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Dieses Kapitel gibt einen Überblick über das (Aus-)Bildungsgeschehen in Deutschland. Hierdurch soll insbesondere die quantitative Bedeutung der dualen Berufsausbildung nach BBiG und HwO im Vergleich zu anderen (Aus-)Bildungsmöglichkeiten dargestellt werden. Diese quantitative Bedeutung wird auf Basis unterschiedlicher Standardindikatoren der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) beschrieben. Im Fokus steht die Beantwortung folgender übergeordneter Fragen:

  • Wie viele Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren befinden sich – gemessen an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung – in dualer Berufsausbildung nach BBiG/HwO und in den anderen Bildungssektoren? (Bestandsdaten)
  • Wie viele Jugendliche beginnen eine duale Berufsausbildung im Vergleich zu den anderen Bildungssektoren? (Anfängerdaten)
  • Wie unterscheiden sich die Anfänger/-innen in dualer Berufsausbildung von Anfängern und Anfängerinnen anderer Bildungssektoren und -konten im Hinblick auf die Merkmale Geschlecht, Nationalität und schulische Vorbildung? (Anfängerdaten)

Die iABE, auf der die Darstellung überwiegend basiert, ist ein Berichtssystem, welches verschiedene amtliche Statistiken (Statistik zu allgemeinbildenden und beruflichen Schulen, Hochschulstatistik, Förderstatistik, Personalstandstatistik) zu einem Gesamtüberblick über das sog. (Aus-)Bildungsgeschehen zusammenführt, also integriert. Neben den Daten zur dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO finden sich hier Daten zu Anfängerinnen und Anfängern in anderen vollqualifizierenden Berufsausbildungen außerhalb BBiG/HwO (z. B. schulische Berufsausbildung in Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufen [GES]) und Daten zum „Übergangsbereich“, zu Bildungsgängen, die den „Erwerb der Hochschulreife (Sek II)“ ermöglichen, und zum „Studium“ (vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2011; Statistisches Bundesamt 2021k, 2022f).

Grundlagen der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE)

Bedingt durch den Föderalismus im Bildungswesen existieren in Deutschland in den 16 Bundesländern allein an den beruflichen Schulen rd. 820 verschiedene Bildungsgänge. Diese und andere Bildungsgänge werden in der iABE entsprechend ihres übergeordneten Bildungsziels systematisiert.

Auf der höchsten Ebene unterscheidet die iABE vier Bildungssektoren:

  • Berufsausbildung: Hier werden alle vollqualifizierenden Berufsausbildungen zusammengefasst. Neben der dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO gehören hierzu auch die schulischen Berufsausbildungen sowie die Beamtenausbildung für den mittleren Dienst.
  • Integration in Berufsausbildung (Übergangsbereich): In diesem Sektor werden die teilqualifizierenden Bildungsgänge sowie Bildungsgänge, die zu allgemeinbildenden Abschlüssen der Sekundarstufe I führen, erfasst. Gemeinsames Ziel dieser Bildungsgänge ist die Vorbereitung auf bzw. die Integration in Berufsausbildung.
  • Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung (Sek II): Hier werden alle Bildungsgänge an beruflichen und allgemeinbildenden Schulen erfasst, die den Erwerb einer Studienberechtigung (Fachhochschulreife, allgemeine Hochschulreife/Abitur) ermöglichen.
  • Studium: Angebotene Studiengänge – ob an Hochschulen oder etwa an Berufsakademien – werden im Sektor Studium gebündelt.

Die Bildungssektoren setzen sich zusammen aus sog. Konten. Der Sektor „Berufsausbildung“ besteht z. B. aus sechs Konten. Hierzu gehören u. a. das Konto „Duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO“ und „Schulische Berufsausbildung in Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufen“ (siehe http://www.bibb.de/iabe).

Die iABE systematisiert das Ausbildungsgeschehen im Anschluss an die Sekundarstufe I in vier übergeordneten (Bildungs-)Sektoren und darunterliegenden Konten (Bildungsprogramme). Sie fokussiert allerdings nur auf die (Aus-)Bildungsstationen, die jungen Menschen nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule offenstehen. Nicht berichtet wird bspw. über Jugendliche, die erwerbstätig oder erwerbslos sind (Kapitel A10.1.3).

Um neben den Bildungs- auch die Erwerbsstationen einer Altersklasse möglichst vollständig zu dokumentieren und einordnen zu können, fließen neben den Daten der iABE auch Daten aus dem Mikrozensus in die nachfolgenden Betrachtungen ein. Zu beachten ist, dass durch das Zusammenführen der verschiedenen Datenquellen mit unterschiedlichen Stichtagen statistische Unschärfen entstehen. Bei der Kohortendarstellung Schaubild A4-1 handelt es sich demnach nur um eine Annäherung an die wahren Größenordnungen.

Die Darstellung von tatsächlichen Bildungsverläufen ist auf Basis von amtlichen Daten derzeit nicht möglich.55

Im Folgenden wird die duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO im Vergleich zu anderen (Aus-)Bildungsstationen dargestellt. Ziel ist es, die duale Berufsausbildung in den Kontext des gesamten (Aus-)Bildungsgeschehens einzuordnen und ihre Bedeutung im Vergleich zu anderen Bildungssektoren zu bestimmen. Hierfür werden insbesondere Daten der iABE genutzt, weil diese für eine solche Betrachtung in besonderer Weise geeignet sind.

Statistiken und Erhebungen zur dualen Berufsausbildung nach BBiG/ HwO

Daten zur dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO liegen aus verschiedenen Datenquellen vor: Zentrale Datenquellen sind neben der iABE, die BIBB-Erhebung zum 30. September und die Berufsbildungsstatistik Tabelle A4-1.

Bei der iABE handelt es sich im eigentlichen Sinne nicht um eine Statistik, sondern um ein Berichtssystem, welches verschiedene amtliche Statistiken zu einem Gesamtüberblick über das (Aus-)Bildungsgeschehen zusammenführt, also integriert. Neben den Daten zur dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO finden sich hier auch Daten zu Anfängern/Anfängerinnen in anderen vollqualifizierenden Berufsausbildungen außerhalb BBiG/HwO, z. B. zu schulischen Berufsausbildungen in Gesundheits-, Erziehung- und Sozialberufen oder Daten zum Übergangsbereich, zu Bildungsgängen, die den Erwerb der Hochschulreife ermöglichen, oder zum Studium (Kapitel A4).

