Im Folgenden wird die Bedeutung und Entwicklung der schulischen Berufsausbildung skizziert. Die Darstellung erfolgt differenziert nach den Bildungskonten Schaubild A6.1.2-1. Nicht berücksichtigt wird die Beamtenausbildung im mittleren Dienst (Konto I 06).162 Insgesamt begannen rd. 221.900 junge Menschen im Jahr 2021 eine schulische Berufsausbildung, das entspricht rd. einem Drittel aller vollqualifizierenden Berufsausbildungen. Nachfolgend werden die Entwicklungen der schulischen Berufsausbildungen zunächst im Zeitvergleich dargestellt. Anschließend erfolgt eine Beschreibung im Hinblick auf die Merkmale Geschlecht, Staatsangehörigkeit und schulische Vorbildung.
Schaubild A6.1.2-1: Anfänger/-innen in den Konten schulischer Berufsausbildung 2005 bis 2021
Entwicklungen gegenüber dem Jahr 2019 und dem Vorjahr
Die Ausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen (Konto I 05) stellten mit rd. 188.300 Anfängern und Anfängerinnen im Jahr 2021 das mit Abstand bedeutendste Konto dar. Das GES-Konto umfasste ca. 85 % aller Anfänger/-innen in schulischen Berufsausbildungen. Während die Zahl der Anfänger/-innen gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig war (-1,5 %), zeigte sie sich im Vergleich zum Jahr 2019, dem Jahr vor der Pandemie, jedoch stabil (+0,2 %). Im Vergleich zu den verhältnismäßig starken Rückgängen in der dualen Berufsausbildung nach BBiG/HwO (-9,5 % im Vergleich zu 2019) hatte die Pandemie damit auf die GES-Berufe einen scheinbar geringeren Einfluss. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die jüngsten Entwicklungen in den GES-Berufen vermutlich unterschätzt werden, weil für den Beruf der/des Pflegefachfrau/-mann, Vorjahresdaten in die iABE-Schnellmeldung für das Jahr 2021 einfließen.
Die schulischen Berufsausbildungen nach Landesrecht (Konto I 03) machten mit 12.500 Anfängern und Anfängerinnen rd. 6 % der Anfänger/-innen in schulischen Berufsausbildungen aus. Gegenüber dem Vorjahr verzeichneten sie einen Anstieg um 6,2 %. Gegenüber dem Jahr 2019 waren sie vergleichsweise stabil (-1,0 %).
Die schulischen Berufsausbildungen nach BBiG/HwO (Konto I 02) stellten mit 3.900 lediglich ca. 2 % aller Anfänger/-innen in schulischen Berufsausbildungen und spielten somit eine vergleichsweise geringe Rolle. Die Anfängerzahlen zeigen einen verhältnismäßig starken Rückgang sowohl gegenüber dem Vorjahr (-10,2 %) als auch gegenüber 2019 (-17,9 %). Ähnliches gilt für die doppelqualifizierenden schulischen Berufsausbildungen, in denen neben dem Berufsabschluss auch die Hochschulreife erworben werden kann (Konto I 04). Sie stellten mit 17.200 Anfängern/Anfängerinnen rd. 8 % der Anfänger/-innen in schulischen Berufsausbildungen. Auch hier reduzierte sich die Zahl der Anfänger/-innen gegenüber den Vorjahren, und zwar um 8,7 % gegenüber 2020 bzw. 8,8 % gegenüber 2019. Für diese Bildungskonten setzte sich der negative Trend der Vorjahre fort.
Entwicklungen seit dem Jahr 2005
Die langfristige Dynamik aller schulischen Berufsausbildungen seit dem Jahr 2005 zeigt, dass die Zahl der Anfänger/-innen insgesamt vergleichsweise stabil war, die einzelnen Bildungskonten sich jedoch sehr unterschiedlich entwickelt haben.
