Dass die berufliche Integration für einen Großteil der Zugewanderten, ob aus Staaten der Europäischen Union oder Drittstaaten, ob mit oder ohne Fluchthintergrund, als ein über mehrere Jahre andauernder Prozess anzusehen ist, haben die vorstehenden Beiträge deutlich gemacht. Umso wichtiger sind Angebote, die den Zugang zum Arbeitsmarkt unterstützen. Hierzu gehören Verfahren, die die Kompetenzen feststellen, die Zuwandernde mitbringen und beruflich nutzen wollen. Nur ein Teil der Zugewanderten verfügt über Zertifikate von Abschlüssen einer beruflichen Ausbildung oder eines Studiums, die eine Gleichwertigkeitsprüfung zulassen. Es werden daher auch unterhalb der Ebene einer Gleichwertigkeitsprüfung Verfahren benötigt, die berufliches Wissen und Können feststellen, insbesondere, wenn Zugewanderte diese Kompetenzen in informellen und non-formalen Kontexten erworben haben. Kompetenzfeststellungsverfahren machen Wissen und Können, das in anderen Berufsbildungssystemen oder bei beruflichen Tätigkeiten erworben wurde, für unser System zugänglich und transparent. Auf dieser Grundlage können Wege in Berufe geplant werden und die Passung vorhandener Kompetenzen mit den Qualifikationen, die in bestimmen Berufen gefordert werden, hergestellt werden (Kapitel C3.4.5). Bezugspunkt sind häufig die standardisierten Berufe, die das deutsche System in hohem Maße strukturieren.
Um die Bandbreite der Ziele und Vorgehensweisen zu illustrieren, werden nachfolgend drei unterschiedliche Verfahren der Kompetenzfeststellung vorgestellt, die bundesweit eingesetzt werden und standardisiert sind:
- der ProfilPASS in Einfacher Sprache als zieloffenes, breit angelegtes Verfahren, das Kompetenzen bewusst und sichtbar macht, die in beruflichen und nicht beruflichen Kontexten erworben wurden und der Reflexion der eigenen beruflichen Orientierung dient,
- MySkills als Tool, das die Passung von Handlungswissen für typische Handlungen, die in einem Beruf benötigt werden, prüft. Probanden und Probandinnen werden auf bestehende Berufe orientiert und
- ValiKom/ValiKom Transfer als Verfahren, mit dem Teilnehmende ihr berufliches Wissen und Können in Bewertungssituationen unter Beweis stellen und durch ein Zertifikat der Kammer bestätigt bekommen.
Den Ausführungen liegt ein Fragebogen zugrunde, der zentrale Aspekte der Verfahren umfasst, z. B. Zielgruppe, Grundlagen des Verfahrens, Durchführungsmodalitäten und weiterführende Informationen, z. B. Evaluationen. Er wurde von den für das Verfahren Verantwortlichen beantwortet, die im Folgenden als Autor/-in genannt werden.
(Anke Settelmeyer)