Bei der BIBB-Erhebung zum 30. September handelt es sich um eine jährliche Totalerhebung aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge des dualen Systems zum Stichtag 30. September. Die Daten zu den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen werden dann mit Daten – ebenfalls zum Stichtag 30. September – aus der Geschäftsstatistik der BA verbunden, um zeitnah zum Beginn des Ausbildungsjahres eine Analyse zum Angebot und der Nachfrage nach Ausbildungsplätzen anzufertigen (Kapitel A1).

Auch bei der Berufsbildungsstatistik handelt es sich um eine jährliche Totalerhebung. Hier werden neben Merkmalen der Auszubildenden, Ausbildungsverläufe, Ausbildungsberufe und Ausbildungsstätten auch neu abgeschlossene Ausbildungsverträge im dualen System zum Stichtag 31. Dezember erfasst (Kapitel A5).

Bei den drei genannten Datenquellen handelt es sich demnach um unterschiedliche Statistiken, Erhebungen bzw. Berichtssysteme, die Daten zu verschiedenen Stichtagen erheben und entsprechend andere Zustände und Prozesse der dualen Berufsausbildung beleuchten:

  • Die iABE eignet sich insbesondere dann, wenn es um die Einordung der dualen Berufsausbildung in den Kontext des gesamten (Aus-)Bildungsgeschehens geht; wenn z. B. die Zahl der Anfänger/-innen in Berufsausbildung den Zahlen der Anfänger/-innen im Studium, in schulischer Berufsausbildung oder im Übergangsbereich gegenübergestellt werden soll.
  • Die BIBB-Erhebung zum 30. September wird insbesondere in Verbindung mit Daten aus der Ausbildungsmarktstatistik der BA zum 30. September genutzt. Aufgrund der Aktualität der Daten können zeitnahe Berechnungen von Angebot und Nachfrage im dualen System vorgenommen werden.
  • Die Vorteile der Berufsbildungsstatistik liegen insbesondere in den Möglichkeiten der detaillierten Betrachtungen, u. a. von berufsstrukturellen Entwicklungen auf Grundlage eines breiten Merkmalskatalogs auf Basis von Einzeldaten.

Schaubild A4-1: Anteil der Jugendlichen in den Bildungssektoren und -konten nach Altersjahren 2020 (in %) (Bestandsdaten)

Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren (Bestandsdaten)

Für die Frage, in welchen Bildungssektoren sich die Jugendlichen eines bestimmten Alters befanden, ist es sinnvoll, die Jugendlichen einer Altersgruppe (Bestandsdaten) in Relation zur Wohnbevölkerung im entsprechenden Alter zu setzen (z. B. Jugendliche in dualer Berufsausbildung nach BBiG/HwO im Alter von 15 bis 24 Jahren ÷ Wohnbevölkerung im Alter von 15 bis 24 Jahren). Die Anteile variieren deutlich, je nachdem, welche Altersgruppe betrachtet wird. Hier wurde die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen gewählt (vgl. Statistisches Bundesamt 2021k).

Bei der nachfolgenden Betrachtung muss berücksichtigt werden, dass Jugendliche unterschiedlich lange in den verschiedenen Bildungs- und Erwerbsbereichen verweilen. Während eine duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO in der Regel drei Jahre dauert, kann ein Studium mehr als fünf Jahre dauern. Maßnahmen des „Übergangsbereichs“ sind zum Teil nur von unterjähriger Dauer. Das heißt, Jugendliche in dualer Ausbildung werden i. d. R. in drei aufeinanderfolgenden Erhebungsjahren im Bestand des Sektors „Berufsausbildung“ erfasst, während Teilnehmer/-innen in Maßnahmen im „Übergangsbereich“ in diesen i. d. R. nur in einem Jahr gezählt werden.

Schaubild A4-1 gibt einen Überblick über die Bildungs- und Erwerbsstationen von Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren im Jahr 2020. In diese Betrachtung der Alterskohorten flossen Daten der iABE, der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes sowie Daten des Mikrozensus ein (vgl. Statistisches Bundesamt 2021k, 2022b, 2022c). Es stellt von links nach rechts das (Aus-)Bildungsgeschehen entsprechend der iABE dar. Dieses fasst alle (Aus-)Bildungsstationen zusammen, die Jugendlichen nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule (Sekundarstufe I) offenstanden. Weil den genutzten Datenquellen u. a. unterschiedliche Stichtage und Datenerhebungsverfahren zugrunde liegen, handelt es sich hier um Schätzwerte. Die ausgewiesenen Anteile werden auf ganze Zahlen gerundet, um den Schätzcharakter deutlich zu machen.

Um auch die Stationen außerhalb des (Aus-)Bildungsgeschehens für eine Altersklasse möglichst vollständig zu dokumentieren, wurden darüber hinaus auch andere Bildungsstationen ausgewiesen:

  • Jugendliche, die sich in der Sekundarstufe I der allgemeinbildenden Schule befinden, und
  • Jugendliche, die bereits eine vollqualifizierende Berufsausbildung abgeschlossen haben und eine Weiterbildung an einer beruflichen Schule absolvieren.

Die Jugendlichen im (Aus-)Bildungsgeschehen sowie die Jugendlichen, die sich in der Sekundarstufe I oder in Weiterbildung befinden, bilden im Folgenden zusammen die Gruppe von Jugendlichen in formaler Bildung. In Schaubild A4-1 werden außerdem Jugendliche ausgewiesen, die sich nicht in Bildung befanden, sondern die als Erwerbstätige erfasst wurden. Darüber hinaus wurde unterschieden, ob diese Personengruppen bereits erfolgreich eine formale Qualifizierung im (Aus-)Bildungsgeschehen durchlaufen haben oder nicht. In vorherigen Darstellungen wurden zudem auch Erwerbslose und Nichterwerbspersonen mit und ohne formaler Qualifikation ausgewiesen. Für das aktuelle Berichtsjahr ist dies jedoch nicht möglich, da hierfür keine verlässlichen Daten auf Basis der Mikrozensus-Erhebung 2020 vorliegen und das Erhebungskonzept des Mikrozensus umgestellt wurde. Infolgedessen fällt in diesem Jahr die Kategorie „Sonstige“ größer aus. Zudem sind die auf Basis der Mikrozensus zugespielten Daten nicht mit dem Vorjahr vergleichbar.

