruppen waren in Berufsausbildungsvorbereitung (3%), geregelter Weiterbildung (3%) und im ersten Jahr nach Abschluss einer Aus- oder Weiterbildung (3%). Von den Personen in beruflicher Erstausbildung kamen 61% aus dem dualen System und 39% aus schulischen Bildungsgängen. Von den dualen Berufen waren die Industriekaufleute mit Abstand die international mobilsten. Im Jahr 2018 gab es 16.686 Absolventen und Absolventinnen in diesem Beruf. In dem relevanten Bezugsjahr wurden im Programm Erasmus+ 1.933 Auslandsaufenthalte von Industriekaufleuten gefördert. Damit hatten etwa 11,6% der Auszubildenden in diesem Beruf einen Auslandsaufenthalt mit Erasmus+ realisiert. Neben anderen kaufmännischen Berufen waren z. B. auch Fachinformatiker/-innen, Mechatroniker/-innen, Hotelfachleute und Tischler/-innen überproportional mobil. Stark unterrepräsentiert waren die Verkaufsberufe Tabelle D3-2 nennt die Anzahl der in Erasmus+ Projekten des Jahres 2017 geförderten Auslandsaufenthalte für die 20 stärksten Ausbildungsberufe und zeigt, wie international mobil diese Berufe waren, indem dargestellt wird, wie viele der Absolventen und Absolventinnen eines Berufes im Jahr 2018 rechnerisch einen Auslandsaufenthalt im Rahmen des Programms Erasmus+ realisiert haben. Aus Schaubild D3-2 geht hervor, wie stark ein Beruf am Programm Erasmus+ beteiligt war, indem der Anteil eines Berufes an allen Absolventen und Absolventinnen und sein Anteil an allen geförderten Erasmus+-Lernenden dargestellt wird.

Tabelle D3-2: Erasmus+ geförderte Auslandsaufenthalte nach Ausbildungsberufen (Top 20)

Schaubild D3-2: Anteil der Erasmus+ geförderten Auslandsaufenthalte im Vergleich zu den Absolventenquoten der Top-20-Ausbildungsberufe nach BBiG/HwO 2018 (in %)

ECVET und Individuelle Mobilität

Die im Rahmen des europäischen Leistungspunktesystems für die Berufsbildung (European Credit System for Vocational Education and Training, ECVET) zur Verfügung gestellten Instrumente zur Qualitätssicherung von Auslandsaufenthalten in der Berufsbildung werden von immer mehr Projekten aufgegriffen. Hintergrund des Anstiegs ist zum einen, dass im Rahmen des Programms ECVET ein optionaler Standard geworden ist und damit für die Vereinbarungen mit den ausländischen Partnern und den Teilnehmenden entsprechende Instrumente zur Verfügung stehen. Für die Projektträger wurde es einfacher, ihre Projekte entsprechend weiterzuentwickeln. Darüber hinaus fördert die Nationale Agentur beim BIBB im Rahmen des Programms Erasmus+ sechs sogenannte ECVET-Expertinnen und -Experten, die ECVET-Handreichungen und Umsetzungshilfen erarbeiten und Mobilitätsprojektträger in der Umsetzung von ECVET beraten.

In der Regel beantragen Projektträger Stipendien für die Lernenden ihrer Einrichtungen. Davon zu unterscheiden sind die sogenannten Pool-Projekte, die den individuellen Zugang von Einzelpersonen zu einem Erasmus+-Stipendium bundesweit ermöglichen. Insbesondere Auszubildende von kleinen und mittleren Unternehmen sowie aus international unerfahrenen Bildungseinrichtungen bekommen so Zugang zu einem Stipendium, ohne dass ihr Unternehmen oder ihre Einrichtung ein Projekt selbst durchführt.

Im Jahr 2020 konnten 3.531 Pool-Plätze bewilligt werden. Damit hat die Anzahl der Pool-Plätze weiter leicht zugenommen. Dies ist möglich, da das BMBF seit dem Jahr 2016 unter bestimmten Voraussetzungen eine nationale Kofinanzierung für die Organisation von Auslandsaufenthalten von Auszubildenden in Pool-Projekten zur Verfügung stellt. Im Rahmen der Kofinanzierung werden neun zweijährige Projekte mit insgesamt über 2.337 Pool-Plätzen für Auszubildende gefördert. Hinzu kommen die Pool-Projekte, die ohne nationale Kofinanzierung angeboten werden. Interessierte finden die Individualstipendien auch in der Pool-Projekt-Datenbank auf der Homepage der NA beim BIBB.

