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Wie bereits in den Vorjahren ist 2020 die Zuwanderung von Schutzsuchenden nach Deutschland erneut zurückgegangen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) registrierte im Jahr 2020 mit rund 103.000 gestellten Asylerstanträgen den niedrigsten Wert seit 2013 (vgl. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2021). Wenngleich die Zuwanderung von Schutzsuchenden nach Deutschland im Vergleich zu 2015 und 2016 in den darauffolgenden Jahren stark zurückgegangen ist, haben die bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen der Integration junger Geflüchteter in Ausbildung und Arbeit weiterhin Bestand. Dass Bildung und Ausbildung als Grundsteine für eine gelingende Integration und Teilhabe gelten, betonte die Bundesregierung erneut beim Integrationsgipfel im März 2021 und verwies mit der Verankerung der beruflichen Bildung im Nationalen Aktionsplan Integration auf die Bedeutung der beruflichen Bildung für erfolgreiche Integration (vgl. Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration 2021).

Bei der Integration in Ausbildung kamen für die Geflüchteten im Berichtsjahr durch die Auswirkungen der Coronapandemie weitere Herausforderungen hinzu: Auf dem Ausbildungsmarkt haben die Betriebe mehr als 50.000 Ausbildungsstellen weniger als für das Berichtsjahr 2019 gemeldet (Kapitel A1.1). In Branchen wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe, die von der Coronapandemie durch die Lockdown-Bestimmungen besonders betroffen waren, wurden im Berichtsjahr 2020 in Ausbildungsberufen wie beispielsweise Hotelfachmann/-frau, Fachmann/-frau für Systemgastronomie oder Koch/Köchin deutlich weniger Ausbildungsverträge neu abgeschlossen als im Vorjahr (vgl. Oeynhausen u. a. 2020, S. 32). Daten auf Basis der Berufsbildungsstatistik (vgl. Kroll/Uhly 2018) zeigen, dass Auszubildende mit einer Staatsangehörigkeit eines Asylherkunftslandes relativ häufig in die von der Coronapandemie besonders stark betroffenen Ausbildungsberufen einmünden. Auch wenn die Auswertungen auf Daten von 2017 basieren, liefern sie Hinweise dafür, dass die Coronapandemie die Integration von geflüchteten jungen Menschen in den Ausbildungsmarkt beeinträchtigt hat.

Zudem zeigt sich, dass Berufsorientierungsangebote als auch Instrumente aus dem Übergangsbereich wie beispielsweise die Einstiegsqualifizierung, deren Teilnahme die Chance auf einen Ausbildungsplatz erhöht (vgl. Eberhard/Schuß 2021), aufgrund der Coronapandemie 2020 weggefallen sind oder seltener und eingeschränkter stattfanden (vgl. Fernandez 2020).

Im Folgenden werden die Bereiche „Vorbereitung auf Ausbildung“ (Kapitel A12.2.1) und „Ausbildung“ (Kapitel A12.2.2) für die Gruppe der Geflüchteten gesondert betrachtet.