Betrachtet wird zunächst die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen, die sich im Jahr 2020 in formaler Bildung befanden:

Die duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO stellte mit einem Anteil von 14 % an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung in der gewählten Altersgruppe eine bedeutende Qualifikationsstation für die Altersgruppe dar.

In schulischer Berufsausbildung befanden sich darüber hinaus 4 % der 15- bis 24-Jährigen. Hierzu zählen die Ausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen, in denen sich 3 % der Altersgruppe befanden, bspw. in Ausbildungen zum/zur Pflegefachmann/-frau oder Erzieher/-in. Darüber hinaus befand sich 1 % der Jugendlichen in anderen Formen der schulischen Berufsausbildung, z. B. als Kaufmännische/-r Assistent/-in oder Gestaltungstechnische/-r Assistent/-in oder in einer Beamtenausbildung im mittleren Dienst. Auf die berufsstrukturellen Entwicklungen in der schulischen Berufsausbildung wird in Kapitel A6.1 genauer eingegangen.

In teilqualifizierenden Maßnahmen des „Übergangsbereichs“ befanden sich 3 % der Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren. Hierzu zählen alle Maßnahmen, die das Ziel der Vorbereitung auf oder der Integration in Berufsausbildung haben, bspw. die berufsvorbereitenden Maßnahmen der BA (BvB) oder Maßnahmen der Berufsorientierung (Kapitel A9.4).

Eine Höherqualifizierung – ob über den Erwerb der Hochschulreife (15 %), ein Studium (19 %) oder eine Weiterbildung (1 %) – strebten insgesamt 35 % der 15- bis 24-Jährigen an. Zu den Studierenden zählen sowohl junge Menschen, die ihr Studium „traditionell“ an Hochschulen oder Verwaltungsfachhochschulen absolvieren, als auch diejenigen, die dual an Hochschulen und Berufsakademien studieren (zu dualen Studiengänge Kapitel A6.3).

Die jungen Menschen außerhalb der formalen Bildung können nach den Erwerbstätigen mit und ohne formale Qualifikation betrachtet werden. Zu den Erwerbstätigen zählen nach der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) alle Personen, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, selbstständig ein Gewerbe oder eine Landwirtschaft betreiben oder als mithelfende Familienangehörige im Betrieb eines Verwandten mitarbeiten. Da dieser Gruppe auch Personen angehören, die eine geringfügige Tätigkeit (Minijob) ausüben, als Aushilfe nur vorübergehend beschäftigt sind oder einem Ein-Euro-Job nachgehen, werden hier – abweichend vom Normalarbeitsverhältnis – auch atypische Beschäftigungsformen erfasst (Kapitel A10.1.3). Die erwerbstätigen Jugendlichen, die bereits einen formalen Bildungsabschluss erworben haben, stellten mit rd. 12 %, gemessen an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung, die größere Untergruppe dar. Rund 4 % der Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren gingen einer Erwerbstätigkeit nach, ohne über einen formalen Bildungsabschluss zu verfügen. Über die Gruppe der jungen Erwachsenen ohne Berufsausbildung wird ausführlich in Kapitel A1156 berichtet.

Für 15 % – die Sonstigen – konnte der Verbleib statistisch nicht geklärt werden. Hierzu lagen entweder keine (verlässlichen) Daten vor oder die Daten konnten nicht überschneidungsfrei in die Kohortenbetrachtung aufgenommen werden. Zu den Sonstigen zählen neben den bereits oben erwähnten Erwerbslosen und Nichterwerbspersonen z. B. Jugendliche, die ein Praktikum absolvieren, Jugendliche, die nach dem Abitur ein Jahr zur beruflichen und persönlichen Orientierung im Inland oder Ausland absolvieren („Gap Year“), Jugendliche in Arbeitsgelegenheiten mit Qualifizierungsanteil nach SGB II und Jugendliche in gesellschaftlichen Diensten, wie bspw. dem Bundesfreiwilligendienst oder dem freiwilligen Wehrdienst.

Betrachtet man die einzelnen Altersgruppen, so unterscheidet sich die Verteilung auf die Bildungsbereiche, dem Lebensverlauf folgend, erheblich von Jahrgang zu Jahrgang. Es zeigt sich eine deutliche qualifikationsspezifische Prägung der unterschiedlichen Altersgruppen:

  • In der Altersgruppe der 15-Jährigen befanden sich noch 81 % der Jugendlichen in Sekundarstufe I.
  • Im Alter von 17 Jahren strebten 52 % der Jugendlichen eine Hochschulzugangsberechtigung an. Auch war der Anteil der Jugendlichen im „Übergangsbereich“ mit 11 % in diesem Alter am höchsten.
  • Unter den 19-Jährigen befanden sich die meisten Jugendlichen in einer dualen oder schulischen Berufsausbildung (33 %).
  • In der Altersgruppe der 22-Jährigen dominierten mit 30 % die Studierenden.
  • Unter den 24-Jährigen befanden sich 34 % junge Erwerbstätige, die bereits eine formale Qualifikation erworben hatten. Zudem gingen 8 % der jungen Menschen in dieser Altersgruppe einer Erwerbstätigkeit nach ohne eine formale Qualifikation zu besitzen.

Anfänger/-innen in den Bildungssektoren

Im Folgenden werden nicht spezifische Altersgruppen betrachtet, sondern altersunabhängig alle Anfänger/-innen im (Aus-)Bildungsgeschehen in den Blick genommen. Diese Betrachtung ist insbesondere dann sinnvoll, wenn es darum geht, zu vergleichen, inwiefern die unterschiedlichen Bildungssektoren nachgefragt wurden, um z. B. Ausbildungskapazitäten zu planen oder Bildungstrends zu identifizieren. Hierzu werden die Anfänger/-innen eines Sektors ins Verhältnis zu allen Anfängern und Anfängerinnen des (Aus-)Bildungsgeschehens gesetzt (z. B. Anfänger/-innen im Sektor „Berufsausbildung“ ÷ alle Anfänger/-innen im (Aus-)Bildungsgeschehen). Die folgende Darstellung zu den aktuellen Entwicklungen im (Aus-)Bildungsgeschehen im Jahr 2021 beruhen auf den vorläufigen Daten der iABE-Schnellmeldung 2021 (vgl. Statistisches Bundesamt 2022f).

