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Durch den technologischen Wandel ist es in den letzten Jahren zu weitgehenden Veränderungen am deutschen Arbeitsmarkt gekommen (vgl. Weber 2017; Anbuhl 2019; Helmrich u. a. 2016). Große Teile der Betriebe in Deutschland nutzen zwar bereits digitale Technologien für ihre Arbeits- und Geschäftsprozesse (BIBB-Datenreport 2020, Kapitel A7.4; Büchel u. a. 2020; Statistisches Bundesamt 2022d), jedoch sind die Digitalisierungsprozesse noch nicht abgeschlossen und werden zu weiteren Veränderungen und Verschiebungen am Arbeitsmarkt hierzulande führen (vgl. Schneemann u. a. 2021). Es wird außerdem angenommen, dass in den letzten zwei Jahren die Coronapandemie in einigen Bereichen die Digitalisierung beschleunigte und in anderen zur Dämpfung beigetragen hat (vgl. Engels 2020; Schneemann u. a. 2021). Die Auswirkungen der andauernden Pandemie können jedoch noch nicht abschließend bewertet werden. Entgegen früherer Annahmen (vgl. Frey/Osborne 2017) hat sich mittlerweile herauskristallisiert, dass der technologische Wandel nicht nur zu einem Wegfall von bestimmten Arbeitsplätzen führt, sondern im gleichen Zug auch viele neue entstehen (vgl. Wolter u. a. 2019; Schneemann u. a. 2021). Dies verlangt nach an die Veränderungen angepassten Beschäftigten, die u. a. durch Weiterbildung weiterqualifiziert werden (vgl. Anbuhl 2019; Weber 2017; Janssen/Leber 2020). Zusätzlich ist insbesondere das betriebliche Ausbildungssystem hervorzuheben, welches sich fortlaufend anpassen muss, damit Absolventen/Absolventinnen auf die sich verändernden Gegebenheiten auf dem Arbeitsmarkt vorbereitet sind (vgl. Zinke 2019; Köhne-Finster u. a. 2020).

Ein Blick auf den aktuellen Digitalisierungsstand und die Nutzung digitaler Technologien in Ausbildungsbetrieben im Vergleich zu Nichtausbildungsbetrieben kann helfen, die weiteren Folgen des technischen Wandels abzuschätzen. Im Folgenden werden daher die (1) Unterschiede in der Technologienutzung zwischen Ausbildungsbetrieben und Nichausbildungsbetrieben und (2) der Zusammenhang zwischen dem Digitalisierungsstand und der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung genauer betrachtet.

In einem Schwerpunktmodul des BIBB-Qualifizierungspanels wird seit 2016 die betriebliche Nutzung verschiedener Hard- und Softwarekomponenten abgefragt. Dieses Modul wurde 2020 grundlegend überarbeitet, an den aktuellsten Technologienstand angepasst179 und für 2021 beibehalten.

Indikatoren zur Messung von Digitalisierung im BIBBBetriebspanel zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung (BIBB-Qualifizierungspanel)

Das BIBB-Qualifizierungspanel wird seit 2011 jährlich erhoben. Mit der Wiederholungsbefragung von Betrieben in Deutschland werden repräsentative Längsschnittdaten zum betrieblichen Qualifizierungsgeschehen gesammelt (vgl. Gerhards/Mohr/Troltsch 2012; Troltsch/Mohr 2018; Troltsch/Gerhards 2018). Seit 2016 ist die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt ein zusätzliches Schwerpunktmodul der Befragung. Unter anderem wird dabei zur Messung des Niveaus des betrieblichen Digitalisierungstandes eine detaillierte Erfassung der Nutzung digitaler Technologien vorgenommen. Seit 2020 wird abgefragt, ob die Technologie „derzeit im Betrieb eingesetzt wird“, „derzeit nicht im Betrieb genutzt wird, aber eine Anschaffung geplant ist“ oder „derzeit nicht im Betrieb genutzt wird und keine Anschaffung geplant ist“. Es werden folgende Technologien erhoben:

