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Die neueste Abbundtechnik jetzt auch in Kassel

16.01.2019

Beim Thema "Digitalisierung im Beruf des Zimmerers" geht kein Weg an der Vorfertigung mit vollautomatischen CNC-Maschinen vorbei. Das Bundesbildungszentrum Kassel hat eine neue Abbundmaschine angeschafft, die im Sommer 2018 in Betrieb genommen werden konnte und die auch Auswirkungen auf die zukünftige Ausbildung haben wird.

Zwei Kräne zur Bewältigung der Eigenlast der Maschine.

Der Trend zur Digitalisierung macht auch beim Beruf des Zimmerers nicht halt. Während die Werkpläne früher beispielsweise aufwändig von Hand auf Papier gezeichnet werden mussten, vereinfachen heutige, auf den Beruf maßgeschneiderte CAD-Programme, die Erstellung der Planung und eine entsprechende Datenübergabe an die Fertigung. Der umgangssprachliche Zollstock (eigentlich Gliedermaßstab) verliert mehr und mehr an Bedeutung und wird durch Laser-Messgeräte ersetzt. Diese Entwicklungen müssen im zukünftigen Berufsbild des Zimmerers Berücksichtigung finden.
Um das Themenfeld möglichst breit zu erfassen, wurden daher im Rahmen des BMBF-geförderten Projektes "DigiZ" des Bundebildungszentrums des Zimmerer- und Ausbaugewerbes (BUBIZA)" über 250 Fragebögen zu Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien im Beruf des Zimmerers ausgewertet. In die Befragung eingebunden wurden Auszubildende, Meisterschüler/innen, Ausbildende und Betriebsinhaber/innen. In den nächsten Monaten werden wir an dieser Stelle ausführlich über die Ergebnisse der Befragungen berichten.
Aus den Ergebnissen lassen sich Ansätze für eine verstärkte Einbindung dieser Technologien in die Ausbildung herleiten. Eine der häufigsten Nennungen ist der Einsatz von vollautomatischen Abbundmaschinen, die die Ausarbeitung der Hölzer nach entsprechender Datenübergabe und Beschickung übernehmen.

Maßarbeit beim Transport in der Abbundhalle.

Während die Erstellung der Werkpläne für ein Holztragwerk bzw. einen Holzrahmenbau in der Regel von einem Zimmermeister (häufig dem Betriebsinhaber) erledigt wird, ist der Geselle zuständig für die eigentliche "Produktion" der einzelnen Hölzer an der Abbundmaschine. Bereits während der Ausbildung sollten daher einige Grundlagen im Zusammenhang mit Abbundmaschinen vermittelt werden, um die zukünftigen Gesellen möglichst gut vorzubereiten.
Hierzu gehören beispielsweise Grundlagen der Steuerung, Werkzeugwechsel sowie Wartung und Pflege. Um diesen Bereich abzudecken und in die zukünftige Ausbildung einfließen zu lassen, wird hierzu aktuell am BUBIZA ein entsprechender Kurs entwickelt.
Dieser Grundlagenkurs wird eine Dauer von ein bis zwei Tagen haben und soll im dritten Ausbildungsjahr angesiedelt werden. Der Kurs wird weitgehend direkt an der Abbundmaschine mit starker Einbindung der Auszubildenden stattfinden. Anschließend kann durch einen zweitägigen Wahlkurs oder aber im Rahmen der Meisterausbildung das Zertifikat eines "Maschinenführers Abbundtechnik" erlangt werden.
Der bereits vorliegende, in der Meisterausbildung seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzte Kurs zum Maschinenführer für die alte Abbundmaschine muss für die neue Maschine grundlegend überarbeitet werden, da sich die Software erheblich geändert hat und die neue Maschine weitere Aggregate zur Verfügung stellt. In diesem Rahmen soll die Aufsplittung in einen Grundlagenkurs für die Gesellenausbildung und einen Weiterführungskurs für die Meisterausbildung erfolgen.

Trend zur Vorelementierung

Der moderne Holzhausbau ist auf eine verstärkte Vorfertigung von mindestens einseitig geschlossenen Wand-, Dach- und Deckenelementen in der Zimmerei ausgerichtet, um witterungsunabhängig hochwertige Elemente herzustellen, die auf der Baustelle eine schnellere Montage ermöglichen. Früher wurden Holzbauwerke aus Einzelbauteilen auf der Baustelle zusammengesetzt. Bis das Bauwerk vor Witterungseinflüssen geschützt war, verging eine beträchtliche Zeit. Das Aufrichten dieser offenen, skelettartigen Strukturen war mit einem deutlich erhöhten Absturzrisiko verbunden. Durch die geschlossenen Elemente im modernen Holzbau werden einerseits die Aufenthalte an Absturzkanten reduziert und andererseits ist das Bauwerk schneller vor Witterungseinflüssen geschützt. Die Verlagerung eines größeren Teils der Herstellung eines Holzbauwerks von der Baustelle in den Betrieb schafft Arbeitsplätze, die körperlich weniger anstrengend und damit sehr gut für ältere Mitarbeiter geeignet sind.

Die fertig installierte Abbundmaschine.

Während der Abbund der Holzbauteile, also das maßgerechte Anreißen und die entsprechende Ausarbeitung der Hölzer, früher zeitaufwändig manuell erfolgte, werden heutzutage verstärkt vollautomatische Abbundmaschinen eingesetzt. Diese Maschinen arbeiten sehr präzise und sind erheblich schneller als eine händische Fertigung. Während noch vor 20 Jahren Abbundzentren die Fertigung für die Betriebe zentral übernommen hatten, besitzen mittlerweile zahlreiche spezialisierte Zimmereibetriebe eine eigene Abbundmaschine. 

Große Erfahrung mit CNC-Technik

Auch das Bundesbildungszentrum hatte frühzeitig eine eigene Abbundmaschine, um insbesondere die Meisterschüler/-innen auf den Umgang mit dieser hochkomplexen Maschine vorzubereiten. Aber die Maschine aus dem Jahr 2003 war zwischenzeitlich in die Jahre gekommen und besaß noch ein veraltetes Betriebssystem inkl. Diskettenlaufwerk. Daher wurde eine neue Abbundmaschine bestellt die im Frühjahr 2018 geliefert und installiert wurde.

Mehr Möglichkeiten

Wie das Vorgängermodell kommt die neue Maschine aus der Produktion des Marktführers Hundegger aus dem Allgäu. Mit der "K2i mit 5-Achs-Unifräse und Robot-Aggregat" können alle Arten von Sägeschnitten, Fräsungen, Bohrungen und Markierungen für die Anschlussposition berührender Bauteile erstellt werden. Durch das zusätzliche Robot-Aggregat verfügt die Maschine über einen Freiheitsgrad mehr als das Vorgängermodell. Zusammen mit der neuen Steuerungssoftware lassen sich dadurch Bearbeitungen ausführen, die vorher unmöglich waren.

Weitere Informationen

Nähere Informationen zur Abbundanlage bzw. der zukünftig angebotenen Kurse erhalten Sie beim Ausbildungsleiter Sascha Brück (sb@bubiza.de) oder beim Projektleiter Dr. Holger Schopbach (hs@bubiza.de).