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Nach der Ausbildungsmarktstatistik der BA lag der Anteil der aus früheren Schulentlassjahrgängen stammenden Bewerber/-innen an allen bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern im Berichtsjahr 2021 bei 46,9 % (Kapitel A1.1.3). Ob sich die Bewerber/-innen, die die Schule bereits in Vorjahren verließen und daher oft als Altbewerber/-innen bezeichnet wurden, tatsächlich schon früher einmal um eine Ausbildungsstelle beworben hatten, geht aus der BA-Statistik allerdings nicht hervor. Eine eindeutige Abgrenzung des Personenkreises der Altbewerber/-innen ist demgegenüber bei der BA/BIBB-Bewerberbefragung möglich. Hier wird von folgender Definition ausgegangen: Altbewerber/-innen sind „all diejenigen Personen, die angeben, sich bereits einmal für einen früheren Ausbildungsbeginn als den des jeweils aktuellen Ausbildungsjahres beworben zu haben“ (vgl. Ulrich/Krekel 2007; Kapitel A1.1.3). Dementsprechend wird in der BA/BIBB-Bewerberbefragung nicht nur erfasst, ob sich die Bewerber/-innen bereits früher um eine betriebliche Ausbildungsstelle beworben haben, sondern darüber hinaus auch, für welches Ausbildungsjahr sie dabei erstmals den Beginn einer Ausbildung anstrebten.

Auf Datenbasis der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2021 wurde ein Anteil der Altbewerber/-innen an allen Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern von 26 % für das Berichtsjahr 2021 ermittelt.185 Damit ist der Altbewerberanteil gegenüber 2020 konstant geblieben und lag somit immer noch unter den Altbewerberanteilen von 2006 bis 2016 Schaubild A8.1.3-1.

Schaubild A8.1.3-1: Entwicklung des Anteils der Altbewerber/-innen an allen Bewerberinnen und Bewerbern von 2006 bis 2021 (in %)

Mehr als die Hälfte der Altbewerber/-innen (56 %) des Berichtsjahrs 2021 hatte sich erstmals im Vorjahr um eine betriebliche Ausbildung beworben, 22 % strebten den Beginn einer Ausbildung bereits im Vorvorjahr an und weitere 20 % in noch früheren Jahren.186

Im Berichtsjahr 2021 fiel in der Gruppe der Altbewerber/-innen der Männeranteil mit 61 % insgesamt ähnlich hoch aus wie in der Gruppe der Erstbewerber/-innen (62 %), also derjenigen, die sich 2021 zum ersten Mal für eine Ausbildung beworben hatten Tabelle A8.1.3-1. Das Lebensalter lag in der Gruppe der Altbewerber/-innen naturgemäß im Schnitt höher als in der Gruppe der Erstbewerber/-innen. Jugendliche mit Migrationshintergrund (Kapitel A8.1.1) waren unter den Altbewerberinnen und Altbewerbern mit einem Anteil von 41 % nur marginal stärker vertreten als unter den Erstbewerbern und -bewerberinnen (39 %). Die Schulabschlüsse unterschieden sich zwischen den beiden Bewerbergruppen zum Teil deutlich: So verfügten Altbewerber/-innen im Vergleich zu Erstbewerbern und -bewerberinnen seltener über einen mittleren Schulabschluss (44 % vs. 48 %), aber häufiger über die (Fach-)Hochschulreife (24 % vs. 16 %). Dies lässt sich damit erklären, dass die in früheren Jahren erfolglosen Bewerber/-innen mit mittlerem Schulabschluss relativ häufig, z. B. durch den Besuch einer Fachoberschule oder höheren Handelsschule, noch einen höheren Schulabschluss erworben hatten.

Tabelle A8.1.3-1: Merkmale der Altbewerber/-innen und Erstbewerber/-innen des Berichtsjahrs 2021 (in %)

Zum Befragungszeitpunkt befanden sich 36 % der Altbewerber/-innen des Berichtsjahres 2021 in einer betrieblichen Berufsausbildung nach BBiG/HwO. Bei den Erstbewerbern und -bewerberinnen lag der entsprechende Anteil bei 40 % Tabelle A8.1.3-2. Auch 2020 waren mehr Erst- als Altbewerber/-innen in einer betrieblichen Ausbildung verblieben (42 % vs. 34 %). Trotz anhaltendem Unterschied zwischen der Gruppe der Altbewerber/-innen und der Erstbewerber/-innen bzgl. der Verbleibsquote in einer betrieblichen Ausbildung gelang es im Vergleich zu 2020 einem größeren Anteil an Altbewerbern bzw. -bewerberinnen, in eine betriebliche Ausbildung einzumünden (36 % vs. 34 % im Jahr 2020), wohingegen der Anteil der betrieblich eingemündeten Erstbewerber/-innen leicht zurückging (40 % vs. 42 % im Jahr 2020). Erstbewerber/-innen befanden sich zum Befragungszeitpunkt häufiger in der allgemeinbildenden (7 %) oder (teilqualifizierenden) berufsbildenden Schule (10 %) als Altbewerber/-innen (2 % und 6 %). Die Gruppe der Altbewerber/-innen des Berichtsjahres 2021 hingegen war häufiger arbeitslos, -suchend (17 %) oder gingen einer Erwerbstätigkeit bzw. einem Minijob nach (10 % bzw. 5 %) als Personen, die sich 2021 erstmalig um eine Ausbildungsstelle bemüht hatten (9 %, 4 % bzw. 3 %). Besonders hoch fallen die Anteile der Arbeitslosen bzw. -suchenden bei den Personen aus, deren erstmalige Bewerbung mehr als zwei Jahre zurücklag: Mehr als ein Viertel von ihnen war 2021 arbeitslos bzw. -suchend. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 24 % und 2018 sogar nur bei 14 %.

Tabelle A8.1.3-2: Verbleib der Altbewerber/-innen und Erstbewerber/-innen der Berichtsjahre 2021 und 2020 zum Befragungszeitpunkt (in %)

  • 185

    Für rd. 7 % der befragten Ausbildungsstellenbewerber/-innen konnte aufgrund fehlender Angaben nicht geklärt werden, ob sie Altbewerber/-innen waren oder nicht. Die tatsächliche Altbewerberquote könnte somit leicht unterschätzt sein. Die nicht zuordenbaren Fälle wurden, wie bereits bei Auswertungen aus früheren Jahren, aus den weiteren Auswertungen zu den Altbewerbern und Altbewerberinnen 2021 ausgeschlossen.

  • 186

    Für 1 % der Altbewerber/-innen konnte aufgrund fehlender Angaben nicht ermittelt werden, für welches frühere Jahr sie sich erstmals beworben hatten.