  • speziell auf Dienstleistungen für Kunden/Kundinnen bezogene digitale Technologien;
  • speziell auf Vernetzung mit Lieferanten und zwischen Betrieben bezogene digitale Technologien;
  • auf das Personalmanagement bezogene Technologien;
  • Technologien, die neuartige Formen der Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Beschäftigten ermöglichen;
  • Technologien zur Unterstützung von projektförmiger und betriebsübergreifender Zusammenarbeit;
  • digitale Technologien, die eine Erhebung, Sammlung, Speicherung und Verarbeitung großer Datenmengen ermöglichen;
  • spezielle Soft- und Hardware zur IT-Sicherheit;
  • digitale Technologien, die eine neuartige Vernetzung bisher einzelner digitaler und/oder automatisierter Prozesse ermöglichen;
  • Einsatz künstlicher Intelligenz und maschinellen Lernens für physische Arbeitsprozesse;
  • Einsatz künstlicher Intelligenz und maschinellen Lernens für nicht physische Arbeitsprozesse;
  • neue Technologien, die individuellere Produkte in kleinen Stückzahlen ermöglichen;
  • digitale Geräte am Körper der Beschäftigten, sog. Wearables;
  • Technologien für autonomen Transport.

Stand der Technologienutzung in Betrieben

Um einen ersten Eindruck über den aktuellen Stand der Digitalisierung in Ausbildungs- und Nichtausbildungsbetrieben zu erlangen, wird die Nutzung bzw. Nichtnutzung sowie die geplante Nutzung verschiedener digitaler Technologien (Soft- und Hardware) in den Betrieben verglichen Schaubild A7.4-1. Das Schaubild zeigt deutlich, dass bestimmte Technologien, wie bspw. „Spezielle Soft- und Hardware zur IT-Sicherheit“ (69 %) oder „Speziell auf Dienstleistungen für Kunden/Kundinnen bezogene digitale Technologien“ (43 %) in der Gesamtheit aller Betriebe relativ weit verbreitet sind, während Technologien, die oft mit der aktuellen Digitalisierungsdebatte verbunden werden wie beispielweise der „Einsatz künstlicher Intelligenz und Maschinellen Lernens“ (2 % bzw. 4 %) oder „digitale Geräte am Körper der Beschäftigten“ (5 %) (noch) nicht so weit verbreitet sind. Je nach Technologie geben 2 % bis 8 % der Betriebe an, dass sie eine Technologie zwar nicht nutzen, aber ihre Einführung planen. Dies weist auf ein Ausbaupotenzial dieser Technologien hin. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass für die Mehrheit der Betriebe bestimmte Technologien auch für die zukünftige Planung keine Rolle spielen werden. Dies könnte bspw. darauf zurückzuführen sein, dass diese Technologien aktuell für Betriebe nicht wirtschaftlich sind oder dass ein Einsatz in den jeweiligen Betrieben nicht sinnvoll erscheint. Bei den meisten Technologien zeigt sich, dass Ausbildungsbetriebe diese häufiger nutzen oder eine Nutzung planen als Nichtausbildungsbetriebe.

Schaubild A7.4-1: Einsatz digitaler Technologien in Ausbildungsbetrieben und Nichtausbildungsbetrieben 2021 (in %)

Im Folgenden wird auf die Nutzung der Technologien im Betrieb eingegangen und wie sich diese zwischen 2020 und 2021 verändert hat. Wie sich auch in den Vorjahren gezeigt hat, nimmt die Nutzung der digitalen Technologien in den Jahren 2020 und 2021 mit steigender Betriebsgröße zu. Auffällig ist bspw. der Sprung bei Technologien für das autonome Fahren (8 % in Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten und 1 % in allen anderen Betriebsgrößenklassen). Der größte Sprung – mit 62 Prozentpunkten – ergibt sich bei den „auf das Personalmanagement bezogene Technologien“ (71 % in Ausbildungsbetrieben mit mehr als 200 Beschäftigten vs. 9 % in Betrieben mit weniger als 19 Beschäftigten). Zudem setzt sich getrennt nach Betriebsgrößenklassen das Muster fort, dass Ausbildungsbetriebe häufiger digitale Technologien nutzen als Nichtausbildungsbetriebe Tabelle A7.4-1 Internet.

Es zeigt sich, dass die meisten Technologien wie bspw. „speziell auf Dienstleistungen für Kunden/Kundinnen bezogene digitale Technologien“, „speziell auf Vernetzung mit Lieferanten und zwischen Betrieben bezogene digitale Technologien“, „spezielle Soft- und Hardware zur IT-Sicherheit“ sowie „Technologien, die neuartige Formen der Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Beschäftigten ermöglichen“ häufiger in Dienstleistungsbetrieben genutzt werden, während einige Technologien wie „neue Technologien, die individuellere Produkte in kleinen Stückzahlen ermöglichen“, häufiger im produzierenden Gewerbe genutzt werden. Zudem finden auch Technologien, die mit künstlicher Intelligenz, digitalen Geräten am Körper der Beschäftigten oder dem autonomen Transport im Zusammenhang stehen nicht in allen Branchen Anwendung Tabelle A7.4-2 Internet. In einigen Branchen kommt es vor, dass bestimmte Technologien wie bspw. „digitale Geräte am Körper der Beschäftigten“ oder „digitale Technologien, die eine neuartige Vernetzung bisher einzelner digitaler und/oder automatisierter Prozesse ermöglichen“ häufiger in Nichtausbildungsbetrieben genutzt werden. Der Einsatz dieser Technologien ist jedoch nicht weit verbreitet.