Hinweise zu den Daten der iABE-Schnellmeldungen 2020 und 2021

Durch die Einführung der Pflegeausbildungsstatistik (PfleA) werden in einigen Bundesländern (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt) seit dem Berichtsjahr 2020 keine Daten mehr zu den Schülerinnen und Schülern in der neuen Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau/-mann in den Schulen des Gesundheitswesens erfasst. Zudem liegen in Schleswig-Holstein seit dem Berichtsjahr 2020 keine Daten zu den Schulen des Gesundheitswesens vor.

Implikationen für das Berichtsjahr 2020

Im vorherigen Datenreport wurde für das Berichtsjahr 2020 größtenteils auf eine Schätzung des BIBB auf Basis der iABE-Schnellmeldung 2020 zurückgegriffen, da die veröffentlichten Schnellmeldungsdaten im letzten Jahr nur eingeschränkt belastbar waren. Dies lag u. a. daran, dass das GES-Konto (I 05) untererfasst wurde (siehe hierzu ausführlich www.bibb.de/iABE).

Implikationen für das Berichtsjahr 2021

In der aktuellen iABE-Schnellmeldung für das Jahr 2021 wurde das GES-Konto in den Ländern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein um die Daten der PfleA (zum/zur Pflegefachmann/-frau) ergänzt. Dies gilt auch rückwirkend für das Jahr 2020. Zudem müssen für Hessen Zuordnungsprobleme für den Beruf Pflegefachmann/-frau berücksichtigt werden. Da zum Zeitpunkt der iABE-Publikation noch keine aktuellen Daten der PfleA für das Berichtsjahr 2021 vorlagen, wird in der Schnellmeldung auf Vorjahresdaten zurückgegriffen. Zu beachten ist außerdem, dass die Merkmale Staatsangehörigkeit (ausländisch/deutsch) sowie schulische Vorbildung für die PfleA-Daten nicht vorliegen. Auswertungen zu diesen Merkmalen beziehen sich daher nur auf die Länder mit vollständigen Daten.

Im Jahr 2021 begannen 36,3 % (677.500) der Anfänger/-innen des (Aus-)Bildungsgeschehens eine vollqualifizierende Berufsausbildung. Damit stellt auch im Pandemiejahr 2021 der Sektor „Berufsausbildung“ den größten Bildungssektor dar. In dem Sektor begannen knapp zwei Drittel (64,6 %) der jungen Menschen eine duale Ausbildung nach BBiG/HwO, die übrigen starteten eine schulische Berufsausbildung (35,4 %). Hiervon entfiel der Großteil auf die schulischen Berufsausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen. Innerhalb des Sektors der Berufsausbildung vollzieht sich damit eine langsame Verschiebung der Anfängerzahlen hin zu mehr jungen Menschen, die eine Berufsausbildung in GES-Berufen aufnehmen. In den „Übergangsbereich“ mündeten 228.100 Jugendliche (12,2 %) ein. 26,1 % (487.800) strebten den Erwerb einer Hochschulzugangsberechtigung (HZB) an. Zugleich begannen 25,4 % ein Studium (475.500) Schaubild A4-2.

Auch im zweiten Jahr der Coronapandemie sind die aktuellen Entwicklungen in den Bildungssektoren von besonderem Interesse. Nachfolgend wird daher die Entwicklung der Bildungssektoren im Vergleich zum Vorjahr und zum Jahr 2019, dem Jahr vor der Pandemie, dargestellt Tabelle A4-1.

Insgesamt mündeten im Jahr 2021 rd. 21.900 (-1,2 %) Jugendliche weniger ins (Aus-)Bildungsgeschehen ein, als im Vorjahr. Im Vergleich zum Jahr 2019, dem Jahr vor der Pandemie, reduzierte sich die Zahl der Anfänger/-innen im (Aus-)Bildungsgeschehen um rd. 101.000 (-5,1 %). Diese Entwicklung lässt sich u. a. auch darauf zurückführen, dass im Zeitraum von 2019 bis 2021 die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger aus allgemeinbildenden Schulen um 3,0 % gesunken ist (vgl. Kultusministerkonferenz 2021e).57 Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass im gleichen Zeitraum auch die Quote der arbeitslosen jungen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren leicht angestiegen ist (von 4,4 % 2019 auf 4,9 % 2021) (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2022a).

Schaubild A4-2: Entwicklung der Sektoren des Ausbildungsgeschehens 2005 bis 2021 – absolut und relativ (100% = alle Anfänger/-innen im Ausbildungsgeschehen)

Tabelle A4-1: Anfänger/-innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) – Bundesübersicht 2005 bis 2021 (Teil 1)

Tabelle A4-1: Anfänger/-innen in den Sektoren und Konten der integrierten Ausbildungsberichterstattung (iABE) – Bundesübersicht 2005 bis 2021 (Teil 2)

Der Sektor „Berufsausbildung“ ist im Zuge der Coronapandemie und den damit verbundenen Einschränkungen durch einen starken Einbruch der Anfängerzahlen gekennzeichnet. Im Zeitraum von 2019 bis 2021 sank die Zahl der Einmündungen in eine vollqualifizierende Berufsausbildung um 47.100 (-6,5 %). Während die duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO zwischen den Jahren 2019 und 2021 einen drastischen Rückgang um rd. 46.000 (-9,5 %) verzeichnete, blieb die Zahl in den Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufen im gleichen Zeitraum konstant (+0,2 %). Gegenüber dem Vorjahr konnte sich die Anfängerzahl in der dualen Berufsausbildung im Jahr 2021 wieder etwas erholen (+1,3 %). Die Zahl der Anfänger/-innen im GES-Konto ist hingegen rückläufig (-1,5 %). Hier ist zu berücksichtigen, dass die jüngsten Entwicklungen in den GES-Berufen vermutlich unterschätzt werden, weil für den Beruf Pflegefachfrau/-mann Vorjahresdaten in die iABE-Schnellmeldung für das Jahr 2021 einfließen. Der Rückgang der dualen Berufsausbildung kann teilweise durch den Coronaeffekt erklärt werden. Da weniger Ausbildungsplätze angeboten wurden, weichen die Jugendlichen möglicherweise auch auf andere (Aus-)Bildungsangebote aus. So stieg zwischen 2019 und 2021 z. B. die Zahl der Anfänger/-innen im Sektor „Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung“ (+1,2 %). Zumindest im ersten Pandemiejahr 2020 verzeichneten sowohl die GES-Berufe als auch die Subgruppe der deutschen Studienanfänger/-innen an Hochschulen einen Anstieg. Für das zweite Pandemiejahr sind hier jedoch wieder rückläufige Zahlen zu beobachten.

