Ziele und Anliegen
Mit dem von Kammern im Projekt ValiKom403 entwickelten Validierungsverfahren werden die beruflichen Kompetenzen von berufserfahrenen Personen ohne Ausbildung sowie Quereinsteiger/-innen im Vergleich zu einem anerkannten Ausbildungsberuf – dem Referenzberuf – bewertet und zertifiziert und so transparent sichtbar gemacht.
Welche Kompetenzen/Qualifikationen festgestellt werden
Die Teilnehmenden dokumentieren ihre beruflichen Erfahrungen und schätzen ihre Kompetenzen im Referenzberuf ein. Berufsexperten und -expertinnen bewerten anschließend die Kompetenzen in den Tätigkeitsbereichen durch handlungsorientierte Aufgaben. Die Ergebnisse dieser Fremdbewertung werden in einem Validierungszertifikat dokumentiert.
Grundlage des Verfahrens
Grundlage sind die in der EU-Ratsempfehlung zur Validierung nicht formalen und informellen Lernens von 2012 genannten Schritte: Information/Beratung, Dokumentation, Bewertung und Zertifizierung.
Zielgruppe und Voraussetzungen der Teilnahme
Die Teilnehmenden müssen mindestens 25 Jahre alt sein und mehrjährige einschlägige Berufserfahrung im Referenzberuf mitbringen; diese kann auch im Ausland erworben worden sein. Um in der Fremdbewertung erfolgreich zu sein, sollten Interessierte über ausreichende Deutschkenntnisse, die zur Ausübung des Berufs notwendig sind, verfügen.
Die Veranlassung der Durchführung und die Kostenübernahme
Interessierte Personen werden z. B. über Beratungsstellen oder ihre Arbeitgeber auf das Verfahren aufmerksam gemacht. Die Teilnahme ist freiwillig und ist bis auf Nebenkosten, z. B. für die Anreise, aufgrund der Förderung durch das BMBF bis Oktober 2024 kostenlos.
Bestandteile des Verfahrens und Durchführung
Beratung: Interessierte klären mit der zuständigen Kammer, ob das Verfahren für sie passend ist. Bei Teilnahme wählen sie den passenden Referenzberuf aus, dokumentieren ihre beruflichen Stationen in einem Lebenslauf und schätzen ihr Können im Referenzberuf selbst ein. Die Kammer steht hierbei bei Bedarf beratend zur Seite. Vor der Fremdbewertung: Teilnehmende und Bewerter/-in besprechen die Selbsteinschätzung und klären Fragen zur Bewertung. Anschließend legen die Teilnehmenden verbindlich fest, in welchen Tätigkeitsbereichen des Berufs sie ihre Kompetenzen bewerten lassen möchten. Am Tag der Bewertung: Teilnehmende bearbeiten berufstypische Aufgaben (z. B. Arbeitsproben, Fachgespräche oder Rollenspiele), anhand derer die Bewertenden deren Können und Wissen beurteilen.
Das Verfahren wird im Rahmen des Projekts ValiKom Transfer bundesweit von 32 zuständigen Stellen, d. h. Handwerks-, Industrie- und Handels- sowie Landwirtschaftskammern, für 39 Ausbildungsberufe angeboten.
Interkulturelle Aspekte bei der Durchführung
Das Verfahren ist individuell ausgestaltet, sodass Kammern und Bewertende auf die Bedürfnisse und Besonderheiten der Teilnehmenden, z. B. die Berufsbiografie und den kulturellen Hintergrund, intensiv eingehen können. Die Aufgabenstellungen erfolgen praxisnah und sind in möglichst einfacher, gut verständlicher Sprache ausgestaltet, sodass Verständnisprobleme durch Nachfragen und Erläuterungen überwunden werden können.
Die Teilnehmenden erhalten nach Abschluss …
… ein Kammer-Zertifikat, das genau aufschlüsselt, in welchen Bereichen des gewählten Referenzberufs sie über Kompetenzen verfügen, die denen einer ausgebildeten Fachkraft entsprechen.
Nutzen der Feststellung
Das Zertifikat kann, da es die Kompetenzen einer Person in einem anerkannten Ausbildungsberuf transparent macht, für Arbeitsuchende und Unternehmen im Bewerbungsprozess und für Arbeitsuchende im Kontakt mit der Agentur für Arbeit hilfreich sein. Arbeitgeber und Beschäftigte können es nutzen, um Personalentwicklungsmaßnahmen zu initiieren. Die wissenschaftliche Begleitforschung im Projekt ValiKom Transfer belegt zudem ein hohes Maß an individueller Bestärkung und Motivationssteigerung für anschließende Qualifizierungsmaßnahmen.
Erfolg des Einsatzes
Jedes abgeschlossene Verfahren ist ein Erfolg. Alle Teilnehmenden erhalten mit der Verfahrensteilnahme Ansatzpunkte für ihre berufliche Qualifizierung und Weiterentwicklung.
Verfügbare Evaluationen
Das Projekt ValiKom Transfer wird kontinuierlich durch das Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) wissenschaftlich begleitet. Der Abschlussbericht der ersten Projektphase findet sich unter https://www.validierungsverfahren.de/fileadmin/user_upload/valikom/download/FBH_Ergebniszusammenfassung_ValiKom_Transfer.pdf.
Weitere Informationen
Erklärvideo zum Verfahrensablauf siehe https://youtu.be/CLSpDkQedjw.
Kurzfilme zu Validierungsverfahren in der Lagerlogistik, dem Elektrohandwerk und dem Garten- und Landschaftsbau siehe https://youtube.com/playlist?list=PLDgVx0y53QdPwNR9Iq0l-KRwFx2qdiM-m.
(Ricarda Spallek – Westdeutscher Handwerkskammertag)
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Siehe ValiKom-Website www.validierungsverfahren.de sowie Instagram https://www.instagram.com/validierungsverfahren/ und Facebook https://www.facebook.com/validierungsverfahren/