Im Zeitvergleich zeigt sich, dass bei einigen Technologien zwischen 2020 und 2021 die Nutzung abgenommen hat, während es bei anderen zu einer Zunahme kam oder die Nutzung konstant geblieben ist. Die Zu- und Abnahmen variieren stark zwischen den Betriebsgrößenklassen und Branchen. Diese Ergebnisse könnten zum Teil auf abweichende Zusammensetzungen in den Panelwellen 2020 und 2021 (ausgeschiedene Betriebe wurden im Folgejahr durch neue ersetzt) zurückzuführen sein. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass es gesamtwirtschaftlich grundsätzlich keinen Anstieg bzw. sogar einen Rückgang der Nutzung bestimmter Technologien gab. Kommende Erhebungswellen werden hier ein deutlicheres Bild zu sich abzeichnenden Trends liefern.

Betriebliche Ausbildungsbeteiligung und Digitalisierungsgrad

Die jüngste Messung der Technologien und des Digitalisierungsstandes zeigt erneut, dass ein höherer Digitalisierungsstand mit einer höheren Ausbildungsbetriebsquote (Erläuterung in Kapitel A7.1) im Zusammenhang steht. In Betrieben mit einem niedrigen Digitalisierungsstand beträgt die Ausbildungsbetriebsquote 15 %, in Betrieben mit mittlerem Digitalisierungsstand 24 % und in Betrieben mit hohem Digitalisierungsstand 32 % Tabelle A7.4-3. Der positive Zusammenhang der Ausbildungsbetriebsquote und des Digitalisierungsstandes zeigt sich auch überwiegend, wenn nach Branche oder Betriebsgrößenklasse differenziert wird.

Die Ausbildungsquote (Erläuterung in Kapitel A7.1) folgt einem ähnlichen Muster. Der Anteil der Auszubildenden an allen Beschäftigten fällt bei Betrieben mit niedrigem Digitalisierungsstand geringer aus (4 %) als bei Betrieben mit mittlerem und hohem Digitalisierungsstand (5 %). Bei einer Differenzierung nach Betriebsgrößenklassen und Branchen zeigt sich, dass Betriebe mit einem geringen Digitalisierungsstand stets eine geringere Ausbildungsquote aufweisen als Betriebe mit einem mittleren oder hohen Digitalisierungsstand. Insgesamt deuten die Daten somit auf einen positiven Zusammenhang zwischen der Ausbildungsbeteiligung von Betrieben und ihrem Digitalisierungsstand bzw. der Nutzung von digitalen Technologien hin.

(Felix Lukowski, Myriam Baum)

Digitalisierungsstand 2021

Um den Digitalisierungsstand der Betriebe mit den neu erhobenen Technologien quantitativ einzuschätzen, wurden die Antwortmöglichkeiten zu Nichtnutzung der in 2021 erhobenen Technologien zunächst zusammengefasst. Die Anzahl der genutzten Technologien wurde aufsummiert und abhängig von der Branchenzugehörigkeit betrachtet. Danach wurden die individuellen Betriebswerte mit dem zugehörigen Branchenmittelwert verglichen und anhand der ungewichteten Verteilung eingruppiert. Als Betriebe mit „hoher Digitalisierung“, wurden die 25 % der Betriebe mit der höchsten Anzahl an Technologien eingestuft, während die Kategorie „niedrige Digitalisierung“ sich aus den 25 % mit den wenigsten Technologien im Branchenvergleich zusammensetzt. In die Kategorie „mittlere Digitalisierung“ fallen alle dazwischenliegenden Betriebe.

Tabelle A7.4-3: Indikatoren zur betrieblichen Ausbildungsbeteiligung nach Digitalisierungsgrad des Betriebes und Strukturmerkmalen 2021 (in %)

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    Diese Überarbeitung fand mit Unterstützung von Marco Blank und Prof. Dr. Sabine Pfeiffer vom „Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Technik - Arbeit - Gesellschaft“ der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen statt.