Wie auch in den letzten Jahren (seit 2016) gehen die Anfängerzahlen im Sektor „Übergangsbereich“ zurück. Im Vorjahresvergleich sank die Zahl der Einmündungen 2021 erneut um 6.500 (-2,8 %). Verglichen mit dem Jahr 2019 verzeichnete der Sektor einen Rückgang um 21.800 (-8,7 %). Neben dem Rückgang der Schulabgängerzahlen, spielt hier auch eine Rolle, dass sich in der Pandemie weniger Jugendliche bei der Berufsberatung/Ausbildungsvermittlung gemeldet haben. So waren gewohnte Zugangswege z. B. über Kontakte in der Schule und persönliche Beratungsgespräche deutlich eingeschränkt. Auch digitale Angebote konnten dies nicht vollständig ersetzen (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2021g). Hierdurch konnten vermutlich auch weniger Jugendliche in den Übergangsbereich vermittelt werden. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass mehr Jugendliche in der Schullaufbahn verblieben sind.

So zeigte der Sektor „Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung“ auch im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr einen weiteren Anstieg der Einmündungen (+1.900 bzw. +0,4 %). Verglichen mit dem Jahr 2019 verzeichnete er als einziger Sektor einen Zuwachs um rd. 5.600 Anfängerinnen und Anfänger (+1,2 %). Der Trend zu höherqualifizierenden Abschlüssen setzte sich demnach fort.

Der Sektor „Studium“ wies im Jahr 2021 verglichen mit dem Vorjahr erneut einen Rückgang der Anfängerzahlen (-18.600 bzw. -3,8 %) auf. Schon im ersten Coronajahr gab es deutlich weniger Einmündungen in den Hochschulsektor, jedoch zeigten sich hier unterschiedliche Entwicklungen für deutsche und ausländische junge Menschen. Die Zahl der ausländischen Studienanfänger/-innen sank 2020 gegenüber 2019 um rd. 20 %. Ein Grund hierfür war, dass in Folge der Pandemie die Zahl der Bildungsausländer/-innen, die ein Studium in Deutschland begannen, stark abnahm. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist ihre Zahl von rd. 111.000 im Jahr 2019 auf 86.000 im Jahr 2020 gesunken. Das entspricht einem Rückgang um rd. 23 %. Für deutsche Studienanfängerinnen und -anfänger zeigte sich im ersten Pandemiejahr 2020 hingegen ein leichtes Plus von 1,6 % gegenüber dem Vorjahr. Auch die Übergangsquote junger Menschen von der Schule ins Studium erreichte im Jahr 2020 mit 48 % einen Höchststand, während sie im Jahr 2019 noch bei rd. 43 % lag (vgl. Statistisches Bundesamt 2021o). Im zweiten Pandemiejahr ist die Zahl der deutschen Studienanfänger/-innen im Hochschulsektor hingegen wieder rückläufig (-8,5 % 2021 gegenüber 2020). Die Zahl der ausländischen Studienanfänger/-innen hat nach den Daten der iABE-Schnellmeldung im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 wieder zugenommen (+14,9 %). Daten zu den Bildungsausländerinnen und Bildungsausländern für das Jahr 2021 liegen noch nicht vor.

Auch im längerfristigen Zeitvergleich zeigen die Sektoren und Konten unterschiedliche Entwicklungsdynamiken. Betrachtet man die Veränderung der Zahlen aller Anfängerinnen und Anfänger für die einzelnen Bildungssektoren und -konten zwischen 2005 und 2021, so zeigen sich unterschiedliche Trends: Während die duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO bis zum Jahr 2007 eine positive Entwicklung vorwies, verzeichnete sie – u. a. als Folge der Wirtschaftskrise – einen Einbruch im Jahr 2009.58 Gegenüber dem Höchststand im Jahr 2007 zeigte sich im Jahr 2021 ein Rückgang um rd. 23 %. Dieser Rückgang ist nochmals deutlich durch die Einflüsse der Pandemie verstärkt worden.

Die Zahl der Anfänger/-innen in den schulischen Berufsausbildungen in Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufen ist hingegen seit 2005 fast kontinuierlich gestiegen und verzeichnete ein Plus von rd. 32 %. Die sonstigen schulischen Berufsausbildungen59 haben sich im selben Zeitraum rückläufig entwickelt (-35 %). Insgesamt verzeichnete der Sektor „Berufsbildung“ einen Rückgang um rd. 61.700 Anfänger und Anfängerinnen (-8,3 %). Auch dieser Rückgang ist stark geprägt durch die Einflüsse der Pandemie.

Im „Übergangsbereich“ hat sich die Zahl der Einmündungen zwischen den Jahren 2005 und 2014 kontinuierlich reduziert (rd. -40 %). Dieser Rückgang vollzog sich größtenteils parallel zur demografischen Entwicklung. In den Jahren 2015 und insbesondere 2016 stieg die Zahl der Anfänger/-innen jedoch erstmals wieder deutlich. Gegenüber dem Tiefstand im Jahr 2014 verzeichnete der Übergangsbereich im Jahr 2016 ein Plus von rd. 20 %. Dieser Anstieg war vor allem auf die zunehmende Zahl von Geflüchteten zurückzuführen, die insbesondere in Programme zum Erlernen der deutschen Sprache in den „Übergangsbereich“ einmündeten (vgl. Statistisches Bundesamt 2017b). Im Jahr 2021 zeigt sich gegenüber dem Jahr 2016 wieder ein deutlicher Rückgang der Anfängerzahlen um rd. 25 %, welcher einhergeht mit einem Rückgang der Zahl der Geflüchteten. Der „Übergangsbereich“ sinkt damit im zweiten Jahr in Folge unter seinen Tiefstand im Jahr 2014 (252.670), bevor die Zahl der Jugendlichen in den Maßnahmen aufgrund der verstärkten Zuwanderung Geflüchteter nach Deutschland deutlich anstieg. Gründe hierfür liegen einerseits in der rückläufigen Zahl der Schulabgänger/-innen. Darüber hinaus sind aufgrund der Coronapandemie weniger junge Menschen in Maßnahmen des Übergangsbereichs eingemündet.

