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Das IAB-Betriebspanel265 stellt seit 1995 Informationen zur Weiterbildung in den deutschen Betrieben bereit. Wurden die Weiterbildungsdaten bis zum Jahr 2007 in zweijährigem Rhythmus erhoben, werden die Basisinformationen zur Weiterbildung seitdem jährlich abgefragt. In diesem Beitrag werden zwei Indikatoren zur Beschreibung der Weiterbildung dargestellt: die Weiterbildungsbeteiligung und die Weiterbildungsquote. Während die Weiterbildungsbeteiligung den Anteil der weiterbildenden Betriebe bezeichnet, drückt die Weiterbildungsquote den Anteil der in Weiterbildung einbezogenen Mitarbeiter/-innen aus. Weitere Informationen zur Weiterbildung (z. B. zu Weiterbildungsaktivitäten nach Wirtschaftszweigen) sowie methodische Erläuterungen sind der diesem Kapitel zugrunde liegenden Expertise266 des IAB zu entnehmen. Ergebnisse zu den Indikatoren Ausbildungsberechtigung, Ausbildungsaktivität und Übernahmeverhalten von Betrieben finden sich in Kapitel A7.2 und Kapitel A10.1.1.

Grundsätzlich gilt ein Betrieb im IAB-Betriebspanel als Weiterbildungsbetrieb, wenn er Weiterbildungsmaßnahmen fördert, indem er seine Beschäftigten dafür von der Arbeit zumindest teilweise freistellt und/oder die Kosten für die Maßnahmen teilweise oder vollständig übernimmt. Die Weiterbildungsangaben im IAB-Betriebspanel beziehen sich dabei jeweils auf das erste Halbjahr eines Jahres.

Weiterbildungsbeteiligung und Weiterbildungsquote

Der Indikator Weiterbildungsbeteiligung bezieht die Anzahl der Betriebe, die im ersten Halbjahr eines Jahres weiterbildungsaktiv waren, auf die Anzahl aller Betriebe in Deutschland.

Der Indikator Weiterbildungsquote wird als Quotient der Summe aller an Weiterbildungsmaßnahmen partizipierenden Mitarbeiter/-innen im ersten Halbjahr (Zähler) und der Summe aller Mitarbeiter/-innen zum Stichtag der Befragung (Nenner) ermittelt.

Weiterbildungsbeteiligung

Bis zum Jahr 2019 ist der Anteil der weiterbildenden Betriebe, bis auf eine kurzzeitige Unterbrechung während der Finanzkrise in den Jahren 2009 und 2010, seit 2001 kontinuierlich angestiegen (2001: 36 % vs. 2019: 55 %). Im Jahr 2020, mit dem Beginn der Coronapandemie, haben Betriebe ihr Weiterbildungsangebot allerdings deutlich reduziert. Der Anteil der weiterbildenden Betriebe im ersten Halbjahr 2020 lag lediglich bei 34 % und befand sich somit auf einem vergleichbar niedrigen Niveau wie 2001 Tabelle B1.2.1-1.

Zwischen West- und Ostdeutschland zeigten sich zuletzt nahezu keine Unterschiede mehr in der Weiterbildungsbeteiligung der Betriebe: Im Jahr 2020 beteiligten sich sowohl in den west- als auch in den ostdeutschen Bundesländern jeweils 34 % der Betriebe an der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter/-innen.

Die Weiterbildungsbeteiligung steigt mit der Beschäftigtenzahl an. Während bundesweit im ersten Halbjahr 2020 von den Kleinstbetrieben mit weniger als zehn Beschäftigten 26 % weiterbildeten, waren es von den Großbetrieben 80 %. Dieses Ergebnis ist wenig überraschend, da die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest ein/-e Mitarbeiter/-in weitergebildet wird, mit der Betriebsgröße naturgemäß zunimmt. Hinzu kommt, dass größere Betriebe eher über die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen verfügen, um Qualifizierungsmaßnahmen durchführen zu können. Im Vergleich zum Jahr 2018 ist der Anteil der weiterbildenden Betriebe besonders im kleinen und mittelbetrieblichen Segment zurückgegangen.

