BIBB-KRIVET Workshop „Apprenticeship Policy Forum 2019"
Im Rahmen des BIBB – KRIVET Arbeitstreffens 2019 im BIBB tauschten sich deutsche und südkoreanische Berufsbildungsexperten/-innen zu aktuellen Forschungsergebnissen und Entwicklungsperspektiven in der beruflichen Bildung in Südkorea und Deutschland aus.
Vom 13. bis 15. November 2019 besuchten Forscherinnen und Forscher des BIBB-Partnerinstituts Korea Research Institute for Vocational Education and Training (KRIVET) zusammen mit Vertreterinnen des Human Resources Development Service of Korea (HRD Korea) das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Die Kooperation zwischen KRIVET und BIBB besteht seit dem Jahr 2000 und wurde Anfang 2018 mit Fokus auf die vergleichende Forschung und dem bildungspolitischen Fachdialog erneuert.
Entwicklungsperspektiven der beruflichen Bildung
BIBB-Experte Dr. Philipp Grollmann präsentierte Ergebnisse aus einem Projekt des CEDEFOP „Changing nature and role of VET“ (2016 – 2018), an dem das BIBB beteiligt war. Gegenstand der Analyse waren Entwicklungen der beruflichen Bildung im Allgemeinen und die Zukunft betrieblicher Ausbildung im Besonderen. Die Diskussion von Entwicklungsszenarien für die duale Berufsbildung in Europa stand am Ende des Beitrages.
BIBB-Experte Markus Bretschneider informierte die koreanischen Gäste über aktuelle Forschungsergebnisse eines Berufe- und Branchenscreenings im Rahmen der BIBB-/BMBF-Initiative „Berufsbildung 4.0 – Fachkräftequalifikationen und Kompetenzen für die digitalisierte Arbeit von morgen“ (2016 – 2018). Eine Zielsetzung der Untersuchung war es, Hinweise auf künftig wichtige Kompetenzanforderungen in verschiedenen Berufen und Branchen zu gewinnen, um daraus Empfehlungen für die Gestaltung von Ordnungsmitteln abzuleiten. In seiner Präsentation gab der BIBB-Experte dabei praxisnahe und für die koreanische Delegation interessante Informationen und Einblicke über Entwicklungen in landwirtschaftliche Berufe.
Aktuelle Reformen zielen auf Stärkung dualer Berufsbildung in Südkorea
In Präsentationen und Diskussionen gaben die koreanischen Experten Einblicke in die Entwicklung des sogenannten Work-Learning Dual Systems, einem Teilsystem des koreanischen Berufsbildungssystems, und in die aktuellen Herausforderungen der Umsetzung.
Anknüpfend an frühere Reformen möchte sich Südkorea in der dual orientierten Berufsbildung verstärkt auf Aspekte des lebenslangen Lernens sowie neuen Qualifikationsanforderungen im Kontext von Industrie 4.0 fokussieren. Ein im Sommer 2019 verabschiedetes Gesetz zum beruflichen Lernen im betrieblichen Kontext soll die Berufsbildung für Lernende und Unternehmen künftig noch attraktiver machen. Ein Fokus der Reformen liegt dabei auf der verbesserten Durchlässigkeit des Bildungssystems, beispielsweise zur Schaffung von Angeboten in der höheren Berufsbildung. Im Zuge des neuen Gesetzes sollen Ausbildungsprofile im Bereich der dualen Berufsbildung geschaffen werden, welche an den Bedarfen und sich verändernden Anforderungen der Wirtschaft orientiert sind. Zielsetzung ist es, die in dualen Berufsbildungsprogrammen erworbenen Abschlüsse im nationalen Qualifikationssystem zu verankern.
SWB gewähren Einblicke in die betriebliche Ausbildungsgestaltung
Am letzten Tag besuchte die südkoreanische Delegation das Heizkraftwerk der Energie- und Wasserversorgung der Stadtwerke Bonn (SWB). Herr Rolf Driller, technischer Mitarbeiter und Herr Paul Becker, Ausbilder für gewerblich-technische Berufe nahmen sich Zeit, um Fragen zu Prozess und Organisation der betrieblichen Ausbildung, sowie zur Entwicklung von Ausbildungsprofilen im Zuge der über die letzten Jahrzehnte fortschreitenden Technisierung und Digitalisierung im Kraftwerksbetrieb zu beantworten. Als Betrieb mit mehr als 2.200 Mitarbeitern und etwa 35 neuen Auszubildenden pro Jahr, eigneten sich die Stadtwerke Bonn besonders deshalb für die koreanische Delegation, um Einblicke in die systematische Ausbildungsgestaltung in großen Unternehmen zu erhalten.