Der Bereich der schulischen Berufsausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen verzeichnete als einziger und dominierender Bereich eine deutlich positive Entwicklung (+32,0 %). Die gestiegenen Anfängerzahlen beruhen hier insbesondere auf der Zunahme im Bereich der Pflegeberufe, aber auch Erzieher/-innen verzeichneten einen bedeutenden Zulauf.
In den doppelqualifizierenden Bildungsgängen (Konto I 04) sank die Zahl der Anfänger/-innen im Vergleich zum Jahr 2005 um rd. 40 %. Bei den Rückgängen der Anfängerzahlen in den doppelqualifizierenden Bildungsgängen fällt der Einbruch ab dem Jahr 2008 ins Auge. Während 2008 noch rd. 34.000 Anfänger/-innen gezählt wurden, waren es ein Jahr später nur noch rd. 26.000. Dies ist insbesondere auf eine Umwidmung der doppelqualifizierenden Bildungsgänge in Baden-Württemberg zurückzuführen: Im Jahr 2008 wurden sie noch im Sektor „Berufsausbildung“ gezählt (als primäres Bildungsziel wird hier noch der Berufsabschluss angegeben); ab dem Jahr 2009 werden sie im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“ als „Bildungsgänge an Berufsfachschulen, die eine HZB vermitteln“ ausgewiesen (ab diesem Zeitpunkt wurde die HZB als primäres Ziel benannt).
Die Zahl der Anfänger/-innen in Berufsausbildungen außerhalb BBiG/HwO nach Landesrecht (Konto I 03) hat sich im Betrachtungszeitraum mehr als halbiert (-61,7 %). Über die Gründe für den Rückgang der „Assistentenausbildungen“ kann nur spekuliert werden. So kann vermutet werden, dass dies auf ihren kompensatorischen Charakter zurückzuführen ist. Insbesondere aufgrund des demografischen Wandels gab es einen deutlichen Rückgang der Zahl der Jugendlichen. Hierdurch verbesserten sich zum einen die Chancen der jungen Menschen, einen Ausbildungsplatz im dualen System nach BBiG/HwO zu finden, wodurch weniger kompensatorische Angebote – seien es „Assistentenausbildungen“ oder Maßnahmen des Übergangsbereichs – benötigt wurden. Eine weitere Ursache, die einen Rückgang der „Assistentenausbildung“ verursacht haben könnte, ist der Trend hin zu einer stärkeren allgemeinbildenden Höherqualifizierung, sowohl über doppelqualifizierende Bildungsgänge im Sektor „Berufsausbildung“ als auch über die primär allgemeinbildenden Bildungsgänge im Sektor „Erwerb der HZB (Sek II)“. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die angebotenen „Assistentenausbildungen“ an den beruflichen Schulen auch institutionellen Logiken folgen. So kann eine Landesregierung Ausbildungsplätze anbieten oder diese aufgrund veränderter Bedingungen zurückfahren, was dann zu entsprechend sinkenden Anfängerzahlen in diesen Ausbildungen führt.
Für den ebenso deutlichen Rückgang der Zahl der Anfänger/-innen in den Ausbildungen an Berufsfachschulen nach BBiG/HwO (Konto I 02) können ähnliche Gründe vermutet werden. Diese haben sich seit 2005 ebenfalls deutlich reduziert (-65,8 %). Auffallend ist, dass die Zahlen der Anfänger/-innen in den schulischen Ausbildungen nach BBiG/HwO im Jahr 2019 sprunghaft gestiegen sind. Dies ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes jedoch hauptsächlich auf eine veränderte Zuordnung von Bildungsgängen in Rheinland-Pfalz zurückzuführen.
In Kapitel A6.1.3 werden die Konten I 03 „Schulische Berufsausbildung an Berufsfachschulen außerhalb BBiG/HwO nach Landesrecht“ und I 04 „Schulische Berufsausbildung mit Erwerb einer HZB (doppelqualifizierend)“163 für die berufsstrukturellen Analysen unter der Überschrift „Ausbildungen nach Landesrecht (außerhalb BBiG/HwO)“164 gemeinsam betrachtet, da sie in der Fachserie nicht getrennt ausgewiesen werden.