Tabelle B1.2.1-1: Weiterbildungsbeteiligung nach Betriebsgröße, West-, Ostdeutschland und Bundesgebiet 2001 bis 2020 (in %)

Weiterbildungsquote

Nach den Daten des IAB-Betriebspanels lag die Weiterbildungsquote, also der Anteil der Weiterbildungsteilnehmer/-innen an allen Beschäftigten, bundesweit im ersten Halbjahr 2020 bei 15 % und ist somit im Vergleich zum Jahr 2018 um mehr als die Hälfte zurückgegangen (2018: 36 %) Tabelle B1.2.1-2. Zudem lag sie im Osten mit 17 % geringfügig über dem entsprechenden Wert im Westen (15 %). Da die Fragestellung nach der Anzahl der Weiterbildungsteilnehmer/-innen im IAB-Betriebspanel 2014 geändert wurde, ist ein zeitlicher Vergleich der Weiterbildungsquote nur eingeschränkt möglich. Seit Beginn des Jahrtausends ist jedoch bis zum Jahr 2019 ein deutlicher Anstieg der Weiterbildungsquote festzustellen. Mit dem Rückgang der Weiterbildungsquote im Jahr 2020 ist das Niveau allerdings wieder vergleichbar mit dem Wert im Jahr 2001 (18 %).

Die höchste Weiterbildungsquote ist in den Großbetrieben und in Betrieben mit 10 bis 49 Beschäftigten zu finden, wo sie im ersten Halbjahr 2020 bei 16 % lag. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Größenklassen bei der Weiterbildungsquote bei Weitem nicht so deutlich ausgeprägt wie bei der Weiterbildungsbeteiligung. So lag der Anteil der Weiterbildungsteilnehmer/-innen in den Kleinstbetrieben zuletzt bei 15 % und in Betrieben mit 50 bis 499 Beschäftigten bei 14 %. Demnach bilden kleinere Betriebe, sofern sie sich zur Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen entschlossen haben, vergleichsweise viele Mitarbeiter/-innen weiter Tabelle B1.2.1-3 Internet.

Im Hinblick auf die Weiterbildungsbeteiligung von Beschäftigten mit unterschiedlichen Tätigkeitsniveaus gilt, dass Beschäftigte für qualifizierte Tätigkeiten, d. h. Tätigkeiten, die eine abgeschlossene Berufsausbildung oder einen (Fach-)Hochschulabschluss erfordern, sehr viel häufiger an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen als Beschäftigte für einfache Tätigkeiten Tabelle B1.2.1-2. So lag die Weiterbildungsquote der Beschäftigten für qualifizierte Tätigkeiten im ersten Halbjahr 2020 bei 20 %, die der Beschäftigten für einfache Tätigkeiten hingegen bei nur 6 %. Im Vergleich zum Jahr 2018 ist die Weiterbildungsbeteiligung der Beschäftigten infolge der Pandemie insbesondere für Beschäftigte, die einfache Tätigkeiten ausüben, bundesweit deutlich zurückgegangen (22 % vs. 6 %). Die Weiterbildungsschere zwischen Beschäftigten mit unterschiedlichen Qualifikationen klafft somit noch weiter auseinander. Auch bei der Differenzierung zwischen den Größenklassen finden sich zuletzt nur noch geringe Unterschiede in der Teilnahmequote der Beschäftigten für einfache Tätigkeiten. So lag die Weiterbildungsquote in Großbetrieben lediglich 2 Prozentpunkte höher als in den anderen Größenklassen (8 % vs. 6 %).

(Ramona Jost – Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung)

Tabelle B1.2.1-2: Weiterbildungsquote nach Qualifikationen, West-, Ostdeutschland und Bundesgebiet 2001 bis 2020 (in %)