Die steigenden Zahlen der Anfänger/-innen im Sektor „Erwerb der Hochschulreife“ (+7,3 %) und im „Studium“ (+29,8 %) seit 2005 verweisen auf einen Trend zur Höherqualifizierung. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass in den letzten Jahren die Umstellung auf das achtjährige Gymnasium (G8) – zeitversetzt in den einzelnen Bundesländern60 – doppelte Entlassjahrgänge nach der Sekundarstufe I bzw. nach dem Abitur hervorgebracht hat. Im (Aus-)Bildungsgeschehen stiegen in den entsprechenden Jahren die Einmündungen in den Sektoren „Erwerb der HZB (Sek II)“ (verkürzte Mittelstufe) und „Studium“ (doppelte Abiturjahrgänge). Im Jahr 2010 zeigte sich bspw. der Ausschlag des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ sowie drei Jahre später im Sektor „Studium“. Inzwischen ist die Umstellung auf das achtjährige Gymnasium in allen Bundesländern erfolgt, entsprechend stabilisierte sich auch die Zahl der Anfänger/-innen in beiden Sektoren. Mittlerweile sind viele Bundesländer wieder vom achtjährigen Gymnasium abgerückt und zum neunjährigen Gymnasium zurückgekehrt (vgl. Kultusministerkonferenz 2021e). Statistisch zeigt sich der Effekt der Wiedereinführung von G9 im Jahr 2017 erstmals im Land Niedersachsen: Da die Schulzeitverlängerung in der Mittelstufe erfolgt, ist im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ ein Anfängerjahrgang (mit Ausnahme der Jugendlichen an Gesamtschulen und beruflichen Schulen) quasi „ausgefallen“. Dies wirkt sich entsprechend drei Jahre später, also im Jahr 2020, auch auf die Anzahl der Abiturientinnen und Abiturienten in Niedersachsen aus, auch hier ist ein Abiturientenjahrgang nahezu weggefallen.

Die größte Dynamik wies der Sektor „Studium“ auf. Neben den Effekten des achtjährigen Gymnasiums wird die Zahl der Studienanfänger/-innen auch durch die Zahl der Bildungsausländer/-innen beeinflusst. Hierbei handelt es sich um ausländische Studierende, die ihre HZB im Ausland erworben haben und ein Studium in Deutschland aufnehmen. Das Statistische Bundesamt verzeichnete rd. 86.000 Bildungsausländer/-innen für das Jahr 202061, im Jahr 2005 waren es noch rd. 55.600. Während ihre Zahl bis zum Jahr 2019 (111.000) kontinuierlich gestiegen ist, hat sie sich im Jahr 2020 coronabedingt erstmals wieder reduziert (vgl. Statistisches Bundesamt 2022h).

Vergleicht man die Anfänger/-innen in dualer Berufsausbildung mit den Anfängern/Anfängerinnen im Studium und berücksichtigt dabei einerseits, dass Bildungsausländer/-innen aus dem Ausland hinzukommen, aber gleichzeitig auch deutsche Jugendliche62 ein Studium im Ausland aufnehmen (vgl. Dionisius/Illiger 2015, S. 43), so zeigt sich für das Jahr 2020, dass die Zahl der Anfänger/-innen in der dualen Berufsausbildung und im Studium auf einem ähnlichen Niveau liegen Schaubild A4-3. Dies ist insbesondere auf den starken Einbruch der Anfängerzahlen in der dualen Berufsausbildung im Zuge der Coronapandemie zurückzuführen. Insgesamt mündeten in den Sektor „Berufsausbildung“ – zu dem sowohl die duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO als auch die schulischen Berufsausbildungen gehören – jedoch weiterhin mehr Jugendliche ein als in ein Studium.

Schaubild A4-3: Anfänger/-innen in Berufsausbildung und Studium 2005 bis 2020 im Vergleich

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die iABE-Daten einen Trend zur Höherqualifizierung ausweisen, der sich in den letzten Jahren konsolidiert hat Tabelle A4-1.

Betrachtet man zur Einordung den Anteil der Schulabsolventen/Schulabsolventinnen mit Studienberechtigung, so hat sich dieser von rd. 25 % im Jahr 2005 bis zum Jahr 2012 auf rd. 37 % erhöht. Seither hat der Anteil sich auf einem Niveau von rd. 35 % eingependelt (2020: 33 %). Gleichzeitig verzeichnete die Gesamtzahl der Schulabgänger/-innen allgemeinbildender Schulen gegenüber dem Jahr 2005 einen stetigen Rückgang (vgl. Statistisches Bundesamt 2021d). Diese simultan verlaufenden Prozesse haben zur Folge, dass sich in der Summe die Zahl der Anfänger/-innen im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ seit dem Jahr 2010 wieder rückläufig entwickelt. Seit der Coronapandemie zeigen sich gegenüber dem Jahr 2019 allerdings wieder leichte Zuwächse für die Anfänger/-innen im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“. Hierdurch wird die längerfristige, leicht rückläufige Entwicklung seit 2010 etwas gebremst. Auch im Sektor „Studium“ zeigt sich bei der alleinigen Betrachtung der deutschen Studierenden (ohne Bildungsausländer/-innen), dass auch hier die Anfängerzahlen seit dem Jahr 2011 (mit Ausnahme des Pandemiejahres 2020) wieder leicht rückläufig sind.