Anfänger/-innen nach ausgewählten Merkmalen
In Tabelle A6.1.2-1 werden die Konten der schulischen Berufsausbildung anhand der Merkmale Geschlecht, Staatsangehörigkeit und schulische Vorbildung betrachtet. Auf den Vergleich der schulischen Berufsausbildung zum dualen System sowie zu den anderen Bildungssektoren wird in Kapitel A4 näher eingegangen. Die folgenden Auswertungen zu den Merkmalen Geschlecht und Staatsangehörigkeit basieren auf den vorläufigen Daten der iABE-Schnellmeldung 2021. Differenzierte Daten zur schulischen Vorbildung der Anfänger/-innen liegen für das Jahr 2021 noch nicht vor; hier ist das Bezugsjahr jeweils 2020.
Tabelle A6.1.2-1: Anfänger/-innen in schulischer Berufsausbildung nach Geschlecht, Staatsangehörigkeit und schulischer Vorbildung (in %)
Die GES-Ausbildungen sind im Vergleich zu den anderen Konten der schulischen Berufsausbildung traditionell stark weiblich geprägt. So lag der Anteil165 der Anfängerinnen im Jahr 2021 bei 75,8 %. Der Anteil der Ausländer/-innen lag bei rd. 17 %. Gut die Hälfte aller Anfänger/-innen (56 %) verfügte im Jahr 2020 zu Beginn der Ausbildung über einen mittleren Abschluss, rd. ein Viertel sogar über die (Fach-)Hochschulreife. Nur knapp ein Fünftel aller Anfänger/-innen besaß einen Hauptschulabschluss (18 %).
Der Frauenanteil in den doppelqualifizierenden Ausbildungen war mit 41,6 % im Vergleich zu den anderen Konten der schulischen Berufsausbildung eher gering. Diese Ausbildungen wiesen mit 13,9 % den niedrigsten Ausländeranteil aus. Entsprechend dem Bildungsziel verfügten 94,5 % der Anfänger/-innen bereits über einen mittleren Schulabschluss. 4,8 % brachten sogar die (Fach-)Hochschulreife mit. Sie nutzten diese Bildungsgänge demnach in erster Linie zum Erwerb von beruflichen Qualifikationen.
In den schulischen Berufsausbildungen nach Landesrecht (außerhalb BBiG/HwO) waren Frauen mit einem Anteil von 52,1 % etwas häufiger vertreten. Der Ausländeranteil in diesen Bildungsgängen lag bei 15,6 %. Im Hinblick auf die schulische Vorbildung wiesen sie einen vergleichsweise niedrigen Anteil mit Hauptschulabschluss auf (14,6 %). Über einen Realschulabschluss verfügten 60,9 % der Anfänger/-innen, die (Fach-)Hochschulreife brachten 22,6 % mit.
Mit einem Frauenanteil von 60,0 % waren die schulischen Ausbildungen nach BBiG/HwO eher weiblich geprägt. Der Ausländeranteil betrug in diesen Bildungsgängen 17,2 %. Die Jugendlichen brachten eine vergleichsweise niedrige schulische Vorbildung mit. 32,2 % verfügten über einen Hauptschulabschluss, 53,2 % über einen mitleren Abschluss. Nur 12,0 % der Anfänger/-innen hatten eine (Fach-)Hochschulreife.
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162
Die Beamtenausbildung wird in Kapitel A6.2 gesondert betrachtet.
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An Berufsfachschulen nach Landesrecht (außerhalb BBiG/HwO) und Fachgymnasien
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Ohne Ausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen
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Anteile zur Staatsangehörigkeit und schulischer Vorbildung ohne Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein aufgrund fehlender Werte im GES-Konto (siehe Kapitel A4)