(Berthold Hübers)

 

AusbildungWeltweit

Waren und Dienstleistungen werden heute – auch von kleinen und mittelständischen Unternehmen – in immer größerem Umfang global gehandelt. Lernaufenthalte in der betrieblichen Praxis eines anderen Landes qualifizieren Auszubildende dafür, in internationalen Arbeitszusammenhängen erfolgreich zu handeln. So werden beispielsweise angehende Kaufleute, Mechatroniker/-innen oder Industriemechaniker/-innen befähigt, ausländische Kundschaft zu betreuen oder erfolgreich in internationalen Projektteams mitzuarbeiten. Hinzu kommt der Erwerb von Kenntnissen internationaler Geschäftspraktiken, Normen und Standards oder die Erweiterung handwerklicher Fertigkeiten. Ein Wandel der Qualifikationsanforderungen in Richtung Internationalität zeigt sich auch an der wachsenden Bedeutung der Fremdsprachennutzung. Aufgrund der beschränkten geografischen Reichweite von Erasmus+ und der anderen nationalen Förderprogramme hat das BMBF nach einer Pilotphase zum Jahresbeginn 2019 daher das Programm AusbildungWeltweit (www.ausbildung-weltweit.de) gestartet, das von der NA beim BIBB umgesetzt wird.

AusbildungWeltweit ist ein breit angelegtes Förderprogramm für weltweite Auslandsaufenthalte in der Berufsbildung. Zielländer sind alle Länder, die nicht Programmländer im europäischen Bildungsprogramm Erasmus+ sind. Förderfähig sind praxisorientierte Auslandsaufenthalte von drei Wochen bis drei Monaten von Auszubildenden in einer Erstausbildung nach BBiG/HwO sowie nach Bundes- oder Landesrecht. Der Fokus von AusbildungWeltweit liegt auf der Förderung von Aufenthalten Auszubildender, die während ihrer Ausbildung eine Lernphase im Ausland absolvieren. Ihre Aufgaben im Partnerbetrieb sollten inhaltlich zur jeweiligen Berufsausbildung passen, können aber gleichzeitig neue Themen, alternative Herangehensweisen und zusätzliche Fertigkeiten vermitteln. Bei Minderjährigen oder Auszubildenden mit besonderem Betreuungsbedarf sind Zuschüsse für Begleitpersonen möglich.

Darüber hinaus können Ausbilderinnen und Ausbilder Auslandsaufenthalte von zwei Tagen bis zwei Wochen realisieren. Thematisch soll ein Bezug zur eigenen Ausbildungstätigkeit in Deutschland gegeben sein. Die Aufenthalte können etwa als sogenanntes Job-Shadowing oder Praktikum umgesetzt werden. Möglich ist auch die Übernahme von eigenen Ausbildungstätigkeiten im Partnerbetrieb, wenn sie die Entwicklung der beruflichen Ausbildung in der Partnereinrichtung unterstützen. Hierfür sollte bereits eine Ausbildungsstruktur im Partnerbetrieb vorhanden sein. Schulisches Bildungspersonal kann nicht für Lern- oder Lehraktivitäten gefördert werden, darf aber vorbereitende Besuche für die künftige Entsendung von Auszubildenden durchführen.

Die Finanzierung erfolgt als Zuschuss über feste Sätze für Fahrtkosten, Aufenthaltskosten und die Organisation, für Auszubildende sind zudem Zuschüsse für Vor- und Nachbereitungsaktivitäten verfügbar. Im Januar 2020 wurden die Förderrichtlinien auf berufliche Schulen und einen größeren Kreis von Ausbildungsbetrieben ausgeweitet. Seither profitieren auch Auszubildende in schulischen Ausbildungsgängen von der Förderung. Antragsberechtigt im Jahr 2020 waren Ausbildungsbetriebe verschiedenster Rechtsformen, berufliche Schulen, Kammern und andere Einrichtungen der Berufsbildung.

China und die USA nehmen regelmäßig die Spitzenpositionen bei Antragsrunden ein. Unabhängig davon wurden bisher rund 1.200 Aufenthalte in 44 Ländern auf allen Kontinenten bewilligt – damit wird AusbildungWeltweit seinem Namen gerecht. Nach einer erfolgreichen ersten Antragsrunde im Februar 2020, an der sich bereits berufliche Schulen beteiligten, konnten viele förderfähige Vorhaben aufgrund der Coronapandemie zunächst nicht bewilligt oder nicht umgesetzt werden. Anträge wurden in den beiden darauffolgenden Antragsrunden in geringem Umfang gestellt. Trotz der Corona-Lage zeigen insbesondere ausbildende Unternehmen ein stabiles Interesse am Förderprogramm. Wenn die Gesamtlage wieder mehr Auslandsaufenthalte zulässt, kann AusbildungWeltweit mittelfristig zur Steigerung der Auslandsmobilitätsrate von Auszubildenden beitragen und auch einem Einbrechen der Mobilitätszahlen nach Wegfall der europäischen Förderung für Lernaufenthalte im Vereinigten Königreich entgegenwirken.

(Stefan Metzdorf)