Unterschiede der Bildungssektoren im Hinblick auf Geschlecht, Nationalität und schulische Vorbildung

Nachfolgend werden die Sektoren des (Aus-)Bildungsgeschehens im Hinblick auf die der iABE zur Verfügung stehenden Merkmale Geschlecht, Nationalität, und schulische Vorbildung betrachtet Tabelle A4-2.

Tabelle A4-2: Anfänger/-innen in den Bildungssektoren nach ausgewählten Merkmalen (in %)

Das (Aus-)Bildungsgeschehen unterscheidet sich in der Aufteilung der Geschlechter kaum vom Bevölkerungsdurchschnitt: Vergleicht man 2021 die Geschlechteranteile der Sektoren und Konten des (Aus-)Bildungsgeschehens mit dem Bevölkerungsdurchschnitt, so zeigt sich für den Sektor „Berufsausbildung“ (48,2 %) sowie den Sektor „Studium“ (52,3 %) ein relativ ausgeglichenes Verhältnis der Geschlechter. Hinter dem Verhältnis im Sektor „Berufsausbildung“ verbergen sich jedoch große Unterschiede: Während die duale Berufsausbildung eher männlich dominiert war (36,8 % Frauen), stellten sich die schulischen Berufsausbildungen insbesondere in den GES-Berufen (75,8 % Frauen) als stark weiblich dominiert dar. Der Sektor „Erwerb der Hochschulreife (Sek II)“ wurde mit insgesamt 53,1 % etwas stärker von jungen Frauen besucht. Im Sektor „Integration in Ausbildung (Übergangsbereich)“ hingegen war der Frauenanteil unterdurchschnittlich hoch (39,0 %). Betrachtet man die Entwicklung der Frauenanteile zwischen 2005 und 2021 in den Sektoren, so zeigt sich, dass die Anteile nur geringfügig schwankten.

Der Anteil der Ausländer/-innen lag im (Aus-)Bildungsgeschehen im Jahr 2021 bei rd. 18 %. Er lag damit 3 Prozentpunkte über dem Ausländeranteil der 15- bis 24-jährigen Wohnbevölkerung (15,1 % im Jahr 2020) Schaubild A4-4. Eine Erklärung hierfür liefert der hohe Anteil von Bildungsausländer/-innen im Sektor „Studium“. Die Sektoren und Konten wichen in ihrer Aufteilung allerdings deutlich davon ab: Der „Übergangsbereich“ wies mit 29,8 % den höchsten Anteil von Anfängern und Anfängerinnen ohne deutsche Staatsangehörigkeit auf. Der Sektor „Berufsausbildung“ (rd. 14 %) sowie der Sektor „Erwerb der Hochschulreife (Sek II)“ (7,4 %) verzeichnete deutlich niedrigere Werte. Der Anteil ausländischer Anfänger/-innen war in den schulischen Berufsausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen (rd. 17 %) höher als in der dualen Berufsausbildung nach BBiG (12,1 %). Der niedrigere Ausländeranteil (9,9 %) für die sonstige schulische Berufsausbildung entsteht durch die Zusammenfassung mit der Beamtenausbildung, welche nur deutsche Staatsbürger/-innen beginnen dürfen.

Schaubild A4-4: Entwicklung der Ausländeranteile in den Bildungssektoren 2005 bis 2021 (in %)

Der Sektor „Studium“ verzeichnete im Jahr 2021 einen Ausländeranteil von 24,3 %. Dabei muss beachtet werden, dass sich unter den ausländischen Studienanfängern und Studienanfängerinnen im Jahr 2020 rund 85 % sog. Bildungsausländer/-innen befanden; dies sind ausländische Studierende, die ihre HZB im Ausland erworben haben. Für das Jahr 2021 liegen noch keine Daten zu den Bildungsausländern und Bildungsausländerinnen vor.

Im Vergleich zum Jahr 2005 hat sich der Ausländeranteil in der Wohnbevölkerung um rd. 4 Prozentpunkte erhöht. Dies spiegelt sich auch in den Entwicklungen der Ausländeranteile in den Bildungssektoren wider. Sowohl der Sektor „Berufsausbildung“ insgesamt als auch die duale Berufsausbildung nach BBiG/HwO verzeichneten gegenüber dem Jahr 2005 einen Anstieg von rd. 7 Prozentpunkten auf 12 %. Der Ausländeranteil in den schulischen Berufsausbildungen in Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufen stieg im gleichen Zeitraum um rd. 12 Prozentpunkte auf 17 %. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei u. a. auch um geflüchtete junge Menschen handelt. So zeigen bspw. die Daten der BA/BIBB-Migrationsstudien 2018 und 2020 ebenfalls einen leichten Anstieg der Bewerber/-innen mit Fluchtmigrationshintergrund, die in eine schulische Berufsausbildung eingemündet sind (BIBB-Datenreport 2021, Kapitel A8.1). In den sonstigen schulischen Berufsausbildungen schwankte der Anteil der Ausländer/-innen im Betrachtungszeitraum. Wie bereits oben erwähnt, ist der Ausländeranteil hier durch die Zusammenfassung mit der Beamtenausbildung wesentlich niedriger als in den GES-Berufen.

Der Ausländeranteil im Sektor „Studium“ erhöhte sich von rd. 18 % im Jahr 2005 auf 24 % im Jahr 2021. Bei dieser Entwicklung muss – wie oben bereits berichtet –  die generell steigende Zahl der Bildungsausländer/-innen berücksichtigt werden.

Einen deutlichen Anstieg der Ausländeranteile verzeichnete der „Übergangsbereich“. Hier sind die Anteile von rd. 14 % im Jahr 2005 auf ca. 30 % im Jahr 2021 gestiegen. Ein wesentlicher Faktor für den sprunghaften Anstieg seit dem Jahr 2014 ist, dass verstärkt Geflüchtete in den „Übergangsbereich“ einmündeten.

Die Ausländeranteile für den Sektor „Erwerb der Hochschulreife“ und somit auch für das (Aus-)Bildungsgeschehen insgesamt können aufgrund fehlender Werte erst ab dem Berichtsjahr 2009 ausgewiesen werden. Gegenüber dem Jahr 2009 ist der Ausländeranteil im Sektor „Erwerb der Hochschulreife“ vergleichsweise stabil. Für das (Aus-)Bildungsgeschehen insgesamt zeigt sich für den Zeitraum seit 2009 eine Steigerung des Ausländeranteils um rund 8 Prozentpunkte.

