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Im Rahmen der BA/BIBB-Bewerberbefragung 2021 (Kapitel A8.1) wurden die ausbildungsinteressierten jungen Menschen um Auskunft darüber gebeten, ob sie sich auch auf betriebliche Berufsausbildungsstellen beworben hatten, die mehr als 100 km von ihrem Wohnort entfernt liegen. Bei einer Entfernung des Ausbildungsbetriebs von mehr als 100 km vom Heimatort ist ein tägliches Pendeln kaum noch realisierbar, sodass in den meisten Fällen ein Umzug erforderlich sein dürfte. 7 % der Befragten gaben an, dass sie sich tatsächlich auf mehr als 100 km vom Heimatort entfernte Ausbildungsplätze beworben hatten Tabelle A8.2.2-1. Im Jahr 2018 lag dieser Wert bei 8,6 %, 2020 bei 7 % (BIBB-Datenreport 2019 und 2021, jeweils Kapitel A8.2.2). Dies deutet darauf hin, dass sich ausbildungsinteressierte Jugendliche bei ihrer Mobilitätsbereitschaft nicht wesentlich von den Auswirkungen der Coronapandemie beeinflussen ließen.

Wie sich bereits in den Ergebnissen früherer BA/BIBB-Bewerberbefragungen zeigte, lässt sich auch in der Befragung 2021 ein deutlicher Zusammenhang zwischen Alter sowie Schulabschluss und der Bereitschaft zu einer ausbildungsbedingten Mobilität erkennen. Während jüngere Bewerber/-innen mit Hauptschulabschluss relativ selten Bewerbungen für Ausbildungsplätze im Umkreis von über 100 km vom Wohnort entfernt versendeten, war dies bei Älteren und Studienberechtigten viel häufiger der Fall.

Diejenigen, die sich zum Befragungszeitpunkt in dualer Berufsausbildung befanden, wurden in der BA/BIBB-Bewerberbefragung auch nach ihrem tatsächlichen Mobilitätsverhalten im Zusammenhang mit der Aufnahme der Ausbildung gefragt. 7 % gaben an, für die Aufnahme der Ausbildung umgezogen zu sein. Dabei scheinen Alter und Schulabschluss einen ähnlichen Einfluss zu haben, wie oben in Hinblick auf die überregionalen Bewerbungen geschildert wurde. Ein deutlicher Unterschied nach Geschlecht, wie er in vorhergegangenen Befragungen zu beobachten war, zeigt sich allerdings nicht. Da allerdings viele Faktoren Einfluss darauf haben, ob eine betriebliche Ausbildung aufgenommen wird, lassen sich daraus keine generellen Schlüsse auf das Mobilitätsverhalten von Auszubildenden ziehen.

Deutlich häufiger als Umzüge ist tägliches Pendeln zu beobachten Tabelle A8.2.2-1. Gut ein Fünftel aller Befragten (22 %) in dualer Berufsausbildung gab an, mehr als 20 km tägliche Wegstrecke (einfache Fahrt) bis zum Ausbildungsbetrieb zurückzulegen. Auch hier zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Schulabschluss und realisierter Mobilität.

(Philip Herzer)

Tabelle A8.2.2-1: Mobilitätsverhalten von im Berichtsjahr 2020/2021 registrierten Ausbildungsstellenbewerbern/ -bewerberinnen (ohne Personen im Kontext von Fluchtmigration): Ergebnisse der BA/BIBBBewerberbefragung 2021 (in %)