Mit dem Merkmal „schulische Vorbildung“ erfasst die iABE den höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss. Die Ausprägungen sind: Allgemeine Hochschulreife, Fachhochschulreife, Realschul- oder gleichwertiger Abschluss, Hauptschulabschluss und ohne Hauptschulabschluss. Anders als in der Berufsbildungsstatistik wird die berufliche Vorbildung (Kapitel A5.5.1) nicht erfasst.

Da die Sektoren sich entsprechend ihrer Bildungsziele voneinander abgrenzen, unterscheiden sie sich auch bezüglich des Merkmals „Vorbildung“ Tabelle A4-2. Die folgenden Angaben beziehen sich auf das Berichtsjahr 2020.

  • Sektor „Berufsausbildung“

Für die Aufnahme einer dualen Berufsausbildung müssen junge Menschen keinen formalen Schulabschluss mitbringen, in den Schulberufen sieht das z. T. anders aus. Entsprechend war der Anteil der Anfänger/-innen ohne (3,9 %) und mit Hauptschulabschluss (23,3 %) in der dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO höher als in den schulischen Berufsausbildungen. Unter den Anfängern und Anfängerinnen in den sonstigen schulischen Berufsausbildungen, hinter denen sich i. d. R. sogenannte Assistentenausbildungen verbergen, verfügten 85,5 % über einen mittleren Abschluss, nur 6,1 % begannen eine Ausbildung mit Hauptschulabschluss. Der Anteil der Anfänger/-innen ohne Hauptschulabschluss lag bei 0,4 %. In den schulischen Berufsausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen verfügte rd. ein Viertel sogar über das (Fach-)Abitur. Hierzu geben Kapitel A5 und Kapitel A6 tiefergehende Auskunft. Dort werden u. a. berufsstrukturelle Unterschiede auch im Hinblick auf die schulische Vorbildung der Anfänger/-innen erläutert.

  • Sektor „Integration in Ausbildung (Übergangsbereich)“

Der Großteil der jungen Menschen im Übergangssektor (45,3 %) hat die Schule mit Hauptschulabschluss verlassen, 21,1 % aller Anfänger/-innen verfügten sogar über einen Realschul- oder gleichwertigen Abschluss. 26,4 % konnten keinen Schulabschluss vorweisen.

  • Sektor „Erwerb der Hochschulreife (Sek II)“

Eine HZB streben i. d. R. junge Menschen mit der Eingangsvoraussetzung Realschulabschluss an. Durch die Umstellung auf G8 wird der Realschulabschluss in einigen Bundesländern jedoch erst nach der zehnten Klasse, der sog. Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe vergeben, sodass Jugendliche mit Beendigung der Mittelstufe nur über einen Hauptschulabschluss verfügen. Dies erklärt den Anteil von 1,4 % mit Hauptschulabschluss.

  • Sektor „Studium“

Die Aufnahme eines Studiums setzt i. d. R. den Abschluss der fachgebundenen oder allgemeinen Hochschulreife voraus. Der Großteil besaß die allgemeine Hochschulreife (85,8 %), knapp ein Fünftel der Studienanfänger/-innen (14,2 %) immatrikulierte sich mit der Fachhochschulreife.

(Regina Dionisius, Amelie Illiger)

  • 55

    Hierfür müssten die amtlichen Statistiken im Hinblick auf ihre Erhebungsmerkmale harmonisiert werden. Das heißt, unterschiedliche Merkmalsdefinitionen wie z. B. die des Merkmals Migrationshintergrund müssten aneinander angepasst werden. Darüber hinaus wäre eine bundesweite Erhebung von Individualdaten notwendig, welche mit einer Personenkennnummer versehen werden müsste. In Hessen werden im Rahmen der Schulstatistik Individualdaten in Verbindung mit einer anonymisierten Personennummer erhoben. Entsprechend kann die iABE für Hessen bereits Bildungsverläufe für einen Großteil der Jugendlichen nachzeichnen.

  • 56

    Dort steht jedoch, anders als in diesem Überblick, die Altersgruppe der 20- bis 34-Jährigen im Zentrum der Berichterstattung.

  • 57

    Im Jahr 2021 verzeichnete die Zahl der Schulabgänger/-innen im Vorjahresvergleich einen Zuwachs um 2,3 %. Zum Teil ist der Anstieg auf einen statistischen Effekt durch die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium in Niedersachsen zurückzuführen, durch den es im Jahr 2020 deutlich weniger Abiturientinnen und Abiturienten gab. Ihre Zahl stieg im Jahr 2021 wieder entsprechend stark an.

  • 58

    Daten für die Jahre 2006, 2008, 2009, 2011 und 2013 finden sich im BIBB-Datenreport 2020, Tabelle A4.1-1.

  • 59

    Zu den sonstigen schulischen Berufsausbildungen zählen die iABE-Konten „Schulische Berufsausbildung an Berufsfachschulen nach BBiG/HwO“ (I 02), „Schulische Berufsausbildung an Berufsfachschulen außerhalb BBiG/HwO nach Landesrecht“ (I 03), „Schulische Berufsausbildung mit Erwerb einer HZB (doppelqualifizierend)“ (I 04) sowie „Berufsausbildung in einem öffentlich-rechtlichen Ausbildungsverhältnis (Beamtenausbildung mittlerer Dienst)“ (I 06).

  • 60

    Doppelte Abiturjahrgänge: 2007 Sachsen-Anhalt; 2008 Mecklenburg-Vorpommern; 2009 Saarland; 2010 Hamburg; 2011 Bayern, Niedersachsen; 2012 Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen; 2013 Hessen (1,5-facher Jahrgang), Nordrhein-Westfalen; 2016 Schleswig-Holstein (vgl. Kultusministerkonferenz 2018)

  • 61

    Daten für 2021 liegen noch nicht vor.

  • 62

    Daten zu den deutschen Studierenden im Ausland liegen für das Jahr 2020 noch nicht vor, daher wird hier auf Vorjahresdaten zurückgegriffen. Es ist zu beachten, dass dadurch die Entwicklungen während der Coronapandemie noch nicht vollständig berücksichtigt werden.